Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Donnerheim - Winter 264/65 - Das Stadthaus der Baronin von Goldbach

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Vanion:
"Was würdest du mit jemandem tun, der foltert, seine Männer auspresst, vor Frauen und Kindern nicht halt macht, seine geschworenen Eide bricht, sich mit den Mächten des Täuschers einlässt? Jemand, der zum Erreichen seiner Ziele keine Gnade, keine Skrupel, kein Maß kennt? Savaric hat sein Leben dreifach verwirkt." Kälte und Bitterkeit spuckte er mit diesen Worten aus. Es überraschte ihn nicht einmal, Anders hier zu sehen. "Ich werde, wenn es sein muss, selbst das Schwert führen." Nur, gegen wen? Er erschrak vor diesem Gedanken, der sich ihm plötzlich aufgedrängt hatte.

Anders:
Die Kenderin schüttelte den Kopf. "Ich weiß. Ich weeeeeeeiiiiiß. Das sagst du sooo oft. Und jedes mal klingt es besser als davor das mal als dus gesagt hast."
Sie strich sich eine Strähne  aus dem Gesicht und überlegte kurz. "Weißt du du musst ihn nicht töten. Jemand anderes kann es tun. Ihr alle müsst ihn nicht töten. Was würde es für euch besser machen? Wenn wir ihn von diesen Hexen freimachen können wir ihn vielleicht gefangen nehmen."
Sie zuckte mit den Achseln und machte eine Handbewegung über die Stadt. "Wir könnten ihn hier hin bringen und eurer Königin vor setzen."
Sie blickte ihm in die kalten Augen und lächelte. "Brauchst mich gar nicht so böse anzugucken. Ich weiß was er alles gemacht hat, ich trage diese Narbe nicht weil ich sie lustig finde.", sie deutete auf ihre Wange.
"Aber er ist doch irgendwie dein Onkel. Er gehört zu deiner Familie auch wenn du sie nicht kennst. Ich glaube es wäre dir sogar relativ egal wenn er nicht dein Onkel wäre und die Leute später nicht mit dem Finger auf dich zeigen könnten und sagen könnten.. ähm.. Sippenmörder oder so nicht? Es ist doch in Ordnung wenn du ihn nicht töten willst."
Sie schwieg kurz und fuhr dann leiser fort. "Ich hätte meinen Bruder auch nicht töten können. Und du weißt.... was er getan hat."

Vanion:
"Eine Anklage vor der Königin ist das letzte, was Blanchefleur und die anderen Firngarder Mächtigen wollen. Es ist ein verdammtes Ritterlehen, um das es geht, keine Baronie." Die unwirschen Worte kamen ihm über die Lippen, noch während Anders sprach. Erst ihre Bermerkung über ihren Bruder brachte ihn dazu, ernsthaft nachzudenken. "

Sanft sah er sie an, nur allzu gut wissend, dass sein plötzlicher Stimmungswandel sie verunsichern musste. "Glaubst du, dass ich weniger Blut an den Händen habe, wenn irgendjemand ihn erschlägt und nicht ich? Angenommen, dein Bruder lebte noch und wäre in Gefangenschaft in diesem Gefängnis in El Kash, von dem du mir erzählt hast. Würdest du ihn dort lassen, nach all dem, was er dir angetan hat?" Nun wurde der Blick des Knappen wieder hart. "Familie ist kein leeres Wort, und Blutsbande bleiben Blutsbande. Ich will keine Absolution meiner Taten, verstehst du? Mir geht es nicht darum, was die Leute von mir halten. Es geht mir darum, zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist, aber ich weiß es nicht! Savaric ist mein Onkel und seiner Tochter vielleicht sogar ein liebender Vater."

Er hatte nicht vor, Anders zu erzählen, wer Leah wirklich war. Doch die Tatsache, dass sie am Ende ein Mittel zum Zweck für Lorainne war und Lorainne sich dessen nur zu gut bewusst war, machte ihm Angst.

"Ich hab Lorainne einen Eid geschworen und ich habe auch eine Verpflichtung gegenüber meiner Familie. Was wiegt schwerer? Wie ich mich auch entscheide, ich verrate meine eigenen Überzeugungen, so oder so."

