Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Geschichten und Gespräche
Fort
Mel:
"Nun, Vanion.. Bachlauf, es wäre nett, wenn Du uns den Weg weisen würdest. Aber Deine Tochter sieht sich schon nach Dir um, eine Begleitung ist nicht nötig."
Höflich lehnte sie sein Angebot ab.
So nah sie sich einst gestanden hatten, so entfernt waren sie nun voneinander.
"Und Deinen Hof, würde ich gerne mal sehen, vielleicht werde ich Dich besuchen- Leah sollten den Hof und die Familie ihres.. Cousins kennenlernen. Immerhin seid ihr eine Sippe. Und wer weiss, vielleicht wird sie eines Tages Hilfe brauchen, und dann sollte keine Scheu haben, sich an ihre Familie zu wenden."
Sie schnitt eine Grimasse in Leah Richtung, was ihr mit einer rausgestreckten Zunge beantwortet wurde.
Grinsend wandte sie sich wieder ihrem einstigen Knappen zu:"Ich muss weiter, sonst wird Sophie mich an den Haaren durch Fanada schleifen. Sie wird erst ihre Ruhe finden, wenn ich sicher bei Jelena angekommen bin. Dummerweise kann ich mich an keine Geweihten der Lavinia Sanata wenden, also mussten wir uns soweit in den Süden aufmachen. Seitdem ist Sophie unruhig und wir kommen nur langsam voran, weil sie einen zu langen Ritt für gefährlich hält."
Sie verzog das Gesicht, was deutlich machte, was sie von der Sache hielt.
Vanion:
"Also gut."
Leichtes Bedauern spiegelte sich auf Vanions Zügen. Sie würden beide erneut lernen müssen, miteinander umzugehen, soviel schien ihm klar. Der Unterschied zwischen der Ritterin in dem prunkvollen Wappenrock, mit dem schweren Schwert an der Seite und dem in braun gekleideten, verschwitzten und biederem Vanion war für jedermann zu erkennen. Vor dir steht all das, was du werden wolltest. Ein Wappen, ein Schwert, eine Bürde und die größte Ehre, die ein Mann erlangen kann. Es würde dauern, bis er damit abgschlossen hätte.
Rasch beschrieb er Lorainne den Weg zu Jelenas Kontor. Unterbrochen wurden sie nur, als sich Isabelle mit seiner Tochter zu ihnen gesellte, höflich stellte Vanion die Anwesenden einander vor. Neugierig, aber auch ein wenig ängstlich sah die kleine Jeanne die Ritterin an, aber Anders fand sie am Ende doch interessanter.
"Nun, der Weg zu meinem Hof führt aus dem Westtor heraus. Folgt der Straße in Richtung des Rothornpasses für eine halbe Stunde, dann seht ihr die Gebäude schon. Ein heller Fachwerkbau, nicht zu verfehlen. Wie ich schon sagte, ihr seid stets willkommen. Es ist zwar ein Bauernhof und kein Königshof, aber dafür sind die Gäste ehrlicher und die Manieren nicht ganz so wichtig." Er grinste, dann machte er Anstalten, umzudrehen und zu dem Karren zurückzugehen.
Anders:
Ja das Verhältnis von Vanion und Lorainne war merklich runter gekühlt. Auch wenn die alte Vertrautheit kaputt war, gänzlich würde sie wohl nie verschwinden. Als Vanion seine Tochter vorstellte lächelte sie dem Mädchen zu. Sie hatte schon so viel von ihr gehört, dass es sie freute sie nun doch endlich kennen zu lernen.
Auch sie prägte sich die Wegbeschreibung zu Vanions Hof gut ein. Sie würde sie sicher irgendwann noch brauchen.
Ein wenig Gedankenverloren spielte sie an dem kleinen Distelanhänger um ihrem Hals. Sie merkte wie die Müdigkeit stärker wurde, aber an Schlaf verschwendete sie keinen Gedanken.
Da beantwortete sie lieber die Fragen des kleinen Mädchens.
"Wir kommen sicher zu Besuch. Auf Wiedersehen."
Sie blickte Vanion hinterher. Hatte er gerade wieder ohne Abschied gehen wollen?
Mel:
Lorainnes Gesicht hellte sich auf, als sie die kleine Jeanne sah.
"Alors, Leah, c´est Jeanne, elle est ta cousine. Dit "Bonjour" à lui."
Sie nahm Leah auf den Arm und stellte sie vor Jeanne auf den Boden, bevor sie sich zu den beiden Kleinen hockte.
