Der Städtebund von Tangara > Brega
In der Umgebung von Brega.
Vanion:
"Nein."
Kurz und schmerzlos. Es hatte Vanion nie gestört, dass Rania das, was er für sie empfunden hatte, nicht erwidert hatte. Warum auch? Er war stets beschäftigt gewesen, und immerhin war er nur ein Bauer und sie eine Priesterin. Er hatte das als Träumerei abgetan. Doch losgelassen hatte er sie niemals. Warum, wusste er selbst nicht so recht.
"Und nach dem, was ich nun weiß, ist ohnehin nichts mehr davon übrig." Rasch fasste er sich. Es galt, nach vorne zu schauen. Diesen Streit konnte er nicht fortführen. Zwar vermutetete er, dass Lorainne genau wusste, dass er Rania nicht so weit traute, wie er spucken konnte, und dass er immer noch der Überzeugung war, dass Rania nicht fest im Glauben stand - doch solange es nicht ausgesprochen wurde, war und blieb es ungesagt. Denk nach! Worauf kommt es an?
"Wir ..brauchen Rania ohnehin nicht. Oben in Caldrien wäre sie fehl am Platze, was soll eine Priesterin im Kampf, was soll sie in dichten Wäldern? Wir haben doch unsere guten Männer, die Äxte, die Männer, die deinem Vater folgten und nun dir. Rania kann ja tun, was immer sie mag." Aber ich will sie nicht in meinem Rücken wissen.
Nun wandte Vanion sich Anders zu und begrüßte sie mehr oder weniger herzlich. "Es tut mir Leid, dass du.. all das hören musstest. Wir hätten aufpassen müssen."
Anders:
//Ich sollte gehen.//
Das war der Gedanke der langsam immer präsenter im Kopf des Kenders wurde. Sie bekam langsam das angefühlt, dass sie hier gerade nicht sein sollte und es ging sie auch nichts an. Helfen konnte sie wohl auch nicht und wenn sie ganz ehrlich zu sich wahr, wollte sie das auch nicht hören. Nicht so... Zumindest.
Langsam zog sie sich wieder aus dem Feuerschein zurück, bedächtig. Jetzt wollte sie nicht bemerkt werden!
Doch da wandte sich Vanion um und sprach sie jetzt an. Kurz zögerte sie immer noch im Halbschatten.
"Ich wollte nicht lauschen.", kam es dann bestimmt aus der Dunkelheit und Anders machte wieder einen halben Schritt vor in Richtung Feuer. Nur einen kleinen.
"Aber ich glaube ich sollte lieber warten bis ihr fertig seit. Ich will sowieso nach meinem Pferd sehen... Und ihr scheint wichtiges zu klären zu haben. Ich kann da nicht helfen."
Jetzt hörte man wieder die leichte Unsicherheit aus ihren Worten.
"Das... Geht mich nichts an."
Mel:
"Warum hätte sie dir dann ihre Gefühle und Geheimnisse anvertrauen sollen? Du warst ihr eben nicht wichtig genug. Das mag schlimm sein und schrecklich wehtun, aber das ist allein dein persönliches Problem."
Sie hätte ihm gerne ihr Mitgefühl ausgedrückt, aber was konnte man in so einer Situation schon sagen?
"Man üpberlebt es, und irgendwann vergeht der Schmerz. Aber sie ist eine Priesterin Lavinias, von den Tempeln anerkannt, also wirst du ihrem Status den gebührenden Respekt erweisen."
Ihre restlichen Gedanken behielt sie für sich. Wie kann Deine Liebe durch dieses Wissen einfach aufhören?
Es änderte ihre Sich auf Vanion, sie verstand es nicht, in ihren Augen hatte er seine hochgepriesenen Ideale verraten. Was würde sich ändern, wenn er ihre Geheimnisse kannte? Würde er sie ebenso verraten?
Lorainne schickte ein Stoßgebet an Lavinia, dass dem nicht so sei, dass der Täuscher ihr zuflüsterte und sie standhaft bleiben würde.
Anders riss sie aus ihren Gedanken. "Nein, bleib. Es ist nicht schlimm, wir hätten damit rechnen müssen, dass Du uns irgendwann im Dunkeln findest."
Sie lächelte.
Anders:
Das entlockte der Kenderin ein breites Lächeln. "Warum treibt ihr euch auch immer in den Schatten rum? Ich dachte das sollte mein Gebiet bleiben.", kicherte sie scherzhaft und trat nun doch endgültig ans Feuer und in die Wärme. Sie war froh, dass man sie schlussendlich nicht weggeschickt hatte.
Sie umarmte Vanion, der immer noch abwesend schien und dann Lorainne.
