Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Das Laviniakloster in Blanchefleur

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Lorainne:
Zur Mittagsstunde war die Halle voll. Geweihte und nicht geweihte, sogar Weitere, die wie Lorainne einst, die schwarze Lilie trugen.
Es gab eine kurze Andacht, dann erfüllte eine laute klare Stimme den Raum.

"Ich, Lorainne de la Follye de Joux gebe dies als mein Testamentum und letzten Willen.
Darinselbst  ich will bezeugen, das ich will sterben als ein frommer Caldrier; und ob ich in Unvernunft in Worten oder Werken anders redte, that oder gedachte, so erklär ich doch ietzt als dann und dann als ietzt, das Wahre und Stete von mir gehalten sei und bleibe und gehalten werde bis in meine Gruben und allwegen und nichts daran verhindern, das dawider geschee.
Und empfelhe darauf mein Leib und Seele in das Totenmeer und will schaiden von diser Welt ab als ein frommer caldrischer Ritter.
Und ob ich manches Male mehr Solemnitas und Pietas gebraucht solten haben, dass das alles hiermit incorporirt, verleibt und gescheen sei, quoniam ich als ein Lai nicht weiter aus Vernunft hat gewusst.

Item ich orde, setze, schaffe und ist mein letzter Wille, das mich man soll begeen, wie wir meinen Vater Jules de la Follye de Joux seligen begangen haben nach alter Sit, und die Asche verstreun in La Follye, und daselbst ein Jartag machen mit Andacht zu Lavinia Admoneta nach Gebuhr.

Item will ich stiften Andachten: hir im Kloster zu Lavinia Admoneta item Lavinia Genetrix, zu La Follye eine zu Alamar, der iede als viel hab als zweien Silber fur die Almosen; was mangels daran ist, soll man fertigen, damit Bestetigung und alles geschee, das Not ist.

Item man soll machen eine Andacht fur Benjen und die die haben gestritten fur la Follye nicht im Tempel, aber an den grossen roten Steinen.

Item man soll machen eine Andacht und Jartag nach Gebühr fur Vivienne, Schwester von Gregoire Borgne aus Goldbach, so sie nicht vergessen sei wies ist geschworen.

Item man soll lassen machen Sporen für ein Silber und die Opfern von unsern Wegen gen Engonia vor der Stadt mit unserm Wappen darein graben.

Item soll LaFollye ubergehen auf mein Kinde nach Gebuhr und Sitte und soll haben Rat und That des Fulk ad maturam. Sie soll gehen nach Goldbach und dann in Tempore nach Sitte und Gebuhr nach Bourvis und soll erzogen sein mit Leah de Rocquefort dass ein Friden sei furderhin.
Item wir befelhen ihr Land und Leut, geistlich oder Lai, ine getreulich vor zu sein, zu schutzen und zu schirmen und sie nicht hoher besweren. So aber sie Schand ladt auf das Haus oder sterbe ohne Nachkommenschaft so soll sein dies ein Zeichen der Lavinia Genetrix und ich will bitten mein Herren soll enden das Haus meiner Ahnen und das Feudum La Follye soll werden eines neuen Hauses Heim.

Item Fulk leVieux der unser Camrer und Veralter gewesen ist, soll man seines Ambtes unentsetzt halten sein Lebtag lang; doch das er auch getreulich und recht damit umbgee, als mich nicht zweivelt er thun werde, denn er ist von Ere, und so er es selber nicht wohl verwesen könn, soll er ein redlichen Repraesentator halten.

Item Isabeau Lioncoeur, Baronin von Goldbach und Camrerfrau irer Majestat, item Simon de Bourvis, Chevalier irer Majestat, item Vanion, Chevalier Voranenburgs, site Anders, customs von La Follye, soll man meiner Dank, Lieb und Zuneigung versichren und nichts kann ich tun item zu vergelten wie ichs von Ihnen erfahrn hab.

Item Anders die man nennt Custos von LaFollye soll man irer Wohnstatt unentsetzt halten ir Lebtag lang, auf dass LaFollye ir Zuflucht sei für iren Dienst an meinem Haus.

Item Ulric Alricson den ich mir zum Knappen erkor soll man geben mein Maternoster und ich will hir legen Zeugnis, das er von Ere ist und das er jedem Dienstherr ein Zier wird werden.

Item den Bund der Wehrenden Streiter vom Spital der Gnadenvollen Mutter Lavinia soll man furderhin eren und Zuflucht bieten in LaFollye.

