Autor Thema: Der Tag nach den Ereignissen in Travien, Frühling 266 n.J.  (Gelesen 16782 mal)

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Offline Drakonia Noximera

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Die schweren Pforten der Akademie öffneten sich und eine einsame Figur betrat die Flur. Es war eine nicht besonders große Gestalt, die einen Zauberstab mit sich trug. Von unter der Kapuze hängten lange silberne Haare. Die Pforten schlossen sich hinter sie und die niedrige Frau nahm die Kapuze weg. Auf ihrem Gesicht war eine Narbe zu sehen, die sie seit einigen Tagen schon besaß.

Drakonia blinkte ein paar Male, bis ihre Augen sich an der Halbdunkelheit in der Flur angewöhnten, dann ging weiter nach ihrem Zimmer. Sie hatte viel zu überlegen und wollte die entsprechende Ruhe dafür haben. Ihre Gedanken waren zwar klarer als vor ein paar Tagen, doch völlig konzentrieren konnte sie sich nicht. Sie vermutete, dass es noch länger dauern würde, bis sie wieder in der Lage wäre, klar zu denken.

Ihr Zimmer sah genauso aus als sie dieses verlassen hatte – Schriftrollen lagen chaotisch auf dem Tisch, sonst war alles aufgeräumt. Die Elfe lenkte den Stab an der Wand und setzte sich langsam auf dem Boden. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und ließ alle Emotionen und physische Gefühle langsam ihren Einfluss auf ihr verlieren, bis ihr Bewusstsein so tief in der Ruhe gesunken war, dass sie nicht mehr von etwas oder jemandem erwacht werden konnte, wenn sie das nicht wünschte.

Was in Tiefensee passiert war, war vorbei und daran konnte Drakonia nichts ändern. Versuchen könnte sie zwar, das Vertrauen von den anderen zurück zu gewinnen, aber zuerst sollte sie wieder Vertrauen in sich selbst aufbauen. Zurzeit hatte sie keins. Ihr war klar, dass sie nicht mehr stark genug war, um auf ihre einmaligen Kräfte Zugriff zu nehmen, und die Lust dazu fehlte ihrem Willen auch. Allerdings war es nicht so leicht wie es aussah, auf dem Weg zum Licht zu bleiben. Den unbewussten Drang nach der dunklen Macht spürte sie immer noch und sie wusste, dass sie diesen bis zu ihrem letzten Tag spüren würde, wie eine Krankheit, die nicht geheilt werden konnte. Das Ziel, dass vor ihr lag war, diesem Drang nicht nachzugehen. Viele Kämpfe lagen vor ihr, doch sie wusste, dass der Schlüssel zum Gewinn von all diesen im Gewinn von dieser Kampf lag. Das Wichtigste, was sie brauchte – zu wissen, dass es noch Leute gibt, die hinter ihr stehen würden, wenn nötig – war vorhanden und sie fühlte sich nun sicherer als vor einer Woche.

In Travien hatte sie alles zu Magister Kadegar berichtet. Als sie ihn in der Taverne getroffen hatte, zitterte sie vor Angst und konnte die Tränen in ihren Augen nur schwer verstecken. Alle hatten ihr erzählt, dass der Magister ziemlich streng war und dass er sie für ihre Taten bestrafen würde. Außerdem erinnerte sie sich, dass er sie beim Exorzismus fast getötet hatte. Ihr war klar, dass er in der Lage war, sie umzubringen, wenn nötig. Für einigen Momenten war sie auch kurz davor, ihn darum zu bitten. Der Alptraum wäre zu Ende gekommen…

Aber der Magister hatte einfach ruhig auf sie zugehört. Sofern sie einschätzen konnte, war er nicht wütend geworden. Nicht nur hatte er sie nicht bestraft, sondern hatte ihr den Windstoß beigebracht und sie auf der Suche nach den magischen Waldsteinen mitgenommen. Und damit hatte er dafür gesorgt, dass sie nichts Dummes mehr machen würde – sie würde sich schuldig fühlen und Angst haben, dass er doch streng werden kann. Und das war sicherer als wenn er sie bestraft hätte.

