Autor Thema: Wassilij und Jennas Geschwister auf dem Weg von Engonia nach Fanada (Sommer 264)  (Gelesen 16535 mal)

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Wassilij nickte zustimmend. "Ja, das glaube ich gerne. Vermutlich wird er in der Zeit bis Brega wieder Kunstflüge vorführen."
« Letzte Änderung: 17. Okt 14, 19:53 von Wassilij »
Well I can't tell you where I'm going, I'm not sure of where I've been / But I know I must keep travelin' till my road comes to an end / I'm out here on my journey, trying to make the most of it / I'm a puzzle, I must figure out where all my pieces fit / Like a poor wayfaring stranger that they speak about in song / I'm just a weary pilgrim trying to find what feels like home / Where that is no one can tell me, am I doomed to ever roam / I'm just travelin', travelin', I'm just traveling through

Offline Lilac

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Von da an hatte Jabucica eine zusätzliche Aufgabe. Sie schämte sich nicht, Wassilij um etwas Wildbret für ihren Schützling zu bitten, ließ sich aber zugleich auch zeigen, wie man Fallen stellte, um es zukünftig selbst zu können.
Dječak half ihr auf eine ruhige, selbstverständliche Art, ließ sie aber wissen, dass der Patient ihr 'Projekt' war.
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Wassilij schlug nun ein etwas höheres Tempo als bisher an. Sie hatten Zeit genug, sich an den langsamen Schritt zu gewöhnen. Langsam mussten sie lernen, was es bedeutete als Medvjedstani zu reisen. Für die Beiden war das alles scheinbar ein Spiel. Aber Wassilij wusste nur zu gut, wohin das umschlagen konnte. Aber diesen Gedanken wischte er beiseite und ritt voran.
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Weiterhin besaßen beide noch lange keine annähernd ausreichende Fitness, um diese Reise auf die leichte Schulter nehmen zu können.

Selbst Dječak bemerkte, dass er nicht genügend Kondition für stundenlanges Reiten besaß, ganz zu schweigen von zusätzlichen Kampftrainingeinheiten. Morgens fühlte er sich steif und spätestens am frühen Abend waren ihm die Glieder schwer. Ob es sich so anfühlte, wenn man alt war? Bei dem Gedanken schüttelte der junge Mann belustigt den Kopf.

Wenigstens blieben ihm die Qualen erspart, die Jabucica auf sich nehmen musste: Die Innenseite ihrer Schenkel war seit Tagen wund oder zummindest irritiert. Auf ihren Händen prangten erst Blasen, bevor sich die wichtige Hornhaut an jenen Stellen bildete, die häufig durch das Reiten und Kämpfen beansprucht wurde. Zusätzlich sorgte ihr "Patient" noch für eine ganze Menge weiterer Kratzer, Quetschungen und Katschen.
Einmal seufzte sie mit einer guten Portion Selbstironie, von vielen der Stellen, die ihr gerade wehtäten, hätte sie gar nicht gewusst, dass es sie gäbe.
Und durch ihren Sturz hatte sie sich neben dem Muskelkater noch zusätzliche Beschwerden eingehandelt.

Mit sorgenvoller Mine beobachtete Jabucica den Vogel, den sie inzwischen dank des charakteristischen Schreis als Rotmilan identifiziert hatten. Das Tier fraß zunächst gut, verweigerte dann jedoch zunehmend ihre Futtergaben. Zudem hatte sie das Gefühl, dass der Vogel zu warm war. Sie behielt ihre Sorgen für sich ("Es ist DEIN Projekt!"), hoffte aber auf eine baldige Ankunft in dieser Stadt namens Brega, wo sie den Milan an einen Vogelkundigen oder besser noch, an einen Falkner weitergeben wollte. Vielleicht bekäme sie sogar etwas Geld dafür...
« Letzte Änderung: 17. Okt 14, 23:33 von Lilac »
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Langsam aber sicher, näherte sich die Nacht. Es wurde Zeit, dass das Trio sich endlich nach einem Nachtlager um sah.