Item dem Orden der Lilie zu Blancefleur soll man furderhin Zuflucht bieten in LaFollye und soll man geben den zwanzigsten Theil des Quaestus jeden Mond.

 Eine kurze Pause wurde eingelegt und die Stille im Saal war fast spürbar, man hörte nur das Kratzen der Federn der Schreiber.

"item die Peregrinatori von unsern Wegen gen Engonia sollen versichert sein meiner Freundschaft und man soll sie gemahnen an Pietas und Ius Ignis.

Item die Vermechnis und Geschefte unser Ahnen soll auch in Creften bleiben.

Item Frère Johann, der da ist in rocquefort und es verwaltet, ist uns schuldig III Kupfer; die soll man im nachlassen und darzu weitere V  geben und er darf sie nicht zur Schank tragen denn er mechte aber er sol nicht und ich habs im gesagt aber er mochte es nicht.

Item André dem Holzfeller soll man geben VIII Kupfer.

Item Erbrand dem Heuwarten soll man geben V Kupfer.

Und bitten darauf Iedermann, uns zu vergeben, was molesta und severa Sach sind an Leib oder Leben; desgleichen wollen wir auch thun.

Item ich sterbe uber kurz oder uber lang, so ist das mein Will, in Jarsfrist nach meinem Tod zu volbringen, was ich bei meinem Leben nicht volbracht habe, und soll in allen Puncten mit Hilf der almechtigen Götter entlich volzogen und gehalten werden; solchs haben wir gethan nach Gebühr in Beiwesen und mit Rathe ..."

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Dann folgte die verlesung der Zeugen, die das Testament beglaubigte.

Berengar von Thurstein:
Berengar grüßte Ariene leise und wandte dann, als die Verlesung begann, seine Aufmerksamkeit ganz den gesprochenen Worten zu. Man konnte ihm deutlich anmerken, dass er in dieser sehr alten Form der Handelssprache nicht sehr geläufig war, doch dem Gedanken hinter den ausführungen konnte er sehr wohl folgen.

Dass sie tatsächlich verfügt hatte, dass man ihre Totenruhe nicht mit dem Versuch stören solle, sie durch die moderne Unsitte der Wiederbelebung zurück zu holen, sowie die Erbregelung des Lehens, der Wohnstätten und der zukünftigen unbeschränkten Gastrechte ließen ihn lächeln. Insgesamt empfand er den letzten Willen seiner Freundin als wohl überegt und gerecht.

Und der Schmerz über ihren Verlust würde mit der Zeit an Schärfe und Kantigkeit verlieren, wenn er wohl nie ganz heilen würde.

Als die Verlesung endete, nahm er kurz eine sehr militärische haltung an, senkte den Blick und gedachte Lorainnes im Stillen, die gehörten worte vor seienr Göttin bezeugend. Und schließlich sah er sich im Raum um, wer eigentlich nun alles hinzu gekommen war. Dann sah er wieder Vanion und Areinne an, nickte ihnen zu und begab sich in Richtung des Ausganges. Nun konnte er fertig packen und sich um Bandobras kümmern. Bald schon würde ein feuer entfacht werden auf La Follye, und die Tochter des hauses würde für immer zur heimstatt ihrer ahnen heimkehren.

Vanion:
Immer noch viel es ihm schwer, diese Sprache zu verstehen. War er durch sein Blut auch Nordcaldrier, stammte er doch von denen ab, die über's Meer gekommen waren vor vielen, vielen Jahren, war er doch in Tangara aufgewachsen und hatte das Caldrische erst spät erlernt - und grade die altertümlichen Worte bereiteten ihm Schwierigkeiten.

Als die Verlesung beendet war, senkte er den Kopf in Stille, um dem Moment Rechnung zu tragen, und er erwiderte Berengars Nicken. Es gab schlicht nicht viel zu sagen, aber etwas war noch zu erledigen.

"Lasse dir bitte eine Abschrift des Testaments aushändigen, Arienne. Lorainne hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass ihrem letzten Willen Rechnung getragen wird, da wird man dir die Bitte nicht abschlagen. Danach packst du unsere Sachen zusammen, damit wir noch heute aufbrechen können."

Dann schritt er nach vorne und sprach die Mutter Oberin an.
"Nehmt meinen Dank dafür, dass ihr Lorainne mit Treue und Liebe gesegnet habt, für den Beistand, den Ihr ihr im Leben gewährt habt und der sie über den Tod hinaus in den Schoß Lavinias geleiten wird. Sie sprach stets gut und wohl über den Orden und dieses Kloster."

