Autor Thema: Das Laviniakloster in Blanchefleur  (Gelesen 57823 mal)

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Offline Bran

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #135 am: 22. Sep 15, 22:04 »
Ächzend erhob Bran sich von der Bank - der Anreisemarsch steckte ihm noch in den Knochen und er freute sich schon auf ein warmes, weiches Lager im Schlafsaal.
Er klopfte Ulric auf die Schulter "Ich schaue mal nach Anders, ob sie nicht vielleicht meine und Beorns Vorräte ein wenig aufstocken kann."
Eine der Novizinnen beschrieb ihm den Weg zu Anders Zimmer und er machte sich auf den Weg. Das Kloster war schlicht gebaut, doch immer wieder mit Bildnissen von Kirschbäumen und Blüten an den Wänden verrieten die Kunstfertigkeit seiner Bewohner.
Das beschriebene Zimmer war rasch gefunden und Bran klopfte an. Doch er bekam keine Antwort, so wartete er einige Augenblicke. Alas auch beim zweiten Klopfen nichts geschah entschied er sich nicht einzutreten. Wenn Anders und Minna nicht da waren, so wollte er nicht ungefragt in ihr Zimer treten, und wenn sie schon schliefen, wollte er sie nicht extra aufwecken.
So schlenderte er durch die Gänge des Klosters, bis er eher durch Zufall einen Garten erreichte.
Er streifte seine Schuhe ab und ging barfus bis zu einem großen Kirschbaum in der Mitte des Gartens. Dort setzte er sich nieder, schloss die Augen und versuchte die Stimme Nandurias im Flüstern der Blätter und dem Tropfen des leichten Regens zu finden. Doch in diesen Mauern aus Steinen und dem immernoch geschäftigem Treiben fiel es ihm schwer. So sandte er nur ein kurzes Abendgebet an die Göttin der er am nächsten stand und ging um nicht noch nasser zu werden zurück in den Speisesaal und trocknete sich ein wenig an dem großen Feuer, das dort im Kamin knisterte.
Seine Kameraden waren nach wie vor am trinken, Shangra, Nessi und Ulric würfelten mal wieder. Er setzte sich schließlich wieder zu ihnen und stieg in die Runde ein.
Double Tap!!!

Offline Ulrich

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #136 am: 23. Sep 15, 21:59 »
Ulric sah Bran ins Besicht und erkannte Erleichterung, Erleichterung die er nur zu gerne teilte. Die Warmen Klamotten taten gut aber waren inzwis´chen ihm irgendwie fremd geworden. Er hatte sich an das raue Wetter gewöhnt und die Lederrüstung hatte er schon lange nicht merh ausgezogen.
Kaum hatte die Großaxt das Zimmer verlassen sahen Shangra und Nessi schon zu ihm herüber und hatten dieses verschmitzte Lächeln aufgesetzt. `Die wollen doch schon wieder würfeln´ dachter er nur bei sich . Unglaublich! Da sitzt man Wochenlang im Wald und das einzige womit man die langeweile vertreiben kann ist seinen Sold verspielen und dann erreicht man endlcih eine sichere Herberge und die zwei wollen dennoch Würfeln. Kurzerhand warf er den kleinen Schwarzen beutel mit den fünf Knochenwürfeln zu ihnen an den Tisch und die zwei begannen wie immer munter mit dem Spiel.

ER selbst hatte wenig Lust. Darum verließ auch er den Raum und schlenderte durch die lange Säulengänge des Klosters. Hier und da blieb er stehen und bewunderte die schöne Baukunst.
So in Gedanken versunken blieb ihm trotzdem der Schatten im Nacken sitzen der den nächsten Aktionen beiwohnte.
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline gutemine

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #137 am: 24. Sep 15, 16:17 »
Mina musste ziemlich aufpassen, dass die merkwürdig riechenden Tiegel nicht überschwappten.... vorsichtig schnuppernd folgte sie Anders und balancierte Richtung Küche.

"Na ja, weißt du, meine Ziehmutter war eine Kräuterfrau aus Kharkov. Sie hat mir versucht alles mögliche beizubringen über Aussehen und Wirkweise von Pflanzen. Allerdings... wie das so ist als Kind, ich hab nie besonders zugehört. Andere Dinge waren immer wichtiger. In den letzten Monaten ist mir jedoch klar geworden, wie wichtig dieses Wissen sein kann. Vor allem als Lorainne auf dem Fest der Grenzen vergiftet worden ist... weißt du noch? Ich war so froh, dass Torben damals da war... ich war völlig hilflos! Seit dem möchte ich mehr wissen und lernen. Nicht unbedingt, wie man Gifte macht, aber ich möchte schon verstehen, wie sie wirken, um ein Gegengift machen zu können. In Pflanzen steckt so viel Macht..."

