Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
Simon de Bourvis:
Müssig nahm er Steinchen auf, warf sie hoch, fing sie wieder und warf sie fort, nur um gleich den nächsten aufzunehmen.
Wie oft hatte er in den Kämpfen auf dem Hof innegehalten und sich nach allen umgesehen. Lorainne, Benjen, Vanion, Joshua, Destus, Gorix, Sasha, Arius. Er lächelte. Und Schwester Victoria. Und nach dem wippenden Blau-Roten Federbusch. Wollte wissen, ob sie Hilfe brauchten.
"C'est la vie, c'est la vie,
C'est la vie qui nous change
Et qui drange
Toutes nos grandes idees sur tout",
brummte er halblaut vor sich hin.
Und jedesmal war ihm erst nach einem Moment aufgefallen, dass er Damian suchte.
"C'est la vie, c'est la vie,
C'est la vie qui dcide
Qui nous file des rides
Au coin des yeux et du Coeur"
Vielleicht war es das. Die Hilflosigkeit der letzten Tage.
Der Schrecken, als er den Gang mit den Gefallenen betreten hatte, überzeugt, dass sie alle tot waren. Mit zitternden Fingern wollte er Leonia einen ihrer Tränke einflössen, damit sie ihm mit den andren helfen konnte.
Dann waren die Schatten zurückgekehrt.
Der Augenblick mit dem Trank in der Hand. Nur Zeit um einen vor sich zu retten. Karsten? Oder Leonia?
Er musste Karsten wählen, um überhaupt eine Chance zu haben.
Und dann hatte er die schatten nicht aufhalten können, der Stick in seinen Rücken, die wilde Jagd in den Hof. Irgendjemanden finden, der helfen konnte.
"A quoi a sert d'aller contre?
On perd son temps"
Und Benjen, Lorainne, Damian, mehr ein Haufen Fleisch, aufgetürmt nach der Schlachtung als verwundet.
Und er war hilflos, überflüssig.
"Pas besoin de faire semblant
A sert rien"
Als die Hexe ihn in der Schlacht gelähmt hatte, hatten sie ihn zur Seite geschoben, an eine Mauer.
Er hatte sich nicht mehr umsehen können, kein Hinweis mehr, ob einer noch am Leben war.
Als Maugrim ihn zurückgeholt hatte, war er wie ein Berserker gewesen, beflügelt von Angst.
Als es vorbei war, hatte er einen Durst nach Fröhlichkeit und nach Leben verspürt, wie selten in den letzten Jahren.
Doch egal wie schön, anregend, unterhaltsam oder gemütlich es geworden war, was er auch gegessen oder getrunken hatte.
Es hatte nicht gereicht.
Nicht gereicht, um die Düsternis des Geistes zu erhellen.
"A quoi a sert d'aller contre
a sert rien
Chaque jour qui passe on apprend
Qu'on suit tous le meme chemin"
Man konnte arbeiten, kämpfen, beten, lieben,
Ob Flamen, Fürst oder Strassenmädchen,
Prächtige Krypta oder Scheiterhaufen,
Das Ende war doch das gleiche.
Vanion:
So viele Gebete. Und doch war Silas gestorben. So viel Flehen, so viel Bitten. Und doch lag Damian im Sterben.
Vanion verspürte einen jähen Anflug von Schuld. Nicht, weil er sich verantwortlich für das fühlte, was geschehen war - sondern weil er sich schlicht gefreut hatte, gesehen zu haben, wie Lorainne plötzlich tief Luft geholt und einen dicken Klumpen Blut und Speichel ausgespuckt hatte. Dass Damian in diesem Moment in eine tiefe, totengleiche Bewusstlosigkeit glitt, das hatte den Knappen nicht interessiert. Erst später, während der Turney, hatte er versucht, auf seine Weise Damian zu danken: er hatte ihn vertreten, als dieser unsägliche Herold begann, Damian wegen seiner Abwesenheit Feigheit vorzuwerfen. Mochte er den Kampf auch verloren haben, er hatte sich wacker geschlagen. Dem Knappen war klar, dass niemand das als Dank auffassen würde, und doch war es so gemeint gewesen.
Nüchtern hatte er darüber nachgedacht, was er hätte ausrichten können. Nichts. Er war in diesen Kavernen gewesen, in der Halle der vier Helden. Die Freude, von jemandem wie Gorix mitgenommen zu werden, als einziger, war dem Schrecken gewichen, als sie aus dem staubigen, dunklen Keller ins helle Tageslicht gestiegen waren - und sahen, dass es Kämpfe gegeben hatte. So war es oft in letzter Zeit: einem Schritt nach vorn folgten zwei zurück. Störrisch, stur hielt Vanion seinen Geist fern von selbstmitleidigen Tiefen. Die Zeiten waren vorbei. Umso öfter suchte er Zuflucht im Gebet.
