Lorainne liess sich auf der Bank nieder und betrachtete den Garten. Hier war nichts von dem geschäftigen Treiben des Hofes bemerkbar, dieser Garten strahlte eine ähnliche Ruhe aus, wie der Klostergarten des Laviniaklosters in Blanchefleur und wehmütig dachte sie an die Zeit, die sie dort zugebracht hatte. Mal glücklich, mal nachdenklich, hin und wieder traurig oder ängstlich und um Erleuchtung suchend.
Anders betrachtete neugierig die Kräuter und wirkte sichtlich entspannter als noch vor wenigen Augenblicken auf der Straße.
Sophie hatte sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, doch jetzt merkte man auch ihr an, wie eine Last von ihr abfiel, da Lorainne endlich wohlbehalten in den Händen einer weitbekannten Heilerin war- sofern Jelena ihnen helfen würde.
Auch wenn Sophie sich ihre Skepsis niemals anmerken lassen würde, hielt sie Tanagara- und die Menschen dort für einen unheiligen Ort, an dem kein Adel existierte und es in ihren Augen nur gierige Händler und dumme Bauern gab. Fanada als eine Art Händlermetropole musste mit seinen Hübschlerinnen und dem nahegelgenen Bordell ein Sündenpfuhl für sie sein. Und ausgerechnet hier sollte Lorainne ihr Kind bekommen. Das erste Kind, das nicht auf La Follye geboren werden würde.
Zumindest schien dies ein Ort zu sein, der mit der verdreckten Stadt nichts gemein hatte, was sie für den Moment beruhigte.
Jetzt musste Jelena nur noch so fähig und gütig sein, wie Lorainne es ihr angepriesen hatte.