Autor Thema: Fort  (Gelesen 11270 mal)

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Mel

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Fort
« am: 28. Sep 15, 09:05 »
Es war vorbei. Endgültig.
Sie war die rechtmäßige und anerkannte Herrin von La Follye.
Eine drohende Fehde zwischen zwei Baronen war für das erste verhindert worden.
Sie würde so lange im Lillienorden bleiben, wie es nötig war, um den Frieden zu sichern.
In ihrer Abwesenheit würde Fulk sich um alles kümmern.
Der gute alte Fulk, unerschütterlich in seiner Treue zu ihrer Familie.
Der Überschuss würde wie vereinbart an den Orden gehen, und sie würde ihre Kampfkraft Lavinia zur Verfügung stellen. Im Gegenzug war La Follye nun geweihter Boden, auf dem kein Blut mehr vergossen werden durfte. Auf dem keine Schlacht stattfinden durfte. Der dem Frieden und Lavinia geweiht war.
Sie war von Lavinia verflucht wordenund gleichzeitig waren La Follye und ihre Nachfahren gesegnet. Der Preis, den sie zu zahlen hatte, war im Verhältnis gering.
Vielleicht würde es nur ein Jahr sein, vielleicht zwe ioder einige mehr. Doch es gehörte ihr. Und viel wichtiger: ihren Nachkommen. Ihren und Benjens Sohn oder Tochter.

Im Morgengrauen hatten sie die Grenze La Follyes erreicht. Ludivica, Sophies Schwester, würde sicher in ihr Haus zurückkehren. Vanion, er war nichtmehr durch einen Eid an sie gebunden, ebensowenig wie Sophie.
Doch Sophie hatte sich geweigert, zurückzukehren. Starrsinnig und erbost hatte sie Lorainne angeschaut, als sie dies vorgeschlagen hatte. "Seid Du ein säugling warst, habe ich mich um dich gekümmert-und ich werde jetzt nicht damit aufhören", mehr Worte hatte es nicht gebraucht.

Lorainne saß alleine auf einem stein und schaute zurück. Nachdenklich drehte sie an Benjens Ring, den ihr Sasha und Maugrim gebracht hatten, bis sie ihn schließlich entschlossen vonihrem Finger zog.
Genau auf der Grenze zu La Follye, an einem Birkenbaum, vergrub sie ihn. Mit ihrem Dolch ritzte sie ein "B" in die Rinde und fügte nach einem kurzen Zögern ein "L" hinzu.
Zärtlich strich sie über die Buchstaben und flüsterte erstickt: "Ich werde zurückkehren,und wenn Lavinia mir dann erneut gnädig ist,werden wir wieder vereint sein. Je t´aime."

Mit Tränen in den Augen schaute sie zum Mond, ein Blutmond, der seltsam dunkel schien.
Ein Zeichen der Götter.
Ihre Gebete würden erhört werden.
Früher oder später.
« Letzte Änderung: 28. Sep 15, 09:13 von Mel »

Mel

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Re: Fort
« Antwort #1 am: 30. Sep 15, 12:30 »
Die große Reichsstraße lag in goldenes Licht getaucht. Teilweise konnte man weit über die Felder, nach Norden in die Berge sehen, manchmal konnte man im Südwesten die Bucht von Firanos erahnen, wenn der Nebel vom Wasser über das Land zog. Und dorthin zog es sie.
Sie wollte nach Reines um dort ihre neuen Aufgaben zu empfangen. Um das Kloster in der Nähe würde sie diesmal einen Bogen machen, die Gastfreundschaft dort war ihr nicht länger vergönnt.
Dreimal verflucht sollst Du sein.
Doch sie würde es nicht sein, denn sie war es schon längst. Dreimal drei.
Jetzt war sie gesegnet, trotz allem. Dumm und blind, wer das nicht sah.
Lavinia hatte ihrem Land, ihren Leuten und vor allem ihr endlich Frieden geschenkt.
Jede Bitte an einen Gott verlangte ein Opfer. Und sie war nur zu gern bereit gewesen, es darzubringen.
La Follye ist nicht für Euch beide bestimmt.
Jetzt erst schien sie die Worte der Seherin, überbracht von ihren Freunden, zu begreifen.
Es war niemals darum gegangen, dass La Follye nur für einen bestimmt war, sondern für niemanden.
Aber ihre Nachfahren würden dort leben. Friedlich. Glücklich. Gesegnet von den Göttern.
Sie wäre geblieben, weil sie verantwortlich war. Doch ohne IHN wäre es ein leerer Ort gewesen.
Voller Kummer und Tränen.
Doch ohne sie würde der La Follye wieder in altem Glanz erstrahlen.