Mina hielt den Atem an, wäre sie doch fast über ihren Rocksaum gestolpert.
"Nun ja. Und seit ich lesen und schreiben kann, fällt es mir viel leichter. Jelena hatte es ja direkt gesagt. Aber jetzt kann ich mir Dinge aufschreiben oder nachlesen. Im Grunde übe ich ja vor allem."

Das alte, in Leinen eingeschlagene Kräuterbuch, dass sie in der hintersten Ecke der Bibliothek gefunden hatte und in dem die Pflanzen in Bezug zu den Gestirnen gesetzt wurden und weiterführende Wirkweisen aufgeführt waren, als sie aus der klassischen Heilkunde kannte, erwähnte sie besser nicht. Schließlich war ihr selbst noch nicht klar, was und ob es überhaupt etwas damit auf sich hatte. Aber sie fühlte sich in ihrem Inneren davon angezogen.

Sie waren in der Küche angekommen und Mina musste schmunzeln über Anders stürmische Begrüßung. Es war schön, Lorainne zu sehen, allerdings war sie sehr blass. Die Sorgen standen ihr ins Gesicht geschrieben.
*I can see a crow on your judgement day*

Offline Anders

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #138 am: 25. Sep 15, 17:02 »
Anders stemmte die Hände empört in die Hüfte. "Ich mache keinen Unfug! Alles hat einen Sinn von dem was ich mache. Manchmal versteckt er sich nur gut."
Sie grinste und begann einen Teil der Arbeitsfläche frei zu räumen. "Abgesehen davon, treffe ich Vorbereitungen. Damit auch alles klappt."
Dabei klang sie betont fröhlich, sah die anderen aber nicht an. Auch die Kenderin machte sich Sorgen, sie versuchte nur die anderen aufzumuntern.
"Ich hab heute Eichhörnchen gesehen.", fügte sie von daher hinzu und winkte Mina die Sachen hier ab zu stellen wo sie Platz frei geräumt hatte.
"Aber die schönen Blüten verschwinden jetzt, dafür werden die Blätter ganz toll und bunt."
Sie streckte sich ein bisschen.
"Und ich hab Hunger."
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Mel

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #139 am: 26. Sep 15, 01:44 »
Lorainne zog eine Augenbraue hoch und liess Anders Fröhlichkeit unkommentiert.
Seufzend erhob sie sich.
"Vorbereitungen ist ein gutes Stichwort..." murmelnd ging sie hinaus in die Dunkelheit.

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #140 am: 23. Jun 16, 10:03 »
Fast ein Jahr später, im Sommer...

Vanions Pferd war müde. Er selbst war müde. Seine Tochter schlief friedlich in dem kleinen Karren, und Jost, einer seiner Jugendfreunde und ein Diener Lavinias aus Fanada, saß bei ihr und las in einem kleinen Buch. Martha, Josts Novizin, hatte die Augen geschlossen, doch war sie wach.

Allen Vieren hatte die Reise zu schaffen gemacht. In den letzten, verregneten Wochen waren sie von Fanada aus in den Norden gereist, über Engonia und Brega, bis hierhin. Der Abschied von seiner Familie in Fanada war ein sehr trauriger gewesen: nur wenige Wochen vor seiner Ankunft war seine Mutter verstorben. Sie war alt gewesen, und nach dem Tod seines Vaters vor zwei Jahren war sie immer stiller geworden. Das Begräbnis hatte bereits stattgefunden, doch im Kreise seiner Schwestern und einiger guter Freunde nahm Vanion gefasst Abschied.

Die Trauerzeit nahm fast zwei Wochen in Anspruch, es galt, viele Angelegenheiten zu regeln, die den Hof betrafen. Pachtverträge mussten umgeschrieben werden, und die Ehemänner zwei seiner Schwestern waren in Streit darüber geraten, wer nun den Hof weiterführen sollte. Kurzum entschied Vanion, dass der dritte Ehemann (in seinen Augen war es auch der Fähigste) die Geschäfte in die Hand nehmen sollte. Er hatte ohnehin den Eindruck, dass dieser Streit recht sinnentleert war: seine Schwestern waren allesamt fähige und resolute Frauen, und sie hatten die Zügel in der Hand.

In langen Gesprächen vor dem Kamin in der alten Küche der Bachlaufs erzählte er seiner Familie, was geschehen war, und was geschehen würde. Niemand war besonders glücklich darüber, dass Jeanne den Hof verlassen sollte, doch sie akzeptierten die Vorteile, die es für Jeanne brachte. Sie war schließlich eine Roquefort, und sie würde mit Leah, der Erbin Roqueforts, aufwachsen. Das versprach Bildung und Sicherheit, genau wie Anerkennung und Respekt. Sie würde es gut haben in Caldrien.