‘‘Eine schlaue Lehrmethode, muss ich zugeben‘‘, dachte sie.

Was sie allerdings noch besser gefunden hatte waren die Gespräche mit Yori. Dass ein Mensch einen anderen angefeindet hatte, weil der zweiten ihr – einer Elfe – nicht helfen wollte, war für sie einfach schwer zu begreifen. Sie selbst hatte Stella schon vergeben, weil sie ihre Gründe gut verstehen konnte. Aber das wichtigste war, dass Yori sie nicht für dumm und arrogant hielt. Er verstand gut warum sie alles getan hatte, hatte auch mal Dummheiten gemacht wegen Freunden. Und Drakonia wusste, dass sie nicht mehr alleine war. Seit Maarja tot war, hatte sie eigentlich niemandem außer Falke, Maarjas Leibwächter, Vertrauen geschenkt. Sie glaubte, sich selbst zu haben sei genug. Es hatte sich festgestellt, dass es nicht so war. Isolation war für sie gefährlich. Und der Brief von Ysander war auch ein weiterer Beweis, dass es noch jemanden gab, der ihr zuhören und beraten würde. Das war alles, was sie brauchte.

Aber nun würde sie sich freiwillig in der Akademie sperren lassen. Komplett isoliert würde sie nicht sein – sie würde noch den Unterricht besuchen und mit den Leuten in der Akademie sprechen – aber für eine gewisse Zeit würde sie Schattenwall nicht verlassen. Sie hatte keinen Hausarrest bekommen, war nicht gezwungen, das zu machen – fühlte aber, dass es nötig war. Sie brauchte Zeit, mindestens so lang, um sich entscheiden zu können, was sie machen würde. Und ihren Zauberstab würde sie Magistern Flammbart für die Zeit überlassen.

Die Zeit würde sie nutzen um sich vorzubereiten. Sie war entschlossen, Atos zu finden und zu bekämpfen, aber bevor die Zeit dafür gekommen war, brauchte sie stark genug zu werden, was nicht auf einmal klappen würde. Sie würde klein anfangen und langsam auf den Weg gehen. Zwar war sie der Meinung, dass man nach vorne rennen sollte, aber sie wusste gut genug wo sie damit enden konnte. Wenn sie zu schnell gehen würde, würde sie nicht bemerken, wenn sie in die falsche Richtung gehen würde.

Kleine Schritte. Keine Emotionen. Ruhe, Kontrolle, Disziplin.

Langsam wachte sie von der Meditation auf. Sie stand auf, nahm den Stab in der Hand und betrachtete ihn für einige Minuten. In einigen Wochen oder Monaten würde sie den wieder abholen, aber jetzt würde sie ihn zu Magister Flammbart bringen. Sie nahm sich einige Sekunden um sich psychisch vorzubereiten und ging zur Tür, öffnete die und ging durch die Flur in Richtung Magister Flammbarts Studierzimmer.
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Die Tür zum Studierzimmer des Magisters war nur angelehnt.
Durch einen kleinen spalt in der tür konnte man die schränke ausmachen, die an der einen wand standen

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Drakonia klopfte leise an der Tür und tritt ein Schritt zurück, nur im Fall der Magister wäre nicht in seiner besten Laune.

''Magister Flammbart? Darf ich mal rein?''
« Letzte Änderung: 25. Apr 16, 15:02 von Drakonia Noximera »
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Durch das Klopfen ging die Tür einen Spalt weiter auf, aber es kam keine Reaktion von innen.
Entweder hatte der Magister das leise klopfen nicht gehört oder er antwortete einfach nicht

Offline Drakonia Noximera

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Ganz langsam und leise betrat Drakonia das Zimmer, obwohl sie wusste gut genug wie wütend der Magister auf sie wäre, wenn er nicht im Zimmer war und sie ohne Erlaubnis drin gegangen war. Aber dann, würde er das Zimmer offen lassen, wenn er woanders war?

''Oder hat Garth die Tür offen gelassen?'', wunderte sie.
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Der Raum war noch dunkler als sonst. Nur zwei Kerzen am Schreibtisch des Magisters waren entzündet und relativ weit herunter gebrannt. Die anderen Kerzen waren schon abgebrannt und aus gegangen. Abgesehen von dem stetigen Geruch nach alten Büchern und Pfeifentabak war der Raum jedoch menschenleer.

Offline Drakonia Noximera

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''Magister Flammbart?''

Nun hatte Drakonia plötzlich Angst. Sie war ohne Erlaubnis ins Zimmer reingegangen. Wenn jetzt der Magister sie erwischte, würden die Probleme, die sie schon hatte, so klein erscheinen wie ein Tropfen Wasser im Meer. Vielleicht war es besser wieder rauszugehen, bevor jemand sie gesehen hatte.

Sie sah sich trotzdem um. Auf den Regalen gab es so viele Bücher, die so viel Wissen enthielten... Vielleicht auch das Wissen, das sie brauchte um Atos zu finden und zur Hölle zu schicken. Vielleicht auch das Wissen, wie man den Morgenstern, der die Inquisition von der Gruppe in Tiefensee weggenommen hatte, wieder finden und benutzen konnte. Vielleicht auch das Wissen, wie sich die Situation mit Eolan erledigen ließ. Und so viel mehr, das ein Magier tun konnte. Sie fühlte wieder das Streben nach Wissen, mit dem ihr Großvater einmal auch bekannt war. Seine Worte, ''Wissen ist Macht'', würde sie nie vergessen. Wenn sie vielleicht in eins dieser Bücher mal kurz schauen konnte...

''Noch nicht'', dachte sie.
Auch wenn ihr Großvater, Magister Vermillion Aladrin, einmal zu den größten und mächtigsten Magiern des Imperiums gezählt hatte, war sie immer noch Schülerin. Zu welcher Schicksal Vermillions Streben ihn gebracht hatte, wusste sie auch und zwar zu gut. Und Probleme hatte sie selbst schon genug. Sie würde die Bücher nicht anfassen, bevor Magister Flammbart ihr das erlaubt hatte, egal wie lange sie warten sollte. Letztendlich war ihre Ewigkeit unbegrenzt.

''Ist jemand da?''
« Letzte Änderung: 01. Mai 16, 13:16 von Drakonia Noximera »
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Wieso kann dieser unfähige Schüler nicht einmal die Türe hinter sich verschließen, wenn er den Raum verlässt?
Die Stimme war weniger zornig. Vielmehr genervt und resigniert.
ich hoffe für dich, du hast dich nicht selbständig an den Büchern bedient Drakonia. Sie enthalten nicht nur gefährliches Wissen, sie können schon beim Öffnen und Lesen der Seiten für unwissende tödliche folgen haben.
Bei diesen Worten studierte der Magister, der in der Türe stand den Gesichtsausdruck von Drakonia sehr genau
Einige Magier und Alchemisten haben ihr Wissen vor unvorsichtigen Tölpeln mit Schutzzaubern, Flüchen und Giften geschützt und ohne das Wissen welches Buch wie geschützt ist, kannst du dich und andere töten.
Er machte eine kurze Pause.
Und was willst du hier?

Offline Drakonia Noximera

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Drakonia sprang einige Schritte zurück vor Angst. Mit so einer Erscheinung hatte sie tatsächlich nicht gerechnet.

''N-n-n-nein, ich habe nichts angefasst, ich schwöre in meiner Göttin... Ich habe meine Lektion gelernt, ohne Erlaubnis fass ich nichts an...''

Göttin, der hält so gefährliche Bücher in seiner Lehrstube, aber erlaubt Garth frei rumzulaufen?!

Dann erinnerte sie sich warum sie eigentlich gekommen war. Es fiel ihr schwer, die Worte auszusprechen, als würde die Trennung mit dem Stab ihr physisch weh tun. Aber das sollte gemacht werden und schon war es zu spät um ihre Entscheidung zu ändern.

''Magister... Ich habe mich entschlossen, dass ich mich nach den Ereignissen in Tiefensee für die nächsten Woche in der Akademie freiwillig einsperren lasse. Während der Zeit soll mein Stab ja irgendwo bleiben... Würden Sie diesen für mich aufbewahren?''

Schon war es gesagt. Ein paar Sekunden hatte sie gebraucht um das Ganze zu sagen, aber schon gab es keinen Weg zurück. Sie sammelte ihre Mut und schaute den Magister in den Augen. Nein, das waren die Augen von ihrem Mitschüler. Aber die Funkeln gehörten doch dem Geist, der jetzt in seinem Körper wohnte. Es war definitiv nicht Gartholos und sie hatte Angst von der Gestalt, die vor ihr stand. Aber irgendwie vertraute sie diesem Magier. Bei ihm wäre der Stab in sicheren Händen.
« Letzte Änderung: 02. Mai 16, 23:40 von Drakonia Noximera »
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Magister Flammbart schaute Drakonia noch ein paar Sekunden lang an bevor er schließlich tief durchatmete

Denkst du, ich halte diesen Raum ohne Grund ständig verschlossen? Garth hat sich bereits an meinem Buch seine Lehrstunde abgeholt, als er mich in seinen Körper bannte, wie du ja weist. Seither ist er was derartige Sachen angeht äußerst folgsam geworden. Diese Bücher rührt er nicht an, ohne dass ich ihm nicht genaue Instruktionen hinterlassen habe, wie er sie zu nutzen hat. Er tendiert jedoch ein wenig zur Schlamperei, wenn es um das saubere Verlassen des Arbeitsplatzes geht.

dann ging er zielstrebig an Drakonia vorbei, um an den Bücherschrank heran zu treten. Er zog ein kleines, recht unscheinbares Buch aus dem Regal und hielt es Drakonia hin.
Es trug den Titel "Das Geheimnis der Adepten - Aufschlüsse über das Magisterium der Alchymie, die Bereitung der großen Arkana und den Weg zum Lapis Philosophorum"

Wenn du etwas lernen möchtest, fangen wir damit an. Es ist ungefährlich, enthält jedoch auch keine praktische Anwendung von Magie und der Transmutation, nur unvollständige Erzählungen und Laborbeschreibungen. Ich möchte, dass du es liest und mir anschließend sagst, was du davon verstanden hast. Nennen wir es einen kleinen Test.
und zum Glück beinhaltet es nicht den schnellen und blutigen Weg zum Lapis Philosophorum, sonst müsste ich dieses Buch auch unter Verschluss halten
ergänzte der Magister in Gedanken zu sich selbst.

Ich gebe dir das Buch im Austausch für deinen Stab mit. Außerdem hast du so etwas zu tun und kommst nicht auf dumme Gedanken. Behandle es Gut und bringe es mir am Ende wieder. Dann bekommst du im Austausch deinen Stab zurück. Da du dir deinen Hausarrest selbst auferlegt hast, kannst du diesen auch jederzeit unterbrechen. Und da wir hier in der Schattenwall nicht viel davon halten unseren Schülern Hausarrest zu geben, möchte ich auch nicht, dass du deine selbst auferlegte Zeit hier im Hause so nennst. Nennen wir es von nun an einfach eine Literaturstudie, einverstanden?

Er hielt ihr weiterhin das Buch mit der einen Hand hin und hielt ihr die andere Hand hin, um den Stab entgegen zu nehmen.

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Re: Der Tag nach den Ereignissen in Travien, Frühling 266 n.J.
« Antwort #10 am: 03. Mai 16, 14:29 »
Die Elfe nickte und musterte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Der Magister mochte bei den anderen Schülern nicht beliebt sein, aber ihr entgegen verhielt er sich immer als wäre er selbst auch ein Elf und das war genug für sie um ihn zu respektieren.

''Einverstanden'', sagte sie und gab ihm den Stab. Sie nahm von ihm das Buch mit unsicheren Händen und sah es etwa ängstlich an. gartholos hatte ja auch ein Buch bekommen, aber letztendlich hatte Flammart gesagt, dieses sei ungefährlich.

''Ich glaube, ich werde nicht zu lange Zeit hier verbringen, ich wollte lediglich meine Gedanken klar machen, Informationen sammeln und etwas lernen, um mich vorzubereiten. Wissen Sie schon was in Tiefensee passiert ist?... Ich nehme an, Magistra Lyra hat schon zu Ihnen berichtet. Aber mein Ziel ist nun, den Nekromant, der sich Atos genannt hat, zu finden und irgendwie zu zerstören. Wie das sich machen lässt, weiß ich nicht, deshalb werde ich alles nötiges lernen um herauszufinden. Wenn Sie mir unterrichten würden, wäre ich sehr dankbar.''
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Re: Der Tag nach den Ereignissen in Travien, Frühling 266 n.J.
« Antwort #11 am: 03. Mai 16, 16:26 »
Ich hörte von dem Nekromanten.
Und bei dem was ich gehört und gesehen habe ist er kein Ziel für eine einzelne Schülerin. Ich habe einst den Fehler gemacht und einen Feind überschätzt. Dies habe ich beinahe mit meim Leben bezahlt. Und weil ich mich stets auf meine Magie verlassen habe, habe ich meine eigenen Kräfte überschätzt, als ich mich einigen Orks im Kampf stellte und dabei meinen Körper verlor.
Ich werde nicht zulassen, dass Schüler unserer Akademie den gleichen Fehler machen wie ich.
Mache nicht den gleichen Fehler wie ich. Stürze dich nicht unvorbereitet und ohne verbündete in den Kampf. Versuche die Schwachstellen deines Gegners heraus zu finden und nutze diese.

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Re: Der Tag nach den Ereignissen in Travien, Frühling 266 n.J.
« Antwort #12 am: 03. Mai 16, 17:44 »
''Genau um Ihr Fehler zu vermeiden bin ich zuerst zu der Akademie gekommen, statt Atos nachzufolgen, sofort nachdem Lyra eingeschlafen war. Wie gefährlich die Nekromantie sein kann, ist mir bekannt und zwar viel besser als es anderen ist... Letztendlich habe ich einmal bei einem Lehrmeister gelernt, der genau das unterrichtete. Wenn ich etwas überhaupt gelernt habe von den letzten Tagen - keine blinde Aktionen gegen etwas, was mächtiger ist als man selbst.
Ich verstehe gut was Sie mir sagen und Ihren Ratschlag werde ich folgen. Unvorbereitet werde ich nicht die Jagd übernehmen. Aber ich bitte Sie nicht um Erlaubnis, diese Jadg überhaupt zu unternehmen, weil ich mich schon dafür entschieden habe.''


Sie machte eine Pause und schaute nach dem Boden. Sie hatte sich entschlossen, dass sie Dämonenjägerin sein wird nach dem Exorzismus in Tangara und es war ihr gut bewusst, dass es nicht die ungefährlichste Beschäftigung für einen Magier war. Aber sie war sicher, dass es genau das war, was sie wollte. Sie war lange genug die Beute und das Opfer gewesen, sie würde die Jägerin werden.

''Magister, ich weiß, dass ich noch keine Dämonjägerin bin, aber eines Tages werde ich das sein. Und irgendwie und irgendwann soll man ja anfangen, oder? Ja, ich bin noch Schülerin. Ich bin weder so mächtig noch so erfahren wie Sie oder Magistra Lyra oder Magister Kadegar, aber eines Tages werde ich auch eine von den Dämonenjägern der Schattenwall sein. Aber um gut zu sein soll man lernen und durch Erfahrung lernen ist die beste Variante. Ich würde gerne mein ganzes Leben in der Bibliothek verbringen, aber leider kann man keinen Dämon töten, indem man ihn mit Büchern so lange auf dem Kopf schlägt, dass er stirbt.
Wenn meine Frage nicht zu frech ist - und wenn sie das ist, dann bitte ich um Entschuldigung - würden Sie mir erzählen wie Sie zu einem Dämonenjäger geworden sind und ob Sie schon Nekromanten - Todes- oder Blutelementaristen - schon bekämpft haben?''
« Letzte Änderung: 03. Mai 16, 17:58 von Drakonia Noximera »
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Re: Der Tag nach den Ereignissen in Travien, Frühling 266 n.J.
« Antwort #13 am: 03. Mai 16, 18:48 »
Die Frage sei dir gestattet und ja, ich habe schon so ziemlich alles bekämpft was es zu bekämpfen gibt. Setz dich. Die Geschichte, wie ich zum Dämonenjäger wurde kann ein wenig dauern.

Der Magister wies Drakonia, sich auf die eine von den beiden Schülerbänken zu setzen, stellte den Stab von Drakonia in einen der verschließbaren Schränke auf der Seite mit seinen Reagenzien, lehnte sich an den anderen Schülerpult und begann zu erzählen.

Ich habe eine Lehre bei einem Transmutationsmeister gemacht, der viele Reisen unternahm. Dort wurde mir schon häufig vor Augen geführt, dass die Straßen mehr gefahren bergen als nur Räuber und Tiere. Nachdem ich selbst meinen Meister überlebt hatte und nun auf der Suche nach einer geeigneten Akademie war, die für diese Art der Magie eine Verwendung suchte, traf ich auf einem Konvent hochrangiger Magier, welches dem Konvent des Konzils zur Erforschung astraler Phänomene nicht unähnlich war, den Gründer und Leiter unserer Akademie Snorgad von Schattenwall.
Der Zufall kam mir zuhilfe, dass er seine Akademie im Schattenwallgebirge auf Montralur gegründet hatte und nach jungen, ambitionierten Meistern ihres fachs suchte, um seine Akademie mit geeignetem Lehrpersonal zu füllen. Er erkannte, dass meine Transmutationsformeln und meine Zirkel für die Anwendung gegen vielerlei Gezücht anderer Sphären nützlich sein konnte, da es mit der Transmutationsalchemie möglich war unter anderem auch Gegenstände, Foki und Waffen aus ungewöhnlichem Material zu schaffen oder diese in einer außerordentlichen Reinheit zu bekommen.
Darüber hinaus boten die Transmutationskreise eine gute Möglichkeit verschiedene Zauberschulen miteinander zu verknüpfen, um den bestmöglichen Effekt beim Ritualisieren zu erhalten. Viele meiner Techniken gingen in den Akademiealltag der Ritualisten ein. Jahre habe ich Ritualkunde und Alchemie gelehrt und habe nebenbei eine ausführliche Kampfausbildung an der Akademie genossen, da sich einige Feinde finden, die mit Magie gar nicht zu töten sind, oder die einem einfachen Magieanwender zu schnell zu Leibe rücken können, wenn dieser sich nicht zu verteidigen weiß.

Als ich mich in der Anwendung der Magie und im Kampf sicher genug fühlte um in den aktiven Dienst als Dämonenjäger zu treten, war ich bereits über vierzig Götterläufe alt. Ein Alter, was für einen Elfen nur einen Wimpernschlag bedeutet, für einen Menschen aber viel Zeit seines Lebens kostet. In dieser Hinsicht neide ich euch Spitzohren euer langes, ja beinahe unendliches Leben.


Man konnte bei dem letzten Satz die Missgunst des Magisters unmissverständlich wahrnehmen, dass die Götter die Elfen mit so einem langen Leben  gesegnet hatten, wohingegen die Menschen ein vergleichsweise kurzes leben hatten und eher von Krankheiten heimgesucht wurden.

Wie dem auch sei...
Mit Nekromantie und Blutmagie habe ich bereits einige Erfahrung sammeln können. "Kenne deinen Feind" heißt es an der Akademie nicht ohne Grund. Es wäre auch dämlich einem Dämonenjäger nicht beizubringen, wie er eine Dämonenbeschwörung oder die Wiedererweckung eines Untoten erkennt. Sonst wäre er nicht in der Lage entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, sobald er die Anzeichen für eine derartige Magie wahrnimmt. Wobei die Definition eines "Dämons" an der Schattenwall nicht bei den Niederhöllen aufhört. Grundsätzlich jagen wir alle Wesenheiten anderer Sphären, die negativ auf das Gleichgewicht der Sphären einwirken. Es gibt auch dunkle Feen, die man mit Eisen und Salz in die Flucht schlagen muss, als auch beschworene, wilde Elementare, die ganze Landstriche verwüsten. Da die Sphäre der Totengeister nun einmal auch zu unseren häufigen Feinden gehört, ist eine Schülerin, die sich auf dem Gebiet der Nekromantie auskennt sicher eine wirkungsvolle Waffe gegen einen Nekromanten, wenn sie weiß, wie sie dessen Praktiken stören und unterbrechen kann.
« Letzte Änderung: 03. Mai 16, 19:26 von Noxius Armatura »

Offline Drakonia Noximera

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Re: Der Tag nach den Ereignissen in Travien, Frühling 266 n.J.
« Antwort #14 am: 03. Mai 16, 20:14 »
Drakonia hörte geduldig zu, obwohl sie ihm an mehreren Stellen mit Fragen und Kommentare unterbrechen wollte. Irgendwie aber wusste sie, dass es dummer ist, Magister Flammbart zu nerven, als die Inquisition freiwillig in den Wald zu folgen. Sie wartete einige Momente, bis sie sicher war, dass er alles gesagt hatte, was er vorgehabt hatte zu sagen, bevor sie anfing zu sprechen.

''Haben Sie lange gebraucht um alles zu lernen, was man braucht um mit dem Jägen anzufangen? Und was für Feinde haben Sie schön bekämpft? Wo haben Sie diese gefunden? Wan haben Sie angefangen, hier zu unterrichten? Ist der Rektor auch selbst ein Dämonjäger?...''

Sie wusste, dass ihr unverstecktes Neugier zu kindisch war und mit Frechheit grenzte, wollte aber so viele Fragen stellen. Hätte sie keine Angst vor dem Magister gehabt, hätte sie ihn schon vor langem mit hunderte Fragen genervt. Jetzt scheinte er, in der Laune zu sein um zu sprechen, aber sie wollte nicht, dass er plötzlich ärgerlich wird. Mit Geistern erschreckte man die Kinder nicht ohne guten Grund.

''Tut mir leid, dass ich mich so kindisch verhalte... Übrigens, wir leben nicht unendlich. Für Menschen aber scheinen 5000 Jahre eine Ewigkeit zu sein. Allerdings leben - eher überleben - wir vardarische Mondelfen selten mehr als 800 und zwar wenn wir Glück haben. Mein Großvater starb mit 784, er spielte zu viel mit Magie...
Aber nun kurz zur Sache. Was mein vorheriges Studium betrifft, ich habe gar nicht genug gelernt um alles zu wissen was Atos unternehmen kann. Mag sein, dass ich mehr über Nekromantie weiß als die meisten, die ich getroffen habe, aber letztendlich war ich eine Schülerin und er ist ein ziemlich erfahrener Meister. Aber was er mit dem Blut, das er von uns genommen hat nun unternehmen kann, ist mir bekannt, und es ist nicht schön.
Sehen Sie, Nekromantie ist nicht die Magie des Todes, obwohl viele das behaupten. Nekromantie ist die Art von Magie, die ermöglicht, die Einheit zwischen Körper und Seele zu zerreissen und diese für verschiedene Zwecke zu nutzen. Verschiedene Bereiche dieser Magie beschäftigen sich mit verschiedenen Dingen. Während Totenbeschwörer - die werden von den meisten Lich, manchmal auch Equilibrii genannt - Armeen von toten Körper aufheben und gegen ihre Feinde schicken können, sind Blutmagier der Macht, Lebendigen zu kontrollieren. Und viele arkane Heiler begehen unbewusst Nekromantie.
Normalerweise aber schließen sich beide Bereiche gegenseitig aus. Was heißt, ein Magier, der das eine beherrscht, kann mit dem anderen gar nichts anfangen und umgekehrt. Es gibt aber tatsächlich sehr selten Magier, die sich in den beiden Bereichen auskennen und beide Magierichtungen beherrschen. Ich habe Angst, dass Atos von denen ist. Wenn es so ist, dann werden wir Probleme haben. Er hat ein paar Tropfen von dem Blut von allen, die er geheilt hat, gesammelt. Wenn er dieses zu benutzen weißt, dann kann er so erledigen, dass wir ihm gehören. Willenlos, mit aller unser Kraft - und wir sind Magier und Krieger. Er hat keine zufällige Opfer genommen, sondern wusste ganz genau was er tut.''
« Letzte Änderung: 03. Mai 16, 22:29 von Drakonia Noximera »
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