Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Auf dem Rückweg von Condra
Rania:
Ein Novize kam angelaufen und fragte nach ihrem Begehr. Rania stellte sich ihm vor und brachte ihr Anliegen vor.
Der Novize verneigte sich und bat sie in die Stube des Klosters. Eilig brachte er Brot, Käse und Milch herbei.
"So lasst es euch schmecken, Vicaria. ich werde die hohe Mutter wecken und sie zu euch schicken", sprach der Novize und entschwand.
Rania schüttelte Milch in zwei Becher und reichte Elias einen davon.
"Nun denn, auf euer Wohl, Elias." Gemächlich trank sie die Ziegenmilch. Diese trank Rania am liebsten.
Dann brach sie das Brot entzwei, nahm sich ein Stück und sagte, ganz unverblümt und gerade heraus: "Nun sagt, worüber mach ihr Euch solch große Gedanken?"
Polliver:
Elías nahm die Milch dankend entgegen, hob den Becher kurz in Richtung der Vicaria und trank..... danach nahm er sich ein Stück des Brotes... er widerstand dem Drang, es schnell in sich hinein zu schlingen und aß es langsam und mit Anstand, trotz seines großen Hungers...
Die offene Frage Ranias' irritierte ihn etwas....
Er war sich unsicher, ob er ihr Antworten wollte, ging es doch um seine privaten Gedanken.... doch wem sollte er sich anvertrauen, wenn nicht ihr.... Sie würde seine Gedanken behutsam und vertraulich behandeln, da war er sich sicher...
"Wisst Ihr, Vicaria.... es ist viel geschehen, seit ich mein Land verließ... die Abenteuer hierzulande aber auch jene auf dem Weg nach hier.... ich fühle mich hier dennoch nicht heimisch und die hiesige Bevölkerung ignoriert mich oder lässt mich nicht teilhaben.... ich bin dies gewohnt aber seltsam ist es dennoch....
Zudem beschäftigt mich etwas familiäres....."
Elías umklammerte den Brief an seine Schwester, den er in seiner Tasche mitsich führte, bis er eine Gelegenheit hatte, ihn abzusenden....
Rania:
Rania hörte ihm aufmerksam zu. Sie ahnte, wie er sich fühlte. Nirgends zugehörig. Ja, auch sie weiß aus eigener Erfahrung, wie sich diese Einsamkeit anfühlte. Nicht wissend, was das Leben, die Götter, für einen bereit hielten....
Sie stellte den Becher ab und legte behutsam ihre Hand auf seine. Sie konnte die Einsamkeit spüren, die ihn belastete. Gern würde sie ihm helfen...
Während ihre Hand auf seiner ruhte, zuckte Elias kaum merklich, aber überrascht zusammen. Rania merkte dies und fragte sich, ob jemals jemand seine Hand gehalten habe.
Dann lächelte sie ihn an.
"Ich kann nur erahnen, wie ihr euch fühlt. Glaubt mir, ihr seid nicht der Einzige, der schon solch eine Erfahrung machen musste. Das Ihr Euch hier nicht heimisch fühlt, verstehe ich. Es ist immerhin ein fremdes Land und auch die Menschen hier und die Gebräuche sind euch fremd. Daher ist dies nur allzu verständlich. Aber sofern ihr es wollt, könnt ihr die Gebräuche und auch unser Land kennen lernen. Gebt den Menschen hier etwas Zeit, Euch kennen zu lernen. Schwere Jahre liegen hinter uns. Jahre, in denen Misstrauen gewachsen ist. Jahre, in denen jeder von uns seine eigene schwere Bürde auferlegt bekommen hat. Aber wenn Euch die Menschen nur ein Bisschen besser kennen, so werden sie euch genauso zu schätzen wissen, wie ich es tue."
Bei diesen Worten errötete sie ein Wenig.
Schnell trank sie noch einen Schluck Milch, diesmal nahm sie den Becher in die andere Hand, damit die Andere auf seiner weiter ruhen konnte.
"Ihr sagtet, etwas familiäres beschäftigt Euch. Wollt Ihr Euch mir anvertrauen und es mir verraten? Vielleicht kann ich Euch behilflich sein. Denn Lavinia selbst ist die Schützerin der Familie.
Im Namen Lavinia Tutulina werde ich versuchen Euch zu helfen."
Polliver:
Elías zuckte zusammen, als Rania seine Hand berührte... Körperkontakt war in seinem Land nicht üblich, erst recht nicht bei einem Mann seines Standes und seines Berufes.... er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass sich hierzulande zur Begrüßung die Hände gereicht wurden, ja sogar teilweise umarmt wurde.... seltsam war es dennoch.... aber von einer Frau wurde er nie zuvor berührt... in seiner Heimat wäre das gar eine Respektlosigkeit gewesen....
Diese Berührung war anders. Sie war herzlich und beruhigte ihn etwas....
"Ich fühle mich nirgendwo mehr zugehörig...", sagte er mit zitternder Stimme...
"Ich war nie ein geselliger Mensch, arbeitete meist alleine... und doch bin ich nun fast drei Jahre von meiner Heimat entfernt, wohl wissend niemals mehr zurückkehren zu können. Es schmerzt, hab ich El Kasáan doch nicht freiwillig verlassen.... ich gebe den Menschen hier Zeit aber jene Zeit schmerzt in meinem Inneren sehr.... Ich bin ein Mann des Kampfes und der Tod mein stetiger Begleiter.... Ich habe Anģst, eines Tages einsam auf fremden Landen zu sterben....
Ich bin froh, Euch kennengelernt zu haben. So hab ich wenigstens eine Person hier.
Bezüglich der familiären Angelegenheit...."
Elías umklammerte den Brief in seiner Tasche noch fester.
"Ich...... ich fand vor meiner Abreise heraus, dass ich eine Schwester habe..."
Elías holte den Brief aus der Tasche und legte ihn mit zitternder Hand auf den Tisch vor sich.... zögernd schob er ihn zu Rania hinüber.
"Hier, lest...."
Rania:
Rania nickte.
"Ich verstehe. Auch wenn es nur ein geringfügiger Trost ist, aber solange Ihr mich kennt, seid Ihr nicht allein."
Sie drückte sanft seine Hand.
"Warum..... warum musstest Ihr euer Land verlassen? Wurdet Ihr verfolgt?"
Ein wenig graute es Rania vor seiner Antwort.
Als er seine Schwester erwähnte, musste sie an ihre Eigene denken, die sie seit Vielen vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie wusste nicht, ob ihre Schwester überhaupt noch lebte...
"Wollt ihr mir nicht lieber sagen, was Ihr geschrieben habt? Ungern möchte ich den Brief lesen."
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