Das kleine Detail, dass sie genauso eine Geisel dafür war, dass Vanion niemals etwas gegen Leah unternehmen würde, wurde geflissentlich ignoriert. Es war allen klar, wie hoch der Preis war - und genauso war allen klar, dass Vanion eher sein Leben für Leah geben würde, bevor er gegen sie handeln würde. Doch dieses Thema wurde nicht angesprochen. Es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass Vanion seine Familie sah, und man Zeit hatte, sich in dieser Tiefe auszutauschen. Er war nun einmal wahrhaftig kein Bauer, und hier gehörte er nicht hin.

Der Abschied von seiner Familie war traurig gewesen und hatte sich endgültig angefühlt. Er würde diesen Hof nicht mehr aufsuchen. Die Trennung ging tiefer als sonst: er und seine Tochter gehörten nach Caldrien. Seine Schwestern jedoch waren Bauern aus Tangara.

Für die Reise hatte Vanion Jost und Martha aus dem Tempel gebeten, sie zu begleiten. Mit einer größeren Gruppe war es sicherer, und Jeanne kannte die beiden und fühlte sich sicher bei ihnen. Jost wollte ohnehin seine caldrischen Glaubensbrüder und -schwestern besuchen, und Martha las seine Novizin war rasch mit von der Partie. Zu viert brach man also auf.

In Brega hatte Vanion vom Tod des Ferdi Weidenfels gehört, und obwohl er den Mann nicht wirklich gekannt hatte, war er traurig geworden. Der fröhliche Bürgermeister hatte manchmal selbst hinter dem Tresen in Brega gestanden, und auch bei manch anderer Feierlichkeit hatte er gute Laune verbreitet. Und nicht zuletzt war er in nicht bescheidenem Maße am Wiederaufbau Brega beteiligt gewesen.

In Brega waren sie mehrere Tage geblieben. Die Gerüchte, die herumgingen, sprachen davon, dass das Feuer, dem Ferdi und die anderen zum Opfer gefallen waren, wohl kein Zufall gewesen sein mochte, und unwillkürlich hatte Vanion an Marie, Jeannes Mutter, denken müssen. Auch sie war bei einem Feuer umgekommen.

Jeanne wiederum hatte Brega genossen. Natürlich - denn Brega war voller Wunder. Bregahölzer, die Alchemisten, die vielen Baustellen, das geschäftige Leben - es war schwer gewesen, sie davon abzuhalten, auf eigene Faust loszuziehen. Fast vier Jahre war sie nun alt, und die Neugierde, die allen kleinen Kindern anzuhaften schien, hatte sie dazu gebracht, ihren Vater fast in den Wahnsinn zu treiben: Papa, können wir uns das Bregaholz anschauen? Papa, ich möchte zu den Achi.. Alchi..Almisten! Papa, was trinkst du da (Bier..) Kann ich auch was davon trinken? (Nein..) Aber ich verdurste sonst!

Am Ende war Vanion sehr glücklich gewesen, als sie von Brega wieder fortgezogen waren.

Und nun waren sie hier. Hinter ihnen neigte die Sonne sich den Baumwipfeln entgegen, und vor ihnen lag das Kloster.

Der letzte Moment, umzukehren, Vanion.

Kurze Zeit später erreichten sie das Tor des Klosters und wurden eingelassen.
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Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #141 am: 27. Jun 16, 10:00 »
Nachdem sie eingelassen worden waren, war ihnen einfaches, aber nahrhaftes Essen serviert worden.
Sie saßen in dem sparsam eingerichteten Speiseraum des Klosters und unterhielten sich gedämpft.
Jost war in ein Gespräch mit einer Nonne verwickelt, lebhaft stritten sie sich über den Lilien-Orden. Jost, dessen Eltern am Tag des Wolfes gestorben waren, hatte den Orden begrüßt. Im Tempel Fanadas hatte er sich sogar recht unbeliebt gemacht, da er, wie es seine Art war, seine Meinung nicht gerade verschwiegen hatte. Die Nonne wiederum schien gänzlich anderer Meinung zu sein, und Martha und Vanion hatten nicht erst einen amüsierten Blick ausgetauscht.

"Er kann sich ganz wunderbar in etwas hineinsteigern, finde ich." Martha hatte sich zu Vanion herübergebeugt und die Worte leise genug gesprochen, um die beiden Streitenden nicht aufmerksam werden zu lassen. Jeanne jedoch, die auf Vanions Schoß saß, hatte jedes Wort gehört, und schon krähte sie laut heraus: "Jost steigert sich gar nicht hinein! Ich mag Jost!"

