Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland

Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.

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Lilac:
Julienne wusste, dass das nicht stimmte und sie sprach Nesrine darauf an.


Die beiden Frauen saßen noch lange auf der Bank und sprachen über viele Dinge...

Dann, als der Mond schon weit über den Himmel gewandert war, gingen sie in trauter Zweisamkeit ins Haus.

Nesrine:
Am nächsten Morgen schliefen sie so lange dass die Familie schon eine Weile aus dem Haus war.
Julienne hatte endlich kein Fieber mehr, aber vom gestrigen Tag tat ihr alles weh.
Nesrine nahm die Verbände ab, um zu sehen, ob irgendeine der Wunden den Sturz schlecht vertragen hatte, aber zum Glück schien dies nicht der Fall zu sein.
Dann machte sie Wasser heiß und half Julienne dabei, sich zu waschen.
Die Gardistin genoss das heiße Wasser und das saubere Gefühl auf der Haut sichtlich.

Am Nachmittag gingen sie gemeinsam in den Stall und sahen nach den Tieren. Julienne hinkte immer noch sichtbar und war etwas steif in ihren Bewegungen, hatte aber wenigstens weniger Schmerzen.

Dann verbrachten die beiden Frauen einige Zeit auf der Bank im Vorgarten.
Schließlich bereiteten sie zusammen das Abendessen zu und als Nesrines Familie vom Feld kam, standen Brot, Butter, ein verzierter Kuchen, in Kräutern gegartes Huhn mit Wurzelgemüse und ein frischer Salat auf dem Tisch.

Die Familie staunte nicht schlecht und bald verrieten die beiden Frauen auch den Grund; am kommenden Tage würden beide zur Burg Goldbach reisen. Julienne traute sich einen langsamen Ritt wieder zu und Nesrine hatte beschlossen der Garde beizutreten.

Besonders letzteres sorgte für einigen Aufruhr in der Familie. Doch Nesrines Entscheidung stand fest. Sie wollte da sein, wo Julienne war und die Garde erschien ihr eine gute Option.

"Wie wirst du 'inkommen?", grollte Bernard, dem die Sache neben der Mutter am meisten gegen den Strich ging. Schließlich verlor die Familie gerade eine wichtige Arbeitskraft, die auf dem Hof gebraucht wurde.
"Isch werde wohl laufen.", entgegnete Nesrine ruhig.
Da schaltete sich ihr Vater ein: "Du wirst nischt laufen. Du wirst Jaques mitnehmen. Er war ohne'in immer mehr dein Tier. Da ist es nur rescht, wenn du ihn mit zur Burg bringst."
"Aber...", warf die Mutter ein, doch Renoir brachte sie mit einer kantigen Handbewegung zum Schweigen.
"Wenn unsere Tochter in die Garde eintreten möchte, werden wir alles erdenkliche tun, damit sie einen guten Start dort hat.", brummte er.
"Isch 'abe leider nischts mehr von meiner Ausrüstung, das isch dir geben kann. Aber isch werde disch dennoch so gut ausstatten, wie es mir in der kurzen Zeit möglisch ist.", fügte er an Nesrine gewandt hinzu.

Diese hatte Tränen in den Augen. "Merci, mon pére."
Sie drehte sich zu Bernard und hob um Verständnis bittend die Hände. "Stell dir einfach vor, isch 'ätte ge'eiratet...", schlug sie vor.
Bernard machte nur "hmpf".
Pierre und Philippe hingegen waren ganz aufgeregt. Sie wünschten ihrer Schwester alles Gute und versprachen, sie und Julienne zu verabschieden.
Davon jedoch wollte Bernard nichts hören. "Ihr seid morgen auf dem Feld, die Ernte muss rein, da bleibt keine Zeit für so einen Quatsch!", schimpfte er.
Die jüngeren Brüder zogen die Köpfe ein, doch da meldete sich Nesrines Mutter resolut zu Wort: "Natürlisch verabschieden wir eusch!", sagte sie unter Tränen. "Das Feld läuft uns nischt davon, aber eure Schwester seht ihr vielleischt nie wieder!", fügte sie bitter zu Bernard gewandt hinzu.

Lilac:
Der nächste Morgen kam viel zu schnell.
Man hatte am Abend zuvor gut gegessen, viel gesprochen, gelacht, geweint und nicht zuletzt eine Menge dunkles Bier genossen.

