Autor Thema: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.  (Gelesen 15177 mal)

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Offline Jelena

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Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« am: 24. Jun 14, 10:43 »
Der Sommer war eine traditionell sehr geschäftige Zeit für den Kontor: die Gewürz- und Kaffeekarawanen trafen ein, die jährlichen großen Handelsmessen wurden abgehalten, die großen Tempelfeste standen an, Vorräte für den Winter wurden eingeweckt und die Stadt platzte vor Reisenden nur so aus den Nähten.
Während es auf dem Hof und in den Lagerräumen nur so von Menschen wimmelte war es im eigentlichen Haus ruhig. Seitdem die Heilerin aus den Drachenlanden zurückgekehrt war war sie still und in sich gekehrt. Sie schien häufig von Kopfschmerzen geplagt zu sein und verschlief sehr viel Zeit. Trotz allem war sie bei den Geschäften auf Zack und ließ nichts schleifen, aber es war unverkennbar das sie nicht so unbeschwert war wie im vorangegangenen Sommer.
Sasha war mit den anderen Priestern und einem großen Trupp Askarier wieder auf dem Weg ins ewige Eis, Svenja und Wydh hatten sich in die Wälder zurückgezogen und sie hatte keine Ahnung wo Gorix sich augenblicklich herumtrieb. Einerseits etwas einsam, andererseits ganz froh das sie sich nicht übermäßig erklären musste tätigte Jelena ihre Geschäfte und bemühte sich um Normalität.
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Lilac

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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #1 am: 24. Jun 14, 13:47 »
Die guten Geister des Hauses rückten ihr nicht mit Fragen auf die Pelle, aber Sorgen machten sie sich schon. Ein ums andere Mal ertappte man sie dabei, dass sie der Heilerin sorgenvoll hinterherblickten, wenn diese wieder einmal mit ihrer "Kopfschmerz-Miene" durch die Gegend lief.
Wenn Jelena schlief, senkte man im Hause die Stimmen und spekulierte flüsternd, was wohl mit ihr sein könnte.

Die kleine Malla, aufgeweckt wie sie war, bekam dies natürlich sofort mit und gab sich für ihr Alter große Mühe, auch leise zu sein.
Irgendwann jedoch, als ihre Mutter ihr wieder einmal gesagt hatte, sie solle keinen Krach machen, damit die Meistrin sich ausschlafen könne, hielt das kleine Mädchen es nicht mehr aus und schlich zu Jelena in die Kammer.
Dort stand sie und schaute die Frau im Bett nachdenklich an.
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Offline Jelena

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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #2 am: 24. Jun 14, 20:43 »
Bereits nach kurzer Zeit öffnete Jelena ein Auge und sah Mala etwas verwirrt an:
"Hallo Kleines," murmelte sie verschlafen "was machst du hier?"
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Offline Lilac

