Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt
Wassilij in Engonia
Wassilij:
Wassilij kniete vor den Flammen und grinste leicht, als er die Frage hörte.
Er drehte sich langsam um und griff an den falschen Bart. Während er ihn vorsichtig vom Gesicht zog und selbiges verzog, denn der Harz hatte gut geklebt, antwortete er.
"Nein, ich heiße wirklich nicht Stanislav." Nun war der Bart abgezogen und Wassilij sah sie mit einem geröteten Gesicht, in welchem noch Harzreste klebten an. "Meine Name ist Wassilij!" Er verbeugte sich leicht.
"Nun, ich glaube, ihr Beiden wollt mehr wissen?" Als Sie zustimmten, sprach er weiter: "Um es ersteinmal einfach zu halten, bin ich ein Freund von Eurer Schwester Jenna und ihrer Tochter Mala. Sie haben beide ein gutes Heim und ein sicheres Dach über dem Kopf. Jenna arbeitet für eine angesehene Heilerin in Fanada. Sie heißt Jelena. Ich habe nun vor, Euch beide ebenfalls dorthin zu bringen."
Noch beim Sprechen, wandte Wassilij sich um und griff in seine Satteltaschen. Ohne zu kramen, holte er Stoffbündel hervor und wandte sich ab. Er zog sich Weste und Tunika aus. Im schwachen Feuerschein waren die groben Narben, die seinen Oberkörper entstellten zuerkennen. Selbst für ungeübte Betrachter, war es eindeutig, dass die Narben weder von Unfällen noch von Kämpfen stammten.
"Ich denke, dass mein Einfluss dort ausreichen wird, um Euch beiden eine gute Einstellung dort zu verschaffen. Es ist zwar einige Jahre her, aber einst habe ich über eben jenes Haus und seine Bewohner mit meinem Leben gewacht. Und nein, mittlerweile wache ich dort nicht mehr wie früher. Ich habe jedoch ein wachsames Auge darüber, so es mir möglich ist."
Mittlerweile hatte Wassilij seine grüne Klappenjacke angezogen und die Hose zu seiner braunen, einem Rock ähnelnden Hose getauscht.
Lilac:
Wieder einmal tauschten Jabucica und Dječak einen Blick. Offenbar waren sie sich sehr verbunden, denn es war häufig, dass sie nur mit einem Blick oder einer Geste eine Verständigung erzielten.
In diesem Falle war beiden der Anblick von Wassilijs Körper in Mark und Bein gefahren. Jeder spürte den Schauder auf der Haut des anderen und es war ihnen klar, dass sie in dieser Nacht, aneinandergekuschelt wie eh und je, dieselben Albträume haben würden.
"Wie lange sind Jenna und Malla schon bei Jelena, der Heilerin? Sie ist in den Kriegswirren verschwunden und wir haben uns seither große Sorgen gemacht. Schließlich sind ... Soldaten... im Kampfrausch nicht eben zimperlich...", sagte Dječak nun.
Wassilij:
Wassilij rieb sich durch das Gesicht. Ihre Blicke und Gesten waren ihm nicht entgangen.
"Wir gehörten damals zu dem Stoßtrupp, der die Erstürmung von Engonia überhaupt erst ermöglicht hatte. Kurz nach dem Angriff auf Engonia ist sie bei uns aufgetaucht. Hungrig, dreckig, ängstlich und krank, aber sonst ging es ihr gut. Und danach haben wir uns erstmal gut um sie gekümmert und sie stand unter unserem Schutz."
Lilac:
Jabucica lehnte sich haltsuchend an den Fuchs, der seinerseits damit begonnen hatte, die junge Frau sanft mit den Lippen zu untersuchen und sie nun fragend anstubste, weil sie mit dem Kraulen aufgehört hatte.
Ihr und dem Burschen standen die grauenvollen Bilder, die sie in der Hauptstadt gesehen haben mussten und die Sorgen um Jenna und ihren Säugling, die diese ausgelöst hatten, ins Gesicht geschrieben.
Dječak schloss die Augen und dankte den Göttern leise für ihre Gnade.
Eine Weile lang waren nur die Geräusche der Nacht, das gelegentliche Schnauben eines der Pferde und das Knistern des Feuers zu hören.
Dann, wie auf ein Stichwort, sahen die beiden goldhaarigen Geschwister Wassilij gleichzeitig an und der junge Mann ergriff wieder das Wort:
"Also bringst du uns jetzt nach Fanada? Ist es weit dorthin? Wir waren noch nie außerhalb Engonias..."
Letzteres klang fast verlegen, als sei Dječak seine soziale Herkunft peinlich.
Wassilij:
Wassilij zuckte mit den Schultern.
"Es spielt keine Rolle, wo ihr gewesen seid oder was ihr bisher getan habt. Wichtig ist, was ihr jetzt, wo ihr Euer Leben endlich in die eigene Hand nehmen könnt tun werdet. Ich habe Euch geholfen, aber ihr seid mir nur zu einem verpflichtet. Sagt niemandem von Eurer Familie, wo Jenna steckt. Mehr verlange ich nicht von Euch. Falls es Euch beruhigt, meine Eltern waren arme Bergleute."
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