Autor Thema: Kydoras Zimmer  (Gelesen 10376 mal)

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Offline Kydora

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Kydoras Zimmer
« am: 06. Okt 16, 19:52 »
Es war abends und es war langsam dunkel geworden in der Stadt. Doch in dem Zimmer brannte schon ein warmes angenehmes Feuer im Kamin. Kydora hatte es sich auf einem der Felle vor dem Kamin gemütlich gemacht und überflog gerade die handschriftlichen Zeilen auf dem Papier, das sie in den Händen hielt. Sie wirkte nachdenklich.

Um sie herum auf dem Boden waren noch andere Blätter und Bücher verteilt, darunter auch Notizen, die sie selber gemacht hatte.

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #1 am: 06. Okt 16, 20:39 »
Die Arbeit war geschafft. Kaum zu fassen, aber der Stapel auf seinem Schreibtisch war irgendwann abgearbeitet gewesen.
Den Sonnenuntergang hatte er von seinem Fenster aus begutachten können, aber er hatte gar keinen Sinn dafür gehabt, um die Schönheit des Moments zu genießen. Nachdem er seine Kammer in der Ayd'Owl betreten hatte, hatte er sich auf einen Stuhl sacken lassen.

Und dann hatte er die Bücher gesehen, und die Hausaufgaben, die er noch vor sich hatte.

Und dann war Rikhard aufgestanden, hatte zum ersten Mal Aufgaben Aufgaben sein lassen - und hatte einen Abendspaziergang begonnen. Ein Brief wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er wusste nicht, ob Kydora anwesend war, aber es zu versuchen, konnte nicht schaden. Also klopfte der Magier irgendwann an die schwere Holztüre von Ardors Heim.

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #2 am: 06. Okt 16, 21:05 »
Als es klopfte, schaute Kydora überascht auf. Besuch erwartete sie keinen. Den Zettel noch immer in der Hand verließ sie ihr Zimmer und machte sich auf den Weg zur Haustüre. Die Strecke war schnell zurückgelegt und sachte öffnete sie die Türe.

"Rikhard?"

Verdutzt blickte sie den jungen Magier an, der da vor der Türe stand. Ein paar Schneeflocken hatten sich in seine Haare verirrt - an die Tatsache dass es in Ardors Vorgarten immer schneite konnte sich Kydora nur schwer gewöhnen. Aber es war ja auch keine große Strecke, die zurückzulegen war, bis man wieder aus dem schneienden Vorgarten raus war.

"Uhm... ich habe nicht mit Besuch gerechnet, aber komm doch erstmal rein."

Kydora machte einen Schritt zur Seite, so dass Rikhard ohne Probleme eintreten konnte. Die junge Barbarin trug einfache Tunika und Hose. Ihre Gesichtbemalung fehlte und es war ersichtlich, dass sie sich schon mal für die Nacht fertig gemacht hatte.

"Was kann ich für dich tun?"
« Letzte Änderung: 06. Okt 16, 21:11 von Kydora »

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #3 am: 06. Okt 16, 21:41 »
"Danke."
Rikhard legte den Mantel ab, den er trug, und hängte ihn achtlos über eine Stuhllehne. Er sah erschöpft aus. Seine Oberlippe wurde von ein wenig Flaum verunstaltet, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Formloser, als man es von ihm gewohnt war, sackte er auf einen Stuhl.
Es war ungewohnt, Kydora ohne Dreck im Gesicht zu sehen, fand er. Aber sie sah sehr viel weicher und auch ordentlicher aus, fand er.
"Mir ist einfach nach Gesellschaft. Diese neue Arbeit ist sehr anstrengend, und mir gehen gewisse Ereignisse nicht mehr aus dem Kopf."

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #4 am: 06. Okt 16, 21:55 »
Fragend legte sie den Kopf zur Seite. Ihm war nach Gesellschaft und er kam ausgerechnet zu ihr?

