Nachforschungen in Schlagbaum

[Johannes]

Felix schmerzte der Hintern.
So ein Ritter muss ein Gesäß aus Eisen haben. Verdammtes Pferd. Aber es sieht so aus als würde ich es rechtzeitig schaffen. Trotz meiner Reitkünste.
Tagelang war er geritten, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Nach den Ereignissen auf dem Volksfest war er gleich am nächsten Morgen aufgebrochen. Hatte sich in Uld ein ausdauerndes und vor allem ruhiges Pferd gekauft und war nach Schlagbaum aufgebrochen. Es war ein harter Ritt gewesen, zumindest für jemanden dessen kurz Reitstunden lange zurücklagen. Aber jetzt näherte Felix sich dem Ziel seiner Reise.
Immerhin kann ich heute langsam machen. Wenn ich erst gegen Abend ankomme wundert sich niemand, wenn ich dort die Nacht verbringe. Am besten kurz bevor die Bauern sich zum trinken in der Schänke einfinden, dann sind sie redseliger. Hoffentlich finde ich was nützliches heraus.

[Vanion]

Ein leises Lachen warf Felix aus seinen Gedanken. Er sah hinter sich, wo ein älterer Kerl, der einen Karren zog, sich anschickte, ihn zu überholen. Der Mann schien sich über Felix' schiefen Sitz im Sattel zu amüsieren.
"Na, Jüngelchen, wo geht's denn hin?"

[Johannes]

Jetzt lachen mich auch noch die Bauern aus. Was soll´s ich biete sicherlich einen eindrucksvollen Anblick.
Nur halb gezwungen lächelte Felix zurück: „Heute will ich nur noch Schlagbaum erreichen. Habe gehört die hätten eine gute Herberge.“

[Vanion]

Geräuschvoll kratzte sich der Mann am Hintern. "Ja klar, kaum Flöhe, ganz großartiger Laden. Na komm, meine Nichte kellnert da jetzt in der Schenke - oder war's doch meine Cousine? Ich verlier' den Überblick bei der Familie.." Der Mann ging einfach weiter an Felix vorbei. "Na, komm doch mal von deinem Pferd herunter und hilf einem armen alten Mann ziehen, hm?"

[Johannes]

Das Pferd schien recht froh zu sein, den ungeschickten Reiter erstmal los zu sein. Felix band die Zügel hinten am Karren fest eh er sich neben den Alten stellte. „Na dann wollen wir mal.“
Eigentlich kann ich ja auch hier schon beginnen.
„Sagt Großväterchen kommt ihr aus Schlagbaum? Dann könnt ihr mir vielleicht helfen.“

[Vanion]

"Großväterchen nennt das Jüngelchen mich? Hoho, das ist ja lustig. Schlagfertig isser ja! Ja, ich komm' aus Schlagbaum. Wohn hier seit ich geboren bin, hab hier meine Frau geheiratet und meine Kinder großgezogen. Mittlerweile sogar die Enkel, jaja...schlimme Rasselbande, das kann ich dir sagen, wenn die morgens zu Besuch kommen, weil die Eltern zu faul sind, auf ihre Kinder aufzupassen, sondern lieber den Lenz genießen wollen, dann muss wieder Opa ran, egal, wieviele Karren Opa heute noch ziehen muss. Aber anstatt Opa den Esel zu geben für den Karren, geben sie den den Kindern, damit die damit spielen können, pah! Aber was soll's, die Kinder sollen ja nicht drunter leiden, und ich hab noch Kraft genug für das Holzgestell hier, im Gegensatz zu meinem verfetteten Sohn Orik, der mit Lederriemen handelt und darüber faul und bequem geworden ist..."

[Johannes]

Felix ließ den alten Mann eine Weile von seiner Familie erzählen. Nickte an den passenden Stellen zustimmend.
„Ja so eine große Familie ist Freud und Last zugleich; ich habe selbst einige Geschwister und kann ein Lied davon singen. Aber sagt wenn ihr aus Schlagbaum kommt, dann habt ihr doch sicher von der Geschichte mit Konrad von Hirschsprung gehört? Diesem Jeldriken.“

[Vanion]

"Ja, das muss ganz schlimm gewesen sein hat man mir wohl erzählt."

[Johannes]

„Was ist den genau geschehen?“

[Vanion]

"Na, das war schrecklich, was da passiert ist. Mein Sohn hat's mir erzählt, der hat's genau gesehen! Da sitzen diese zwei also abends in der Kneipe, reden fröhlich miteinander, geben sich Bier aus - und irgendwann stehen die auf, gehen raus, man hört nur noch Metall auf Metall klingen und dann lag der alte Herr Ritter tot darnieder! Sowas hat's in Schlagbaum nicht mehr gegeben, seit ein Bär aufgetaucht ist vor Jahrzehnten und den alten Heumann gefressen hat und seine Frau und seine Kinder, oh ja! Das war eine Geschichte, kann ich dir sagen. Da ist also dieser Bär, ein großes, braunes Monster von einem Bär, mit roten, feurigen Augen und Krallen, lang wie zehn Schwerter, und er brüllt, und die Kinder weinen und die Alten pissen sich in die Hose!" Der Alte holte tief Luft, dann wollte er weiter erzählen.

