Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Westmynd - Der Morgen nach der Schlacht
Yorik:
Mit langsamen Schritten, dabei immer das linke Bein nachziehend, humpelte Yorik auf den Hof. Besonders elegant sah das zwar nicht aus, doch er begann bereits, sich an das Händeln der Krücke zu gewöhnen. Als er draußen ankam, staunte der Novize nicht schlecht über die - gar nicht so kleine - Gruppe von Engoniern, die sich auf dem Hof versammelt hatte. Sie alle wirkten irgendwie zerschlagen, man sah ihnen an, dass die letzten zwei Tage ihnen viel abverlangt hatten - körperlich und vor allem emotional. Nur Arius wirkte, als betreffe ihn das Ganze so gar nicht.
Auch Anders stand auf dem Hof, neben Sasha, und Yorik nickte ihr kurz zur Begrüßung zu. "Schau dir das an Lyra", raunte der Novize zu der Steinfee, die neben ihm ging, "ich bin definitiv nicht der einzige, der hier heute Narben davonträgt." Er schleppte sich zu der kleinen Mauer, die den Burghof eingrenzte, setzte sich hin und bedeutete Lyra, sich zu ihm zu gesellen. "Manchmal wünschte ich...", murmelte er mit einem Blick auf die sie umgebende Menschenmenge, "manchmal wünschte ich, wir könnten mehr heilen als nur den Körper." Er schaute sie an, ein bittersüßes Lächeln auf den Lippen.
Lyra:
Lyra ging erst hinter Yorik, um ihm im Zweifel auffangen zu können. Doch als sie feststellte, dass er seine neue Situation bereits recht gut meisterte war sie bald neben ihm.
Als sie durch dir Tür trat, schien sie auf der Empore, auf der sie standen, etwas wahrzunehmen. Sie fröstelte kurz, als sie die Welle aus Verzweiflung traf und ihr Blick fixierte etwas am oberen Treppenabsatz. Ihr Gesicht spiegelte Überraschung, Schreck und dann Trauer wieder. Fast tonlos formten sich die Worte "warum bist du hier". Während Yorik noch die Menschenmenge betrachtete, schoss die Fee für einen kurzen Moment die Augen, für einen kurzen Augenblick schoss sie die Welt um sich herum aus, war ganz in sich versunken und im nächsten Augenblick folgte sie eilig Yorik, der der bereits einige Stufen vorraus war.
Schnell war sie wieder neben ihm, und nickte ihm beipflichtend zu als er die unsichtbaren Narben der anderen ansprach. Hier waren viele Wunden gerissen worden, aber auch viele Bänder gewebt worden.
Sie machte es sich neben dem Novizen bequem, sie fühlte sich wohl in diesem Moment.
Doch ihr Blick trübte sich leicht als sie ihm auf seinen Wunsch antwortete
"Es gibt Möglichkeit, ich weiß, dass Jelena Techniken beherrscht, die helfen dem Geist wieder Ruhe zu geben. Ich wollte es lernen, aber es war nie die Zeit."
Sie schwieg kurz
"Und nun scheint es zu spät"
Ihr Blickt hob sich wieder und ein leichtes ermutigendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Schweigend versuchte sie dem jungen Novizen neuen Mut zu machen.
Yorik:
Wen oder was Lyra auch immer auf dem Treppenabsatz gesehen hatte, Yorik war es entgangen. Dennoch merkte er, dass irgendetwas nicht stimmte, als sie wieder neben ihm war. Irgendwie schien sie kurz weg gewesen zu sein, und Yorik runzelte die Stirn. Er sagte jedoch nichts, denn er konnte den Finger nicht darauf legen, und wollte keine haltlosen Fragen stellen, die komisch wirken könnten. Also saß er einfach nur ruhig da, auf der Mauer und genoss ihre Gesellschaft. Aufmerksam hörte er sich ihre Antwort an, Neugier zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Techniken, die dem Geist wieder Ruhe geben? Vielleicht könnte ihm das zu etwas Schlaf verhelfen. Viel wichtiger, vielleicht könnte es ihm ermöglichen, Lavinias Wort und Werk zu verbreiten, ohne stets von der gestrigen Finsternis verfolgt zu werden. Yorik runzelte die Stirn, als Lyra fertig war. "Was sind das für Techniken?", fragte er. "Und warum ist es zu spät, sie zu lernen?" Ihre Worte machten ihm tatsächlich Mut, doch gleichzeitig verwirrten sie ihn.
Lyra:
Zum Glück schien Yorik zwar bemerkt zu haben, dass etwas war, aber er hatte nicht weiter gefragt, sie wollte zum jetzigen Zeitpunkt nicht darüber reden. Irgendwann ja, aber nicht jetzt.
Als sie feststellte, dass sie anscheinend sehr verwirrend gesprochen hatte, sammelte sie sich noch einmal und sortierte die Worte in ihrem Kopf.
"Es ist nur zu spät um jetzt und hier zu helfen. Wobei es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden ist Unterricht bei Jelena zu bekommen. Sie ist sehr beschäftigt."
Sie blickte suchte kurz unbewusst seinen direkten Blick, bevor sie weiter sprach
"Was Jelena genau macht, weiß ich leider nicht. Es scheint auf mich eine Mischung aus Meditation, Geistreise und Gesprächen zu sein. Aber grad bei der Geist Reise kann man viel kaputt machen und sue ist immer gefährlich."
Ihr Gesicht war kurz ernst geworden
"Ich kann nur meinen eigenen Geist zur Ruhe bringen. Zumindest in einem gewissen Rahmen. Das kann allerdings jeder lernen"
Ermutigend lächelte sie Yorik an
Yorik:
Geistreise... Ja, das Wort klang schon ziemlich beunruhigend. Es rief Erinnerungen in Yorik wach, Erinnerungen an das Ritual in Bourvis. Er wusste bis heute nicht, was genau dort mit seinem Geist und denen der anderen passiert war, doch eins war klar - es war fürchterlich und falsch gewesen. Natürlich lag das vor allem daran, dass ihnen damals der Täuscher selbst im Nacken gesessen hatte, doch allein die Tatsache, dass mit seinen größten Ängsten und dunkelsten Geheimnissen jongliert worden war wie mit ein paar bunten Bällen, reichte, um ihm noch heute Schauer über den Rücken zu jagen. Wer auch immer versuchen würde, in Yoriks Geist einzudringen, würde dort ganz bestimmt nichts schönes finden, dessen war der Novize sich sicher.
Er räusperte sich und erwiederte Lyras Blick. Ein wirklich fröhliches Lächeln war zwar noch nicht drin, doch zumindest schaffte er es, nicht zu fertig auszusehen. "Geistreise klingt in der Tat... einschüchternd", gab er zu. "Der Gedanke, dass jemand dort hinein geht", er tippte sich an den Kopf, "der gefällt mir gar nicht, um ehrlich zu sein." Kurz pausierte er, dann fügte er murmelnd hinzu: "Er würde wohl nicht mögen, was er findet..." Sein Blick glitt zu Boden, dann hob er ihn wieder und fragte, jetzt wieder gefasster: "Aber das Beruhigen des eigenen Geistes klingt gut. Meinst du, ich könnte das lernen?"
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