Wassilij überlegte einen kurzen Augenblick. Dann wandte er sich zu den beiden um.

"Ihr beiden wisst, worauf es ankommt. Sucht ihr das Lager und bereitet es vor. Dafür gibt es heute auch keine anderen Übungen mehr und wir genießen den Rest des Tages am Lagerfeuer."
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Dječak und Jabucica hielten nach einer Stelle Ausschau, die etwas vom Hauptweg abgelegen war, Platz für ihr kleines Lager und die Pferde bot und idealerweise von schützenden Bäumen überwachsen war. Die erste Möglichkeit winkte Jabucica sofort ab, weil sie am Rand des Platzes einen riesigen Ameisenhaufen erspäht hatte. Auch eine zweite und dritte wurde von den Geschwistern verworfen.
Schließlich jedoch war eine nahezu perfekte Stelle gefunden. Es war eine natürliche Lichtung, die von Buchen umringt war und an einer Seite durch einer sich erhebenden Felswand begrenzt wurde. Die weit in die Lichtung reichenden, laubtragenden Äste schufen eine Art Dach, das die Reisenden in der Nacht vor eventuellem Regen schützen würde. Der Boden war leicht feucht, aber es gab genügend trockenes Material, um sowohl ein Feuer zu machen, als auch den Schlafbereich zu unterlegen.

Unter den Bäumen war es inzwischen sehr dunkel geworden.
Dječak hatte den Teil mit dem Nachtlager übernommen und Jabucica sich um das Feuer gekümmert.
Gemeinsam hatten sie einen im Sturm abgebrochenen großen Ast herangeschleppt, der als Sitzunterlage taugte. Das Feuer war etwas größer, als ein einfaches Kochfeuer und spendete Wärme und Licht.

Nun breitete der junge Mann noch die Lebensmittel aus, während seine Schwester einen erneuten Versuch startete, den Milan zu füttern. Inzwischen versuchte sie es sogar mit vorgekautem Fleisch - mit einigem Erfolg, wie die Männer ihr zugestehen mussten.
Undankbarerweise hielt die Fürsorge den Greifvogel nicht von seinen regelmäßigen Versuchen ab, ihr die Hand zu zerfetzen.
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Wassilij war die Pflege nicht entgangen.

"Ihr beide habt eine wahre Begabung für andere Lebewesen. Eine Schande, das diese Bestimmung bisher verwehrt wurde. Hat euch eigentlich jemals einer eurer Verwandten unseren Glauben erklärt?"
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Beide Geschwister sahen den Krieger verwirrt an.

Dann sagte Dječak: "Ich glaube, du meinst das, was in unserer Familie immer als 'Bekas Altweibergeschwätz' bezeichnet wurde. Vater hat es nicht geduldet, dass diese Themen aufkamen."

Nun nickte Jabucica. "'Geht in die hiesigen Tempel, wenn ihr schon an irgendwelche Götter glauben wollt!' hat er immer gesagt. Und im gleichen Atemzug verboten, dass wir dort Geld oder andere Dinge geben..."
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Wassilij nickte schwer.

"Ich habe nie viel darüber gesprochen. Doch die Götter wirken und sie existieren. Manche nehmen guten Einfluss, andere schlechten. Unser Glaube lehrt uns, dass jeder Mensch immer mindestens zwei Entscheidungen treffen kann. Egal worum es geht. Wir glauben an eine Gottheit mit 777 Inkarnationen. Jeder Medvjedstani findet mit einem Ritus oder durch besondere Erlebnisse heraus, welche seine Inkarnation ist. Man kann das als Aberglaube abtun, oder daran glauben. Aber nur sehr wenige Menschen wissen das wirklich. Was ihr möchtet, solltet ihr selbst entscheiden. Ihr seht, worauf unser Glaube aufbaut?"
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Dječak legte seinen Kopf schief und versuchte, Wassilijs Worte zu begreifen.
"Also das... das Volk... dem wir entstammen, glaubt an einen Gott mit siebenhundertsiebenundsiebzig Inkar... Gesichtern, ja? Und jeder hat eines dieser... dieser Gesichter als... als... persönlichen ähm... 'Ansprechpartner'?"

Seine Stirn legte sich in Falten.
"Und was ist mit den engonischen Göttern? Sind sie dann auch diese Inkarna... also würde man sie dann auch dazu zählen und das was wir schon kennen, ist nichts anderes? Oder, oder gibt es dann einfach ganz viele Götter? Ich meine, es gibt ja auch ganz viele... ähm... Leute. Und die meisten glauben ja an irgendwas, oder?!"

Jabucica war von dem Thema so fasziniert, dass sie einen Moment nicht achtgab und der Milan wieder einmal seine Chance nutzte und ihre Hand attackierte.
"Au!"
Sie sah hinab auf den Vogel: "Welche Gottheit dich auch immer geschaffen hat, muss eine ganz schön harte Nuss sein!", schmollte sie.
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"Oder jemand, der eine eigene Art hat, zu lehren, Jabucica." gab Wassilij mit einem Lächeln zurück. "Nein, unsere Gottheit hat nichts mit den Engonischen Göttern zu tun. Sie sind einzelne Wesenheiten, die eigenschaften wie Menschen aufweisen und ähnlich handeln. unsere Gottheit, bedient sich der Inkarnationen um uns einen Weg zu weisen, um uns anzuleiten unsere eigenen entscheidungen zu fällen. Es fängt klein an und endet im Großen. Erklärt ein König den Krieg? Oder nimmt sich jemand eines Vogels an? All das kann bedeutungslos sein, oder aber eine Welt verändern. Je nach dem, in welchem Zusammenhang all dies steht."
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"Wenn du also sagst, dass jeder immer zwei Wege gehen kann... zum Beispiel Jabucica mit ihrem Vogel: Sie kann ihn mitnehmen, oder da lassen. Und... "
Dječak runzelte erneut die Stirn. Es war offensichtlich, dass er nicht gewohnt war, derlei abstraktes zu überlegen.
"... und... dann könnte Kupfer rein theoretisch eine der 777 Ink... ach mann! Was für ein Wort!... eins von diesen 777 Gesichtern sein?"

Jabucica rückte ein Stück von ihrem Bruder ab und starrte ihn entgeistert an. Es war als hätte sie eine Schrift auf der Stirn: 'Welche Pilze hast du denn gegessen?!?'
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"Nein! Er war nur deine Entscheidung. Die Inkarnationen sind die Erscheinungen unserer Gottheit, mit denen sie nach unseren Legenden unter uns wandelte oder wandelt. Jelenas Inkarnaton ist beispielsweise Milosti die Heilerin. Sie gilt als die Gnadenreiche und ist die Göttin aller Heiler."
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"Gibt es jemanden, der alle diese 777 Inkarna-Dings kennt? Ich meine, woran bemerke ich, dass sowas vor mir steht?", grübelte Dječak weiter.
Jabucica rollte die Augen: "Bruderherz, manchmal bist du echt dümmlich! Ich meine, wenn eine GOTTHEIT vor dir steht, wirst du das doch wohl merken, oder? Die leuchten bestimmt alle, oder haben so eine Aura oder sowas. Ist vermutlich nicht anders, als wenn irgendwelche hohen Herren durch die Gegend stolzieren. Da weiß man doch auch schon 20 Schritt gegen den Wind, dass man sich JETZT besser unsichtbar macht!"
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Wassilij wiegte den Kopf ein wenig hin und her, es machte den Eindruck, als ob er sehr gut überlegte, was er als nächstes sagen würde.

"Die meisten führen ein Ritual durch, welches von einem Kundigen angeleitet wird, um ihre Inkarnation zu finden. Nur die wirklich aller wenigsten, begegnen ihrer Inkarnation tatsächlich."
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