[Johannes]

Den Göttern sei dank, ich habe mich nicht getäuscht. Er hat die Wahrheit gesagt...
Was ein Bär? Ähm später Großväterchen.
 „Und euer Sohn Orik hat das alles gesehen? Man geht doch nicht einfach vor die Tür und schlägt sich. War der andere auch ein Ritter und die haben sich duelliert oder wie. Wer war der andere denn überhaupt?“

[Vanion]

"Was weiß ich, wer die beiden waren. Ich weiß nur, dass einer von denen jetzt tot ist. Komm mit ins Dorf, wenn du Glück hast, ist mein Sohnemann da, der kann dir die Geschichte bestimmt erzählen. Aber nimm dich in Acht, er übertreibt gerne - vor allem, wenn Frauen damit zu tun haben. Aber was viel interessanter ist - also, dieser Bär brüllt los..." Auf dem Weg ins Dorf hinein kam Felix in den ausgiebigen und ausführlichen Genuss einer mehr schlecht als recht erzählten Geschichte über einen Bären. Langsam zog das seltsame Gespann in die einzige Straße des Dorfes hinein. Felix konnte vor einem Haus eine Grünfläche sehen, auf der ein paar Holzbalken im Boden steckten, die arg zerhauen aussahen, als hätte dort jemand mit Waffen geübt. Als der Alte kurz nach seinem Esel sah, der in einem recht großen Holzverschlag untergebracht war, konnte Felix viele alte Pferdeäpfel sehen - aber er sah keine Pferde. Es schien fast so, als wären über eine lange, lange Zeit Pferde hier gewesen, nur den Pferdemist schien niemand weggeräumt zu haben. "Für den Schuppen hier fühlt sich keiner mehr verantwortlich, seit die Caldrier weg sind. Eine Schande, sie haben gutes Geld dagelassen.", grummelte der Mann in seinen Bart. "Tantchen Emma hat sie gut versorgt, hab ich mir sagen lassen, und zum Dank hat dieser Idiot Marie geschwängert und mitgenommen. Na, was soll's, ihr wird's schon gut gehn." Als der Karren endlich abgestellt und entladen war, zog es den Alten zum Wirtshaus. "Na komm, um diese Tageszeit wird Orik wohl trinken. Sollte auf dem Feld sein, aber ich kenn ihn nur all zu gut!"

[Johannes]

Genug Pferdeäpfel sind ja schon da.
Während der Alte nach seinem Esel sah brachte Felix sein Pferd im Stall unter. Die Sorge für ein Pferd schien ihm noch recht unvertraut, aber er ging sehr gründlich vor. War das Pferd doch sein wahrscheinlich wertvollster Besitz.
Vor einer Woche noch hätte ich mir so ein Tier nicht leisten können, dann schmeißen diese Ritter erst mir Silbermünzen (Ok eine davon war wertlos) und danach habe ich auch noch einen gut bezahlten und jetzt doch wohl recht einfachen Auftrag erhalten. Hatte echt Glück in letzter Zeit. Jetzt vermassle das bloß nicht.
Als er mit dem Pferd fertig war folgte er dem Alten zum Wirtshaus.
„Ihr werdet euren Sohn wohl am besten kennen. Caldrier habe hier gewohnt, sagt ihr? Müssen recht reich gewesen sein, so mit Pferden und allem.“
Da hinten hat sogar einer Schwertkampf geübt, hat das was mit der Sache zu tun?

[Vanion]

"Naja, reich... obwohl, gut Geld hatten sie, vor allem die Dame. Die war aber nur kurz da. Also, das war eigentlich nur ein Caldrier, und einer aus Fanada, trugen aber dasselbe Wappen. Waren ziemlich lange hier, fast ein Jahr. Haben sich bei Emma einquartiert, und gutes Geld für ihr Zimmer bezahlt, keine Frage. Ständig gab's Übungen, der aus Fanada musste immer wieder mit Schwert, Schild, Lanze und Axt üben, üben, üben. Der Ältere von den beiden hieß Schack, der hat die Übungen geleitet." Der Alte hielt sich gar nicht erst mit Klopfen auf, er riss die Tür des Gasthauses auf und brüllte nach seinem Sohn, der mehr oder weniger nüchtern vor seinen Füßen landete. "Hier, darf ich vorstellen? Orik - mein tüchtiger und eifriger Sohnemann." Hart griff er dem jungen Mann ans Ohr. "Nicht wahr, mein äußerst tüchtiger Sohnemann bist du!"

[Johannes]

Aua den möchte ich nicht zum Vater haben. Andererseits wer um die Tageszeit schon besoffen ist...
Leicht amüsiert über die Situation versuchte Felix sich nichts anmerken zu lassen und wartete bis sich die beiden beruhigt hatten, dann betrat er das Wirtshaus.
Mit einem leichten Nicken wand er sich an den äußerst tüchtigen Sohn. „Seid mir gegrüßt Orik, ich traf euren Vater auf dem Weg nach hier mit einem schweren Karren. Habe ihm ein wenig ziehen geholfen. Er hat mir einige interessante Geschichten erzählt.“ Mit einem Wink Richtung Wirt bestellte Felix drei Bier und deutete einladend auf einen Tisch. „Euer Vater meint ihr könntet mir erzählen was mit Konrad von Hirschsprung geschehen ist.“
Hoffentlich redet der genauso gerne wie sein Vater