Die helle, laute Kinderstimme brachte den Streit endlich zum Verstummen, und Jost wirkte fast wie ein ertappter Schuljunge, als er wieder ein wenig näher heran rückte und Jeanne einen Löffel von seinem Eintopf in den Mund schob.

Die Runde unterhielt sich nach kurzer Zeit wieder über unverfänglichere Themen, bis alle aufgegessen hatten. Jeanne war längst eingeschlafen, und sie schnarchte sanft auf Vanions Arm. Ganz der Papa, dachte Vanion, und ein gewisser Stolz erfüllte ihn. Als eine Novizin an den Tisch herantrat und ihn zur Mutter Oberin ins Studierzimmer bat, nickte er jedoch ernst. Sanft und vorsichtig, um sie nicht zu wecken, legte er Jeanne in Marthas Arme. Liebevoll küsste er sie, dann folgte er der Novizin aus dem Speisesaal heraus.
« Letzte Änderung: 27. Jun 16, 10:01 von Vanion »
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Offline Engonien NSC

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #142 am: 02. Jul 16, 16:06 »
Die Alte sah nicht gut aus. Ihr Rücken war krummer geworden und sie stützte sich schwer auf einen Stock. Vanion konnte sich vorstellen, wie sie ungedultig mit dem Stock auf den Boden klofte, wenn etwas nicht nach ihrem Willen ging.
ALs er den kleinen Raum betrat, sahen ihn ein paar Wache Augen an, die so hell und klar waren, dass sie kaum zu dem runzeligen Äußeren der Laviniageweihten passen wollten.

"Vanion Eidbrecher, der Sippenmörder aus Roquefort. Willkommen!"
Wie immer kam sie schnell zur Sache. Er erinnerte sich an ihre nahe Verwandtschaft zum Vater des jetzigen Barons- obwohl, soweit oben fast jeder mir jedem in ihrendeinem Verwandtschaftsverhältnis stand.
Offenbar war sie über die letzten Geschehnisse im Bilde.
Und doch schien sie freundlich und strahlte eine vertrauenvolle Wärme aus.
"So nennet man Dich hier. Möchtest Du mir sagen, wie Du, der ehrenwerte Knappe einer geachteten Ritterin, zu meistgehassten Mann in Blanchefleur werden konntest?"
Schwer liess sie sich in einen Sessel sinken und bot ihm ebenfalls an, Platz zu nehmen.
Offensichtlich erwartete sie eine Erklärung. Es war wohlmöglich die Einzige Chance, der Mutter Oberin seine Version der Geschichte zu erzählen.
 
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Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #143 am: 03. Jul 16, 00:35 »
Voller Respekt verbeugte sich Vanion.
"Gewiss. Ich möchte Euch die Geschichte erzählen, wie sie geschehen ist."

Sein Blick senkte sich, und seine Gedanken schweiften ab in die Vergangenheit. Die Worte kamen wie von selbst über seine Lippen. Er erzählte von den Wochen und Monaten im Forêt d'Artroux. Erzählte, dass Lorainne von seiner Abkunft erfahren hatte, wohl hier, in diesem Kloster. Der Konflikt, in den ihn sein Blut stürzte: den Onkel töten, oder den Eid brechen. Seine Erzählung war nüchtern, sachlich, und er bemühte sich, die Geschichte zu erzählen, ohne Dinge zu erwähnen, die besser unerwähnt blieben - wie der Tod Alains. Viel sprach er, und machte nur wenig Pausen, um der Mutter Oberin Gelegenheit zu geben, etwas zu trinken.
Als er an den Abend gelangte, an dem er Lorainne verlassen hatte, stockte er.
"An diesem Abend saß ich alleine in diesem Gasthaus, in dem wir waren. Es war tief in der Nacht, und der Schlaf hatte sich nicht einstellen wollen. Monatelang hatte ich mit mir gehadert, und ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Ich hatte, wann immer es möglich war, zu Lavinia gebetet und sie um Rat und Führung angefleht. Aber sie blieb stumm, sprach nicht zu mir. Und so entschied ich mich endlich, und ich dachte, meine Entscheidung wäre laviniagefällig und wohl getan. Ich opferte alles, was ich erreicht hatte, um nicht gegen die Mutter zu sündigen."

Jetzt griff er selbst zu dem Kelch, der für ihn gebracht worden war, und befeuchtete seine trockene Kehle.