Das Schwert, Voronwe, hing an ihrer Seite. In Lavinias Namen würde sie künftig ein Schwert führen.
In Lavinias Namen Blut vergießen. In Lavinias Namen töten.
Um dennoch nach dem Tode hoffentlich gnädig von ihr aufgenommen zu werden, musste sie deshalb schon jetzt Abbitte für diese Taten leisten.
Für Taten, die sie zwar in ihrem Namen begann, die aber ganz und gar nicht Laviniagefällig sein würden.
Ein faierer Tausch, wie sie fand.
Obwohl sie bereit gewesen wäre, weit mehr zu opfern.

Gelegentlich kam man durch Alleen, deren Bäume rot, gelb, grün und braun gefärbt waren.
In einigen Wochen würde sich das Land weiss verfärben und in kalten bläulichem Licht schimmern.
Wenn dann der Frühling wieder kam, würde die Straße von dem Schmelzwasser aus den Bergen schlammig sein, eine Rückkehr in den Norden beschwerlich werden.
Aber sie hatte nicht vor zurück zu kehren.

Mel

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Re: Fort
« Antwort #2 am: 05. Okt 15, 13:39 »
Nun war sie offiziell ein Ritter Lavinias, leicht erkennbar an Minneband und Wappenrock.
Sie war überall stets freundlich und zuvorkommend behandelt worden, nicht länger mit der sonstigen Skepsis, die ihr Rittersein als Frau mit sich gebracht hatte. Im Gegenteil, jetzt hatte man sich ehrfürchtig vor ihr verneigt, ihr überall Tür und Tor geöffnet.
Dennoch brachte ihr neuer Status eine gewisse Einsamkeit mit sich, konnte sie jetzt weder den Tempel betreten noch einen Segen Lavinias empfangen. Und auch, wenn sie irgendwo Ehrengast war, so wahrte man stets ein gewissen Abstand zu ihr, der hr zeigte, dass Blutvergießen nicht in Lavinias Sinn war.

Das Kind in ihrem Leib ließ sich kaum noch verbergen und auf Nachfragen antwortete sie immer dasgleiche: "Es ist ein Kind Lavinias, einer der letzten Segen, die ich empfangen durfte." Und jeder gab sich damit nicht nur zufrieden, sondern wünschte ihr und vor allem dem Kind stets Gutes. Es spielte keine Rolle mehr, dass dieses Kind ein unehelicher Bastard war, was unter anderen Umständen sicher zu Gerede geführt hätte.

So hatte sie Glück im Unglück und war zufrieden mit sich und der Welt.
Gelegentlich erreichten sie Briefe von Fulk, der ihr die Neuigkeiten auf La Follye berichtete, mal ging es um den Müller, der eine schwere Herbstgrippe hatte, mal um die Komplizierte Niederkunft einer der Mägde, aber immer schlossen die Briefe mit sorgenvollen Ermahnungen, ergebenen Wünschen und der Bitte, nach Hause zu kommen, sobald zwischen den Baronien Marnois und Blanchefleur Ruhe herrschte.
Doch sie beide wusste, dass würde eine lange Zeit werden- wenn sich dieser Wunsch überhaupt erfüllen würde.

