Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium
Donnerheim - Winter 264/65 - Das Stadthaus der Baronin von Goldbach
Anders:
Anders nickte. Jetzt verstand sie auch besser. Sie seufzte und ließ sich nun neben ihn auf die Bank fallen. "Eure Politik ist verwirrender als das Schlingpflanzengestrüpp im Foret."
Als Vanion auf Alain zu sprechen kam verdunkelte sich auch das Gesicht des Kenders. "Ich finde Lorainne sollte es Silas endlich sagen! Er sucht nun seit fast einem Jahr vergeblich nach seinem Bruder und... das verändert ihn. Er hat ein Recht es zu erfahren. Sonst gibt das noch ein böses Ende..."
Das Lorainne hatte foltern lassen hatte sie auch nicht gewusst und irgendwie befremdete sie der Gedanke. Zum letzten aber schüttelte sie den Kopf. "Nicht unser aller Leben Vanion. Deins nicht und auch Benjens nicht. Auch wenn Benjen seind nur zu gerne in die Waagschale werfen würde. Was uns andere betrifft...", sie zuckte sie Schultern.
"Ich hab es schon einmal gesagt. Wir sind nicht wichtig. Nicht für das Ende dieser Gesichte. Wir sorgen einfach nur dafür das ihr an das Ende eures Weges kommt. Gehen müsst ihr ihn allein. Da kann ich euch leider nicht helfen. Aber bei allem anderen schon. Und das tu ich gerne."
Schließlich wurde sie nicht bezahlt wie die Äxte. Sie war aus ganz freien Stücken hier. Als Freund.
"Weißt du was lustig wäre? Wenn Roquefort gar kein Roquefort wäre.", sie grinste leicht. "Aber wenn das so ist bin ich eine La Follye."
Sie blickte zu Vanion und klopfte ihm die Schulter. "Ich denke am Ende wird es sowieso Lorainne sein die das Schwert führt. Wir sollten sie unterstützen damit es soweit kommt. Aber wenn ich eines auf meinem Weg bis hierher gelernt hab ist es... für das Glück von vielen, müssen sich manchmal wenige die Hände schmutzig machen."
Sie stieß leicht mit ihrer Schulter gegen seine und lächelte aufmunternd.
Vanion:
Er schwieg lange. Er wusste, Anders wollte ihn ablenken und aufheitern, aber das half nicht. Etwas hilflos lächelte er sie an, dann sagte er halbherzig: "Ja, das wäre gewiss lustig." Doch hinter seiner Stirn arbeitete es. Anders wollte schon fortfahren, Witze zu machen, aber eine unwillige, fast rüde Handbewegung würgte sie ab, bevor es dazu kam.
"Die Hände schmutzig machen, sagst du. Ich glaube, ich kann genau das verhindern." Es galt, einen Entschluss zu fassen. Wankelmut und Unentschlossenheit konnte niemand brauchen, sonst würde er sich vielleicht gar nicht zwischen irgendetwas entscheiden müssen - weil Lorainne längst tot wäre. Die Zeit der Gespräche und des Zwiespalts war nunmal vorüber, da machte er sich nichts vor.
"Ich werde Lorainne unterstützen und, wie ich gesagt habe, zur Not selbst das Schwert führen. Savaric muss sich für das verantworten, was er getan hat. Es ist beschlossen, ihn zu töten, und auch ich habe diesen Entschluss gefällt. Also wird das geschehen. Aber es wird nicht mit schmutzigen Händen geschehen. Er soll erkennen und wissen, weswegen er stirbt, und sein Tod soll schnell und sauber sein. Das ist alles, was ich für ihn tun kann." Mit dem ihm eigenen Humor grinste er Anders verschmitzt an. "Wenn die Königin ein Urteil über ihn fällen würde, würde ich das sofort akzeptieren. Wir wissen um seine Schuld - also ist es fast so, als habe sie geurteilt, nicht wahr?"
Anders:
Anders machte große Augen. "Woher soll ich das wissen. Ich kenne eure Königin nicht. Aber wenn du es sagst wird es wohl stimmen."
