Autor Thema: Kydoras Zimmer  (Gelesen 10383 mal)

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Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #15 am: 11. Okt 16, 11:58 »
"Ich möchte gewisse Bereiche des Lebens einfach nicht sehen. Das ist eine bewusste Entscheidung, verstehst du? Diese natürliche Neugierde, die du hegst und der du nachgibst, habe ich auch. Aber ich möchte das Neue in Büchern entdecken, in Schriften, und auch in der sorgfältigen Analyse. Wissen ist lebendig, ganz wie die Welt um uns herum. So, wie es Entdecker geben muss, muss es auch Bewahrer geben. Was ist etwas Neues, wenn es nicht aufgeschrieben ist? Was ist eine Heldentat, die nicht erzählt wird?"

Unruhig geworden, begann Rikhard, mit dem Fuß zu wippeln.
"Meine Arbeit ist nicht nur mir wichtig. Sie dient Größerem. Von meiner Arbeit können Generationen nachfolgender Schüler profitieren. Noch bin ich selbst Schüler, gewiss - aber weiß ich erst genug, um selbst mit dem Forschen beginnen zu können, um experimentieren zu können - dann wird sich all das, was ich jetzt tue, auszahlen. Ich möchte das Geflecht der Magie verstehen, ich möchte es lesen können, denn nur wer lesen kann, der kann auch schreiben! Ich habe mich nicht umsonst Kraftweber genannt. Eines Tages werde ich Zauber weben. Ich werde neue Wege schaffen, die Magie zu nutzen! Aber dafür muss ich die alten Wege nun einmal erst kennen."

Und wenn ich erst mächtig genug bin, kehre ich nach Silvanaja zurück.

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #16 am: 12. Okt 16, 16:18 »
"Das ist weitsichtig von dir, Rikhard. Und es passt zu dem, wie ich dich bisher kennen gelernt habe." Kydora widmete sich wieder ihrem Tee und ließ die Gedanken streifen. Derweil ging ihr Blick zum Bett herüber auf dem sie vorhin das Papier abgelegt hatte. Eine Weile betrachtete sie dieses, ehe ihr wieder einfiel, dass sie ja Besuch hatte und sie sich wieder Rikhard zuwand.

"Du hast einen klaren Weg vor dir. Das bewundere ich ein bisschen. Du weißt wo du hin willst und wie du das anstellen willst." Sie seufzte. "Naja. Themenwechsel." Sie setzte sich wieder etwas aufrechter hin. "Du bist bestimmt auch bei den Tagen der Lernens im Winter, oder? Irgendwelche besonderen Pläne oder einfach nur Wissen sammeln?"

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #17 am: 12. Okt 16, 18:23 »
Der Themenwechsel überraschte Rikhard, aber er war nicht dazu in der Lage, Kydoras Seufzen insofern zu verstehen, als dass ihr das Thema offensichtlich unangenehm war. Aber ihm war es ohnehin schon recht, dass sie nicht weiter nach seiner Art, zu lernen, fragte.
"Nun, ich möchte - Lernen. Ich erhoffe mir von diesem Treffen aufregende Gespräche fachlicher Art, und vielleicht gelingt es mir ja auch, mich ein wenig bekannter zu machen. Immerhin bin ich Assistenz der Akademieleitung!"

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #18 am: 16. Okt 16, 13:36 »
"Oh ja, das bist du." Sie grinste belustigt als er das mit der Akademieleitung erwähnte.
"Aber warum willst du dich bekannter machen? Was hat man davon, wenn man bekannt ist? Ich kann mir keine Vorteile vorstellen." Sie legte den Kopf leicht schräg. "Im Gegentei. Die Leute würden ständig darauf achten, was man tut und jeden kleinen Schritt hinterfragen. Es würden ebenso Leute auf den Plan treten, die einem nicht wohlgesonnen sind. Nur darauf wartend, dass man einen Fehler macht. Und glaub mir: Fehler macht jeder irgendwann mal." Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse. "Wenn es dich jetzt schon nervt, ständig Haltung bewahren zu müssen. Darauf achten zu müssen, was genau du wann und wie tust. Willst du dann wirklich diesen Zustand noch verstärken indem du bekannter wirst?"

Offline Kydora

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Antw:Kydoras Zimmer
« Antwort #19 am: 04. Mai 17, 21:02 »
Nach dem Fest der Grenzen

Endlich wieder daheim. Erschöpft ließ Kydora ihre Taschen auf den Boden sinken und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. //Was für ein Durcheinander...// Sie seufzte und entschied sich dazu, erstmal Tee aufzusetzen. Das letzte Mal als sie hier gewesen war, hatte sie gleich wieder aufbrechen müssen. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, wie lange sie eigentlich in Valkenstein gewesen war. Valkenstein... der Gedanke versetzte ihr einen kurzen Stich ins Herz und sie musste unweigerlich an die Trauerfeier denken, die auf dem Fest der Grenzen stattgefunden hatte. Sie war schön gewesen, ohne Frage. Doch hatte sie auch wieder Bilder hervorgeholt, die Kydora sorgfältig beiseite geschoben hatte in der Hoffnung sie nicht erneut durchleben zu müssen. 'Wie geht es dir?', 'Kann man dir helfen?' - solche und ähnliche Fragen hatte sie über die Feierlichkeiten immer wieder über sich ergehen lassen müssen. Und dabei immer diese mitleidigen Blicke mit denen sie angeschaut wurde. Als würde sie jeden Moment zusammenbrechen...
//Ich weiß wirklich nicht was sie haben. Mir geht es doch gut. Wirke ich echt so zerbrechlich?// Sie schüttelte den Kopf und goss das Wasser über die getrockneten Blätter. Sogleich sog sie den angenehmen Duft, der sich in der Luft ausbreitete, ein. //Es ist einfach nicht hilfreich wenn ich wirke als dass man sich um mich sorgen müsse. Das hindert doch nur. Aber warum reagieren sie nur so? Wie kann ich ihnen ihre Sorgen nehmen?// Nachdenklich betrachtete sie den aufsteigenen Dampf und blies hin und wieder Mal dagegen um zu sehen wie er sich spielerisch verwirbelte. Einen kurzen Moment verweilte sie so bevor sie sich wieder aufrichtete. Sie würde schon eine Lösung finden. Sei es für dieses Problem oder irgendein anderes auf ihrer Liste. Schließlich hatte auch sie sich weiterentwickelt und war längst nicht mehr die kleine Barbarin, die einst unbekümmert und voller Neugierde aus ihrer Heimat fortging.

Kydora seufzte und begab sich mit dem fertigen Tee in der Hand zurück in ihr Zimmer. Eine Weile blieb sie im Türrahmem stehen und ließ sie den Blick auf dem Chaos in ihrem Zimmer ruhen. //Nein.// entschied sie. //So kann das nicht bleiben.// Entschlossen stellte sie ihre Tasse auf ihrem Tisch am Fenster ab und begann kurzerhand den ersten Stapel zu sortieren.

Offline Kydora

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Antw:Kydoras Zimmer
« Antwort #20 am: 09. Mai 17, 00:59 »
Mittlerweile war es dunkel geworden und Kerzenlicht erhellte den Raum. Kydora saß auf ihrem Stuhl an dem kleinen Tisch und ließ ihre Finger in kreisenden Bewegungen über ihre Schläfen wandern. So viel war ihr das alles gar nicht vorgekommen, aber die Tatsache, dass sie sich leicht ablenken ließ und gefühlt alles nochmal durchgesehen hatte bevor sie es woanders hingeräumt hatte, hatte ihr übriges getan. Ihr viel die Tasse Tee auf, die immer noch auf dem Schreibtisch stand. //Na der wird mittlerweile auch kalt sein.// Mit einem Seufzen erhob sie sich und nahm die Tasse, um den Tee wegschütten zu gehen. Neues Wasser für einen zweiten Versuch war schnell aufgesetzt und sie schaute derweil aus dem Fenster. Es war eines derer die zur Vorderseite des Hauses rausgingen und so konnte die junge Magierin die Schneeflocken im Vorgarten beobachten, die sachte zu Boden wanderten. Eine nach der anderen.

"Den Göttern zu zürnen ist nicht gut."
"Ich weiß..."
"Und wenn dann lieber mit einem großen Knall. Aber nicht diese schwelende Wut. Die führt am Ende nur zu Verbitterung."
"Es ist wie es ist. Daran kann ich nichts ändern."

Das kochende Wasser machte sich bemerkbar und riss Kydora aus ihren Gedanken. Der zweite Tee war schnell zubereitet und so fand sie sich mit der dampfenden Tasse an ihrem Schreibtisch wieder. Sie griff nach den obersten Seiten von einen kleinen Haufen, der aus verschiedenen Schriftstücken zu bestehen schien, und begann die Zeilen, die aus Roberts Feder stammten, zum wiederholten Male zu lesen während sie behutsam an ihrem Tee nippte.
//Unfair.// Sie atmete merklich aus. //Diese ganze Sache ist so verdammt unfair...//
Leise suchten Tränen sich ihren Weg über Kydoras Wangen, als ihre Gedanken mal wieder zu den Ereignissen am Spital glitten. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Moment, als ihr klar wurde, dass Robert gefallen war. Und an die Leere, die sich schlagartig in ihr ausgebreitet hatte. Ein nur allzu bekanntes Gefühl. Und doch bot ebenjene Leere Platz für etwas, dem sie eigentlich nie viel Raum zur Entfaltung gegeben hatte.

"Dieser Mistkerl!"
Scheppernd zerschellte die Tasse an der Zimmertür. Schwer atmend stand die junge Silvanaja in dem Raum und betrachtete den Tee, der sich langsam um die Scherben am Boden ausbreitete. //Und da ist der zweite Versuch hin, einen Tee zu trinken.// Rasch hatte sie sich wieder gefangen und ihre Atmung beruhigte sich wieder. Wütend stieg sie über die Scherben hinweg und bahnte sich einen Weg aus dem Zimmer. //Ich habe echt wichtigere Probleme als diese blöde Tasse.// Nach einigen entnervten Momenten des Suchens wurde Kydora fündig und kehrte mit einem Lappen bewaffnet zurück in ihr Zimmer. //Und genau um diese Probleme werden wir uns kümmern! Das steht fest.//

Die Scherben und die Teereste waren rasch beseitigt und Kydora hängte grummelnd den Lappen zum Trocknen auf. Kurz überlegte sie, ob sie einer weiteren Tasse Tee einen Versuch geben wollte, entschied sich aber dann dagegen. Erschöpft und müde ließ sie sich auf ihr Bett plumpsen und betrachtete nachdenklich eine der nahe stehenden Kerzenflammen.

"Du weißt selber, dass du voran kommen musst." Diesen Satz würde Kydora vermutlich ewig im Gedächtnis behalten. Aber er hatte ja auch recht mit dem was er ihr gesagt hatte. Das wusste sie selber. Und dennoch: Es war leichter gesagt, als getan. Mit einem Seufzen löschte sie die letzten Kerzen und kuschelte sich anschließend unter ihre Decken. //Ich werde voran kommen. Definitiv. Irgendwie werde ich es schon schaffen.//
Eine Weile lag sie noch wach und grübelte vor sich hin, bevor sie irgendwann einschlief.