"Nun, so dachte ich jedenfalls. Mit jedem Tag und jeder Woche, die verstrich, fürchtete ich mehr um das Leben meiner Freunde. Ich warf mir vor, falsch gehandelt zu haben, stellte meine Entscheidung in Frage. Ich war zurück nach Tangara gereist, und hatte vorgehabt, dort mein Leben weiter zu leben. Aber so einfach war es nicht. Und am Ende stieg ich erneut auf mein Pferd und brach auf, in den Norden. Dort hörte ich von der Hochzeit zwischen Lorainne und Savaric, und dass sie gleich am nächsten Tag stattfinden solle. Also trieb ich mein Pferd an, und ohne Rast ritt ich nach La Follye. Das Tor war unbewacht, und ich kam noch rechtzeitig, um das Duell der beiden zu bezeugen. Um den Verrat meines Onkels zu bezeugen. Lorainne gewann den Kampf, doch anstatt ihn zu erschlagen, bot sie ihm die Hand zur Freundschaft. Und er - er lachte, packte Lorainne und hielt ihr ein verborgenes Messer an den Hals. In dem Tumult, der dann ausbrach, war ich der erste, der zu den beiden gelangte. Savarics Messer steckte in Lorainne, und ich packte es und stieß es ihm in den Hals."

Das Schweigen, das nun im Raum stand, war brutal. Unsicher versuchte Vanion, dem regungslosen Gesicht der Laviniageweihten irgendetwas zu entnehmen, doch es gelang ihm einfach nicht. Sein eigener Gesichtsausdruck war verkrampft, und man sah ihm an, dass ihm die Meinung der Mutter Oberin sehr wichtig war. Wenn ich den Dienerinnen der Gottheit schon nicht zeigen kann, dass ich kein schlechter Mensch bin, wie soll ich es dann Lavinia selbst beweisen? Kurz durchzuckte ihn das Bild des Totenmeeres, wie er es sich vorstellte: tiefschwarze Wellen, von Horizont zu Horizont, und er selbst versank langsam darin. Während er auf ewig ertrank, wurde das Licht der Götter, das auf das Totenmeer schien, immer schwächer und schwächer, bis nur noch drückende Stille und Dunkelheit um ihn herum war. Bis er starb, und doch nicht starb, denn er war verflucht und ertrank ewig auf dem Grund des Totenmeeres.

Er verzog sein Gesicht, als er diese Vision mit Gewalt zu Seite drängte, und sprach gequält:
"Ich wollte meinen Freunden helfen. Ich wollte Gerechtigkeit. Und ich wollte die Schande, die auf mir lag, fortwaschen - und tat es mit dem Blut meines Onkels. Die Diener Alamars verziehen mir meinen Eidbruch. Flamen Magnus Damian aus Voranenburg hat sich meine Geschichte angehört, und fällte das Urteil über mich. Doch das ich mein eigen Fleisch und Blut auf dem Gewissen habe, das wird Lavinia mir nicht verzeihen. Doch bitte ich Euch, Mutter Oberin - ich bin nicht hier, um Vergebung zu erlangen. Ich bin hier, um Euch und unser aller Mutter meine Tochter anzuvertrauen. Beurteilt Jeanne nicht nach Ihrem Vater."
« Letzte Änderung: 03. Jul 16, 00:43 von Vanion »
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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #144 am: 02. Aug 16, 22:40 »
Sie hörte aufmerksam zu, runzelte gelegentlich die Stirn und nickte ihm an anderen Stellen ermunternd zu.
Nachdem er geendet hatte, schwieg sie.
Man hätte fast glauben können, sie sei eingeschlafen, doch dann schaute sie ihn direkt an.
Ihr Blick war klar und ... irgendwie verärgert.
"Vanion, mir scheint, Du hast Lavinias Wesen nicht verstanden. Wenn Du Gerechtigkeit willst, solltest Du zu Alamar beten. Lavinia recepta nimmt jede Seele auf, die bereut, ob es gerecht ist, oder nicht. Wer so boller Falschheit ist, wie dieser Roquefort, der verdient es nicht, ins Reich der Götter zu gelangen, wenn man nur nach Gerechtigkeit verlangt. Es ist das Wesen der Gerechtigkeit,  dass sie oftmals unmenschlich ist. Aber das ist kein Weg Lavinias. Und wenn eine falsche Seele im rechten Moment bereut und azfrichtig ist, dann findet sie Frieden durch Lavinias Gnade. "
Ihr Ton war, als erklärte sie einem Kind etwas,
Ruhig. Belehrend. Gütig.
Gnädig mit Unwissenden.
"Und wenn Du glaubst, och messe die Töchter, die mir anvertraut wurden an den Taten ihres Vaters oder sonstiger Familienmitglieder, wie eines Onkels, dann sieh zu, dass du dieses Kloster verlässt, denn Du solltest mich besser kennen."
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Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #145 am: 03. Aug 16, 22:29 »
Ein wenig durch ihre Zurechtweisung beschämt, sagte Vanion:

"Ich möchte mir wünschen, dass es so wäre, wie Eure Worte es verkünden, Mutter Oberin.
Aber ich habe vergeblich versucht, meine Worte an Lavinia zu richten. Wenn ich beten möchte, so ist es, als stecke mir ein Stein in der Kehle, und so sehr ich es auch versuche, ich bekomme ihn nicht fort. Savaric mag voll Falschheit und Hass gewesen sein, doch war er auch einst ein Kind einer liebenden Mutter, und auch Vater einer Tochter.
Sein Leben mag er dem Täuscher verschrieben haben, aber seine Seele wird gewiss Vergebung in den Armen Lavinia Receptas gefunden haben. Und es ist, wie Ihr sagt: Lavinia nimmt diejenigen auf, die bereuen. Und ich kann den Tod Savarics nicht bereuen, denn er war gerecht und der verdiente Lohn seiner Taten auf dieser Welt! Ihm musste Einhalt geboten werden. Ich erschlug einen Verbrecher, auch wenn er von meinem Blut war. Ob ich den Weg zu Lavinia zurück finde, das muss die Zeit zeigen. Ich weiß, dass die Göttin gnädig ist, und bin frohen Mutes."

Langsam trank er aus, dann spielte er mit dem schlanken Griff des Kelches herum und schwenkte die letzten Tropfen darin nachdenklich hin und her.

"Ich dachte, ich müsse mich zwischen dem Wege Alamars und dem Wege Lavinias entscheiden. Eidbruch oder Sippenmord. Ich konnte mit keinem dieser Wege brechen zugunsten des anderen. Das eine hatte das andere zum Preis. Und so tat ich beides. Brach mit beiden. Und dann dachte ich, ich stünde wieder da, wo ich vor Jahren stand - ein Bauer, zu nichts berufen. Aber das ist falsch."

Sanft stellte er den Kelch auf den nahen, kleinen Beistelltisch.

"Ich möchte Euch danken dafür, dass Ihr meine Tochter in Eure Obhut nehmt. Sie wird bei Euch und bei der Mutter sicher sein. Lasst sie lesen lernen, und erlaubt ihr, Träume und Wünsche und Hoffnungen zu haben. Und wenn es ihr Wunsch ist, eine Dienerin Lavinias zu werden, so bitte ich Euch, weiht sie und empfangt sie liebevoll in Euren Reihen. Doch schickt mir Nachricht! Ich werde versuchen, so oft nach hier zu kommen, wie ich kann. Doch meine Reise führt mich nach Voranenburg. Dort will ich Anstellung suchen, und so die Götter es wollen, meine Bestimmung finden. Schickt dort Eure Briefe hin, zum Tempel des Alamar."


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Offline Engonien NSC

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #146 am: 23. Aug 16, 07:53 »
"Sollte erwas geschehen, was Deiner Kenntnis bedarf, werden wur Dich finden.
Um Jeanne darfst du dich nicht sorgen, über sie wird gewacht."
Natürlich würde man pber sie wachen. Sie war eine kostbare Geisel, die Vanion willig machen würde, sollte man- und damit war der Baron selbst gemeint- einen... Gefallen vo  ihm wollen.
Das wusste Vanion und auch die Mutter Oberin.
Doch für einen Moment liess sie ihre Maske fallen:"Sie wird kein politischer Spielball werden, solange ich es verhindern kann. Ich bin damals keiner geworden und keines der Kinder in meiner Obhut wird es werden, solange ich sie schützen kann und der Lillienorden über sie wacht."
Sie hoffte das Vanion verstand.

Schliesslich erhob sie sich schwerfällig und stöhnte leise.
"Ich sollte Lavinia Sanata opfern, damit sie due Beschwerden des Alterns lindert. Und Du solltest dich jetzt auf den Weg machen- ich bete, dass Du den richtigen einschlägst, Vanion aus Roquefort, der seine Bestimnung finden muss."
Damit war er entlassen.
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Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #147 am: 18. Jul 17, 23:03 »
Die Hochzeit Damians und Leonies war vorbei und Lorainne wollte nun dem Orden über die Neuigkeiten berichten. Insbesondere, dass der Hanekamper diese Ehe nicht anerkennen wolle. Endlich kam das Kloster in Sicht und sie hoffte, etwas zu essen zu bekommen, irgendwas.Schon seit zwei Tagen hatte sie kaum einen Bissen herunterbekommen, wenn sie denn was bekam.
Die Sonne brannte unerbittlich und machte die Leute griesgrämig. Sie teilten gerade noch so etwas Wasser mit ihr, doch Lorainne nahm es hin, in der Gewissheit, dass über LaFollye Lavinias Augen wachten und ihre Leute beschützen würden.

