Der Städtebund von Tangara > Brega
In der Umgebung von Brega.
Mel:
"Ich weiss, was Du meinst."
Lorainne nahm selbst noch einen tiefen Schluck, bevor sie fortfuhr.
"Nachdem ich Jorge... nun William fragte mich, wem ich noch vertrauen kann, wenn meine eigenen Leute.."
Sie schaute auf ihr Schwert hinunter.
"Mit einer Klinge in der Hand fühle ich mich stark, ich weiss genau, was ich zu tun habe. Kannst Du dir vorstellen, was es für einen Ritter bedeutet- für mich bedeutet, das Schwert nicht mehr ziehen zu dürfen? Es ist nicht so, dass ich mich wehrlos fühle; es ist nur... mit meinem Schwert identifiziere ich mich. Es ist nicht einfach nur Zeichen meines Standes, das Schwert- bin ich."
Lorainne wusste nicht, wie sie das erklären sollte.
"Jedenfalls- du bist von einem ähnlichen Schlag. Wie könnte auch anders sein? Was wäre denn gewesen, wenn Du denselben Schwur geleistet hättest? Du wärst nicht mehr Du. Aber Du wirst es lernen. Vertrauen ist wichtig, aber irgendwann weiss man genau, wem man vertrauen kann. Und dann tut man es einfach. So wie Anders."
Ein Grinsen hellte ihr Gesicht auf und liess sie so jung wirken, wie sie eigentlich war.
"Schau, ICH vertraue sogar einem Kender. Hier, nimm meinen Kamm." Sie kramte einen groben Holzkamm aus einer der rumstehenden Taschen und reichte ihn Anders.
Vanion:
Während der Alkohol warm und brennend seine Kehle hinabfloss, spürte Vanion wieder ein wenig Hoffnung aufkeimen.
"Du kannst mir vertrauen." Und gewiss auch anderen. Aber dass du mir vertraust - das fordere ich.
"Ich weiß nur zu gut, was du meinst. Mit der Waffe in der Hand - da durchfließt einen Ruhe. Es ist keine Entspannung, oh, bei den Göttern, nein - aber man ist plötzlich sehr sicher. Man kennt die eigenen Fähigkeiten, man vertraut der Waffe und der Hand, die sie führt, und das Kaleidoskop des Lebens verengt sich auf den kleinen Ausschnitt, den man in der Reichweite der Waffe hat. Dieser Kampf ist ein Erlebnis - eine Gratwanderung zwischen dem eigenen Tod und all den Freuden des Lebens. Ein paar Zentimeter guter Stahl machen den Unterschied - solange der Stahl fest und sicher in deiner Hand liegt, jedenfalls."
Wider Willen musste Vanion nun grinsen. "Ich hätte schwören können, mein Schwert nicht zu erheben. Schließlich trage ich eine Bardike."
Mel:
Das brachte sie zum Lachen:"Je sais! Aber Du weiss, wie es gemeint ist."
Dann schwand das Lächeln aus ihrem Gesicht, aber die Augen funkelten immer noch belustigt.
"Ich weiss, dass ich Dir vertrauen kann, sonst wärst Du nicht hier, n´est pas? Als ich Dich aufgefordert habe, zu gehen, oder Dich bei der Priesterin zu entschuldigen, wusste ich, dass dU nicht gehen würdest. Und ich war mir sicher, dass Du verstehst, was ich mit meinen Worten meinte."
Sie streckte die Füße aus und lehnte sich zurück, aufgestützt auf ihren Armen.
"Wir müssen erstmal ein Winterquartier finden. Im Winter werden sie wohl kaum irgendwie tätig werden. Außerdem läuft meine Frist im Frühjahr, nach der Schneeschmelze ab. Dann muss ich nach Reims und nunja... die Hochzeit steht immer noch im Raum. Ysander hat schon einiges gefunden, was wir brauchen könnten, allerdings müssen wir Beweise für unsere Vorwürfe finden. Ich denke, WENN er über mich Bescheid weiss, dann wird ebenfalls nicht untätig sein. Er wird verhindern wollen, dass wir Beweise oder Indizien oder IRGENDWAS finden. Anders kann also erstmal nicht zu ihm. Es ist zu gefährlich. Außerdem müssen wir trotz allem die Gerüchte über den grünen ritter nähren. Er ist bisher der Einzige gewesen, der ihm wenigstens ein klein wenig in die Schranken weisen konnte. Die Legende muss also am Leben bleiben."
Anders:
Anders nahm den Kamm an und freute sich über die leise Stimme die zu ihr von dem Gegenstand drang. Dennoch würde es noch etwas dauern bis sie ihn benutzen könnte. Sie pulte die letzten Federn aus den Haaren und machte sich jetzt daran die Zöpfe zu entwirren.