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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #3 am: 24. Jun 14, 21:05 »
"Bist du krank, weil du so viel schlafen musst?", fragte das kleine Mädchen.
Es trat nun auf die Heilerin zu und nahm ihre Hand.
"Ich bin jetzt die Jelena und du bist das Kind, ja?! Ich mach dich wieder gesund!", sagte das Kind zuversichtlich und tat so, als würde es in den Becher, der neben Jelenas Bett auf einem Tischchen stand, Zutaten hineingeben und das ganze umrühren.
"Sooo, hier hast du Medizin! Gleich geht's dir wieder besser!"
Sie reichte der Meistrin den Becher ohne Inhalt und hatte dabei eins zu eins den gleichen Gesichtsausdruck drauf, den auch die Heilerin zur Schau trug, wenn sie jemanden behandelte.
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #4 am: 24. Jun 14, 21:18 »
Jelena nahm mit ernster Miene den Becher an und "trank" daraus. Ihre Mundwinkel zuckten aber sie schaffte es nicht loszulachen.
"Vielen Dank, das ist nett von dir. Wie kommst du denn darauf das ich krank bin?"
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #5 am: 24. Jun 14, 21:23 »
"Mama sagt, wenn man krank ist, muss man sich erstmal richtig ausschlafen. Und sie hat zu Anica gesagt, dass wir dir Zeit zum Ausschlafen geben sollen, dann sehen wir weiter."
Malla legte ihren kleinen Kopf mit den langen, goldblonden Zöpfen schief.
"Hast du jetzt ausgeschlafen? Kannst du mir bitte etwas vorlesen?"
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #6 am: 24. Jun 14, 21:36 »
"Etwas vorlesen? Eher nicht, aber wenn du magst kann ich dir etwas erzählen. Magst du zu mir ins Bett kommen?"
Jelena rückte etwas zur Seite und half Mala dabei ins Bett zu klettern und sich in die Kissen zu kuscheln.
"Was möchtest du denn hören?"
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #7 am: 24. Jun 14, 21:48 »
"Hmmm... eine Pferdegeschichte!", rief sie fröhlich und kuschelte sich dann in Jelenas Arm.
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #8 am: 27. Jun 14, 08:41 »
"Eine Pferdegeschichte, was auch sonst..." meinte Jelena lächelnd und überlegte einen kurzen Augenblick. Als sie die Geschichte begann, nahm ihre Stimme einen getragenen Klang an, fast so als ob sie singen würde aber nicht ganz.
"Weit im Osten der endlosen Steppen lebte einmal ein junger Pferdehirt. Er hieß Namdshil.
Und er hatte eine so wunderschöne Stimme, daß die Menschen von weither kamen, um ihn singen zu hören.
Die geritten kamen, stiegen vom Pferde, die zu Fuß kamen, setzten sich auf die Erde und lauschten und staunten und waren wie verzaubert.
"Seine Stimme klingt so lieblich wie die eines Kuckucks", sagten sie und nannten ihn Khökhöö-Namdshil, Namdshil den Kuckuck.

Eines Tages wurde Namdshil zum Militärdienst für den Zaren einberufen. Man schickte ihn an die westliche Grenze der Steppen, weit entfernt von seiner Heimat, und dort blieb er viele Jahre. 
Während dieser Zeit verliebte sich Namdshil in die Tochter des dortigen Fürsten, und diese erwiderte seine Liebe von ganzem Herzen. 

Doch einmal hat auch der längste Militärdienst ein Ende, und für Namdshil nahte der Tag des Abschieds. So sehr er sich freute, seine Eltern und seine heimatliche Steppe wiederzusehen, brach ihm doch der Gedanke, seine Liebste vielleicht nie wieder zu sehen, fast das Herz. Die Prinzessin aber schenkte ihm ein Pferd mit Flügeln, die es verstecken konnte, so daß niemand sie sah. Und sie sagte zu Namdshil: "Mit diesem Pferd wird dir kein Weg zu weit sein. Komm auf ihm zu mir geflogen, damit wir uns treffen können.
"
So kehrte Namdshil heim. Er hütete wieder seine Pferdeherde und sorgte für seine Eltern. Nun hatte aber eine Dienerin des Fürsten, dessen Untergebener Namdshil war, beobachtet, daß dieser nachts niemals in seiner Jurte blieb, sondern irgendwohin verschwand. Sie ließ ihn nicht mehr aus den Augen und merkte bald, daß es mit dem Pferd etwas besonderes auf sich haben müsse. 
Eines Nachts war Namdshil wieder einmal zu seiner Geliebten geflogen. Bevor der Morgen graute, kam er zurück, band sein Pferd, damit es ein wenig verschnaufen konnte, vor der Jurte an und ging hinein. Doch er hatte vergessen, die Zauberflügel zu verstecken. Wie nun die Dienerin des Fürsten kam, um Namdshils Pferd näher zu betrachten, entdeckte sie, daß ihm hinter den Vorderläufen zwei Flügel hervorschauten, nahm ihre Schere, schnitt die Flügel ab und warf sie fort. Als sie dem Pferd die Flügel abgeschnitten hatte, starb es. 