"Komm erstmal mit rüber in mein Zimmer. Da ist es wärmer." Sie schnappte sich noch eine Kanne Wasser, um sie anschließend im Kamin übers Feuer zu hängen. In dem Zimmer brannten neben dem Kaminfeuer noch ein paar Kerzen. Rechts an der Wand stand ein gemütliches Bett, wo Kydora den Zettel ablegte. Dann hängte sie das Wasser über das Feuer und begann das Chaos auf dem Boden zu stapeln.

"Tut mir Leid, es ist etwas unordentlich hier. Aber am Boden lernt es sich viel gemütlicher als am Tisch." Sie lächelte ihm aufmunternd zu als sie die Bücher und Notizen auf ihren Schreibtisch ablegte. Sie nahm ihre Klamotten vom Stuhl und legte sie auf eine Truhe. So hatte Rikhard die freie Wahl, wo er sitzen wollte. Sie selbest nahm auf einem der Felle vor dem Feuer Platz. "Ist dir einfach nur nach Gesellschaft oder ist dir auch nach Reden? Du hast die freie Wahl."

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #5 am: 06. Okt 16, 22:03 »
"Das macht nichts." Wohlwollend sah Rikhard über die Unordnung hinweg. "Ich denke, ich nehme einen Tee, sehr aufmerksam von dir."
Tatsächlich machte ihm die Unordnung nichts aus. So weit ist es also schon gekommen.
"Sowohl als auch, würde ich sagen. Das ist doch der Sinn von Gesellschaft. Reden, nicht wahr? Mein Alltag ist geschrumpft auf diese Assistenzstelle - und dann noch das normale Studium. Das macht mir zu schaffen, und ich muss den Kopf freikriegen. Seitdem wir auf der Insel der Stürme waren, ist ohnehin vieles anders als vorher."

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #6 am: 06. Okt 16, 22:14 »
Kydora nickte ihm zu. "Also Gesellschaft hat nicht immer mit Reden zu tun, weißt du. Manchmal reicht es zum Bespiel schon einfach zusammen auf einer Wiese zu liegen, die Sterne zu betrachten und zu wissen, dass man nicht alleine ist." Neugierig beugte sich Kydora über das Wasser, doch es brauchte noch und enttäuscht ließ sie sich zurück sinken.
"Ja die Insel der Stürme. Ich bin froh, dass du es zurück geschafft hast. Ehrlich. Ich hatte etwas Sorgen, als du morgens offenbar schon weg warst." Sie schaute ihn an. Er sah wirklich nicht sehr erholt aus. Kydora musste an Runa denken. Auch bei ihr war die Erschöpfung zu sehen gewesen. Leicht schüttelte Kydora den Kopf. Leise murmelte sie etwas von "Akademie" und "tut euch nicht gut". Doch dann klopfte sie neben sich auf das Fell und schaute Rikhard auffordernd an.
"Setz dich ans Feuer. Das wird dir gut tun."

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #7 am: 06. Okt 16, 23:13 »
"Also gut." Seufzend setzte Rikhard sich auf das weiche Fell.
"Ich bin noch nachts aufgebrochen. Als ich wieder nüchtern wurde - oder zumindest nüchterner - da wollte ich nur noch fort von diesem unseligen Ort mitsamt seinen Geschehnissen dort. Die Reise zurück war auf ihre ganz eigene Art seltsam." Kurz überlegte er, ob er Kydora davon erzählen sollte, aber sie würde gewiss kein Verständnis dafür haben, wie er mit der Frau umgegangen war.
"Ich dachte, meinen Kopf in die Arbeit zu stürzen, würde helfen, aber das tut es nicht. Ich glaube, ich werde die Akademie einfach nicht mehr verlassen."