"Salut, ma petite. Regarde moi, ce ca, c´est pour toi." Sie kramte aus ihrer Gürteltasche einen kleinen milchig glänzenden Stein hervor.
Leah hatte sich angewöhnt, jedes einzelne Blatt, jeden Stein und eigentlich alles andere, was sie interessant genug fand, um es besitzen zu wollen, aufzuheben und an sie alle zu verteilen. Und irgendwann hatte Lorainne selbst begonnen, interessante Steine zu sammeln. Manche glänzten in der Sonne, andere hatten eine interessante Form und wieder andere eine glatte Oberfläche.
Jeanne musterte sie genau und nahm dann schüchtern den Stein entgegen, den sie Vanions Schwester und Anders stolz präsentierte.
Ächzend erhob sich Lorainne wieder.
"entweder werde ich alt, oder fett. Das ist das Los der Kinder." Sie lächelte nochmals sanft auf sie hinab, bevor sie sich Vanion zuwandte.
"Alors, merci. Wir werden den Weg zu Jelena schon finden. Und wir sehen uns gewiss auch bald wieder."
Als Vanion sich umwandte, rief sie ihn nochmals zu sich zurück:"Vanion- Du bist nicht für dieses Leben bestimmt, das Du führst; du strebst nach höherem, und Du wirst es eines Tages erreichen. Aber vertrau Dir selber. Wenn du nochmals den Schwanz einkneifst, wie ein Feigling, werden das Dir weder ich noch die Götter verzeihen. Wenn du diesen Weg beschreiten willst, musst Du an das Wort Deines Ritters glauben- und im jederzeit, loyal zur Seite stehen, auch wenn es noch so schwer fällt, hörst Du? Wenn du das beherzigst, wirst Du diesen Weg beschreiten können und eines Tages eine Lehen haben und Deine Farben tragen. Vielleicht sind diese dann blau-weiss."
Sie schwang sich, eingedenk ihrer Bauchumfanges, elegant auf ihr Ross und blickte noch einmal hinab, den Blick zwischen Vanion und seiner Schwester wechselnd:"Vergesst nicht, wer ihr seid, dass caldrisches Blut in Euch fliesst. So wie es momentan aussieht, wird Leah eines Tages Roquefort erben, aber sie wird wissen, wie man in einer Familie zueinander steht und bei ihr werdet ihr immer ein Zuhause vorfinden, darauf habt ihr mein Wort."
Sie liess sie besagtes Kind anreichen und setzte sie vor sich in den Sattel.
Dann schnalzte sie mir der Zunge und wendete ihr Pferd, bereit, den Weg fortzusetzen.
Vanion:
Als Lorainne ihn zurückrief und zu ihm sprach, erstarrte er. Mit steinernem Gesicht nahm er ihre Worte hin, doch als sie weiterreiten wollte, sprach er:
"Wie kann das sein? Wie kann ich jemals diesen Stand erreichen? Ich hab den Knappeneid aufgegeben, meine Herkunft ist nicht bewiesen, ich habe nichts außer meinem Leben hier. Alleine ihr und die Götter wissen, dass ich ein Roquefort bin. Ritter der Königin.. eine solche Ehre wird mir nicht zuteil werden. Nicht in Caldrien, nicht, solange die Baronin lebt und solange Männer wie Damian mich verachten."
Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sah er seiner Chevalière in die Augen.
"Nichts wünsche ich mir mehr als ein Ritter zu werden! Nichts wünsche ich mir mehr, als die Ehre meiner Familie wiederherzustellen, den Namen Roquefort reinzuwaschen! Du hast den Weg Lavinias gewählt, Lavinia Tutulina lächelt auf dich herab. Nun sag mir, welchen Weg soll ich nehmen? Meine Träume und meine Hoffnungen sind dahin. Du hast dir den Sieg anders vorgestellt, genau wie ich. Ich war nicht loyal, nicht stark genug, und nun lebe ich mit den Konsequenzen. Deine Worte lassen mich wieder hoffen, das wohl! Doch glaube ich kaum, dass es auch nur einen Ritter in Caldrien gibt, der mich nehmen würde."
Unendlich müde wirkte Vanion nun, und ratlos.
"La Follye hat uns zu viel gekostet. Savarics Tod hat uns zu viel gekostet. Uns alle. Und doch ist es unsere Pflicht gewesen, unsere Pflicht als Ritter, es zu Ende zu bringen, und wir haben unsere Pflicht erfüllt. Die Pflicht ist eine spröde, freudlose Herrin, und sie fordert viel und gibt wenig."
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