Der Herbst schritt voran, das Wetter wurde schlechter, die Bäume kahler.
Lorainne überlegte, wo sie überwintern konnte, vor allem, WO sie ihr Kind zur Welt bringen sollte, jetzt, da ihr der Weg nach Hause verwehrt war.
Sie würde auf die Hilfe von Freunden angewiesen sein, was ihr nicht unbekannt war, doch es behagte ihr immer noch nicht.
Nur noch wenige Wochen würde sie reisen können, danach wäre es für sie und das Kind zu gefährlich, vor allem, wenn es weitere Reisen waren, weg von Engonien, würde sie sie nicht mehr lange alleine nur mit Sophie antreten können.
Langsam trug sie sich mit dem Gedanken, eine Freundin, fernab von Engonien zu besuchen. Der Besuch war längst überfällig und sie hatte ihre letzte Einladung ausschlagen müssen, weil ihre Geschäfte sie in Firngard gehalten hatten. Doch jetzt stand diesem Besuch nichts mehr im Wege.
Vielleicht war gerade jetzt die richtige Zeit dafür.
« Letzte Änderung: 05. Okt 15, 14:28 von Mel »

Offline Anders

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Re: Fort
« Antwort #3 am: 05. Okt 15, 13:56 »
Es war im die Zeit als sich ihrer derzeitigen Bleibe ein kleines Pferd mit struppigem Fell und Federn in der Mähne näherte. Springer war gesattelt und trug die zusammengerollte Decke und die Kenderin diecauf ihm saß.
Es hatte länger gedauert als gewollt, doch durch ihre übereilte Flucht war ihre Spur schnell verschwommen.
Anders stieg ab und versorgte ihr Pferd. Lorainne war für Heute in einer Gaststätte untergekommen und so drückte sie einem Knecht ein paar der Münzen in die Hand und sagte ihm er solle die Ritterin im Namen Lavinias finden und ihr sagen, dass eine Freundin hier sei und nach ihr suche.
Sie klopfte ihrem Pferd den Hals und stiefelte dann in die Taverne. Sie hatte Fragen.
Und Hunger.
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Mel

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Re: Fort
« Antwort #4 am: 05. Okt 15, 14:15 »
Nach kurzer Zeit kam der Knecht zurück und zeigte in den hinteren Winkel des Schankraumes. Lorainne saß mit Sophie etwas abseits der Anderen, aber nahe am Feuer, so dass die feinen Linien um ihr linkes Augen bei einer Neigung des Kopfes weiss aufleuchteten.
Vor Lorainne stand eine Schüssel mit deftigen Eintopf, auf einer Platte daneben lagen Fleisch und Käse und frisches, duftendes Brot.
So nahe an Reines, wie sie sich (noch) befanden, hatte sich die Neuigkeit um Lorainne de la Follye, Ritterin Lavinias, schnell herumgesprochen und offenbar hatte man es hier als Ehre empfunden, als sie, mittellos, um eine Übernachtungsmöglichkeit gebeten hatte.

Anders wurde an den Tisch geführt, und Lorainne blickte auf.
Ihre typischen Zornesfalten auf der Stirn schienen tiefer geworden zu sein, ebenso die Lachfältchen um Mund und Augen, so dass sie jetzt, wenn sie nicht lachte, eher von Sorgen als von Freude erzählten.
Doch als sie Anders erblickte, leuchteten ihre Augen auf und lächelnd grüßte sie die kleine Kenderin.
"Du hast mich also gefunden." Tatsächlich schien ein wenig schuldbewusstesein bei dieser neutralen Feststellung mitzuschwingen.
Doch ihr Gesicht verriet nicht weiter als Freude.

Offline Anders

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Re: Fort
« Antwort #5 am: 05. Okt 15, 14:31 »
Lorainne sah älter aus. Sophie auch. Die Falten waren neu und zeugten von dem was die Ritterin verbergen wollte, von dem was die Menschen nicht sehen sollten.
Anders stand sehr grade vor den beiden. Sie trug die Wanderkleidung welche sue mit Sternen aus buntem Leder verziert hatte. Dazu ihren Hut. Ihre Kleidung war bunt, aber sie wirkte nicht mehr so unbeschwert wie sieces früher gewesen war. Als sie nun vor den Beiden stand  kroch dennoch ein Lächeln über ihr Gesicht und auch ein wenig in die Augen. Sie neigte leicht den Kopf vor Sophie und schaute dann Lorainne streng an, aber mit einem Lächeln welches ihre Aussage doch um einiges schwächte.
"Es scheint eine dumme Angewohnheit unter meinen Freunden zu werden ohne Abschiedsworte und Erklärungen zu verschwinden. Ich gedenke dies auszumerzen."
Dann breitete sie die Arme aus und drückte die Ritterin fest an sich.
"Aber du wusstest das ich dich finden werde. Das ich es immer tun werde nicht war?"
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Mel