Die Nacht in dem kleinen, feuchten Kellerraum, der nur von einer Kerze erhellt wurde, war kalt gewesen, doch war jedes Wort, jedes Gebet, dass über seine Lippen gekommen war, ein Segen gewesen. Er hatte um eine sanfte Ruhe für Silas und Alain, um Leben für Damian gebeten. Doch am meisten hatte er für Lorainne gebetet, und auch für sich.
Die Kerze war niedergebrannt, der Docht ragte kaum noch aus dem zerfließenden Stummel. Zeit, die Toten ruhen zu lassen und ins Sonnenlicht zurück zu kehren. Mühsam rappelte er sich auf, dann begann er den Weg nach oben. Als er aus einer kleinen Seitentür heraus den Hof betrat, blinzelte er in die helle Sonne. Alamar ehrte das Opfer seines Flamen Magnus durch ein unverhülltes, strahlendes Auge. Aus dem Speisesaal drang Stimmengewirr, Bedienstete, Wachen und auch andere Gäste wuselten über den Hof. Hinter ihm kam jemand und rempelte ihn ungeschickt an - sein Bein und auch seine Brust schmerzten, als er den Stoß abfing. Es war einer der Diener aus dem provisorischen Lazarett, der mit blutigen Verbänden auf dem Arm an ihm vorbei hastete, ohne ein Wort zu sagen. Der Anblick riss Vanion abrupt zurück in die letzten Tage.
Yorik:
--- Zitat von: Lyra am 16. Jun 15, 19:12 ---Yorik hatte recht dazu verächtlich zu schnauben, ihre Worte klangen sehr veroht. Aber sie konnte ihn doch nicht belügen und behaupten, dass alles wieder gut werden würde. Es würde wieder besser werde... Vermutlich... Aber nie wieder einfach gut.
Als sie sah wie Yorik tapfer sein Essen herunter zwang, begann sie selber auch zu essen. Sie würde die Energie auch brauchen.
Lyra verstand seine Sorgen und sie hätte auch ihm auch hier seine Angst genommen, aber auch hier wäre es eine reine Lüge gewesen. Sie atmete einmal.unbewusst tief ein und aus bevor sie dem Novizen seine Frage beantwortete.
"Du warst sehr schwer verletzt und grade diese Region ist sehr schwierig zu Heilen.... Ich denke, dass du durchaus noch grundsätzlich funktionsfähig bist. Aber ich kann dir nicht sagen, wie schnell und ob es komplett ausheilt. Auch wenn ich gestern gesagt habe, dass du sicher tolle Kinder haben wirst, möchte ich dir heute nicht versprechen, dass dies noch möglich ist."
Traurig sah sie den jungen Novizen an.
--- Ende Zitat ---
Einen Moment lang starrte Yorik die Steinfee an - dann atmete er tief aus und sank in sich zusammen. Genau das hatte er befürchtet. In dem Moment, als der Schatten seine Klinge in Yoriks Fleisch getrieben hatte, hatte der Novize geahnt, dass etwas elementares zerstört worden war. Zwar ließen Lyras Worte noch Raum für Hoffnung, doch tief im Innern war Yorik sich sicher - sein Traum von Frau und Kind war soeben für immer gestorben. Mit Mühe und Not schaffte er es, den Blick zu heben und Lyra anzusehen. "Naja", murmelte er mit krächzender Stimme, und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse aus Schmerz, Wut und düsterstem Galgenhumor, "zumindest muss ich mir jetzt nie mehr Sorgen machen, Bastarde zu zeugen."
Es war seine Absicht gewesen, den Sturm zu überspielen, der nun in ihm tobte, doch stattdessen klangen seine Worte einfach nur fürchterlich.
Akela:
„Brrr... kalt...“
*Sasha schüttelte ihre nassen Haare wie ein Hund, so dass glitzernde Wassertropfen in alle Richtungen stoben. Sie hatte ihren ganzen Kopf in den niedrigen Brunnen auf dem Hof der Akademie gesteckt in der Hoffnung, es würde gegen den nagenden Schmerz in ihrem Kopf helfen.
Der Abend war doch recht lang geworden....
Sie schaute einen Moment lang ihr Spiegelbild auf der sich langsam beruhigenden Wasseroberfläche an, musterte ihre eigenen Augen. Sie waren nicht mehr gelb wie noch einen Tag zuvor. Der rote Ring, der sich neben der raubtierhaften Färbung zeigte, war kaum zu übersehen.
Naja...solange das alles ist, was vom Abschluss von Kassos‘ Prüfung übrig geblieben ist, können wir uns glücklich schätzen.
