*Mit einem neuen Kaffee bewaffnet ließ Sasha sich wieder auf den Baumstamm sinken, auf dem sie gesessen hatte. Diesmal nahm sie direkt einen Schluck und genoß die Wärme.
Ihre Gedanken schweiften abermals zu den letzten Tagen zurück. Einige Dinge ließen ihr noch keine Ruhe...
Sie stand wieder auf der großen Wiese im Lager „Ferus“.
Das Ritual schien gut zu laufen. Die Magier bewegten sich im äußeren Kreis wie in einem Tanz, deren Choreographie nur sie kannten und auch die Kleriker im Inneren waren in ihre Gebete versunken und bauten langsam die Verbindung zwischen dem alten und dem neuen, künstlichen Herz des Waldes auf.
Immer wieder brachen kleiner Tumulte unter denjenigen aus, die auf der Wiese um das Ritual herum standen. Die Magie des Landes brachte immer wieder den ein oder anderen dazu, seine Freunde anzugreifen oder andere Dinge zu tun, die er sonst niemals in Erwägung gezogen hätte. Zum Glück blieben größere Kämpfe allerdings aus.
Gerade waren wieder einige Kriegerr festgesetzt worden, um ihnen den Kopf gerade zu rücken, als plötzlich Ysander vor der Wolfselfe stand. Sasha wurde fast von einer Mischung aus kaum gezügelter Wut und Angst von den Füßen geholt. Er sagte etwas....irgendwas mit dem Gefühl, dass er jemanden hassen müsste, dass er das aber gar nicht wollte...sie konnte es später gar nicht mehr genau sagen. Alles was sie bemerkte, war die Verzweiflung in seinen Augen.
Kurzentschlossen holte sie einmal tief Luft und legte ihm beide Klauenhände an die Schläfen.
Sofort blitzten Ysanders Angst und seine Verzweiflung mit fast körperlichen Schmerzen in ihrem Geist auf.
Dafür ist jetzt keine Zeit, konzentrier dich gefälligst!
Sie rief Askar an und suchte nach dem Schatten in seinem Geist, blendete Ysanders Gefühle aus und schaffte es schließlich, das Licht, dass Askar ihr schickte, an den richtigen Platz zu lenken. Die Schatten traten den Rückzug an....und die Wolfselfe ebenso.
Erst als sie fast den Rand der Wiese erreichte, wo keine Menschen mehr herum standen und das Ritual beobachteten, kam sie wieder zum stehen, krampfhaft versuchte sie ihren keuchenden Atem und ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen.
Am liebsten wäre sie geflüchtet....immer weiter gelaufen.
Jetzt beruhig dich endlich....
Die Stimme war ganz nah, für einen kurzen Moment fühlte es sich an, als ob Maugrim direkt neben ihr stehen würde und ihr eine Hand auf die Schulter legte. Sie wusste, dass er noch unten in der Nähe des Rituals stand, aber er hatte – natürlich- mitbekommen, was passiert war und er schützte sie.
Wie jedes Mal...
Ihr Atem beruhigte sich und auch ihr Herz fühlte sich nicht mehr so an, als wollte es ihr gleich aus der Brust springen.
Man konnte es wohl kaum als Pech bezeichnen, dass es Maugrim genau in dem Moment erwischte, als er sich auf sie konzentrierte. Die Magie dieses verkorksten Landes überwand seine mentalen Barrieren, drang in seinen Geist und vernebelte ihn.
Für einen kurzen Augenblick verlor auch die Wolfselfe die Orientierung und als der Nebel vor ihren Augen sich wieder verzog, sah sie gerade noch, wie der Tormentor-Priester mit seinem Hammer auf einige Kämpfer los ging, die etwas abseits standen.
Sasha rannte los, sie sah, wie der Priester kurz stockte, als er gegen den Schatten ankämpfte. Seine „Gegner“ nutzten den Moment und schlugen ihn nieder. Erik kniete sich neben ihn, dann war Sasha da.
Sie nutzte den verdutzten Valkensteiner als Bremse, so dass der sich auf dem Hosenboden wiederfand...zum Glück nahm er ihr das später nicht übel, als sie sich entschuldigt hatte... und stimmte sofort ein Gebet an Askar an.
Eine kurzfristige Wand aus Eis reichte, den Rest erledigte Maugrim von alleine. Der Schatten wurde zerrissen wie eine Nebelwand in einem plötzlichen Sturm.
Erleichtert halt Sasha ihm auf die Beine.
…und doch war da ein bohrendes Gefühl in ihrem Hinterkopf.
Sie war schon wieder Schuld.*