Arienne:
Arienne musste sich anstrengen den Inhalt des Testaments zu verstehen. Sie hatte bisher nur zwei alte Texte in diesem Wortlaut gelesen und nur einmal einem gehört. Sie beschloss Vanion, sollte er eine Abschrift erhalten, darum zu bitten das Testament druchlesen zu dürfen.
Die junge Frau stand nach der Verlesung nachdenklich da. Still gedachte des Abends im Juni, den sie mit der Chevalière verbracht hatte und zurück an den leidvollen Abend in dem Gasthaus bei Engonia.
Sie nickte Berengar zu als dieser sich verabschiedete. Ihr Blick wandte sich dann zu Vanion, als er sie ansprach.
"Hmm, ich hole eine... Könnt ihr dann bitte nachher beim Heruntertragen helfen? Ich warte dann oben auf euch," antworte sie dem Ritter, ehe sie ihm nach vorne folgte.
Arienne ging an der Oberin vorbei zu der Frau, die das Testament verlesen hatte. Die Ordensschwerster stand hinter einem Tisch nahe der hintern Wand. Auf dem Tisch lagen sorgfältig ein paar beschriftete Umschläge.
Arienne neigte den Kopf zum Gruße:"Ich grüße euch werte Schwester. Mein Name ist Arienne von Mühlenbruch, Tochter von Johann von Mühlenbruch, Ritter unter dem Grafen von Voranenburg. Ich reise mit Chevalier Vanion Bachlauf de Roquefor. Ich soll für ihn eine Abschrift des Testaments der ehrenwerten Chevalière holen. Habt ihr eine Abschrift, die ihr mir geben könnt?"
Die Ordensschwester sah auf. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen: "Ich grüße euch Arienne. Einen Augenblick, wir haben eine Abschrift für den Chevalier angefertigt." Ihr Blick wanderte über die Umschläge: "Ah ja hier," sie nahm den Umschlag mit Vanions Namen darauf auf. Kurz das Siegel prüfend drehte sie den Umschlag in der Hand und reichte ihn ihrem jungen Gegenüber: "Hier das ist die Abschrift für den Chevalier. Bitte gebt gut darauf acht! Ich muss hier jetzt noch weiter räumen. Ich wünsche euch noch einen guten Tag. Möge Lavinia euren weiteren Weg bewachen!"
Arienne nickte: "Ich danke euch. Ich werde diesen Umschlag gleich wettergeschützt unterbringen. Ich wünsche euch ebenfalls noch einen guten restlichen Tag und möge Lavinia euren weiteren Weg bewachen!"
Die junge Frau drehte sich um und suchte den Blickkontakt mit dem Chevalier um ihm den Umschlag zu zeigen, aber Vanion war zu sehr ins Gespräch mit der Oberin vertieft, so schlängelte sie sich durch die aufbrechende Menge zur Tür. Auf dem Flur war weniger los und so beschleunigte sie ihre Schritte.

Auf ihrem Zimmer angekommen nahm sie die wasserdichte Tasche aus dem Nachtschränkchen. Sie holte das Päckchen mit Lorainnes Briefen aus der Tasche, entpackte es und legte die Testamentabschrift als oberstes auf den Briefstapel. Ein Seuftzer entfuhr ihr, dann schloss sie das Kästchen wieder, schlug es ins das Wachstuch ein und packte es wieder in die Tasche.
Das Packen ihrer Sachen dauerte nicht so lange wie gedacht und so ging sie nach ein paar Minuten nach neben an in das Zimmer des Ritters.

Auf dem Tisch lag noch offen der Brief der Chevalière. Arienne widerstand der Versuchung ihn zu lesen und faltete ihn zusammen. Dann machte sie sich daran die restlichen Sachen des Ritter zusammen zu packen.

Lorainne:
Die Mutter Oberin lächelte Vanion traurig an.
"ich bin mir sicher, dass sie nicht nur gut über den Orden sprach, und auch nicht über dieses Kloster. Lavinia hat viel von ihr verlangt, aber sie war bereit den Weg zu gehen. Bedankt euch nicht, chevalier. Auch wenn sie erst im Tode wieder Lavinias Segen empfangen durfte, so sorgen sich Lavinia geweihte um die ihren. Und manchmal ist es nur Seelsorge, die wir betreiben, aber einem Jedem Kind Lavinias gebührt ein offenes Ohr. "

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