Der Städtebund von Tangara > Ayd'Owl-Akademie

Geteilter Hausarrest ist (nicht) halber Hausarrest

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Rikhard Kraftweber:
Rikhard rappelte sich auf, sodass er immerhin saß, dann zog er die Beine an den Oberkörper und schlang die Arme um selbige. Dass Kydora ihn so sah, war ihm in diesem Moment herzlich egal. Sein Umhang war zerissen, sein Knie hatte er sich aufgeschrammt, und als er die Hand in seine Tasche steckte, um herauszufinden, ob der Tintenflakon darin noch heile war, fühlte er, dass dem eben nicht so war - seine Hand war nass, und sein Pergament war auch nass. Plötzlich zuckte ein kurzer Schmerz durch die Hand in seiner Tasche: sein gläserner Federkiel war zerbrochen. Als er die Hand wieder herauszog, floss Blut aus einem kleinen Schnitt an seinem Zeigefinger und mischte sich mit dem Tintenblau, dass an seiner Hand klebte. Violett. Die Farbe Szivars, sagte sein Verstand.

Er seufzte. "Mir geht's gut, Kydora. Abgesehen von den üblichen Schrammen. Von meiner Arbeit kann man das nicht grade behaupten..." Zu seiner Überraschung zitterten seine Finger, als er das Pergament aufrollte. Der Schock, sagte sein Verstand ganz nüchtern. Dein Körper reagiert, wenn etwas Unerwartetes geschieht, und bringt das Blut in Wallung. Seine Arbeit war jedenfalls nicht mehr zu retten. Dicke Flecken übertünchten seine Schrift an den meisten Stellen.

"Es war Delwin, mit Martin und den anderen. Stümper, die zu nichts anderem gut sind als Hofnarr eines eitlen Königs zu werden, der einen Fingerfuchtler will, um seine Gäste zu beeindrucken. Sie.." Kurz überlegte er, zu lügen, und das, was geschehen war, wild auszuschmücken, um vor Kydora besser dazustehen. Doch wieder meldete sich sein Verstand: Sie wird ohnehin die Wahrheit erfahren. Und du wirst fast täglich gedemütigt. Was soll das bringen? "...sie haben mich mit einem Apfel beworfen, ich hab mich erschreckt und bin über meinen Umhang gestolpert. Das war alles."

Rikhards Tonfall war staubtrocken, emotionslos, resigniert. Doch ein leichter Unterton schwang darin mit. Ein Unterton, der vermuten ließ, dass Rikhard keine Demütigung und keine Beleidigung jemals vergessen würde.

Kydora:
Einen Moment beobachtete sie Rikhard dabei, wie er seine Sachen überprüfte. Er tat Kydora leid, wie er so da saß mit seiner blut- und tintenverschmierten Hand. Sie zog sich ihre Stulpen aus und schob ihre Ärmel nach oben. Kein Augenblick verging, da besann sie sich eines besseren und zog die Ärmel wieder nach unten. Rikhard musste die Narbe an ihrem rechten Unterarm nicht sehen. Er würde zwar vermutlich ohnehin nicht weiter nachfragen, was interessierte ihn denn schon Kydora, doch wollte sie sie ihm trotzdem nicht so offensichtlich zeigen. Gespräche darüber vielen ihr momentan einfach schwer.

Als er ein Pergament aufrollte, hockte Kydora sich zu ihm herunter. Sie lauschte geduldig seinen Ausführungen des Vorfalls und fing an, vorsichtig aus seiner Tasche zu retten, was noch zu retten war. Behutsam legte sie die Dinge auf einen Haufen neben Rikhard, bevor sie anfing die Teile des Tintenfasses und des Federkiels auf einen anderen Haufen neben sich zu stapeln.