Darin stellte sie sich ganz geschickt an während sie den beiden lauschte.
Ihre Frage war völlig übergangen worden, aber .... Vielleicht war es auch ganz gut so. Jetzt lachten sie und wenn sie jetzt danach fragen würde würden sie sicher wieder traurig werden. Und wenn sich Anders zwischen ihrer Neugier und einem Lachen entscheiden musste viel die Entscheidung leicht.
Außerdem traute sie sich jetzt schon selbst ein paar Schlüsse aus dem gesagten zu ziehen. Jorge war Tod... Nur warum? Trotz allem war sie ein bisschen ... Ja traurig. Vielleicht war er ja nur so böse und bissig gewesen, weil er keine Freunde hatte. Und Lorainne schien nicht mehr kämpfen zu dürfen. Zumindest bis zum Frühling. Und Vanion... Nein das war ihr zu kompliziert und sie wollte auch nicht darüber nachdenken, war viel zu kompliziert. Aber Lorainne dürfte nicht mehr kämpfen, also sollte Vanion es tun. Gut das war verständlich. Blieb nur die Frage, warum?
Bald darauf nahm sie den Kamm zur Hand um die Knoten aus den Haaren zu kämmen, als sich ihr Magen meldete.
"Gibt es eigentlich was zu essen?", warf sie ein und schaute zu den beiden hoch.
Dabei zog sie den Kamm durch die Strähnen, aber er verhakte sich schon nach einem kurzen Stück. Das würde dauern...
Warum hatte Lorainne eigentlich einen kamm? Sie hatte doch genau so kurze Haare wie ein Junge.
Naja sie hatte sich ja auch lange als Junge ausgegeben, aber nachdem man herausgefunden hatte dass sie ein Mädchen war hätte sie sich sie doch wieder wachsen lassen können.
Vanion:
Endlich umarmte Vanion Anders herzlich; auch wenn es eine späte Begrüßung war, so war sie doch liebevoll und freundlich.
"Anders - ich verspreche dir, dass ich dir das, was du eben gehört hast, ausführlich erklären werde. Aber nicht jetzt. Zu späterer Stunde vielleicht, oder morgen. Gelegenheit wird es noch genug geben." Er reichte ihr die letzten, kalt gewordenen Fleischstücke, und zog sein Messer aus dem Gürtel. Rasch schnitt er eine Scheibe Käse und einen Kanten Brot ab. Zuletzt gab er der Kender noch einen Becher mit dem letzten Schluck Wein, verdünnt mit klarem Bachwasser.
Dann dachte er über das nach, was Lorainne grade gesagt hatte, und verdrängte endgültig die Gedanken an Rania aus seinem Schädel.
"Wir können wohl kaum für uns drei und Fulk ein warmes Quartier suchen, während die Männer aus dem Forêt d'Artroux in der Kälte Hunger leiden. Nach Caldrien benötigen wir von hier aus nur noch wenig Zeit, wir kommen lange, lange vor dem ersten Schnee an. Zumindest vor dem ersten Schnee Tangaras. Das gibt uns Zeit und Gelegenheiten!" In Firngard ist das Wetter immer schon schlimm gewesen. Wenn ich da an Geschichten meines Vaters denke..
"Ich glaube, ich bin für das Suchen von Beweisen für Savarics Schuld oder meiner Abstammung nicht von Nutzen. Aber ich könnte in den Wald gehen und deine Männer überzeugen, dass ich kein schlechter Kerl bin. Lass sie mir folgen! Jules' Männer haben so oft gezeigt, dass sie kämpfen und sich verstecken können. Aber was sollen Nadelstiche im Winter bringen? Savaric wird seinen Schaden auf die Männer und Frauen und Kinder von La Follye und Roquefort abwälzen. Wir würden ihn nicht treffen. Aber - wir könnten hier ein paar Laibe Brot unterbringen, dort einige Arzneien unters Volk bringen, an anderer Stelle eine aus dem Stall ausgebrochene Kuh wieder einfangen. Wir könnten uns den Rückhalt der Menschen der beiden Lehen verdienen. Und wenn der Frühling kommt - dann sollen sie sich entscheiden. Wenn wir offen auftreten."
Sofort spürte er, wie er sich für seine Idee begeisterte. Das klang doch nach etwas! Endlich etwas zu tun, was nicht nur aus Reden und Schweigen bestand, sondern wieder raus aus den Intrigen und dem Pläneschmieden in verrauchten Zimmern und bei Kerzenlicht.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln