Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie
Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Sandra:
Sie hörte die Verbitterung in Rikhards Stimme als er von dem Schamanen sprach. Er schien zutiefst enttäuscht.
"Nun, wenn du noch nicht in der Lage bist kontrolliert Magie anzuwenden, mag das auch ein Grund gewesen sein nichts zu sehen, auch wenn du da mit der Beobachtung wohl Recht haben könntest. Aber da auch nicht jeder von uns die Magie auf gleiche Weise nutzt, kann ich dir das nicht sagen. Aber warum hätte er dir von der Fokussierung erzählen sollen, wenn er wusste, dass du tatsächlich magisch begabt bist?"
Rikhard Kraftweber:
"Ich weiß es nicht. Ich glaube, er wollte sicher gehen, dass ich keinen Ärger mache. Dass ich nach wie vor, wie alle anderen, ihn als den mächtigsten Mann des Dorfes sehe." Endlich kam die Schankmaid mit einem neuen Becher Wein. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, stürtzte Rikhard diesen sofort herunter.
"Natürlich hab ich, als ich seinen Betrug bemerkt habe, den anderen davon erzählt. Aber die haben mir nicht geglaubt, und als der Schamane davon erfuhr, schwor er, dass ich schlecht für das Dorf wäre. Ein Fluch der Götter sei ich, dazu bestimmt, das Dorf und seine Gemeinschaft zu spalten und ins Verderben zu führen. Viel heiße Luft, wenn du mich fragst, aber diese ungewaschenen Idioten haben ihm geglaubt."
Wütend knallte er mit der Faust auf den Tisch.
"Diese ungebildeten, abergläubischen Kerle! Des Abends sammelte sich eine Meute in der Dorfschänke, und je später es wurde und je länger sie tranken, desto mutiger und lauter wurden sie. Ich verfolgte die Gespräche von weitem, so gut es ging. Ständig hörte ich etwas von 'Magie' und 'unnatürlich' und 'Grolf hat gesagt...'
Als der dann auch noch dazu stieß, wurde es noch lauter, und irgendwann kamen meine Eltern zu mir und drängten mich, fortzulaufen. Da hab ich erst verstanden, was los war! Der Schamane - dieser falsche Scharlatan hatte Angst, weil ich ein wirklicher, echter, richtiger Magier war! Und so wollte er mich fortjagen, damit bloß niemand merkt, was für ein Lügner und Betrüger er ist.
Ich.. ich hatte Angst, Angst um mich und meine Familie. Also tat ich, was sie sagten, und schlief einige Tage im Wald und versteckte mich. Einige Tage abwarten, dann würde sich das Ganze schon beruhigen, dachte ich - aber es war nicht so. Ich kam am hellichten Tag wieder ins Dorf, und die Menschen sahen mich schief an. Niemand sprach mit mir. Grolf hatte sie aufgehetzt, gegen diesen perfiden Magier, der ich angeblich sei. Noch am selben Abend ging ich fort."
Sandra:
Stella war überrascht, als Rikhard plötzlich den Krug Wein hinunter stürzte und mit der Faust auf den Tisch knallte.
Doch nicht ganz so ruhig, hm?
"Naja, warum sollten sie auch einem Jungspund aus dem Dorf mehr glauben als ihrem langjährigen geistigen Führer? Ich glaube das wäre bei jedem anderen aus dem Dorf genau so gewesen, wenn er sowas behauptet hätte. Nur dass er bei dir mehr Sorge haben musste, dass du ihn tatsächlich irgendwann bloßstellst.
Das entschuldigt immer noch nicht die Tatsache, dass er euch vermutlich was vorgespielt hat was seine Magie angeht - aber immerhin hat er das Dorf zusammengehalten, schöne Geschichten erzählt und wenn seine Heilkünste meist positiv verliefen - sonst hätte man sich wohl nicht so darauf verlassen - hatte er doch einen Nutzen für das Dorf und die Gemeinschaft. Magie ist nunmal etwas besonderes und wie oft geben wir uns lieber schönen Illusionen hin als die Wahrheit zu erkennen?"
Sie ließ diese Worte einen Moment sacken bevor sie fortfuhr und trank noch einen Schluck.
"Es muss schrecklich sein, dort vertrieben worden zu sein und alles hinter sich lassen zu müssen. Grade wenn man es eigentlich besser weiß und sie im Unrecht sind. Dass er jedoch gegen das hetzt was er selber vorgibt zu sein... Also Magie als unnatürlich bezeichnet...Wäre ja mal interessant, wie er sich damals dort etabliert hat..."
Rikhard Kraftweber:
"Ich glaube nicht, dass er die Magie unnatürlich fand. Es klang eher danach, als ob er mich als eine Missgeburt anprangerte. Ich hatte nie ein Krafttier, und schamanistische Riten waren mir fremd. Meine Magie erwachte irgendwann, und sie hatte nichts mit Tieren oder Geistern zu tun."
Nach dieser fast automatischen Richtigstellung schwieg Rikhard.
Sie verteidigt ihn. Wägt ab. Als ob seine Fähigkeiten irgendwas ändern würden. Auf der einen Seite bewunderte er diese Fähigkeit, analytisch und neutral zu bleiben, aber gleichzeitig fühlte er sich, als würde Stella ihn als abstraktes Problem betrachten, dass sie nun erstmal von allen Seiten beleuchten würde.
"Ich glaube, er hatte einfach Angst, dass er auffliegen würde. Zwar versteht er was vom menschlichen Körper und weiß zumindest irgendetwas über Magie, aber ich glaube nicht, dass er wirklich fähig ist. Er hatte gewiss Angst, dass ich ihn verdränge."
Sandra:
Sie lächelte ihn beschwichtigend und ermutigend an
"Naja, hatte er damit denn Unrecht, zumindest als du das Dorf davon überzeugen wolltest, dass er ein Betrüger ist?"
Dann schenkte sie ihm noch etwas Met nach.
"Interessanterweise scheint er aber ja von dir in Hinblick auf Schamanismus nichts befürchten zu müssen. Ein tatsächlich schamanistisch Begabter wäre da womöglich sogar ein größeres Problem gewesen... jemand, der tatsächlich mit Krafttieren in Verbindung steht. Aber ich schweife ab... Schade, dass es so enden musste und du dort nun wohl unwillkommen bist. Wie ist es mit deiner direkten Familie? Ich glaube es würde mir sehr schwer fallen, wenn ich meine Familie nicht mehr wiedersehen könnte..."
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