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Re: Fort
« Antwort #6 am: 05. Okt 15, 14:59 »
Lorainne sog den Geruch nach Gras, Blumen und Pferden ein und schloß für einen kleinen Moment die augen in liess sich auf eine Blumenwiese im Sommer entführen.
Als Anders sie endlich los ließ, waren ihre Wangen gerötet und sie sah deutlich entspannter aus.
"Natürlich wirst du das. Und wenn ich mich jedes Mal, wenn ich gehe, verabschieden würde, hättest Du keinen Grund, mich zu suchen und mir eine Standpauke zu halten."
Sie bot Anders einen Platz und etwas zu Essen an, denn der Magen der Kenderin knurrte verdächtig und hörte sich wie ein wütender Wolf an, der sich im nächsten Moment über seine Beute hermachen würde.
Nichts anderes tat auch der Kender und unterbrach das Essen lediglich, um ein paar Schlucke verdünnten Wein zu trinken, den Sophie ihr eingeschenkt hatte.
Währenddessen beobachtete Lorainne Anders sorgenvoll.
Ihr inneres Leuchten, dass sie nicht einfach nur bewundert hatte, sondern auch brauchte, wie eine Motte das Licht, glimmte nur noch schwach, wie eine Kerze, die kurz davor war, zu erlöschen, sich aber trotzig dem Sturm entgegenstellte.
Mal flackerte sie bedenklich, aber sie erlosch nicht.

Nachdem Anders gegessen hatte, war es offenbar an der Zeit, ihr alles zu erklären. Was geschehen war, was sie vorhatte.
Doch in dem Moment, in dem sie hr das alles sagen wollte, fehlten ihr die Worte.
Sie hatte dem Kender einst eine Familie, ein Zuhause versprochen, und beides hatte sie nicht halten können. Benjen war fort, Silas, sie selbst.
La Follye sicher ein friedlicher Ort, aber zugleich ein Ort, der nur friedlich war, weil sie ein Opfer gebnracht hatte.
Sie wollte Anders um Verzeihung bitten, aber auch diese Worte kamen ihr nicht über die Lippen.

So nestelte sie an ihrem Halsausschnitt herum um zog schließlich eine runde Münze an einer langen Kette hervor. Benjens Distel. Der Einzige, der eine solche wie sie besessen hatte, denn nur die La Follye besaßen diese Münzen, und Benjen war einer gewesen, ob er nur diesen Namen trug oder nicht.

Behutsam legte sie die Distel auf den Tisch. Ihre Finger fuhren zärtlich die filigranen Formen nach.
Der Raum schien plötzlich leise, das Lachen der anderen Gäste in weiter Ferne, das Knistern des Feuers, das Heulen des Windes draußen schien aufgehört zu haben.
Langsam schob sie die Kette zu Anders. Eine Geste, die viel bedeutungsvoller war, als jede Entschuldigung, jede Erklärung.
Ihre Hand lag noch immer auf der Kette, noch nicht bereit, diese Kostbarkeit preiszugeben.
"Benjen hatte bestimmt seinen Grund, warum er sie dir anvertraut hat." Ihre Stimme war kaum hörbar, und doch überraschend fest.
"Auch wenn ich mein wort nicht unmittelbar halten konnte, wirden die meinen auch Deine Familie sein. Und La Follye wird dir ein Zuhause bieten, wenn Du willst und eines Tages bereit bist, zurück zu kommen."
Sie blinzelte einige Male -vielleicht war ihr nur der Rauch ins auge gekommen, vielleicht waren es auch ungeweinte Tränen- als sie die Hand hob.
Silbrig blitzte die Distel im Schein des Feuers.



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Re: Fort
« Antwort #7 am: 05. Okt 15, 15:33 »
Das Warme Essen tat unglaublich gut. Es füllte den Bauch und stillte den Hunger. Lorainne sagte nichts,beobachtete sie nur. In ihrem Blick war diese Art die viele Blicke ihrer Freinde hatten seit dem sie der Hexe die Zunge heraus geschnitten hatte.
Aber da war noch mehr. So viel ich unausgesprochenes, so vieles was sie sagen wollte. Anders las in Lorainnes Augen so vieles. Gram und Schule,Schmerz und Reue aber auch Freude und ein bisschen Trotz dem Schicksal gegenüber. Lorainne eben.
Als diese die Münze hervor holte fing diese das Licht drs Feuers ein und es war als würde sich ein Felsbrocken  auf ihre Brust legen und ihr die Luft abschnüren.
Langsam schlossen sich nun die Finger der Kenderin um die Münze und jetzt fehlten ihr die Worte.
Sie hängte sie sich um den Hals, sodass sie auf ihrem Herz zu ruhen kam.
Dann sah sie Lorainne fest an.
"Dann werde ich die Distel nicht ablegen. Sondern mit Stolz tragen solange ich lebe. Und so lange ich lebe sollen die Kinder La Follyes einen Freund in mir haben. Ich bin kein guter Kämpfer oder Beschützer. Aber ich werde trotzdem über sie wachen so gut ich kann. Das verspreche ich dir."
Und es war als würde etwas von dem Leuchten in ihr wieder aufglimmen und wie ihr Lächeln erstrahlen.
Die Treue der Kenderin hatte ihr nun doch ein zuhause geschenkt.
"Danke."
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Mel

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Re: Fort
« Antwort #8 am: 05. Okt 15, 21:55 »
Ein sanftes Lächeln huschte über Lorainnes Gesicht.
"Alors, Du kämpfst tapferer als manch Ritter. Vielleicht kannst Du nicht die Leben Deiner Freunde schützen, aber ihre Seelen."
Wie Anders schien sie in diesem Moment versöhnt mit dem Schicksal.

Ihr Blick senkte sich kurz herab zu ihrem Bauch, bevor sie fortfuhr:"Du verstehst vermutlich mehr vonKindern, als ich es je werde. Wen also könnte meinen Kindern, und ihren Kindern ein besserer Freund sein, als ein Kender?"
Obwohl Traurigkeit, Schmerz und Einsamkeit allgegenwärtig waren, musste Lorainne grinsen.
"Wie alt werden Kender eigentlich?"

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Re: Fort
« Antwort #9 am: 06. Okt 15, 08:46 »
Trotz allem was gewesen war füllten die Worte der Ritterin Anders ein wenig mit Stolz. Wenn man bedachte wie die Geschichte mit ihnen beiden angefangen hatte und alles was gewesen war, gaben sie ihr das Gefühl trotz allem was sie getan hatte irgendwas richtig gemacht zu haben.
Auch wenn das Gewicht der Münze war zwar kaum spürbar aber allein das Wissen um sie machte es doch ein wenig leichter die vielen Toten irgendwie zu verkraften.
Auch Lorainne schien jetzt schon viel Entspannter als vorher.
"Hört hört diese Worte aus deinem Mund.", lachte sie und nahm noch einen Schlcuk Wein. "Das ist eine sehr gute Frage. In El Kash wurden sie nicht besonders alt, gerade mal elf Zyklen ungefair. Äh... ungefair vier und vierzig Winter. Das war zumindest der älteste den ich je getroffen hatte. Danach verschwanden sie immer seltsammer Weise. Aber Sasha hat gesagt das wie um die vierhundert, fünfhundert Sommer alt werden können."
Ein leichtes Runzeln schlich auf ihre Stirn. "Also definitiv älter als mir lieb ist."
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Mel

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Re: Fort
« Antwort #10 am: 06. Okt 15, 10:18 »
"Ja, aus meinem Mund", grinste die Ritterin zurück.
"Es überrascht mich selber ein wenig, dass ich ausgerechnet einem Kender soviel Vertrauen schenke. Aber was bleibt mir auch anderes übrig? Immerhin kennst Du mich. Ich meine, natürlich tun das auch Otus, Leonie, Joshua, Destus und alle anderen, die damals dabei waren. Aber du und Vanion wart mir immer am nächsten. Ihr kanntet all meine dunklen und hellen Seiten. Obwohl Vanion nicht dieses unerschütterliche Vertrauen hat wie Du."
Gedankenverloren schaute sie den Kender an.
"Ich wusste, dass er zurück kommt. Zumindest habe ich es gehofft und dafür gebetet. Vielleicht habe ich ihm mehr vertraut, als er sich selbst. Genau wie Du es immer tust. Wer weiss, wir La Follyes galten immer schon als etwas sonderbar- vielleicht war einer unserer Vorfahren ein Kender." Lorainne lachte.
"Wie sonst würde ich in Dir soviele Seiten von mir wieder entdecken? Und wenn Kender so alt werden, wie Sasha sagt, dann kann meinen Kindern und La Follye doch nichts besseres passieren, als wenn Du ihr Freund und Beschützer ihrer Seelen bist. So überdauerst Du uns alle und La Follye wird weiterhin ein wenig sonderbar sein. Etwas Besonderes, mit einem Kender als Wächter."
Obwohl sie weiterhin lächelte, erreichte dieses Lächeln ihre Augen nicht.
Was die Ernsthaftigkeit ihrer Worte umso deutlicher machte. Sie waren nicht einfach nur daher gesagt.

"Versprich mir eins, ja? Sollte mir irgendetwas zustossen, dann musst Du das Kind nach Hause bringen, nach La Follye. Egal, wo wir sind, Du wirst uns finden, wenn uns andere vergessen. Und Du wirst dafür sorgen, dass niemand Benjens Opfer vergisst. Das niemand die Geschichte, wie La Follye gerettet wurde vergisst? Denn wenn wir alle schon bei den Göttern weilen, und unsere Kinder nach uns ebenso, wirst Du noch da sein und diese Geschichte erzählen können. So wie sie war, ohne hinzudichtungen, wie sie bei Legenden sooft der Fall sind. Versprichst du mir das, Anders?"

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Re: Fort
« Antwort #11 am: 06. Okt 15, 10:39 »
Ein Kendervorfahre auf La Follye? Das klang schon verdammt unwahrscheinlich, aber witzig wäre es irgendwie trotzdem. Und etwas sonderbar, jaaa das konnte man vielleicht sagen, obwohl es Anders nie besonders sonderbar schienen war wenn Lorainne etwas tat. Natürlich war auch sie manchmal verzweiflet über ein paar ihrer Entscheidungen, aber das tat sie öfters bei Menschen. Manchmal machten die aber auch dumme Dinge.
Zu Lorainnes Worten nickte sie fest. Sie wusste noch nicht genau wie sie das bewerkstelligen sollte. SIe hatte sie gelernt Seelen zu retten und gerade jetzt fühlte sie sich auch nicht wirklich in der Lage dazu, jetzt wo sie selbst die Dunkelheit greifbar nah spürte. ABER vielleicht konnte sie das als Ziel nehmen, als Grund weiter zu kämpfen. Sie spürte das Glöckchen unter dem Stoff auf der Haut. Ein Grund zu kämpfen... Ja.. das wäre gut.
Auf die nächsten Worte Lorainnes reagierte sie zunächst überrascht, vor allem als ihr das Gewicht dieser Worte ihr bewusst wurde. Das klang ein bisschen wie ein Vermächtnis. Also etwas das man hinterließ.
Sie schlcukte leicht und nickte dann.
"Ich verspreche es dir Lorainne. Ich sorge dafür das das Kind nach Hause kommt und das diese Geschichte und ihr alle nicht in Vergessenheit geratet."
Das würde sicher nicht einfach werden, aber Geschichten erzählen konnte sie. Ihr Blick glitt zu Lorainnes Bauch. Auch wenn das Kind noch nicht geboren war, auf dieses würde sie gut aufpassen. Auf Leah natürlich auch.
Sie konnte sich noch nicht wirklich ausmalen welche Reichweite dieses Versprechen haben würde und die ganze große Bedeutung war auch jetzt noch schwer zu verstehen, für einen kleinen Kender aus den Gossen El' Kash's. Einem Dieb.
Sie lächelte Lorainne offen an.
"Ich verspreche es!"
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Mel