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #8 am: 06. Okt 16, 23:26 »
Aufmerksam lauschte sie Rikhards Ausführungen. Dann überlegte Kydora einen Moment bevor sie etwas dazu sagte.
"Es ist mutig und unachtsam zugleich nachts noch in so einer Gegend rumzulaufen. Umso mehr bin ich beruhigt, dass dir offenbar nichts passiert ist. Du hast verdammtes Glück gehabt Rikhard." Sie schaute in das Feuer und verfolgte das Spiel der Flammen.
"Ich glaube langsam verstehe ich ein paar Sachen. Gar kein Ziel zu haben und nur so vor sich hinzutreiben ist nicht die Lösung." Sie schluckte schwer. "Sich aber nur in Arbeit zu stürzen scheint auch nicht der richtige Weg zu sein." Sie blickte wieder zu Rikhard und hielt die Hände wie eine Waage hoch. "Wir alle brauchen einen Ausgleich, aber die Menge des Ausgleichs ist für jeden anders." Sie ließ die Hände wieder sinken. "Die Akademie nicht mehr zu verlassen ist nicht der richtige Weg. Zumindest glaube ich das. Ich sollte dich vielleicht nicht mehr in jede Taverne mitschleppen, die ich kenne. Aber du solltest dich auf keinen Falll verkriechen."

Das Wasser machte sich bemerkbar. Kydora schreckte leicht zusammen und nahm die Kanne wieder an sich. "Ich bin gleich wieder da."
Kurz verschwand sie in die Küche und ließ Rikhard alleine im Zimmer. Sie kramte zwei Tassen hervor, suchte eine Teemischung raus und goss das warme Wasser in die Tassen. Ein angenehmer Duft machte sich breit.

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #9 am: 07. Okt 16, 00:41 »
"Du lässt dich also treiben?" Dankbar nahm Rikhard den Tee entgegen - und verbrannte sich prompt die Lippen. "Autsch."
Er schwieg und sog den Duft des Getränks tief in seine Nase.
"Ich verstehe kaum etwas von der Welt. Meine Jugend war ein wenig zu einzigartig dafür. Aber an der Akademie bin ich sehr gut aufgehoben, weißt du? Ich hab meine Stärken, Fleiss und Wissbegier. Beides kommt mir zugute. Andererseits bemerke ich, dass mir gewisse Dinge fehlen. Jemand zum Reden. Gesellschaft. Und dann wieder denke ich an Adara." Gedankenverloren stellte Rikhard den Tee beiseite. "Es ist schon seltsam."

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #10 am: 07. Okt 16, 00:52 »
"Ja schon irgendwie. Zumindest haben mir das genug Leute gesagt. Es scheint plausibel. Und es ist ja auch an sich nichts schlechtes. Ich hätte sonst all die Bekanntschaften nie gemacht. Aber die Dinge brauchen halt das richtige Maß."
Kydora setzte sich wieder auf das Fell, die Tasse erstmal zwischen den Händen haltend.
"Ich würde auch sagen, dass du gut an die Akademie passt. Aber Abwechslung ist wichtig. Und sei es nur ein Spaziergang durch den nächsten Wald. Oder meinetwegen den Garten der Akademie. Der ist groß genug." Ihr Blick glitt zum Feuer und sie beschloss noch einen Holzscheit nachzulegen. Wer wusste schon, wie lange der Abend noch gehen würde.
"Was genau findest du selstsam?" Kydora schaute Rikhard fragend an. "Und kenn ich Adara? Ich kann mich nicht entsinnen, den Namen schon mal gehört zu haben."

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #11 am: 07. Okt 16, 01:23 »
"Nein, Adara kennst du nicht. Ich hab sie auf der Rückfahrt von der Insel kennengelernt."
Nun nahm er doch wieder den Tee auf und trank einen Schluck. Und verbrannte sich erneut die Lippen. Etwas erbost blies er darauf.
"Sie hatte dieselbe Überfahrt gebucht wie ich, aber ihr ging das Geld aus. Und dann kam eins zum andern, und... jedenfalls ist sie jetzt hier, in Fanada. Sie hat hier Arbeit gefunden. Sie hat ein sehr bewegtes Leben hinter sich, ein wenig wie ich - aber sie hat es nicht so gut aus diesem Leben heraus geschafft wie ich, weißt du?"
Er schüttelte den Kopf.
"Das Leben außerhalb der Akademie schreckt mich ein wenig, fürchte ich. Ich hab mittlerweile einige Geschichten gehört, über das, was ihr so tut, wenn ihr auf Reisen seid, und es scheint mir wirklich nicht erstrebenswert zu sein. Irgendwann bringt ihr euch noch um, fürchte ich. Aber sei es, wie es sei. Fakt ist, dass ich nicht gerade glücklich bin mit dem, was ich tue. Ständig muss ich darauf achten, einen guten Eindruck zu machen. Mir ist es wichtig, was man so von mir denkt, und ich weiß, dass du darauf überhaupt keinen Wert legst. Vielleicht solltest du wirklich aufhören, dich treiben zu lassen. Wenn du möchtest, kann ich dir bei ein paar Dingen helfen. Zum Beispiel solltest du hier ein wenig Ordnung schaffen, hm? Ordnung ist wahrlich das halbe - ich tu's schon wieder."
Er seufzte vernehmlich.

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #12 am: 07. Okt 16, 10:39 »
"Ach mach dir keinen Kopf. Außerdem sieht das nur auf den ersten Blick unordentlich aus." Sie deutete auf den Schreibtisch. "Ich weiß ziemlich genau, na gut eher ungefähr, wo ich was habe. Aber ich müsste nicht so lange suchen." Sie griff nach ihrer Tasse und nahm vorsichtig schlürfend einen Schluck. "Außerdem hab ich wichtigere Dinge zu tun, als mich darum zu kümmern wie ordentlich meine Unterlagen sind." Sie stellte die Tasse wieder ab.
"Geschichten also, so so." Kydora grinste verschmitzt. "Ich weiß nicht, wie das bei den anderen aussieht, aber ich suche den Ärger jedenfalls nicht freiwillig. Aber kommen wir zurück zu dir." Sie überlegte einen Moment, bevor sie fortfuhr. "Komm doch morgen einfach mal vorbei. Zieh dir bequeme Kleidung an und dann gehen wir in den Wald. Ich kenne da ein nettes Stückchen nicht allzu weit von der Stadt. Und dann kannst du einfach mal den Akademie-Rikhard in der Akademie lassen und auf andere Gedanken kommen. Was meinst du?"

Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #13 am: 07. Okt 16, 18:56 »
Zweifelnd sah Rikhard Kydora ins Gesicht. "Naja, warum nicht? Ich hoffe nur, ich schaffe meine Arbeit rechtzeitig, sonst wird es noch ein Nachtspaziergang. Auf andere Gedanken zu kommen klingt wirklich verlockend, in letzter Zeit denke ich nur noch an die Arbeit. Andererseits habe ich das vorher auch getan. Dieses Mal ist es nur eben so, dass es nicht mehr so ist, wie früher. Seit ich auf der Insel war, hat sich mein Fokus etwas verschoben. Verstehst du, was ich meine? Ich hab die Akademie mit Scheuklappen betrachet, mein Studium unabhängig von der ganz realen Welt, die uns umgibt. Und nun möchte ich diese Scheuklappen wieder anziehen, aber funktionieren tut das nicht."

Offline Kydora

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Re: Kydoras Zimmer
« Antwort #14 am: 10. Okt 16, 10:16 »
"Hm."
Kydora schwieg einen Moment, nippe währenddessen an ihrem Tee.
"Ich verstehe, was du meinst. Aber ich verstehe nicht, warum. Außerhalb der Akademie gibt es so viele Dinge zu entdecken. Warum möchtest du Scheuklappen tragen?"
Sie zog die Beine an und setzte sich in einen gemütlichen Schneidersitz.
"Warum ist dir die Arbeit so wichtig? Was daran macht dir Spaß?" Sie beugte sich leicht zu ihm rüber und fixierte ihn mit ihrem Blick.
"Was ist dein Ziel und warum?"

Sie lehnte sich wieder zurück.
"Du musst mir dir Fragen jetzt nicht beantworten. Aber du solltest sie dir auf jeden Fall selber beantworten können. Hinterfrage regelmäßig dein Handeln und schau ob es überhaupt noch zu deinen Zielen passt. Und wenn nicht." Kydora zuckte mit den Schultern. "Dann ändere etwas."