Völlig erschöpft erreichte sie kurz vor Sonnenuntergang das Kloster. Einige der Laienbrüder nahmen sich ihrer an, versorgten sie mit dem nötigsten, distanziert, aber nicht unfreundlich.
Neben der armenspeisung bekam sie einen Schlafplatz zugewiesen, wo oftmals Streuner und Tagelöhner nächtigten. Oder eben auch die Handwerker und Bauern, die Nahrungsmittel oder sonstige Dienstleistungen an das Kloster lieferten.
Doch Lorainne war es gleichgültig, immerhin war es ein trockener Platz.
Die anderen rückten ein wenig von ihr ab, ob aus einer Art Ekel oder Ehrfurcht vermochte sie nicht mehr zu unterscheiden.
Sie wickelte sich in ihren Umgang und war umgehend eingeschlafen.


Traumlos schlief sie, bis ein unsanfte Tritt sie weckte:"He da, Chavalier! Wach auf, da will einer mit dir sprechen."
Verwirrt blinzelte Lorainne und sah einen ungepflegten bärtigen Alten über ihr. Sie schaute in die Richtung, in die er deutet, und sah eine der Klosterschwestern, die ihr zunichte.
Während der Bärtige zur Armenspeisung schlurfte, rappelte sie sich hoch und versuchte ihre Gaderobe in Ordnung zu bringen.
"Die Mutter erwartet Euch."
Darauf bedacht, sie weder weiter anzusehen, noch zu berühren, deutet sie ihr, ihr zu folgen.
Sie wurde in einen kleinen Raum geleitet, der offenbar hohen Gästen vorbehalten war, die man nicht im Kloster haben wollte und Lorainne fragte sich, wer hier schon alles empfangen worden war.

Und tatsächlich wurde sie bereits erwartet. Brot und Wasser standen bereit. Früher hatte die Mutter Oberin stets zuerst die Gäste umsorgt, heute war es anders. Erst als die Geweihte, die sie hergebracht hatte, und sie etwas Wasser und Brot bekommen hatten, dürfte auch Lorainne zugreifen.
Obwohl sie schrecklichen Hunger hatte und ihre Kehle vor Durst brannte, zügelt sie sich und nahm nur eine bescheidene Portion, denn Bescheidenheit und Teilen waren die obersten Tugenden des Lillienordens.

Es entspann sich ein angeregtes Gespräch, in den Lorainne über die Hochzeit der Amabilis berichtete, die Mutter Oberin hin und wieder die Stirn runzelte und skeptisch das Gesicht verzog. Erst zum Ende  haute sie mit ihrer alten knochigen Hand auf den Tisch.
"Bei Lavinia, was fällt diesen hergel... Er kann keine rechtmäßige,  vor den Priestern geschlossene Verbindung auflösen lassen." Doch sie besann sich wieder, denn auch ihr war klar, dass in der Politik nur weltliche Dinge eine Rolle spielten, hatte sie doch selbst schön oft Erfahrungen damit gemacht.
"Apropos Politik. Ich würde  gerne mit Jeanne und Leah einen Ausritt machen, wenn ihr gestattet. Ich... Ich vermisse sie sehr und ich dachte, dass ich sie vielleicht sehen könnte?" Erfreut nickte die Alte Klostervorsteherin und bat, die Mädchen umgehend zu Lorainne zu bringen, wenn sie mit ihren Unterrichtslektionen fertig wären.
"Mein Kind, du solltest dich frisch machen, so werden sich die Mädchen erschrecken.  Und, bei Lavinia, sie zu, dass Du ein Bad nimmst, du bist von dem Gesinde nicht mehr zu unterscheiden!"

Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #148 am: 18. Jul 17, 23:07 »
Sie wurde in ein Nebenzimmer gebracht und dort stand ein Zuber mit warmen Wasser für sie bereit. Zudem ein neues Paar Strümpfe und eine Kleiderbürste.
Überglücklich liess Lorainne sich in den Zuber sinken und genoss das warme Wasser. Sie wusch sich gründlich und Schnitt sich auch wieder die Haare kurz, die ihr wild vom Kopf abstanden.
Sie brüstete ihre Kleidung gründlich aus und besserte einige Stellen aus.
Dann zog sie sich an und blickte an sich herunter. Sauber und einigermaßen zufrieden mit ihrem Werk ging sie in den Hof und wartete auf die Mädchen.
Endlich kamen sie und Leah rannte1 ihr freudestrahlend entgegen.
Jeanne war deutlich distanzierter, aber auch sie schien sich auf etwas Abwechslung vom Klosteralltag zu freuen.

