Der Städtebund von Tangara > Brega

In der Umgebung von Brega.

<< < (7/80) > >>

Mel:
"Genau das ist es, was ich vorhabe. Allerdings, so wie es mein Vater immer gemacht hat, also als grüner Ritter. Niemand soll erfahren, dass wir dahinter stecken. Vielleicht haben wir auch die Möglichkeit, Roquefort hier und da einen kleinen Schlag zu versetzen, aber wir müssen vorsichtig sein, der Wald bietet nur tief drin ausreichend Schutz, aber dann sind wir zu weit vom Geschehen weg. Außerdem möchte ich die alten Geschichten nähren."
Als sie die verwirrten Blicke sah, erklärte sie es:
"Als ich noch klein war, hat mir der Knappe meines Vaters- wie hiess er doch gleich?- Benjen, immer viele Geschichten erzählt. Es war aus Sicht meines Vaters immer eine Art Strafe für ihn. Wenn er nicht spurte, wurde er zu uns gechickt. Mein Vater meinte stets, wer sich wie ein Kind benimmt, soll auch bei den Kindern sein. Jedenfalls hat er und viele Geschichten erzählt, über Ritter, Knappen, das Leben bei Hof und den Tunieren. Und eben die ganzen alsten Sagen und Legenden um den grünen Ritter. Diese Geschichten kannte er übrigens von meiner Mutter und Maguerite."
Lorainne kicherte. "Ich glaube, er war einmal in sie verliebt, ich habe sie einmal im Garten gesehen, wie sie die Köpfe zusammen gesteckt haben, ich glaube, sie haben sich geküsst."
Der Schnaps schien ihr zu Kopf zu steigen, ihre Wangen waren gerötet und ein seltsamer Glanz lag in ihren Augen. Vielleicht kam es aber auch nur von den wohligen Erinnerungen.
"Jedenfalls möchte ich den Leuten diese Geschichten wieder ins Gedächtnis rufen, vom grünen und schwarzen Ritter, der Aberglaube könnte uns dann ein weiterer Schutz sein."

Anders:
Anders blickte bei dem Wort Geschichte interessiert auf. Sie zögerte kurz, ließ den Kamm in den Haaren hängen und rutschte um das Feuer herum, mit dem Essen das Vanion ihr gereicht hatte.
"Was für Geschichten?", fragte sie interessiert vom Boden hoch und biss erst einmal in das Fleisch und aß auch etwas Brot. Sie seufzte zufrieden, legte dann alles wieder in ihrem Schoß ab und machte sich wieder an die Haare.
Sie kam ganz gut vorran und allmählich wandelte sich das Vogelnest in eine anschauliche immer noch leicht struppige Mähne aus gewelltem Haar.
"Erzählst du mir eine?"

Mel:
"Von mir aus, wenn Du willst. Lass mich kurz überlegen. Mhm...."
Nachdenklich fuhr sie sich durch die Haare, dass sie in alle Richtungen abstanden.
"Vielleicht eine Geschichte aus dem Wald? Es gibt da diesen Stein Nadurias, einen Opferstein..."

Als Anders nickte, nham sie noch einen Schluck Schnaps, bevor sie begann:
"Tief im Foret d´Artroux erhebt sich ein bewaldeter und zerklüfteter Berg, der heißt Rombinus. Vorzeiten war auf ihm der Naduria berühmtestes und größtes Heiligtum in Caldrien, mit einem riesigen Steinaltar, auf welchem die Opfer dargebracht wurden. Naduria selbst sollte diesen Stein an jenen Ort gelegt und unter denselben eine goldene Schüssel und eine silberne Egge begraben haben. Da war des Opferns auf dem Rombinus kein Ende, und die Sage ging schon damals, solange der Stein auf dem Berge liege, werde Caldrien Glückesblüte stehen, würde aber der Stein hinweggerückt, so werde der Berg selbst einstürzen und Unglück das Land heimsuchen, und diese Sage ging von einem Jahrhundert in das andere, als längst keine Opfer mehr auf dem Rombinus gebracht wurden."

Lorainne lehnte setzte sich bequemer hin und lehnte sich an ihre Tasche.