Als Namdshil wieder aus der Jurte kam, war sein Pferd tot. Tiefe Trauer erfüllte ihn. 
Doch das Sprichwort sagt: Im Herzen eines Mannes springt ein Pferd mit Sattel und Zaum umher. Und so bezwang Namdshil seine Trauer. Er schnitt seinem toten Pferd die schönen langen Mähnen- und Schweifhaare ab und band sie zusammen. Wo die Haut am weichsten war, löste er ein Stück ab und gerbte es sorgfältig. Alsdann zimmerte er aus Holz ein Kästchen, bezog es mit der gegerbten Haut und fand heraus, wie er dem Kästchen, um es zum Summen zu bringen, eine Seele geben konnte. Im Bergwald fällte er einen jungen Baum, feilte und schmirgelten das Stämmchen, bis es glatt und schön war und schnitzte in sein Ende den Kopf seines wunderbaren, klugen Pferdes, so daß er es niemals vergessen würde. Unterhalb des geschnitzten Kopfes, dort, wo er in den Hals überging, brachte er zwei hölzerne Wirbel an, um die er das Pferdehaar schlang, das er zuvor in zwei Bündel geteilt hatte. Er legte sie über das hölzerne Kästchen und befestigte sie unten an seinem Boden. (Nun hatte er zwei Saiten.) Mit einem dritten Bündel Pferdehaar verband er die beiden Enden eines schlanken Weidenzweiges und hatte nun einen Geigenbogen. Den rieb er mit Kiefernharz ein, so daß schöne, reine Töne entstanden, wenn er damit über sein Instrument strich.

So hatte Namdshil ein Saiteninstrument geschaffen, die Pferdegeige, auf der er zur Erinnerung an sein geliebtes Pferd wunderschöne schwermütige Weisen spielte. Er lehrte sein Instrument, mit der Stimme des geliebten Pferdes zu wiehern und zu schnauben, oder den Schlag seiner Hufe nachzuahmen, so daß es klang, als käme es wie einst zu ihm getrabt. Immer, wenn er auf seiner Pferdegeige spielte und ihr ihre warmen, langen Töne entlockte, erinnerte sich Namdshil an sein geliebtes Pferd, und mit der Erinnerung kam auf wunderbare Weise wieder Freude in sein Herz."
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #9 am: 27. Jun 14, 11:19 »
"Warum hat die Frau dem Zauberpferd die Flügel abgeschnitten?", fragte Malla nach einem Moment andächtigen Schweigens bedrückt.
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #10 am: 27. Jun 14, 13:00 »
"Das ist eine gute Frage! Es ist oft so, dass Menschen neidisch sind auf das was sie nicht haben. Und dann denken sie, wenn ich es nicht haben kann dann soll er es auch nicht haben. Was hälst du davon?"
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #11 am: 27. Jun 14, 14:23 »
"Ich hätte den Mann gefragt, ob er mich auf dem Zauberpferd mitnimmt!", antwortete die Kleine mit dem Pragmatismus der Kinder.
"Ist das Zauberpferd jetzt im Himmel? Es hat doch keine Flügel mehr!", sorgte sich Malla.
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #12 am: 27. Jun 14, 19:52 »
"Natürlich ist es das. Im Gegensatz zu uns Menschen sind alle Pferde von Geburt an gut und wenn sie sterben nimmt die Göttin sie zu sich damit sie die Ewigkeiten in der goldenen Horde verbringen können."
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #13 am: 30. Jun 14, 14:16 »
"Der Mann braucht ein neues Zauberpferd! Und dann muss er mit der Frau schimpfen!", befand das Mädchen.

In diesem Moment ging die Tür zaghaft auf und Jenna kam ins Zimmer.
"Hab ich doch richtig gehört! Malla! Du solltest die Meistrin doch in Ruhe lassen! Jelena, es tut mir leid...", begann die Frau bestürzt.
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Re: Der Kontor ab Sommer 264 n. J.
« Antwort #14 am: 30. Jun 14, 14:58 »
Jelena wollte Mala gerade zustimmen als sie Jennas bestürzte Stimme hörte. Sie hob die Hand und unterbrach ihre Magd:
"Keine Sorge, Jenna, Mala wollte nur sichergehen das es mir gut geht. Aber jetzt müssen wir zwei aufstehen und mit der Arbeit weitermachen, oder? Was meinst du, Kleines?" fragte sie an das Mädchen gewandt.
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