Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Das Laviniakloster in Blanchefleur
Vanion:
"Man sagte mir, es ginge um Leben und Tod. Und so sehr ich dein Anliegen schätze, muss dir doch klar sein, dass ich in ein Kloster gegangen bin. Ein Kloster der Lavinia. Ich bin hier, um Buße für meine Taten zu leisten, um Demut zu lernen - und da kommst du hier hereinspaziert und stellst mich auf die Probe, indem du von Krieg und Leid berichtest."
Vanions Tonfall verriet, dass er halb belustigt, halb beleidigt war. Er sah sich nach den anderen um, dann beugte er sich vor.
"Der Graf von Voranenburg hat der Baronie Pfauengrund den Krieg erklärt. Im letzten Jahr war seine Tochter in die Hände der Inquisition geraten, ihr drohte Folter und Schlimmeres. Die Baronin von Pfauengrund hat diesen Verblendeten Obdach gewährt - und nichts getan, als der Graf sie um Hilfe für seine Familie ersuchte. Nun erntet sie, was sie gesät."
Er lehnte sich wieder zurück.
"Wenn du helfen möchtest, reise nach Voranenburg. Dort wird man ein gutes Schwert bald brauchen können."
Narecien:
Narecien notierte sich das wer gegen wen und warum mit einem Kohlestift.
Bei Vanions letztem Satz verhärteten sich seine Gesichtszüge, er goss frisches Wasser in einen Becher und schob ihn Vanion rüber. Dabei lehnte er sich nach vorne und grollte leise.
"Ich bin nicht hier um Dich zu fragen auf welcher Seite ich in einem sinnlosen Krieg ziehen soll. Ich bin kein Söldner mehr!"
Er lehnte sich etwas zurück, weit entfernt davon entspannt zu sein.
"Wir wissen beide wer hier was ernten wird. Der einfache Bauer, die einfache Magt, sie werden es sein welche am meisten zu leiden haben. Du weist mindestens ebenso gut wie ich, wie sich Armeen im Feindesland benehmen wenn sie foragieren müssen! Gerade wenn die Baronin auf die Taktik der verbrannten Ernte setzt, so wie es der Kerl mit der Augenklappe sagte."
Narecien nahm nun eine eher bitte den Position ein und auch seine Stimme wurde weicher.
"Ich weiß warum Du hier bist und warum Du die Kutte des Bruders trägst. Nun zumindest zum Teil weiß ich es."
Er nahm einen Schluck Wasser
"Wenn ich mich recht entsinne bist Du ebenso wie ich ein Ordensritter und als solcher ist jeder Tag eine Prüfung. Vor den Göttern und vor unserem eigenen Gewissen."
Er merkte er verlor den Faden und atmete tief durch bevor er erneut ansetzte.
"Wie ich schon sagte bin ich hier um Deine Hilfe zu erbitten. Lavinia ist doch auch die schützende Mutter, wie Du einst sagtest. Also sag mir Vanion, kannst Du es vor Dir und vor Lavinia verantworten, dass Du hinter Klostermauern gewartet hast während dort draussen in der Welt Menschen ins Unglück gestürzt werden nur weil sie das Pech haben das falsche Stück Land zu bestellen? Reite mit mir, ob als Ritter oder als Bruder, nicht um in den Krieg zu ziehen, sondern um eben jenen zu verhindern oder milde verlaufen zu lassen. Du sagtest die Baronin würde sich einen Krieg zwei Mal überlegen wenn sie die Dinge wüsste die Du weißt und das es Möglichkeiten gäbe den gesamten Krieg in einem Duell der Champions oder einer einzelnen Schlacht zu entscheiden. Komm mit mir und Hilf die Baronin zu überzeugen, Du warst auch da als die Inquisition ihr wahres Gesicht zeigte, komm mit mir und notfalls Lege ich meine Hand für Deine Aussage ins Feuer. Welch größere Buße könntest Du verrichten als diejenige welche die Unschuldigen schützt?"
Er holte erneut Luft.
"Es gibt eine Lektion der Demut welche ich im Orden lernte. Wir sind keine Helden, mögen auch eines Tages Lieder über uns geschrieben werden. Wir sind diejenigen, die die wahren Helden schützen. Denn der Bauer der ohne Lob und Reichtum seine Felder bestellt und damit die anderen mit Essen versorgt, er ist es der die Länder zusammen hält. Der Mann der ein Haus errichtet um seiner Familie Obdach zu verschaffen ohne Ruhm dafür zu ernten ist ein wahrer Held.
Doch ihre Aufgabe ist es nicht das Dunkel der Welt mit Waffen zu bekämpfen. Allein durch ihre Taten machen sie die Welt heller. Aber sie brauchen Schutz, unseren Schutz um dies zu schaffen.
Der Krieg der nun aufkeimt, kann viele gute Menschen vom Pfad des Lichts in die Dunkelheit stürzen. Sieh doch allein wie viele Räuberbanden seit dem Bürgerkrieg immernoch durch Tangara streifen, weil Hass und Gewalt sie entwurzelt haben und in die Dunkelheit warfen. Es geht also nicht nur um der Menschen Leben, sondern auch um ihre Seelen und ihre Zukunft im Diesseits wie im Jenseits."
Er seufzte noch einmal und lehnte sich dann zurück.