Seine Worte vom Vorabend kamen ihr wieder in den Sinn: „Es ist, als würde einen ein Vater, der einem lange zürnte, wieder in die Arme schließen.“
Ein seltsames Gefühl. So lange hatte sie Angst vor diesem Augenblick gehabt. Vor den Auswirkungen...und doch waren sie alle drei noch hier. Unversehrt.
Die Wolfselfe richtete sich vorsichtig wieder auf und griff nach dem Becher mit dem schwarzen, heißen Gebräu, dass sie hier fälschlicherweise als Kaffee ausgaben.
Ihr Blick glitt zu Simon, der sich in einer Ecke des Hofes fast schon zu verstecken schien. Sie beschloss ihm seine Ruhe zu lassen und lies sich in einiger Entfernung von ihm vorsichtig mit dem Rücken an der Mauer hinab rutschen, bis sie in der Morgensonne auf dem Boden saß.
Sie nippte an ihrem Becher. Feste Nahrung konnte sie im Augenblick nicht gut bei sich behalten...nicht dass das ein seelisches Problem wäre...viel mehr fühlte sich der Schlag, den ihr das – wie die Magier es nannten – arkane Konstrukt am gestrigen Abend während der Schlacht versetzt hatte noch immer an, als hätte sie ein Schlachtross in den Bauch getreten. Wären Svenja und Torben nicht so schnell zur Stelle gewesen, würde sie jetzt wohl schon mit Askar um die Wette laufen.
Aber das war gestern und sie mussten alle nach vorne blicken. Sie hatten den Nekromanten besiegt, seine Schatten vernichtet. Sasha war guter Dinge, auch wenn der Verlust eines Gruppenmitgliedes – so wenig sie es auch gekannt hatte – und die Sorge um Damian einen dunklen Schatten auf den Erfolg fallen ließ. *
Anders:
Sie hatte ihr Geschirr vergessen.... Anders seufzte leise als sie sich zurück auf den Weg zu ihrem Zimmer machte. Als ob sie das gestört hätte. Man konnte auch mit Fingern essen.
Aber solange sie die Distel trug sollte sie sich benehmen und auf ihre Manieren achten. Jetzt war der Hausdrache schon in ihrem Kopf! Wurde ja immer besser. Murrend schob sie die Tür auf und begann leise in ihren Sachen zu wühlen. Da war ja die Schale und der Löffel. Sie nahm beides beiseite. Dann betrachtete sie prüfend ihre rechte Hand. Von den Verätzungen war nichts mehr zu sehen, was an sich schon ein wahres Wunder war. Sie hätte nicht geglaubt das sie ihre Hand nocheinmal so wieder sehen würde, nachdem sie gestern das rote sotternde Fleisch und die durchgebrannten Knochen hatte erblicken müssen. Sie tippte sich mit dem Daumen gegen jeden einzelnen Finger. So gut wie neu... ein Wunder! Bis auf die letzten beiden die immer noch etwas taub waren. Vielleicht würde das nie weg gehen.
Sie seufzte kurz und rieb sich den Nacken. Tjaa wer mit Wölfen spielte musste mit Kratzern rechnen.
Dabei war am Anfang wirklich alles gut gegangen. Mit einem leichten Schaudern dachte sie an das Wolfswesen, welches ihr den abgetrennten Fuß nach draußen reichte damit sie.... "aß". Brrrrr.
Sie schüttelte sich und die Gedanken ab, stand auf und nahm ihre Sachen. ... Die sollte sie besser umspülen.
Also verließ sie wieder das Zimmer und machte sich auf den Weg zum Hof. Der Brunnen war schließlich voller Wasser. Kaum trat sie aus der Tür verschaffte sie sich mit schnellen Blicken eine Übersicht. ... Das würde sie wohl nie wieder los werden.
Simon ... er schien sich in einer Ecke zu verstecken. Er sah nicht gut aus, ebenso wenig wie Vanion der gerade aus dem Keller zu kommen schien. Hatte er überhaupt geschlafen? Bei seinen Verletzungen wäre es nur vernünftig gewesen!
Und da ... Sasha. Kurz blitze die Erinnerung an den gestrigen Ausflug in das Gemäuer in ihren Gedanken aus. An Gorix Worte. .. Vielleicht hatte er recht.
Leichtfüßig hüpfte sie die Treppe hinunter und überquerte den Hof. Die Wolfselfe wirkte als wäre ihr ein Eimer Wasser über gegossen worden. Anders näherte sich schräg von der Seite sodass die Sinne der Wolfselfe sie früh genug bemerken würde, von den Bewegungen her. Sie wollte sie nicht erschrecken.
"Guten Morgen Sasha. Hast du gut geschlafen?", fragte sie als sie bei ihr ankam und lächelte freundlich.
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