Autor Thema: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich  (Gelesen 3748 mal)

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Offline Simon de Bourvis

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Der Flumen Sanguinis, der breite Strom aus Blut, ist die Grenze zu Tiors Reich.

Kalte Strände aus grauem Kies und schwarzem Obsidian, weiße Klippen und dunkle Schründe sind sein Ufer.

Hier warten Unzählige, die mit Tiors Namen auf den Lippen gestorben sind und ihm als würdig erscheinen. Dennoch begegnen sich diese Schatten nie.
Einsam stehen sie am Gestade und warten.

Tiors Reich liegt am anderen Ufer hinter dicken, schweren Nebelschwaden, unsichtbar, unerreichbar.

Einzig der Fährmann setzt die Schatten mit seiner Barke über. Die Bezahlung ist das Silber, das sie um den Hals tragen.
Wir wollen wie Kinder sein,
nämlich dumm und 1,30.

Offline Kassandra Wolfsgeheul

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #1 am: 25. Mär 15, 09:36 »
Schwer atmend lag sie im Schnee, die Sterne über ihr winkten spöttisch. Für einen Alamariten hatte er einen angemessenen Schlag drauf. Die geborstenen Rippen stachen in die Lunge und sie spürte wie sich das Blut langsam in ihr sammelte. Welch' Ironie. Der Grund für dieses Duell war vollkommen hirnrissig und sie hoffte inbrünstig das ihm ein Blitz seinen hochwohlgeborenen alamaritischen Arsch verbrannte weil er Schwachsinn von sich gegeben hatte. Der Hustenreiz wurde schlimmer aber sie unterdrückte ihn weil sie wusste, dass das Blut nur noch stärker sprudeln würde. In ihrem Blickfeld erschien das Gesicht des Firngardes. Sie knurrte. Früher, vor dem Krieg, hätte sie nach einer Waffe gegriffen, denn sie war eine leichte Beute und niemand der anderen Lupus hätte gezögert sie zu Tior zu schicken. Aber jetzt... jetzt war es anders. Die Hand des Firngarders senkte sich auf ihr Herz und Dunkelheit umgab sie

Als sie die Augen öffnete und sah entfuhr ihr nur ein einziges Wort:
"Endlich"
Ich wollte schon immer einen Alamar - Priester vor mir knien sehen!

Offline Simon de Bourvis

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #2 am: 25. Mär 15, 18:33 »
Kein Lebewesen hat die Gestade des Flumen jemals gesehen.

Kein Tier, sei es Vogel oder Käfer.
Kein Grashalm und keine Eiche.

Und die, deren Bestimmung es ist dort auf den Fährmann zu warten, sie sind meist Schatten ihrer selbst. Nur die, die besonderen Willen und Hingabe an Tior haben, sind mehr als diffuse Gestalten.

An diesem Ufer erwachte Kassandra Wolfsgeheul, Lupa Cruenta Tiors aus Fanada.

Und sie fand das Ufer so beschaffen, wie geweissagt. Und die Monstrosität des Blutstromes war ihr Verheissung.

Aus dem Nebel klang das rhythmische Platschen der Stange, mit der der Fährmann das Boot ihr entgegen schob.

Heimkehr, Ende der Mühsal und Plage, der Lohn ein Platz an SEINER Kette bis zum Ende aller Tage.
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Offline Kassandra Wolfsgeheul

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #3 am: 26. Mär 15, 11:50 »
Nahezu dreißig Jahre ihres Lebens hatte sie dem Dienst an ihrem Gott gewidmet, zerrissen von der Dichotomie stets siegreich zu sein und doch eines Tages mit seinem Namen auf den Lippen zu sterben um in die Ewigkeit einzugehen und zur Erfüllung seines göttlichen Schicksals beizutragen. Die vergangenen Jahre waren seltsam und verwirrend gewesen.
Das Wesen Tiors hatte sich verändert. Sie wusste es, spürte es wenn sie Gefäß seines Willens war, doch wie sehr?
Nichts davon war jetzt wichtig, jetzt war endlich der Zeitpunkt gekommen an dem sie ihre Seele in seine Hände legen würde.
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Offline Simon de Bourvis

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #4 am: 26. Mär 15, 18:54 »
Langsam schält sich eine Barke von gräulich verwittertem, uralten Holz aus den Nebeln.

Groß genug gerade für den Fährmann und die verlorene Seele, die er heimführen würde.

Schliesslich am Heck des Nachens der Fährmann. Hoch aufgeschossen, Haupt und Leib verborgen unter langen Gewändern.
Von welcher Farbe sie einst gewesen, vermag man nicht zu sagen, doch befleckt beständig die sprühende Gischt des Flumen das Gewand, wie die Leinwand eines morbiden Malers.

Nimmermüde schieben knorrige Hände die Barke mit der Stange zum Ufer.

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Offline Kassandra Wolfsgeheul

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #5 am: 27. Mär 15, 09:51 »
Sie griff an den Hals und löste die silberne Münze die sie Zeit ihres Lebens dort getragen hatte. Ohne sie fühlte sie sich nackt, das vertraute Gefühl auf ihrer Haut fehlte.
Sie umschloss die Münze so fest sie konnte mit ihrer Faust, eine irrationale Angst das sie sie verlieren könnte ging ihr durch den Kopf.

so nah... so nah...
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Offline Engonien NSC

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #6 am: 27. Mär 15, 19:23 »
Unter Knirschen und Kratzen schiebt sich der Kiel auf das Gestade.

Die Gestalt des Fährmannes hält inne in ihrem Tun.

Der rechte Arm entfaltet sich Richtung Ufer mit geöffneter Hand.

Der Preis muss entrichtet werden, wie es geschrieben steht.
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Offline Kassandra Wolfsgeheul

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #7 am: 30. Mär 15, 08:24 »
Sie trat vor und legte die Münze in die Hand des Fährmannes. Darauf bedacht das rechte Maß zwischen Demut und Aufrichtigtkeit zu zeigen. Es ging nicht an, dass sie nach einem Leben des Kampfes jetzt Schwäche oder gar Angst zeigte.
All die Verwirrung der letzten Jahre würde bald verschwunden sein und sie würde ihrem Gott dienen können, so wie er es für richtig hielt.
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Offline Engonien NSC

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #8 am: 30. Mär 15, 20:17 »
Einen Moment, der sich wie eine Ewigkeit hinzieht an diesem zeitlosen Ort verharrt der Fährmann regungslos.

Dann aber beginnt die Silbermünze schwarz anzulaufen.

Weit holt der Fährmann aus und wirft das Amulett von sich, wie ein giftiges Getier.

Das Haupt legt er in den Nacken, den anklagenden Finger auf sie gerichtet stösst er einen Schrei aus, lauter, als ein sterbliches Wesen es könnte, einen Schrei der voller Abscheu, Verachtung und Verdammung ist.

Sturm kommt auf vom Fluss, wühlt die roten Fluten auf und wirft sich gegen sie.
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Offline Kassandra Wolfsgeheul

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #9 am: 31. Mär 15, 09:15 »
Mit einem Gefühl als ob ihr das Herz aus der Brust gerissen würde starrte sie auf die Münze und dann auf den Fährmann.
Ihre Kehle schnürte sich zu und sie brauchte einen Augenblick bis sie das Gefühl erkannt hatte, welches sich wie Wolfsklauen durch ihre Eingeweide fraß.
Panik.
Mit völligem Unverständnis blieb sie wie angewurzelt stehen als alles um sie herum in unglaublicher Klarheit und geradezu schmerzhafter Langsamkeit geschah.
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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #10 am: 31. Mär 15, 21:54 »
Das Blut rauscht nicht nur in dem gewaltigen Strom, es rauscht auch in ihren Ohren.

Die Augen muss sie gegen die Sturmwinde schliessen.

Du hast versagt! flüstert es in ihr, das Gefäß Tiors wird nicht als würdig erachtet, sein Reich zu betreten!

Du warst so nah an seinem Willen, und doch hast du ihn nicht verstanden! Ihre Visionen aus dem Tempel in Fanada prasseln erneut auf sie ein.

Sie kämpfen, unzählige Gesichter sind in diesem Krieg, sie sterben für etwas das sich Ehre nennt.
Manche geben Ihr Leben für eine Fahne, manche für Ihre Lieben, manche für Ihre Heimat.
Unzähliges rasselt auf Kassandra ein, gestern, heute, morgen es war immer so, würde nie anders sein.

Die Ehre, Die Liebsten, Die Heimat.

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Offline Kassandra Wolfsgeheul

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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #11 am: 07. Apr 15, 10:45 »
Reißende Schmerzen fahren durch sie wie Krallen eines Raubtieres, ihre Lungen schreien nach Luft, aber sie kommt nicht. Verwirrung macht sich in ihr breit wie ein Mahlstrom, reißt ihre Gedanken mit sich, die Gefühle wie Geißeln, die auf sie niederprasseln. Agonie wie sie sie noch nie gekannt hat durchfährt sie, die Haut wird ihr in Streifen vom Leib geschält.
Immer und immer wieder versucht sie Worte zu formen, doch der Sturm verschlingt sie, reißt alles weg, reduziert sie auf ihre blutende, leidende, wimmernde, nackte Existenz.

Unwürdig..

Die Dunkelheit verschlingt sie.
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Re: Der Flumen Sanguinis, die Grenze zu Tiors Reich
« Antwort #12 am: 07. Apr 15, 21:15 »
Die Schwärze ist der Feind alles Lebendigen seit alters her, sie erstickt es geradezu.

Versagen die Augen den Dienst oder ist kein Licht hier im Nichts?

Steht sie nächtens auf festem Boden oder treibt sie durch unendliche Leere?

Schlägt sie gleich die Augen auf, oder wird dies ihr Schicksal in Ewigkeit sein?

Kälte oder Hitze?
Schmerz oder Taubheit?
Ist dies ein Augenblick, oder währt es schon Jahrtausende?

Die Gedanken sind alles, was bleibt.
Es denkt in ihr.

ER hatte sich dir offenbart, Zeichen und Omen, Visionen und Ahnungen.
Was hast du getan?
Was hast du nicht getan?
Ist dies die Strafe für eine Untat?
Ist dies die Strafe für Untätigkeit?





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