Anders:
Die Kenderin trat einen winzigen Schritt zurück als sie so angefahren wurde. Da war es das caldrische Gemüt, aber besser so. Besser er blaffte sie an als sich weiter in mundgerechte Häppchen zu zerreißen.
Dennoch überlegte sie. "Ja ich würde ihn im Gefängnis lassen.", sagte sie schließlich leicht nachdenklich. "Dort könnte er keinem Schaden und er wäre schlau genug durch zu kommen wenn selbst ich das konnte. Außerdem müsste ich zu seiner Rettung nach Jaftan El'Kash zurück kehren."
Sie schüttelte sich. "Ich würde meine Bäume zu sehr vermissen.", meinte sie halb scherzend. "Aber ich würde ihn nicht dort lassen wegen den Dingen die er mir angetan hat. Das ist vergangen. Eher die Dinge die er tun könnte."
Das Roquefort ein Vater war war ihr neu. "Wusste garnicht das du Onkel bist.", meinte und wickelte sich eine Strähne um den Finger.
Die Frage was schwerer wog war für sie eigentlich relativ leicht zu beantworten. Er war immer noch irgendwie Bachlauf. Er war unter dem Namen groß geworden, hatte einen Vater gehabt und Schwestern und alles. Zum alten Roquefort verband ihn nur ein blöder Name der auf einem alten Verstaubten Pergament in einem abgebrannten Laviniakloster gewesen. Ein Name den sie aus den Erinnerungen von Lorainne geholt hatten.
"Du bist nur ein Roqufort, weil irgendwelche Leute irgendwelche Papiere in irgendwelche Gedanken gelesen haben. Noch nicht mal dein Blut verbindet dich direkt mit diesem alten Ritter. Dein Vater hat doch eine Tangarerin geheiratet. Du hast nichts mit Roquefort gemein, außer ein paar Buchstaben in der richtigen Reihenfolge. Du bist vielleicht ein Roquefort, aber du bist der Sohn deines Vaters und nicht von deinem Onkel. Familie ist da wo dein Herz ist und dein Herz ist nicht auf Roquefort. Dein Herz ist bei Lorainne, bei deiner Tochter, bei deinen Schwestern, auf der Straße...", sie schluckte kurz, "und manchmal auch bei anderen Frauen. Aber nicht auf Roquefort."
Etwas hilflos betrachtete sie ihre Hände. "Vielleicht verstehe ich was aber auch wieder falsch."

Vanion:
Vanion bekam spontan das Gefühl, Anders umarmen zu wollen. Doch ihre letzten Worte hielten ihn zurück. Ernst sah er sie an.
"Mein Vater war ein Roquefort. Ich bin auch einer. Streng genommen sind auch meine Schwestern Roqueforts. Ich kann nicht die Vorteile, die mir diese Buchstaben bringen, genießen, und zugleich die Pflichten missachten. Ich bin durch ein Gottesurteil erst Knappe geworden, und die Götter haben so geurteilt, weil sie wussten, wer ich wirklich bin, als es noch niemand wusste, wahrscheinlich nicht einmal Savaric. Das kann ich nicht in den Wind schlagen!
Lass es mich ganz stumpf sagen: wie kann ich Chevalier Vanion de Roquefort sein, wenn Roquefort nicht meine Familie und zugleich das Ritterlehen meiner Familie ist? Eine Anklage wäre gerecht, da hast du Recht. Aber dazu wird es niemals kommen. Also habe ich keinen angenehmen Ausweg. Ich verrate Lorainne oder meine Familie. Savaric ist böse, ja, aber eben Teil meiner Familie, verstehst du? Eine Familie steht zueinander in den schlimmsten Nöten, bedingungslos."

Bevor er weiter sprach, sah er sich aufmerksam um. Dann beugte er sich vor und senkte die Stimme: 
"Du weißt genau wie ich, was Lorainne Alain angetan hat! Und verraten wir sie deshalb? Lorainne hat foltern lassen, als wir in Reichsfeld waren. Wir stehen treu zu ihr. Sie würde nicht zögern, unser aller Leben für ihre Sache zu opfern, wenn sie keinen anderen Ausweg wüsste. Doch wir urteilen nicht, nein. Sie ist Familie für uns und wir stehen treu zu ihr. Sie sagt manchmal, dass ich nicht wie mein Onkel, nicht wie andere Roqueforts bin. Es ist an mir, den Leumund, Ruf und die Ehre Roqueforts wiederherzustellen. Wie kann ich das, wenn ich mit einem Sippenmord beginne?"

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