Tagebuch des Magus Minor Kadegar Sonnenwende zum Projekt „Zeit für Norngard“:
Erster Eintrag:
Mein Name ist Kadegar Sonnenwende, ich bin Magus Minor der Akademie für Dämonenjagd zu Schattenwall auf Montralur. Dies sind meine Aufzeichnungen zu dem von mir entworfenen Projekt „Zeit für Norngard“ um meinen derzeitigen Herrn Tannjew von Wiesenquell die Zeit zu verschaffen um zu überleben, bis sein Problem gelöst werden kann.
Zu dem Problem des Herrn Tannjew von Wiesenquell. Aufgrund eines nicht näher zu beschreibenden Zwischenfalles kam es dazu, dass sein Herz durch ein Artefakt getauscht wurde, welches nun den Zweck eines Herzens erfüllt. Das Problem jedoch ist, dass besagtes Artefakt nur Kraft besitzt um diese Aufgabe ein Jahr lang zu erfüllen und das Artefakt selbst eine Vielzahl von Schutzmechanismen besitzt um sich vor direkten Zugriffen und Analysen jeglicher Art zu schützen.
Um dem Problem Herr zu werden habe ich mit meinem Kollegen, Magus Minor Bathor Kupferfinger, vor einigen Monden in der Burg Norngard eingerichtet. Nun ist jedoch das besagte Jahr fast vorbei und aufgrund der mangelnden Alternative sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es Zeit für eine extremere Methode wird um Tannjews Leben zu schützen. Aufgrund der recht geringen praktischen Erfahrung mit unserem Ziel, Tannjew selbst in der Zeit erstarren zu lassen, habe ich beschlossen dieses Tagebuch zu schreiben um im Falle von katastrophalen Fehlschlägen eine Quelle zu schaffen um unser Versagen nachzulesen.
Zweiter Eintrag:
Wir haben mit ersten Experimenten begonnen um einfache Gegenstände in der Zeit erstarren zu lassen die eher weniger von Erfolg gekrönt waren. Einfache Spruchmagie ist von keinem von uns beiden die beliebteste Vorgehensweise und daher sind wir sehr schnell dazu übergegangen uns für eine stationäre Behandlung zu entscheiden. Zurzeit experimentieren wir noch damit einfache Steine in der Zeit erstarren zu lassen, ohne wirkliche Erfolge. Die erstarrten Objekte wurden leider in wenigen Stunden von der enormen Kraft die wir in den Ritualaufbau gesteckt haben so zersetzt, dass sie nach dem Aufheben des ritualisierten Effektes sofort zu Staub zerfallen sind. Wir können im Moment nicht einmal sagen ob die Steine wirklich in der Zeit erstarrt sind, da Zeit selbst auf Steine keine großen Effekte hat, daher liegt im Moment unser Schwerpunkt darauf, dass die Steine die Prozedur überstehen.
Dritter Eintrag:
Heute haben wir den Grund gefunden warum uns die Steine immer beim aufheben unseres Rituales zerfallen. Zeit scheint einen gewissen Druck aufzubauen, wenn sie still steht. Um das zu überprüfen haben wir unsere Steine nur für wenige Minuten in Stasis versetzt mit dem Ergebnis, dass sie nicht sofort zu Staub zerfallen, sondern eher nur zerbröckeln. Kein guter Fortschritt, aber ein Fortschritt.
Vierter Eintrag:
Wir haben einen Lösungsansatz für unser Druckproblem gefunden. Um den Druck auf den Stein zu verringern haben wir zunächst versucht einfach einen größeren Kreis in Stasis zu setzen, zunächst ohne Erfolg. Als wir jedoch den Stein in ein großes Fass gelegt haben, hat es nach Aufhebung des Kreises zwar das Fass pulverisiert, jedoch hat der Stein erstaunlich weniger Schaden abbekommen, er ist lediglich in der Mitte zerbrochen.
Fünfer Eintrag:
Wir haben unsere Experimente auf einen neuen Schwerpunkt verlagert. Wir konstruieren im Moment verschiedene Gefäße, welche den Zeitdruck auffangen sollen nach zusammenbrechen der Stasis. Bis unsere Lieferung von der Schattenwall eintrifft verzaubern wir die verbleibenden Fässer die uns hier auf der Burg zur Verfügung gestellt werden können. Damit wir den Stein selbst besser beobachten können entnehmen wir einige der Hölzer der Fässer und spannen ein Kraftfeld um das Fass.
Sechster Eintrag:
Es sind nun schon einige Wochen vergangen seit dem letzten Eintrag doch erst jetzt gibt es neue Erfolge zu melden. Mithilfe der Runenträger und vernünftigerem Baumaterial aus der Schattenwall haben wir eine funktionsfähige Kuppel erschaffen können, welche mehrfach bestätigt den Zeitdruck nach Zusammenfall der Stasis aufhalten konnte. Wir lassen nun noch mehrere Experimente weiterlaufen um den Anstieg des Zeitdrucks über längere Zeit bestimmen zu können.
Siebter Eintrag:
Heute haben wir begonnen uns von Steinen zu Pflanzen zu steigern. Wir haben etwas Unkraut aus dem Innenhof gerupft und zwei Versuchsgruppen gebildet. Eine Gruppe wurde eingetopft und die zweite Gruppe gerupft auf den Boden gelegt.
Achter Eintrag:
Es gab gerade einen Unfall. Einer der Steine die in Stasis gehalten wurden sollte gerade zur Überprüfung des Schutzfeldes aus der Stasis geholt werden. Der Zeitdruck ist in der verstrichenen Zeit so enorm geworden, dass er beim Aufheben der Stasis sowohl den Stein als auch die physische Komponente der Schutzvorrichtung im Zentrum zu einem glühenden Klumpen verschmolzen hat. Wir werden wohl an einer Abschirmung oder Kraftableitung arbeiten müssen.
Neunter Eintrag:
Es gibt erste Ergebnisse von den Pflanzen, leider keine Guten. Auch wenn die Pflanzen ähnlich stabil wie die Steine in Stasis gehalten werden konnten, hat sich bei der eingetopften Pflanze eine Art Schimmel gebildet. Wir sind uns nicht ganz sicher, was das für Schimmel ist, wir werden ihn jedenfalls Zeitschimmel nennen. Besagter Zeitschimmel hat keinerlei physische Komponente, er ist magisch aktiv und hängt sich scheinbar an die Essenz von der Pflanze. Alle Pflanzen der Versuchsgruppe haben diesen Schimmel gebildet, wir werden den Verlauf weiter beobachten. Tragischerweise rennt uns langsam die Zeit davon, vor allem die Zeit vom Herrn Tannjew.
Zehnter Eintrag:
Wir haben uns in den letzten Tagen vermehrt mit dem Zeitschimmel beschäftigt und der Entfernung selbigen. Entgegen unserer ersten Vermutung, dass er sich an die Essenz der Pflanze anhaftet scheint es inzwischen so, dass es eine Art Mutation der Essenz ist, welche auf die Zeitstasis reagiert, weswegen eine magische Entfernung wohl Auswirkungen, beziehungsweise Beschädigung der Essenz zur Folge hat. Wir werden nun beobachten ob der Schimmel von alleine wieder zurück geht oder ob wir den Rückgang selbst beschleunigen können.
Elfter Eintrag:
Wir haben keinen Monat mehr bis das Jahr abgelaufen ist. Wir werden beginnen die Stasis mit Tieren und zwei Freiwilligen aus der Schattenwall zu testen. Auch wenn unsere Zeit deutlich knapp wird, haben wir Erfolge bei dem Kraftfeld zur Dämpfung des Zeitdrucks erlangt. Wir haben die Kuppel der Stasis durch den Mittelpunkt der Säulen zur Dämpfung des Zeitdrucks gelegt, wodurch wir eine Methode gefunden haben zum Zeitpunkt des Aufheben der Stasis von außen her einen Gegendruck aufzubauen. So können wir persönlich zusätzliche Kraft aufbringen um den Kraftstoß abzufedern. Ebenfalls haben wir eine Formel entworfen um die Kraft des Zeitdrucks zu berechnen.
Zwölfter Eintrag:
Weitere gute Neuigkeiten für Tannjew, es sind nun schon zwei Wochen vergangen und unsere beiden Freiwilligen zeigen in Stasis noch keine Spuren des Zeitschimmels. Wir vermuten, dass die Größe des Wesens ins Stasis Einfluss auf die Bildung des Zeitschimmels hat. Wir beginnen bereits mit dem Bau der Kammer in welcher wir Tannjew versiegeln wollen.
Dreizehnter Eintrag:
Schlechte Neuigkeiten. Mein Kollege Bathor wurde heute in die Schattenwall geliefert. Er hat sich scheinbar verkalkuliert bei der Berechnung des Zeitdrucks als er den letzen Stein aus der Stasis holen wollte. Er hat sich selbst an das Dämpfungsfeld gekoppelt um den Druck abzufedern und erlitt einen so kräftigen Ruckschlag, dass er das Bewusstsein verlor. Ich konnte ihn zwar am Leben halten, jedoch ist er nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Ich hoffe, dass Tannjew nicht zu lange in Stasis bleiben muss. Wir konnten zumindest noch überprüfen ob es überhaupt möglich ist Tannjew mit seinem Herz in Stasis zu setzen, erfolgreich.
Vierzehnter Eintrag:
Unsere Versuchstiere beginnen Schimmel anzusetzen. Als ich heute eine der schimmelbefallenen Pflanzen aus der Stasis geholt habe ist sie zu einem blauen Pulver zerfallen, als hätte der Schimmel sie ausgehöhlt und ist dann mit dem Resten zerfallen. Die Zeitstasis verhindert leider sämtliche Untersuchungen während der Stasis selber, daher können wir nur durch Beobachtungen Vermutungen anstellen wie lange es bis zu diesem Ereignis des Zerfalls kommt.
Fünfzehnter Eintrag:
Noch vier Tage bis Tannjews Jahr abgelaufen ist. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und ich habe Nachricht aus der Schattenwall bekommen, Bathor ist wieder bei Bewusstsein und auf dem Weg der Besserung. Er scheint keine bleibenden Schäden davon genommen zu haben. Morgen werde ich Tannjew in die Stasis versetzen.
Sechzehnter Eintrag:
Tannjew befindet sich in Stasis. Jetzt bleibt es nur zu hoffen, dass wir schnell eine Lösung für das eigentliche Problem finden. Ich werde jedoch in diesem Tagebuch nur Notizen zur Zeitstasis machen.
Siebzehnter Eintrag:
Drei Tage nach der Stasis von Tannjew beginnen die Freiwilligen Schimmel anzusetzen. Tannjew hat also einen Monat Vorsprung zu dem Versuchs Freiwilligen. Nächsten Monat werde ich einen der Freiwilligen für eine Befragung kurz aus der Stasis holen. Ich hoffe bis dahin ist Bathor wieder hier um mich zu unterstützen.
Achtzehnter Eintrag:
Ich habe einige Pflanzen zu unterschiedlichen Zeiten aus der Stasis genommen um mehr über den Essenzzerfall, wie ich den Vorgang des blauen Zerstäubens nenne, zu erfahren. Auch wenn ich keine Aussage darüber treffen kann wieviel Zeit Tannjew haben wird bis auch ihm dieses Schicksal wiederfährt, so hoffe ich etwas über die Heilbarkeit des Schimmels zu erfahren.
Neunzehnter Eintrag:
Das Schicksal war gut zu mir! Ich habe zwei Pflanzen welche Zeitgleich in Stasis gesetzt wurden mit einem zeitlichen Abstand von einer Stunde aus der Stasis geholt. Die zweite Pflanze ist wie bekannt zerfallen, daher vermute ich, dass die erste Pflanze kurz davor stand. Ich werde beobachten, wie sich nun die Heilung der Pflanze ohne Beihilfe gestaltet.
Zwanzigster Eintrag:
Bathor ist wieder hier und scheint wieder voll erholt und motiviert zu sein. Es ist gut wieder mit jemanden zusammen arbeiten zu können bei diesen Experimenten.
Einundzwanzigester Eintrag:
Wir haben einen der Freiwilligen aus der Stasis geholt. Zum Glück scheint er geistig vollkommen normal zu handeln und zu agieren. Er klagt einwenig über juckendes Kratzen an den Stellen wo der Schimmel zu sehen ist, da dieser jedoch keinen physischen Körper hat, kann er zum Glück nicht beschädigt werden. Wir sind also recht optimistisch, dass Tannjew diese Prozedur ebenso gut übersteht.
Zweiundzwanzigster Eintrag:
Es erwies sich als schlechte Idee den Freiwilligen aus der Stasis zu holen. Die Geschwindigkeit der Zeitschimmelbildung steigt rapide an im Vergleich zu der Person, welche wir in Stasis gelassen haben. Eine gute Nachricht gibt es jedoch, die Pflanze die kurz vor dem Essenzverfall stand, hat sich vollkommen wieder erholt.
Dreiundzwanzigster Eintrag:
Keine Steine mehr, keine Pflanzen mehr. Wir haben die beschleunigte Schimmelbildung bei den Tieren versucht zu wiederholen, erfolgreich. Einige der Tiere lassen wir nun Tage oder Wochen außerhalb der Stasis um sie dann wieder in Stasis zu setzen um zu testen wie schnell sich weiterer Schimmel bildet.
Vierundzwanzigster Eintrag:
Tiere die vollkommen frei Zeitschimmel waren, beginnen mit normalem Tempo wieder diesen Schimmel zu bilden, wiederholt mal den Vorgang des neu in Stasis setzen, wird die Bildung wieder und wieder Beschleunigt, hierbei haben wir leider schon die ersten Tiere verloren.
Fünfunzwanzigster Eintrag:
Wir haben kaum noch Tiere übrig. Sind uns inzwischen aber sicher, dass eine erneute Stasis den Schimmelvorgang verdoppelt.
Sechsundzwanzigster Eintrag:
Einer der Freiwilligen ist heute gestorben. Wir kennen nicht einmal seinen Namen. Das einzige Trostpflaster, welches wir haben ist, dass wir abschätzen können wieviel Zeit Tannjew maximal noch hat. Maximal bis zum neunten Mond.