"Da kam - im Jahre 203 n.J. soll es geschehen sein - ein Fremder nach Marnois- daher stammt meine Mutter-  der wollte die Schätze unter dem Opferstein ausgraben. Allein die Umwohner sagten ihm, diesen Stein dürfe er nicht wegnehmen, von dem hänge das Glück des Landes ab. Fremde sagte den Leuten, daß sie im Aberglauben befangen seien. Aber es rührte kein Arbeiter ringsumher eine Hand, auch nicht um den reichsten Lohn, den der Fremde bot. Jetzt mußte der Fremde erst in ganz Engonien herumreisen, sich herzhafte und nicht abergläubische Leute zu suchen. Endlich fand er nach langer Mühe drei kecke Gesellen, die erboten sich, den Stein zu sprengen und vom Berge wegzuführen, es war aber keiner von ihnen aus Firngard. Einer war aus Hahnekamp, der zweite aus Fanada und der dritte aus einem Dorfe bei Gulrav. Jetzt wagten sich die vier Männer in den Wald.
Obschon sie viel Schlimmes über den Wald gehört hatten, geschah ihnen kein Übel. Nach kurzer Reise erreichten sie ihr Ziel, steigen zum Rombinus hinauf und begannen die Arbeit. Der Fremde tat den ersten Schlag auf den Stein, da fuhren zwei Splitter davon, die schossen ihm in die Augen, daß er alsobald erblindete und blind blieb sein Lebelang. Der Geselle aus Hahnekamp prellte sich beim zweiten Schlag, den er tat, den Arm so stark, daß ihm die Markröhre zersprang und er einen dritten Schlag nicht tun konnte. Aber den beiden andern Gesellen geschah nichts, sie ließen sich auch nicht warnen, überwältigten den Stein und schafften ihn vom Berge herab. Doch konnten sie unter dem Stein keine Schätze finden und mussten heimkehren.
Als aber die Viere wieder in ihre Heimat wanderten, haben sie diese nimmer erreicht. Dem Gesellen aus Hahnekamp stürzte ein Baum auf den Schädel, dass er zersprang. Der Geselle aus Fanada verirrte sich und ward nimmer gesehen. Der Fremde suchte Schutz in einer Höhle und geriet an einen Bären, der ihn verspeiste.
Nur der Geselle aus Gulrav fand aus dem Wald heraus, ist aber elendiglich in Tangara am Wege hinter einem Zaun verstorben.
Die goldene Schüssel und die silberne Egge, von der die Sage ging, hat auch später nie einer gefunden. Seit der Stein hinweg war, begann es im Berge zu arbeiten und zu nagen und ihn zu unterhöhlen, und im Jahre 208, im 10 Mond, geschah nachts ein donnerähnliches Krachen und war ein großes Stück des Rombinus eingestürzt, und viele fürchten, es werde noch mehr einstürzen und die alte Unglücksprophezeiung sich erfüllen Beten wir zu Naduria, dass der Rest des Berges hält."

Anders:
"Warum ist denn keiner zurück gegangen und hat den Stein wieder zurück geschoben? Also ich hätte das gemacht!"
Nachdenklich kaute die Kenderin auf ihre Lippe während sie den letzten, aber auch besonders hartnäckigen Knoten bearbeitete.
"Lorainne, ich hab eine Idee. Wenn wir wieder zurück im Wald sind werde ich den Stein suchen und wenn ich ihn gefunden habe, dann zeig ich ihn dir und deinen Männern und wir schieben ihn wieder zurück auf den Berg und dann muss keiner mehr Sorge haben das der Berg einstürzt. "
Sie lächelte breit.
"Warum stürtzt der Berg eigentlich ein wenn der Stein nicht mehr drauf liegt. Müsste er nicht eher einstürzen weil er drauf liegt? Und was ist unter dem eingestürzten Teil? Eine Höhle?"

Simon de Bourvis:
"Weil der Stein der Naduria heilig war und entweiht wurde, darum sagt man das."
Simon trat in den Feuerschein und entliess die Waldläuferin, die ihm wie ein Schatten folgte mit einem Wink.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln