Autor Thema: Die Ayd'Owl, vor den Geschehnissen in der Baronie Feuerklinge  (Gelesen 13511 mal)

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Offline Kydora

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Kydora verdrehte merklich die Augen und seufzte. "Stell dich halt nicht so an. Ich spiel gerade zum ersten mal. Das ist halt alles nicht so leicht zu überblicken."

Sie verfolgte mit den Augen seinen nächsten Zug. Ihr Hand wollte schon eine Figur ziehen, doch dann hielt sie inne. Statt einen Zug zu machen legte sie nun die Hand an ihr Kinn und schaute nachdenklich auf das Brett. Im Kopf machte sie probeweise Züge. Probierte dieses und jenes, nur um dann zu einer ernüchternden Erkenntnis zu kommen.

"Ich hab verloren...", sagte sie mit leiser Stimme.
"Egal was ich mache... mein König wird nicht mehr lange durchhalten."

Sie griff nach einem Bauern und zog ihn auf c5.

Offline Rikhard Kraftweber

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"Ja."

Kalt sah Rikhard auf das Brett, und anstatt die Dame zu schlagen, griff er weiter an. Wenige Züge später setzte er Kydoras König matt. Abschätzig sah er sie an.

"Nun - das war leicht. Ich glaube nicht, dass du das nochmal machen möchtest, oder?"

Offline Kydora

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Aufmerksam verfolgte Kydora auch die letzten paar Züge. Dann war es vorbei. Ihr König war matt und sie hatte verloren. Aber es störte sie nicht allzu sehr. Immerhin hatte sie so noch genug Platz nach oben, um sich zu verbessern. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen blickte sie Rikhard an.

"Doch, tatsächlich schon." Sie nahm ihren König in die Hand und spielte mit der Figur zwischen den Fingern.

"Es ist ein interessantes Spiel und ich bin mir sicher, dass ich mit ein bisschen Übung besser werden kann. Wer weiß..." Sie stellte die Figur wieder auf das Brett. "Vielleicht schlage ich dich ja sogar irgendwann."

Kydoras Blick war anzusehen, dass sie es durchaus ernst meinte und vorerst nicht locker lassen würde.

Offline Rikhard Kraftweber

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Rikhard schmunzelte. "Du schlägst mich eines Tages? Ein interessanter Gedanke."

Der Magier war fest davon überzeugt, dass Kydora ihn niemals schlagen würde, solange er noch Figuren bewegen konnte.

"Möchtest du meine ehrliche Meinung hören?"
Eine rhetorische Frage, natürlich.
"Ich glaube, dass du viel zu unstet und undiszipliniert bist, um das Spiel der Könige zu erlernen. Schach verlangt nicht nur einen wachen Geist und eine schnelle Auffassungsgabe, sondern auch Konzentration, Fleiß, und Ehrgeiz. Neben dem stupiden Erlernen von vorgegebenen Zugfolgen muss man die Grundsätze dieses Spiels beherrschen, erst dann kann man sich den Feinheiten zu wenden. Eine Stammesfrau, wie du es bist, ist nicht dazu in der Lage, all das zu erlernen. Du hast ja bereits Schwierigkeiten, dein magisches Potenzial voll zu entfalten."

Kalt ruhte Rikhards Blick auf Kydora. Sein Tonfall und seine Körpersprache ließen keinen Zweifel daran, dass er seine Worte so meinte, wie er sie aussprach, und dass er völlig sicher war, dass Kydora ihn tatsächlich niemals schlagen würde. Hinterlistig grinste er sie an:

"Ich will dir einen Ansporn zugestehen. Was hältst du von dem folgenden Geschäft: solltest du mich in den nächsten fünf Jahren bei einem Schachspiel schlagen, so folge ich dir zurück nach Silvanaja. Dort werde ich mich dem Reiferitus unterwerfen und ein Stammesmal erhalten - kurzum, ich werde mich als ein wahrer Silvanaja zu erkennen geben. Doch wenn du das nicht schaffen solltest, dann wirst du mich eine Woche lang begleiten - als Magierin und Dame, nicht als dieses kratzige, schmutzige Wesen aus Silvanaja, das keine Zivilisation kennt."
« Letzte Änderung: 26. Apr 16, 16:15 von Rikhard Kraftweber »

Offline Kydora

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Dass sie Rikhard eines Tages schlagen könnte hatte sie eigentlich nur so daher gesagt. Doch als Rikhard erwähnte, dass sie es als Stammesfrau nie schaffen würde, das Spiel in all seinen Feinheiten zu erlernen, das sie ja nichtmal ihr magisches Potential voll entfalten könne, fühlte sie sich herausgefordert.

"Das mit der Magie ist eine andere Geschichte und tut hier nichts zur Sache tut. Ardor hat gesagt, dass ich mich vorerst intensiver mit der Meditation auseinander setzen soll. Und ich richte mich da nach seinem Lehrplan."

Kampfeslustig blickte sie Rikhards kaltem Blick entgegen.

"Dein Vorschlag hingegen... Ein interessantes Geschäft, das du vorschlägst."

Sie schmunzelte und hielt ihm ihre Hand entgegen.

"Lass uns drei Jahre draus machen."

Offline Rikhard Kraftweber

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"Drei Jahre. Also gut."

Lächelnd schlug Rikhard ein. Ein Glück, dass sie sich nicht vorher in die Hand gespuckt hat. Was für eine Unsitte... zutrauen würde ich es ihr.

"Mutig bist du ja! Ich würde dir allerdings raten, dich schonmal nach einem geeigneten Kleid umzuzusehen. Und nun muss ich mich aber auch zurückziehen. Das Bett ruft, morgen muss ich packen. Ich reise nach Goldbach, zu den Feierlichkeiten, die dort stattfinden werden. Also - gute Nacht!"

Rasch packte Rikhard sein Schachbrett zusammen, dann verließ er den Raum.

Offline Kydora

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"Um ein Kleid kann ich mich im Notfall auch kurzfristig kümmern. Aber ich gehe nicht davon aus, dass ich jemals ein Kleid brauchen werde."

Dann verließ er den Raum und Kydora grübelte einen Moment. Dann lief sie ihm rasch nach.

"Rikhard warte mal."

Die kurze Strecke, die er schon auf dem Gang zurückgelegt hatte, holte sie schnell auf.

"Hast du Goldbach gesagt? Was willst du denn da? Und welche Feierlichkeiten meinst du? Wenn es um das Fest der Grenzen geht, dann empfehle ich dir eher, nach Engonia zu reisen. Das findet nämlich bei Engonja statt."

Ihr Blick hatte nichts belehrendes an sich. Eher war es ihre hilfsbereite Art, die sie dazu gebracht hatte, Rikhard nicht in die falsche Richtung reisen zu lassen.

"Also... Du wolltest glaube ich zu Bett gehen. Ich will dich nicht weiter aufhalten. Wollte nur nicht, dass du am falschen Ort ankommst..."

Offline Rikhard Kraftweber

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"Oh - Engonia? Ich dachte tatsächlich, die Feierlichkeiten würden in Goldbach stattfinden."

Plötzlich ging ihm auf, was Kydora grade getan hatte. Die Chancen hatten gar nicht schlecht gestanden, dass er nach Goldbach gereist wäre, während alle anderen nach Engonia gezogen wären. Insofern hatte sie ihm grade einen wirklichen Dienst erwiesen. Plötzlich stahl sich Wärme und Dankbarkeit in seinen Blick. Andere Schüler hätten ihn eiskalt auflaufen lassen, und ihn anschließend ausgelacht. Aber Kydora - ausgerechnet Kydora! - hatte ihm geholfen. Vielleicht war sie ja doch nicht so schlimm.

Ein 'Danke' brachte er dennoch nicht über die Lippen.

Offline Kydora

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Sah sie da etwa in Rikhards Gesicht mal was anderes als Arroganz und Kälte? Er bedankte sich zwar nicht, doch sein Blick reichte Kydora. Ein zufriedenes und glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Vielleicht steckte ja doch ein netter Kerl hinter dieser Fassade.

"Nun also. Ich muss noch meine Sachen aus dem Raum holen, bevor ich dann auch zu Bett gehe. Angenehme Nacht wünsche ich dir."

Dann drehte sie sich um und ging wieder zum Raum zurück. Dort nahm sie ihre Sachen an sich, ehe auch sie sich auf den Weg in ihr Zimmer machte. Der Abend war doch interessanter gelaufen als sie erwartet hatte.
« Letzte Änderung: 02. Mai 16, 14:18 von Kydora »