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Re: Fort
« Antwort #12 am: 06. Okt 15, 10:52 »
"Danke."
Lorainne war erleichtert. Sie hatte durchaus die Veränderungen in der Kenderin gespürt. Sie war ernster geworden, melancholischer. Es tat ihr leid, Anders mit in die Dunkelheit hinabgezogen zu haben und sie hatte sich vorgenommen, sie wieder ins Licht zu bringen.
Obwohl sie sich wirklich um den Kender sorgte, geschah dies auch aus reinem Egoismus. sie wollte sich nicht um noch jemanden sorgen, obwohl ihr mittlerweile bewusst war, dass sie, auch wenn keine Katastrophen geschahen, nie aufhören würde, sich um ihre Lieben zu sorgen.
Und vor allem wollte sie, dass das Kind den Weg nach Hause zurückfand und La Follye kein trostloser Ort sein würde, sondern vor Glück und Fröhlichkeit strotzte. Und dazu brauchte sie Anders.
Und es schien so, als würde ihr Plan über kurz oder lang Früchte tragen- Anders schien wieder ein Ziel, eine Aufgabe zu haben, auf die sich sich konzentrierte. Also profitierten sie beide davon, was Lorainne beruhigte.

"Nun denn, sag mir, wo führt Dich Dein Weg jetzt hin? Oder möchtest Du mich ein wenig begleiten?"

Offline Anders

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Re: Fort
« Antwort #13 am: 06. Okt 15, 12:53 »
Es war ein Anreiz. Nicht mehr wegzulaufen zumindest. Oder viel eher... nicht so weit weg zu laufen.
Anders hatte schon in ihrem Rucksack zu kramen begonnen und holte nun das kleine Wappen mit der Distel hervor welches sie abgenommen hatte als sie das Gasthaus betreten hatte. Jetzt steckte sie es sich wieder an. Sie durfte es schließlich behalten, viel mehr noch, sollte es ab jetzt bewahren.

"Eigentlich hatte ich vor ein Paar Weg oder Seemeilen zwischen mich und Engonien zu bringen. Wieder etwas Reisen und noch mal etwas neues sehen, ehe ich mich auf meine Rundreise durch Engonien begebe. Ich bin also frei. Und natürlich würde ich dich gerne ein Stück begleiten."
Sie musste ja nicht mehr fürchten in einem Kloster übernachten zu müssen oder einen Tempel betreten zu müssen. Nicht in Begleitung von Lorainne zumindest.
Anders hatte gerade keine Lust auf die Götter. Sollten die ihre Dinge tun und sie damit in Ruhe lassen. Oder ihre Freunde. Komisches Pack.
"Wo wirst du hin gehen? Hast du schon eine Idee? Vor allem wegen dem kleinen da?"
Sie deutete auf Lorainnes Bauch.
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Re: Fort
« Antwort #14 am: 06. Okt 15, 13:18 »
"An abstand zwischen mir und Engonien habe ich auch gedacht. Ich wollte Freunde besuchen, jenseits des Meeres. Aber zuvor muss ich Leah aus Reichsfeld holen. Sie ist immer noch bei Robert."
Mit dem Zwerg verband sie nicht nur das ein oder andere Gelage und der Pilgerzug, es war auch etwas wie eine Freundschaft, wenn sie auch nicht so tief war, wie zu manch anderem. Trotzdem hatte er ihr in Zeiten der Not geholfen.
Der Tag des Wolfes schien so weit entfernt...
Und sie hatte ihm erst Vanions Familie, schliesslich ihre eigene anvertraut, zumindest betrachtete sie ihr Mündel als Teil ihrer Familie, auch wenn es den Namen ihres Feindes trug. Des Feindes, der nun tot war.

"Ich fürchte allerdings, dass wenn ich Leah hole, es zu spät sein wird, um über das Meer zu reisen, selbst wenn ich von Port Valkenstein aus ein Schiff nehme. Und das Kind in Reichsfeld zur Welt bringen... Ich weiss ja nicht...."