Die Morgenluft war erfrischend kühl. Lorainne war bereit früh auf den Beinen gewesen und vollständig angekleidet. Die Kinder hatten unruhig geschlafen, vermutlich hatten sie gespürt, dass eine Veränderung anstand.
Leah würde nun offiziell Simons Mündel werden und mit ihm nach Bourvis gehen, während Lorainne die Aufträge des Lillienordens zu erfüllen hatte. Mit ihrer Tochter an ihrer Seite.
Sein letztes Geschenk oder vielmehr La Follyes Zukunft.
Bald würde die Baronin zur Mogenandacht rufen und sie hatte nicht vor, dass sich die Peinlichkeit des Vorabends wiederholten, als Simon sie darauf aufmerksam machen musste, dass die Baronin den Laviniasegen sprechen wollte. So vertieft war sie in das Gespräch mit dem Ritter von Gerlach gewesen, dass sie hastig aufgesprungen war, um ihre Ordensregel nicht zu verletzen und Frevel an Lavinia zu begehen.
Denn dass sie mit jedem Mal, wenn sie ihr Schwert zum Kampf erhob, ihren Zorn auf sich zog, daran bestand kein Zweifel. Liebevoll strich sie über ihr neues Schwert.
Eigens von Leonie gesegnet, so dass sie ihren Auftrag für Lavnia erfüllen und die Schwachen verteidigen möge.
Doch jedes Mal, wenn sie über das Heft strich, kribbelte es in ihren Fingern.
Wie die Flamme einer Kerze, die nach Nahrung suchte um endlich aufzulodern und die Welt zu erleuchten.
Langsam erwachte das goldbacher Lager zum Leben, und auch die Lager um sie herum.
Bald würden sie packen und wieder alle ihrer Wege gehen.
Lorainnes wenige Habseligkeiten waren gepackt, und auch das Säckchen mit dem Geld, dass sie Leonie versprochen hatte. Auch wenn sie beim Turnier nicht gesiegt hatte, hatte sie doch die ein oder andere Geldspende für den Orden einnehmen können.
Und diese Spenden würden nun Leonies Vorhaben unterstützen.