"Anscheinen hab ich ja einiges verpasst. Euch kann man ja aber auch keine Minute aus den Augen lassen. Wie soll sich da ein Kender um seine Sachen kümmern wenn er ständig auf euch aufpassen muss.", grinste sie breit und mit einem leichten Glucksen in der Stimme, das deutlich zeigte, wie "Ernst" es ihr mit diesem Thema war. Außerdem ließ es sie irgendwie drollig wirken wie sie da stand, zerzaust und klamm und dann solche Worte in den Mund nahm. Sie hockte sich zuerst ans Feuer und hielt die Hände über die Flammen, und lauschte dem Knistern Zeus Holzes und ihrem Magen.
Sie hatte noch etwas Brot dabei und ein kleines Stück harten Käse. Darüber würde sie sich gleich hermachen. Sie vermied den Anblick auf Vanion und schaute stattdessen zu Lorainne.
"Ich hab Fragen... Erzählt ihr mir was los war oder muss ich es selber rausfinden?"
Das erste wäre ihr lieber, das zweite ein Spiel, aber wenn sie ehrlich war diesesmal wollte sie es von ihnen hören.
Als ihre Finger war waren setzte sie sich auf ein Stück trockenen Boden und untersuchte das Wirrwarr auf ihrem Kopf. Ihr würde jedoch relativ schnell klar, dass hier nichts helfen würde, außer Zöpfe und Federn zu entfernen und von vorne zu beginnen. Geschickt begann sie von daher die Federn aus ihrem Haar zu lösen und sie sehr ordentlich auf der umgeschlagenen Innenseite ihres Umhangs anzuordnen.
Vanion:
Ohne Anders' Worte zu beachten, sah Vanion direkt Lorainne an:
"Es steckt mehr als nur verletzter Stolz dahinter. Ich habe einfach Angst vor dem, was kommen mag, wenn du unrecht hast. Wie kann ich ihr vertrauen?"
Ohne Härte sprach er diese Worte, aber mit einer großen Traurigkeit.
"Vielleicht ist das der Gedanke des Vertrauens. Es gibt keinen Beweis für eine Schuld oder eine Unschuld. Und wenn ich eines weiß, dann das: mir steht es gewiss nicht zu, über eine Priesterin Lavinias zu urteilen. Noch schlimmer; mir steht es erst recht nicht zu, über eine treue Freundin zu urteilen."
Dann schwieg er für einen Moment, bevor ihm etwas klar wurde:
"Vielleicht.." Er zögerte. "Vielleicht muss ich das lernen. Ich bin gut darin geworden, mich vor keiner weltlichen Gefahr zu fürchten. Im Kampf bin ich nicht unvorsichtig, aber doch mutig. Mit Schwert und Axt in der Hand gibt es keinen, dem ich mich nicht stellen würde, und die Schlacht schreckt mich nicht. Doch fürchte ich mich mehr als vor sonst irgendetwas davor, dass meine Freunde mich verraten und verlassen. Der Tod macht mir Angst, natürlich - ich bin kein Idiot, der nichts zu verlieren hat. Aber wirkliche Furcht weckt in mir der Gedanke, dass der Täuscher Macht über die gewinnt, die mir lieb sind. Wir haben gesehen, was Er ausrichten kann, stets auf's Neue wurden wir Zeugen seiner Gewalt. Du hast Recht! Wer kann es wissen, ob Rania ihre Prüfung bestand oder nicht? Nur sie selbst und die Götter! Doch ich bin kein Gott und ich weiß es nicht. Ich habe einfach Angst, und ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll."
Müde stand Vanion auf und griff nach ein paar herumliegenden Holzscheiten. Als die Flammen wieder ein wenig höher loderten, streckte er die klammen Hände aus und genoss die wohlige Wärme. Rania.. Der Knappe versuchte, seine eigenen Gefühle zu erforschen. Als ich erfuhr, was sie getan hatte - da ist alles in mir, was sie geliebt hat, gestorben. Nichts hat diesen Platz eingenommen, nicht einmal Wut oder gar Hass. Wo sollte das nur hinführen? Vielleicht war er sogar paranoid - und sah überall die schwarzen Finger Szivars am Werk. Sah Schatten, obwohl die Sonne schien. Ob zum Guten oder zum Schlechten, mit Rania verbindet mich nichts mehr. Doch wie konnte er das sagen, nach dem, was in Bourvis geschehen war?
Als Lorainne Oscronner Schnaps hervorzog und ihm die Flasche anbot, nahm er einen tiefen Schluck - ohne zu husten.
"Ich muss lernen, zu vertrauen. Gib mir Zeit."
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