So machten sie einen Ausflug in den nahegelegenen Wald, picknicken auf einer Lichtung und Lorainne war bald heiser vom erzählen. Mit immer neuen Fragen redeten die Mädchen auf sie ein, bis sie wieder das Kloster erreichten.
Enttäuscht, das der Tag so schnell vergangen war, murren die beiden Damen und Lorainne lächelte.
"Kommt her, ich zeig euch was." Sie streckte sich und pflückte von einem der Kirschbäume im Hof ein paar wunderbar rote saftige Kirschen ab und nahm eine aß eine. Die anderen reichte sie den Mädchen.
"Alors, wer am weitesten spucken kann, darf sich noch eine Geschichte wünschen."
Sie holte Luft, spitzte ihre Lippen und dann schoss auch schon der Kern aus ihrem Mund hervor.
Kichernd versuchten ihr die Mädchen das nachzumachen, und sie musste es ihnen noch einige Male zeigen, bis es endlich klappte und Jeanne das weitspucken gewann.
"Erzähl mit eine Geschichte von meinem Vater", bat sie Lorainne.
Während Lorainne a,so ihr Pferd versorgte, saßen die beiden auf einem Strohballen und hörten aufmerksam zu:" Vor ein paar Jahren lernte ich einen eingebildeten Weiberhelden kennen, der außer trinken und würfeln nicht viel könnte. Doch er hatte eine harte Rechte und war sehr mutig- oder dumm. Jedenfalls, damals in Engonia....."

 Die Mädchen, tauschten mit großen Augen, welche sie nur noch mühsam aufhalten könnten.
"Und so hat er mich gefunden und aus dem Reich  der verlorenen Seelen zurückgebracht. Und den Rest  erzähle ich Euch beim nächsten Mal. Dann erzähle ich Euch euch, wie aus dem knappen Vanion chevalier Vanion wurde."

Lorainne übergab die Mädchen wieder an eine Geweihte des Klosters, die sie zu bett bringen würde und legte sich dann selbst zur Ruhe. Am nächsten Morgen würde sie mit neuen Aufgaben gen Fanada aufbrechen.
« Letzte Änderung: 18. Jul 17, 23:22 von Lorainne »

Offline Vanion

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #149 am: 19. Jul 17, 00:03 »
Wochen später näherte sich ein einzelner Reiter dem Kloster. Von einer Hügelkuppe herab sah Vanion auf die niedrigen Steinbauten herab. Er konnte deutlich das neu gebaute Dach erkennen, das den Trakt schützte, der vor Jahren abgebrannt war.
Die Zeit seit der Baronskrönung war unglaublich anstrengend gewesen. Vanion hatte das Gefühl, mehr Zeit auf dem Pferderücken verbracht zu haben als auf seinen eigenen Beinen, hatte er doch mit Gorix dessen Baronie bereist, war nach Fanada geritten zu Kydoras Taverne, dann wieder nach Hanekamp, und - tja, erneut zu dieser Taverne.

Während der Ritter auf das Kloster zuritt, prasselten Erinnerungen auf ihn ein. Lorainne in einer der Kammern dieses Klosters, mit einem Stoß Papieren vor sich. Damals hatte sie nach Beweisen gesucht, nach Beweisen für Jules' Unschuld. In diesem Kloster hatte sie von Vanions Abstammung erfahren - wie sie wohl reagiert hatte, als ihr klar geworden war, dass ihr Knappe der jüngste Spross des Geschlechts war, das La Follye an den Rand der Vernichtung gebracht hatte? Doch halt - der jüngste Spross war ihr Knappe nicht. Denn Vanion hatte eine Tochter gezeugt. Fast fünf Jahre war es her, dass Marie, eine Magd aus Schlagbaum, der kleinen Jeanne das Leben geschenkt hatte. Hier war sie niedergekommen - und hier war sie gestorben, bei einem Brand, den wohl Savaric de Roquefort hatte legen lassen.

Sie hatten ein ums andere Mal Zuflucht gesucht an diesem Ort, und der Laienbruder, der ihm das Tor öffnete, begrüßte ihn freundlich. Es war Alexandre, der ins Kloster eingetreten war, kurz bevor Vanion das erste Mal dort gewesen war. Er erbot sich, Vanions Pferd zu versorgen, und Vanion nahm dankend an. Alexandre ließ sich jedoch nicht nehmen, einen fragenden Blick auf den hellen Schwan zu werfen, der Vanions Gewand zierte.

Der Ritter schritt fröhlich durch den Hof und grüßte die Menschen fröhlich, die geschäftig umhereilten. Sein Ziel war das große Haus, in dem er die Räume der Mutter Oberin wusste. Sie würde ihm sagen können, wo er seine Tochter finden würde. Denn bei allen Erinnerungen, die diesen Ort umwoben, war er doch nicht der Vergangenheit wegen gekommen.
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de