Sie war gerade fertig, als Rikhard seine Ausführungen beendete. "Ich weiß nicht, ob du die Flecken aus der Tasche wieder rausbekommst. Und wenn du über deinen Umhang stolperst, dann solltest du ihn vielleicht besser kürzen." Sie wischte sich ihre verschmierten Hände an den Ärmeln ab, die durch das Aufräumen ohnehin schon Tintenflecken vorzuweisen hatten. *Was mach ich hier eigentlich? Er kann mich nicht leiden und ich finde ihn ja auch nicht übermäßig sympathisch.* Sie schüttelte innerlich den Kopf. In Taga hatte er ja sogar einmal den Eindruck gemacht, zu versuchen nett zu sein. Nur hatte er eben auch den denkbar schlechtesten Zeitpunkt erwischt, den es gab. Sie schob die Gedanken bei Seite und blickte ihn an. "Und jetzt? Willst du weiter hier sitzen bleiben? Oder schaffst du es nur gerade nicht aufzustehen?"

Rikhard Kraftweber:
"Natürlich will ich für den Rest meines Lebens hier sitzen bleiben und mich bemitleiden!", giftete Rikhard. "Oder - nein, am Besten gehe ich zurück in den Speisesaal, damit ihr erneut über mich lachen könnt."

So schnell er aufgestanden war, so schnell wandte er sich ab. Voller Scham stellte er fest, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Oh nein, Rikhard. Oh nein! Nicht jetzt und nicht hier und auch nicht irgendwann!

Immer den Rücken zu Kydora gewandt, bückte er sich und griff nach seiner beschmutzten Tasche. Als er sich wieder aufrichtete, tat ihm sein Ausbruch bereits Leid. Er wusste ganz genau, dass es für Kydora keine Möglichkeit gegeben hatte, so zu reagieren, dass Rikhard sich nicht aufgeregt hätte. In seinem Hinterkopf drängte sich ihm ein Gedanke auf: solange er keine Freunde hier hatte, so lange würde ihm auch niemand aufhelfen, ihn wieder auf richten. So schlecht ihm dieser Gedanke auch schmeckte, die Wahrheit darin war nicht zu leugnen.

"Es tut mir Leid. Ich hätte dich grade nicht so anfahren sollen."

Kydora:
Kydora erschreckte sich kurz, als Rikhard so schnell aufstand. Grübelnd blickte sie ihn an. Sie hatte ihn nicht verärgern wollen. Aber wer konnte es ihm verübeln. Da liegt er am Boden und wer kommt vorbei? Ausgerechnet sie, eine Silvanajerin. Schwiegend richtete sich Kydora ebenfalls auf und beobachtete Rikhard dabei, wie er seine Tasche aufhob. Was hätte sie auch weiter sagen sollen. Als er sich ihr wieder zuwand meinte sie in seinen Augen was glitzern zu sehen. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte riss sie Rikhard aus ihren Gedanken.

"Es...tut dir leid?" Ungläubig schaute sie ihn an. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Zumindest nicht von Rikhard. Dann fasste sie sich wieder. "Ist kein Problem Rikhard. Ich kenn das ja von dir." Aufmunternd lächelte sie ihn an. "Mach dir um mich keine Gedanken. Es gibt Schlimmeres, als dass du mich anfährst." Ihr Blick wurde nachdenklich und sie schien einen Punkt irgendwo an der Wand zu fixieren. Ihre Gedanken glitten wieder zu dem Band. Es viel ihr schwer mal nicht daran zu denken. Die Bindung war immer zu spüren, was an sich nichts Negatives war, doch erinnerte es sie auch stetig an die Probleme, die es mit sich brachte. Und hier an der Akademie gab es auch nicht allzu viele Möglichkeiten für sie, sich vernünftig abzulenken. Sie seufzte.

Lyra:
"Ja das mit der Erkältung kommt mir bekannt vor. Mich hatte es auch mal wieder etwas heftiger erwischt. Zum Glück konnte ich aber trotzdem arbeiten."
Neugierig legte sie den Kopf schief.
"Was für ein Projekt?"
Da trat Stella auch schon wieder an den Tisch um sich wieder zu setzen.
"Und was war draußen los?"

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