Vanion:
Nun war es an Vanion, tief Luft zu holen - und zu schlucken.
Er bezwang den Drang, aufzufahren und Narecien mit auffahrenden Worten zu begegnen. Was bildete dieser Kerl sich ein, dass er hierher kam, Krieg und Tod mitbrachte, Vanions Eide nicht respektierte und sich aufspielte, als sei von ihm allein das Schicksal der Welt abhängig?! Und dann belehrte er ihn auch noch!
Aber Bruder Vanion hatte zur Demut gefunden. Mühsam beherrschte er sich.
"Ich bin kein Ritter des Lilienordens. Und ich will dir diese ... Interpretation meiner Farben verzeihen, trafen wir uns doch, als ich einfache Kleidung trug. Doch steht es auch einem Ritterbruder gut an, zwischen einem Schwan und einer Lilie unterscheiden zu können."
Nareciens Redeschwall war nicht unbemerkt geblieben, und das Getuschel im Speisesaal, der sich zum anstehenden Abendessen langsam füllte, war leiser geworden. Manches Ohr war nun gespitzt, und so fuhr Vanion leise fort:
"Ich bin ein verschworener Ritter des Grafen von Voranenburg. Wenn mein Dienst an Lavinia beendet ist - und es ist nicht meine Entscheidung, wann das der Fall ist - werde ich mich zu ihm begeben und meinen Dienst im Felde tun, wie es einem Ritter wohl ansteht! Denn Pflicht ist es, die mich treibt."
Der Schwanenritter machte sich nicht die Mühe, Narecien zu versichern, dass er edel kämpfen würde und Volk und Land schonen würde, wo er konnte. Sollte Narecien glauben, was er wollte, und würde er an Vanions Ehre rütteln, mochte er sehen, was er davon haben würde.
"Als ich mein Wappen wählte, schien es mir nur gut und recht, mein Haus den Blüten der Tutulina, der Admoneta und der Genetrix zu weihen. Diese Blüten sind es, die hier erblühen sollen, und die Lilie war es, die mich daran erinnerte!"
Und nun kommst du daher geritten, willst mich abbringen von diesem Dienst. Du! Ein Paladin! Welche höhere Pflicht gibt es als die an den Göttern, und wer, wenn nicht ein Paladin, kann das verstehen?
Doch erneut sprach er die Worte nicht aus. Zu stolz waren sie, unangebracht für Bruder Vanion.
Er atmete tief durch und sprach in ruhigem Tonfall weiter.
"Es war Herr Wulfgar, der den Kampf, der das Volk schonen soll, ins Spiel brachte. Nicht ich. Es gibt Edlere als mich, die als Champion des Grafen gerufen werden können, und sie sind an seiner Seite und werden nicht zögern. Der Herr von Voranenburg ist ein weiser Herrscher, seine Sache ist gut und gerecht." Und ihm liegt nichts daran, über Ruinen zu herrschen. "Die Worte, die du sprichst - sie ehren dich. Ich werde dir in einem Laviniakloster nicht raten, in den Krieg zu ziehen. Doch ich sage es erneut: Wenn du helfen möchtest, dann reite nach Voranenburg! Überlass meine Buße mir und schwing dich nicht über die auf, die den Richtspruch in Gebet und Einkehr getroffen haben."
Narecien:
Narecien schluckte und atmete durch. Die Enttäuschung war im nicht nur in den Gesichtszügen anzusehen, auch das goldene Glitzern was seine Haut neuerdings zierte war nahezu erloschen und die goldenen Fingernägel wirkten stumpf.
Er klappte das kleine lederne Buch zu und kramte drei Silbermünzen hervor.
"Verzeih sollte ich Dich in irgendeiner Weise beleidigt haben, es war und ist nicht meine Absicht über irgendjemand zu erheben. Die hiesige Heraldik ist mir Fremd. Diese Münzen sind meine Spende an das Kloster."
Damit stand er ohne ein weiteres Wort auf und ging zu seinem Pferd um es zu satteln.
Narecien:
Am Pferd angekommen rasten Nareciens Gedanken. Er hatte das Gefühl einen Freund geschlagen zu haben, wo war der Fehler? Zu Hause wären er und Vanion schon auf der Straße.
Er packte den Sattel den er jetzt schon seit zehn Minuten in der Hand hielt wieder dorthin wo er ihn gefunden hatte.
Zurück im Essenssaal saß Vanion noch dort wo er ihn verlassen hatte, ohne Umschweife nahm er wieder ihm gegenüber Platz.
"Ich habe Dich beleidigt und weiß nicht wie. Sowohl mein Stand wie auch Engonien, besonders der Adel, sind fremd für mich. Ja und auch Lavinia kenne ich höchstens oberflächlich und von Erzählungen. Ich weiß das ich anmaßend und überheblich wirke. Aber auch mich treibt die Pflicht an. Denn mein Gott Lathander und mein Schwur als Ritter verlangen von mir so zu handeln."
Er seufzte
"Genau deswegen brauche ich Dich. Du bist der einzige den ich kenne und erreichen kann, der mir bei all dem helfen kann. Ich kenne nicht alle Deine Schwüre und werde nie verlangen, dass Du einen von ihnen brichst. Bitte sag mir wo ich Dich beleidigt habe, damit ich dies in Zukunft nicht wieder mache."
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