"Das ist kompliziert. Und nein, es war nicht hoffnungslos. was weniger daran lag, dass wir gleich waren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nichts, meine Vater war als Verräter hingerichtet worden- dachte ich zumindest- und damit galten auch wir als Verräter. Allein die Tatsache, dass ich Knappe von Simon war schützte mich. Erst in Ahrnburg wäre ich beinahe festgenommen worden, doch da stand William mir zur Seite. Mit seiner Familie. Plötzlich hatte ich eine Art Schutzwall. Es waren ja nicht nur die Yorks, sondern meine Pilgerbrüder und -Schwestern. Jedenfalls erwiederte ich seine Gefühle. In Ahrnburg blieben uns ein paar Tage. Da gab ich ihm einen Schwur- ich war mir sicher, dass nie etwas zwischen uns stehen könnte."
Lorainne dachte an den Kampf, den Kuß.
"Doch dann reisten wir weiter. An diesem Ort geschahen seltsame Dinge. Die Sturmrufer starben. Es gab heftige Kämpfe und ich wurde schwer verletzt. Doch eine Gestalt kam zu mir und verlangte eine Erinnerung im Gegenzug würde er mein Leben chützen. Ich weiss nicht mehr genau, warum er meine Erinnerung an William wählte, vielleicht lag es daran, dass ich an ihn dachte, im Angesicht des Todes. Ich wurde ohnmächtig und als ich ieder zu mir kam, konnte ich mich kaum noch erinnern. Und ich fühlte nichts mehr für ihn. Es war nur noch eine große Leere. Doch Träume verfolgten mich. Immer wieder hörte ich die Worte des Schwurs und sah ihn vor mir, immer wieder. Nachdem ihr mich gerettet hattet, war alles wieder da. Es war so, als wäre niemals etwas geschehen. Und als er mir dann den Antrag machte. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich dankte Lavinia, immer und immer wieder."
Lorainnes Stimme zitterte und ihre Augen füllten sich mit Tränen, war ihr nach diesem Glück doch nur Unglück beschieden worden.
"Doch mir fiel seine Distanz auf. Und Juliana, die Blicke, die sie ihm zuwarf. SIE war an seiner Seite, immer. Sie, nicht ich. Dann fragte ich ihn, wie sehr tief seine Gefühle für mich seien und er sagte mir, er würde mich lieben. Wie seine Schwester. Schwester."
Tränen liefen ihre Wangen hinunter und ihr Blick spiegelte den Schmerz und die Bitterkeit, die sie empfand wieder. Vielleicht würde dieses Gefühl verschwinden, wenn sie die ganze Geschichte erzählt hatte. Vielleicht würde sie sich dann besser fühlen.
"ich habe ihm nicht gesagt, was ich wirklich empfinde. Ich wollte mich nicht so entblößen. Also habe ich ihm gesagt, dass ich ähnlich fühle und wir doch gute Freunde bleiben könnten. So ein Unsinn. Man kann dann nicht mehr befreundet sein."
Es schien, als würde ihr Herz für einen Moment aufhören zu schlagen, bevor es brach.
"Ja, ich liebe ihn. Trotzdem. Aber bei Szivars Eiern, er wird mir niemals mehr wehtun. Lavinia möge mich vor solchen Torheiten bewahren."