Sie hatten sich am nächsten Morgen auf den Weg gemacht, die Droor überquert, den fluss, an dem für sie damals alles begonnen hatte. Vor bald 10 Jahren.
Das Land war in den Krieg gestürtzt, es gab auf beiden Seiten große Siege und schlimme Niederlagen, doch zuletzt hatte man den Kaiser vom Thron gestürzt.
Doch statt in Frieden zu leben, hatten die Machtspielchen begonnen. absprachen waren teilweise nichtig geworden, jedem gierte es nach Macht und Engonien war zerfallen.
All das erzählte Lorainne Anders auf der Reise.
Über unschöne Erinnerungen sprach sie neutral, über die Freudigen mit einem Lachen und leuchtenden Augen.
Je weiter sie nach Süden kamen, desto mehr blühte Anders auf, doch die kindliche Unbeschwertheit, die ihr immer zu Eigen gewesen war, mochte sich nicht dauerhaft einstellen.
Mal freute Anders sich über eine der wenigen letzten Blumen am Wegesrand, dann wurde ihr Blick plötzlich wieder dunkel und entrückt, als durchlebte sie den Schmerz der letzten Monate erneut.
Schliesslich wandten sie sich gen Osten, nach Reichsfeld.
Als sie die Gegend durchquerten, wo die Valkensteiner damals für Lorainne die möglichen Verbündeten geprüft hatten, flammten auch in Lorainne wieder Erinnerungen auf.
Genau hier hatte Anders Veränderung begonnen.
Hier war sie härter, kämpferischer, hinterlistiger geworden.
Und nur um ihr zu helfen und einen Auftrag zu erfüllen.
Hier hatte Anders Bekanntschaft mit der Dunkelheit gemacht, mit ihren, als sie hinterrücks einem Mann die Kehle durchschnitt, und der Lorainnes, die bereit zu allem gewesen war, um eine einstige Liebe zu retten.
Die sie dann doch verloren hatte. An eine Frau, die mittlerweile eine gute Freundin geworden war.
Wie es Juliana wohl geht?
Überlass uns die Drecksarbeit. Du gehörst zu den Guten. Maugrims Worte, als sie das messer zückte um gnadenlos zu foltern.
Vermutlich lag es daran, dass sie in Reichsfeld waren und die valkensteinische Präsenz in jedem Winkel zu spüren war, dass sie den Tormentorpriester plötzlich schmerzlich vermisste. Er wüsste sicher, was zu tun war.
So übel, wie ihr das Schicksal mitgespielt hatte, als sie Leah wieder in ihre Arme schloss, leuchteten auch Anders Augen. sophie beobachtete alles mit stiller Duldsamkeit. Sie hatte schon so viele Tragöden erlebt, so viel Wunderbares und jetzt gab es noch eine Person mehr, um die sie sich sorgen musste und die sie verwöhnen konnte.
Die Reise der 4 Damen, so man sie denn so nennen konnte, verlieft unspektakulär. Die Nächte wurden kälter, dcoh insgesamt war es hier milder als in Firngard, wo rauhe Winde den langsam nahenden Winter ankündigten.
Mal kamen sie in einem Gasthaus unter, mal mussten sie sich ihr Lager auf der Erde bereiten und beobachteten Nachts die Sterne.
Diese Momente waren die friedlichsten. Alle vergaßen für diese Zeit ihre Sorgen und Erinnerungen und lauschten den Geschichten der Nacht.
Lorainne hoffte, dass jeder von ihnen diesen Frieden für sich bewahren könne, damit die schrecklichen Erinnerungen verblassten.
Und so sie morgens zu Lavinia Tutulina und Admoneta und Schutz für ihre Reise und um Gnade für ihr Tun bat, dankte sie ihnen am Abend, bevor sie in einen Schlaf voller Träume von Benjen und glücklicheren Tagen fiel.
Lorainne sehnte sich nach Schlaf und ihren Träumen, während Anders scheinbar große angst vor ihren hatte.
Doch der Schmerz um Benjens Verlust war dadurch nicht leichter zu ertragen und so flehte sie abends auch Lavinia Virilis an, den Schmerz in ihrem Herzen zu lindern.
Doch sie wurde nicht erhört.