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Autor Thema: In Barebury und Voranenburg  (Gelesen 2461 mal)

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Offline Jeremias

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In Barebury und Voranenburg
« am: 26. Jun 13, 15:44 »
Damian berührte seine Stirn und dann den alten Altar im Tempel von Barebury. Er seufzte. Der Tempel brachte ihm nicht die Ruhe, die er ihm früher, im Bürgerkrieg oder während des Pilgerzugs, bringen konnte. Er wusste auch, warum. Der Geist der Inquisition war nach dem letzten Sommer wieder in den altehrwürdigen Tempel zurückgekehrt. Sicher, niemand trat ihm offen entgegen, aber zuviele Mitglieder des Tempels waren inzwischen der Meinung der Inquisition und wollten nur noch das Negative der magischen Künste sehen.
Er seufzte nochmal laut. In seiner aktuellen Verfassung war er nicht in der Lage, diesen Kampf wieder aufzunehmen. Zu oft hatte er noch das Gefühl, wieder im Wald zu sein und spürte all die Ängste, die damit einhergingen. Er wusste genau, er braucht Abstand zu all diesen Dingen und einfach mal ein deutliches Erfolgserlebnis. Irgendwo, wo er nicht an sich und an seiner Umgebung zweifeln musste, wo das Ziel klar und eindeutig war.
Langsam stand er auf und ging mit seinem Novizen in den Gästetrakt des Tempels. Auf dem Weg erklärte er Damian Talen die alten Gemälde und Fresken an der Wand und dachte gleichzeitig über die andere Sache nach. Aus der tiefen Szivarsillusion hatte ihn Leonie gerettet mit ihrem Gebet. Aber nicht nur mit ihrem Gebet, sondern mit den Gefühlen, die sie empfand. Die Verbindung, von der er schon oft von Jelena und anderen gehört hatte, war für einen Moment dagewesen und die Gefühle, die Leonie empfunden hatte, waren so rein und echt, dass sie die Illusion zerbrachen. Doch es war eben nicht nur die reine Zuneigung, die eine Amabilis für alle Lebewesen empfindet und auch nicht das, was er bei Leonie lange vermutet hatte, nämlich eine aus der Dankbarkeit und Bewunderung geborene als Liebe missverstandene Verehrung. Was er bei Leonie gespürt hatte, war echte Zuneigung und Liebe. Das, wovon die Dichter singen. Stoff für schnulzige Balladen. Wie er damit umgehen sollte, wusste Damian noch nicht.

Zwei Tage später reisten sie zu dritt weiter. Damian wollte zu seiner Familie und dort einfach mal Ruhe finden.

Langsam wanderte Damian alleine über den kleinen Markt in Voranenburg. Er hatte Leonie überzeugen können, dass sie ihren Bruder zu ihren Eltern begleitet, damit diese von seiner neuen Berufung erfahren sollen. Er musste sich über einiges klarwerden in Bezug auf die junge Amabilis. Seine Schwester Agnes hatte ihre Kinder auf der Burg und Leonie hatte sich, wie es einer Laviniapriesterin gebührt, sofort mit diesen angefreundet. Und Damian war selber aufgefallen, dass er sich gerne anschaute, wie Leonie mit seinen Neffen und Nichten spielte. Sogar seine Mutter Katharina hatte den einen oder anderen vielsagenden Kommentar zu der Situtation.
Noch bevor das Abendgebet begann, fand Damian einen Schmuckhändler und ihm fiel eine Halskette ins Auge. Vielleicht ein schönes Geschenk für Leonie? Der Preis ließ ihn kurz schlucken, aber dann bezahlte er ihn. Die Geldsorgen des Bürgerkriegs lagen hinter ihm, auch ohne Adelstitel erhielt er eine ausreichende Unterstützung durch seine Familie.



"Was bei den Göttern! Dämonen, finstere Magier und eine Inquisition? Haben die beiden nicht genug am Hals?!" Damian legte den kurzen Brief von Leonie beiseite. Dann schaute er seinen Novizen an. "Damian, ich werde mich mit deiner Schwester auf dem Schiff," es schauderte ihn kurz, Schiffsfahren behagten ihm nie, "treffen und zu dieser Burg reisen. Lyra und Kadegar könnten laut deiner Schwester Hilfe brauchen." Und ich kann einen ordentlichen Kampf gegen einen Dämon gebrauchen, dachte Damian bei sich...