Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Ein Dorf.
Mel:
Als Antwort bekam Vanion nur ein Brummen.
Sie dachte ständig an ihre einzige Liebe, LaFollye.
Dafür hatte sie William geopfert, ihre Gefühle und Erinnerungen an ihn, als der Chronist kam und sie leben wollte, um sich eines Tages LaFollye zurück zu holen.
Dann dachte sie kurz an Luthor, den jungen Heiler; den sie stets nur heimlich angeschmachtet hatte, da er ohne Stand war.
Ob dieser Lächerlichkeit aus der Vergangenheit musste Lorainne lächeln.
"Non, je pens pas à quelquun. Nur an leichtere und unbeschwertere Zeiten."
Vanion:
"Follye, ja... ich war noch nie dort."
Vanion musste Lächeln ob der Ironie - ausgezogen, um die Welt zu erobern, und gelandet in einem Kuhkaff, um Benehmen zu lernen.
"Ich möchte euch um etwas bitten - ich möchte Freunde in Condra besuchen. Ein paar Gestalten, mit denen ich lange gereist bin, und mit denen ich mich früher regelmäßig im Goldkrug getroffen habe. Ein paar Männer und Frauen aus Engonien sind auch manchmal da, meist bekannte Gesichter. Ich weiß, dass ihr mir seit dem Geschehen in.. in.. Simons Erinnerung nicht mehr vertraut.
Aber ich habe mich in dem - ja, wie lange bin ich hier? - in den acht Monden, die ich hier bin, verändert." Er schaute Jacques an, der zustimmend nickte:
"Oui, der Jünge ist tatsäschlisch ein wenig mehr ... ernst'after geworden, mademoiselle chevalière."
"Ich möchte nichts fordern, das steht mir nicht zu - aber ich bitte euch darum. Nach der Reise werde ich mich hier wieder einfinden. Ich werde euch keine weitere Schande mehr bereiten, ich stehe zu meinem Wort."
Mel:
"Vanion, das, was geschehen ist, hat nichts damit zu tun, dass ICH dir nicht mher vertraue."
Sie war es leid, immer wieder darüber diskutieren zu müssen.
"Es steht Dir frei, dahin zu gehen, wohin Du willst, jederzeit. Ich erwarte nicht, dass du stets alles richtig machst, oder immer ein Vorbild bist; dazu bist du noch zu ungeschliffen. Ich erwarte nichtmal bedingungslosen Gehorsam von Dir. Ich erwarte zur Zeit nur eins, nämlich, dass du endlich lernst, was Du wert bist und Dir selbst vertraust in deinem Handeln. Die anderen müssen Deine entscheidungen nicht immer gut heissen, nur Du mist es und die Konsequenzen dafür tragen."
Sie machte eine längere Pause, wählte ihre Worte mit Bedacht.
Es war schwer, Vanion ein Vorbild zu sein und ihn zu erziehen, da sie wusste, dass sie selbst meist eher ein schlechtes Vorbild war.
Ausserdem war er fast etwas wie ein freund und seelnverwandter gewesen. sie passten beide eigentlich ganz gut zusammen.
"Geh nach Condra, finde deinen weg und triff deine entscheidungen. finde endlich zu dir selbst. denn so wie es jetzt ist, funktioniert das nicht. Ich will einen Knappen, dem ich in JEDER Lage Vertrauen kann. Das geht aber nur, wenn er sich selbst vertraut, und das ist bei dir immer noch nicht der fall. Ich hatte gehofft, wenn du eine weile fern von dem geschehen bist und jacques dich begleitet, findest du dich, aber das ist leider nicht der fall."
Vanion:
Vanion schüttelte den Kopf.
"Du missverstehst mich! Ich lerne hier jede Menge, und ich hab mich entschieden, zu bleiben und meinen Weg zu gehen! Ich bin vielleicht nicht mit mir selbst vollkommen im Reinen, aber wer ist das schon? Ich habe Selbstvertrauen! So mancher Abend - ach was, fast jeder Abend! - ist voller Gedanken, aber es führt endlich zu etwas Gutem! Ich weiß, dass ich nicht der stärkste, beste und schlauste Mann der Welt bin. Aber ich weiß auch, dass ich ein verlässlicher und loyaler Mann sein kann, und dass ich ein Schwert immer besser zu führen weiß. Der grüne Junge existiert noch, aber er wird immer erwachsener, so unglaubwürdig das klingt!" Vanion wies auf Jacques, der still am Tisch saß und ob so mancher Worte sehr erstaunt war.
"Es fällt mir nicht einmal schwer, darüber zu reden - lange Zeit konnte ich das nicht, da ich mir immer selbst Vorhaltungen gemacht habe. Das mache ich auch jetzt noch, aber als mahnende Erinnerung, nicht als schwerer Blick auf eine noch schwerere Last, die mich bedrückt und die im Wege herumsteht."
Er lächelte, und Lorainne konnte eine gewisse Selbstironie darin erkennen.
"Freunde treffen, die man lange nicht gesehen hat, generell ein wenig bekanntere Gesellschaft außer den fünf Leuten hier aus dem Dorf, das täte gut. Mir geht es gut. Ich möchte danach hierhin zurückkehren, ich möchte weiter lernen. Ich begleite Euch auch mit Freuden zu Roquefort und halte Euren Brautschleier."
Vanion zögerte kurz, dann fuhr er fort.
"Mir steht es nicht zu, Eure Entscheidung diesbezüglich zu beeinflussen - Ihr wisst selbst, was das Sinnvollste ist. Aber lasst mich - so ich offen reden darf - Euch als Freund sagen, dass ich das für keine gute Idee halte. Ihr legitimiert den Anspruch eines Ursurpators - und das ist, wenn ich Jacques Lektionen in caldrischem Recht wohl verstanden habe, ein umumkehrbarer Vorgang. La Follye ist für weniger zu haben als für deine- ", Vanion kehrte bewusst zum "Du" zurück, beugte sich vor und sah Lorainne eindringlich in die Augen, " -Selbstaufgabe."
Mel:
Lorainnes Blick wurde augenblicklich finster. Unheilvolle Blitze in ihren Augen verrieten den drohenden Ausbruch.
"LaFollye geht Dich nichts an!Und ich werde meine Entscheidungen nicht mit Dir diskutieren! Du hast offenbar noch nichts über Befehle- denn der Wunsch Deines Dienstherren ist kaum etwas anderes- gelernt. Und das hat nichts mit Selbstaufgabe zu tun! Es gibt lediglich keine Gründe gegen diese Heirat." zischte sie.
Dann bereitete sich erstmal wieder Schweigen aus, das sie nach ein paar weiteren Schlucken Wein- und etwas ruhiger unterbrach: "Und jetzt zu Dir: Geh nach Condra und besuche Deine Freunde. Kehre wieder oder lass es sein. Wenn Du zurückkommst, dann nur unter der Bedingung, dass Du zu jammern aufhörst und mir vor allem nicht unterstellst, ich würde Dir seit.... dieser Sache... nicht mehr vertrauen. Denn das tue ich."
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