Sie grinste leicht zurück. "Ich werde dir jetzt trotzdem etwas sagen was Gerhard damals mir gesagt hat. Pass auf das du deine Seele nicht verlierst. Ich hab damals nicht genau gewusst was er meint, aber je länger ich mit euch herum ziehe um so mehr verstehe ich Dinge die mir vorher fremd waren."
Langsam richtete sie ihren Blick zum Himmel.
"Ich ... ", sie brach ab und beobachtete einfach nur ein paar Wolken die vor rüber zogen. Die Wahrheit war, dass sie sich sehr hin und her gerissen fühlte. Sie wusste was sie war, aber sie war so viel mit Menschen unterwegs, manchmal kam sie sich selbst fast wie einer vor. Und dann wieder nicht. Langsam begann auch ihr zu dämmern was sie sich damals für einen Namen ausgesucht hatte. Anders war gut, es bedeutete meistens frischen Wind in verstaubten Fluren und Sonne in der Dunkelheit, aber Anders fragte sich wie sie nun reagieren würde wenn sie auf andere ihres Volkes traf. Sie hatte sie stark verändert, sie war... anders geworden. Wie würden andere Kender auf sie reagieren, Kender die nicht das erlebt hatten was sie erlebt hatte. Sie realisierte langsam aber sicher, das anders zwar etwas gutes war, aber auch bedeutete ... ja... anders als andere. Anders hieß keine Zugehörigkeit. Anders passte halt nirgendwo richtig rein.
//Wenn Lorainne gesiegt hat dann hat sie ihr zuhause zurück. Wo ist mein zuhause?//
Sie würde die anderen sehr vermissen wenn sie irgendwann danach auf Wanderschaft ging, aber vielleicht war es auch gut. Damit sie nicht vergas was sie war, die Welt würde es schließlich auch nicht tun.
//Ich werde schon ein zu Hause finden. Und dann... dann kann ich alle meine Freunde einladen. Und wir könnten zusammen sitzen und Geschichten erzählen. //
Wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Ja der Gedanke gefiel ihr.
Vanion:
Vanion war klar, was in Anders vorging. Gerhardts Worte überraschten ihn nicht im Geringsten, er hielt den Valkensteiner ohnehin für einen Menschen, der emotionaler war und tiefer empfand als so mancher. Als Anders' Blick ein wenig ins Leere wanderte, sah er sie fest an. Er schnipste kurz mit den Fingern, und als sie leicht zusammenzuckte, wusste er, dass er wieder ihre Aufmerksamkeit hatte.
"Ein Knappe, der sich nicht für eine Familie entscheiden kann, und ein Kender, der keine Heimat hat, richtig?" Er lächelte. "Wir sind uns gar nicht so unähnlich. Außerdem haben wir beide eine schreckliche Familie." Er zwinkerte. "Ich hab sogar zwei schreckliche Familien, eine anstrengender als die andere. Nun komm, es ist schon später Nachmittag. Ich muss mich dringend frisch machen, heute Abend geht es an den Hof."
Anders:
Das Schnipsen holte sie zurück in die Gegenwart und Anders schaute zu Vanion welcher sie direkt ansah. Als er ihre Situation zusammen fasste lächelte sie breit. Mittlerweile kannten sie einander zu gut. Aber das machte ihr nichts aus. "Was soll ich denn da sagen?", kicherte sie und hüpfte von der Bank. "Schließlich sind meine Freunde auch irgendwie meine Familie und habt ihr eine Ahnung wie Chaotisch ihr eigentlich seit? Manchmal seit ihr schlimmer als ich immer beschrieben werde."
Sie grinste und meinte dann in leicht affektiertem Ton: "Oh der Ekusier muss an den Hof. Muss den Damen aufwarten und sich herausputzen."
Frech blitzte es in ihren Augen, dann verneigte sie sich gespielt. "Nun denn Herr angehender Ritter. Wollen wir uns zurück in das Haus der Baronin begeben? Mit etwas Glück erwischen wir sogar noch etwas ess bareres als Schuhsohlen."
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