Nun war es wieder hell und alle fanden sich vor dem Haus ein. Cornelia und Renoir standen Arm in Arm da, Bernard hielt sich schmollend etwas zurück, Pierre und Philippe wuselten herum und selbst Catherine mit Tammon war gekommen, um Julienne und Nesrine 'lebe-wohl' zu sagen.

Juliennes Stute Hexe - mit notdürftig geflicktem Zaum -  und Nesrines Maultier Jaques standen gesattelt und mit Packtaschen und Bettrolle beladen vor dem Zaun.
Während Julienne die Familienmitglieder abging und sich bei allen noch mal bedankte, kam Nesrine nicht so einfach davon. Ihre Mutter umarmte sie tränenreich  ("Aber Mamá, isch bin doch nur ein paar Tagesreisen weit weg!") und gab ihr eine Tasche voller Verbände, Kräuter und einigen Utensilien, die zuvor ihrer Mutter, also Nesrines Großmutter, gehört hatten.
Die Verabschiedung von Bernard fiel etwas kühl aus, doch auch er nahm Nesrine in den Arm.
Pierre und Philippe feixten und kitzelten ihre Schwester, bevor auch die beiden sie feste drückten und ihr viel Glück wünschten.
Danach wünschte auch Catherine ihrer Schwester alles Gute und Tammon fragte zugleich begeistert und bedrückt, ob seine Tante jetzt ein Ritter werden würde und ob sie jetzt für immer weg sei.
Nesrine schüttelte lächelnd ihren Kopf und erklärte ihm, dass sie in die Goldbach'sche Garde eintreten und mit Sicherheit auch mal zu Besuch kommen würde.
Zuletzt trat Nesrines Vater vor und drückte ihr einen Beutel in die Hand. "'ier, das wirst du brauchen. Grüße den Weibel von mir. Benimm dich gut und sei fleißig. Diskutiere nicht, wenn du Befehle erhältst. Mach mir keine Schande. Und pass gut auf Julienne auf!"

Die Gardistin lächelte, als sie letzteres hörte. Sie hatte den Alten recht gern gewonnen in der Zeit, die sie hier verbracht hatte.

Dann stiegen die beiden Frauen auf ihre Reittiere (Julienne brauchte Hilfe, was ihr ziemlich peinlich war), winkten noch einmal und ritten dann in nördlicher Richtung davon.

Nesrine:
Die Reise ging langsam voran. Nesrine verlangte immer wieder Pausen, wenn sie sah, dass Julienne zu starke Schmerzen hatte.
Am Anfang diskutierte die Gardistin noch mit ihr, doch mit der Zeit nahm diese die Reiseunterbrechungen dankbar an.

Am ersten Abend kampierten sie in einem Heuschober. Sie bauten sich eine gemütliche Schlafstatt aus ihren Fellen und Umhängen und Nesrine nahm sich die Zeit, genauer in den Beutel zu schauen, den ihr Vater ihr mitgegeben hatte. Sie musste schlucken, als sie ein Paar Armschienen und ein Paar Beinschienen aus Leder entdeckte. Außerdem hatte sie ein Besteckset, einen Becher und eine Schale bekommen.

Lilac:
Am nächsten Morgen hatte Julienne Muskelkater, aber die Schmerzen waren weniger geworden. Dies führte die Gardistin auf die Salbe zurück, die Nesrine ihr zu jeder Gelegenheit auftrug. Nur die Hüfte und die Halswunde machten ihr noch erheblichen Ärger.

Sie kamen an diesem Tag gut voran. Zur heißesten Stunde machten sie Rast unter einigen Kastanien. Die Bäume trugen bereits kleine Früchte und das Laub begann, sich zu entfärben.

"Es wird 'erbst...", bemerkte Julienne, während sie ihr Mahl aus Brot, Käse, Wurst und Kuchen genossen. Die Stute und der Maultierwallach grasten unter den Bäumen im Schatten.

Am Abend kamen sie erneut in einer Scheune unter. Die Bäuerin brachte ihnen - dankbar für das Kupfer, das Julienne ihr gegeben hatte - etwas vom warmen Abendessen und je einen Krug wässriges Bier vorbei.

"Na, wenn das mal kein Entgegenkommen ist!", sagte Nesrine und stieß mit Julienne an.

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