"Nicht wund werden oder zu wenig Milch haben, sind nicht das Problem, ich habe mehr Angst, dass dieses kleine Milchmonster mir die Brustwarzen aus lauter Gier abbeisst."
Lorainne lkächelte ihre Tochter an, die mit geschlossenen Augen selig nuckelte, bis Lorainne sie mit einem "Plopp" von ihrer Brust löste, um sie an die andere anzulegen.
Dies brachte ihr erst ein empörtes "Gnääh" ein, bevor das Kind nervös an der zweiten Brust zu sauegen begann und sich allmählich beruhigte.
Mit ruhiger Stimmer fuhr sie fort.
"Ich weiss es nicht genau. Die einen sagen, es wäre Pyria gewesen, lange bevor wir es kannten. Andere sagen, es war eine Insel, die zu den Mittellanden gehörte. so oder so war er weit fort von zu hause und durch den Sturm und die Nebel hatte er jedwede Orientierung verloren und war gewiss, dass er seine Familie, seine Heimat niemals wieder sehen würde. Und er haderte mit seinem Schicksal, er wollte sich nicht erholen von den durchgestandenen Strapazen, und als er halbwegs genesen war, kaufte er ein Boot und versuchte nach Hause zu kommen. Doch er wurde immer wieder an die Stelle zurück gespült, von der er seine Reise begonnen hatte.
Irgendwann kam eine Frau aus dem Dorf zu ihm. Sie war ein wenig jünger als er, ungefähr in den mittleren Jahren, doch sie strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die sie jünger wirken ließ und im völligen Kontrast zu der Geschichte standen, die sie ihm erzählte.
An einem Fieber habe sie erst ihre Kinder, dann ihren Mann verloren. Auch sie habe ihr Schicksal nicht annehmen wollen, habe den Göttern gezürnt und wollte sich gar das Leben nehmen. Einzig der Gnade der Götter sei es zu verdanken, dass sie noch lebe. Schliesslich versöhnte sie sich mit den Göttern, denn es gäbe noch Aufgaben für sie auf der Welt. Und nun haben die Götter ihn gesandt. Der Fischer wollte von alledem nichts hören und schien schier verückt vor lauter Heimweh.
Die Frau, ihr Name war Judith, aber sorgte für ihn, brachte ihm Essen, wusch seine Kleider und gabelte ihn am Strand auf, wenn er mal wieder veruscht hatte, nach Hause zu kommen.
Irgendwann gab er auf, und Trauer zerfraß sein Herz. Judith aber heiterte ihn mit Geschichten auf und erfüllte alsbald sein Dasein mit neuem Glück.
Er begann wieder zu den Göttern zu beten und ihnen zu opfern.
Als es alsbald wieder Frühling wurde, wollte der Fischer einen neuen Versuch starten. Judith willigte ein, ihn zu begleiten.
Und tatsächlich schafften sie es. Judith schien ihm Glück zu bringen, und bald sahen sie die Küste von Marnois.
Doch der Fischer sollte seine Heimat nur noch ein letztes Mal sehen, den das kleine Boot geriet in eine große Welle und zerschellte an einem Felsen. Der Fischer ertrankt und Judith konnte seiner Familie nur noch die Nachricht von seinem Tod überbringen.
Doch der Familie war es ein Trost, dass er immer und immer wieder versucht hatte, nach Hause zu kommen. Und der Fischer war als glücklicher Mann gestorben, denn er hatte seinem Heimat vor seinem Tode wieder gesehen."
Lorainne nahm einen Schluck Tee und seufzte:"Ich weiss nicht mehr, wie es mit Judith weiter ging, aber auch ich glaube, dass sie ein Glücksbringer war- darum finde ich den Namen passend, auch wenn er nicht caldrisch ist."