André verschwand rasch, wenn auch mit rotem Gesicht (der Arme wurde von seinen Kameraden schon wieder fröhlich angelacht) und kam eine gaaaanze Weile nicht wieder.
Die anderen glucksten und die Stimmung war wieder obenauf. Jeder vermied nun das Thema Spital und so kamen zum Teil etwas flache, dafür aber harmlose Gesprächsthemen auf den Tisch.
Julienne wurde mal wieder Ziel des freundlichen Gespötts wegen ihrer Stute, Hexe. Gerard, der eigentlich mit fast allen Pferden gut klar kam, stellte sich auf die Seite des Weibels und proklamierte, das Vieh gehöre in die Suppe. Nesrine sah etwas ernster drein als der Rest und meinte nur, das Tier sei ein Pulverfass. Ihr ging Juliennes Wohlbefinden nahe, das konnte man ihr ansehen.
"Aaach, ihr 'abt doch allö keinö Ahnung!"
Kurz darauf kramte Nesrine in ihrer Tasche und holte Wurfzabel heraus. Sie und Julienne lieferten sich eine fast schon harmlose Partie, bei der klar wurde, dass letztere das Spiel noch nicht lange kannte.
Irgendwann tauchte André dann wieder auf und sie brachten ihre Sachen in die Schlafräume. Miri hatte zudem noch dafür gesorgt, dass für diejenigen, die wollten, ein Bad bereitstand. In dem kleinen Zuber, der in einem rückwärtigen Raum des Gasthauses aufgestellt worden war, wartete warmes Wasser, das ständig durch eine Magd ausgetauscht wurde. Besagte Magd stellte auch Seifen, Bürsten und Tücher zur Verfügung. (Als André badete, nahm Miri den Platz der Magd ein...) Ein Zugang zum Kamin erlaubte ein Feuer in dem Raum und so war es wirklich eine angenehme Erfahrung für jeden.
Den Rest des Abends blieben sie an ihren Plätzen im Schankraum, der sich mittlerweile gut gefüllt hatte. Viele Handwerker des Viertels kamen nach Arbeitsschluss hierher, um in geselliger Runde ein oder zwei Bier zu trinken. Für die hungrigen hatten die Wirtsleute und die Schankmägde Suppe zubereitet.
Auch die Goldbacher ließen sich welche bringen - ein einfaches, aber wärmendes Mahl, das hauptsächlich Wintergemüse enthielt.
Bei André hingegen schwamm ein großer Markknochen, an dem noch erstaunlich viel Fleisch anhaftete, in der Schale...
Es hagelte wieder amüsierte Blicke und anzügliche Bemerkungen.
Später war es dann an der Zeit, sich ins Bett zu begeben. Die Goldbacher stapften die Treppen zu den Schlafsälen hinauf, verabschiedeten sich im Flur voneinander und verschwanden in ihren jeweiligen Zimmern.
Die Nacht verlief sehr ruhig. Alle waren im zweiten Obergeschoss untergebracht und das Stockwerk zwischen ihnen und der Schankstube schluckte den Lärm, den die Feiernden machten.
Der nächste Morgen war eisig. Es hatte marginal geschneit und die ganze Stadt sah aus, als hätten die Götter sie mit feingemahlenem Zucker bestäubt.
André kam fast zu spät und als er auf sein Pferd stieg, stand eine traurige Miri im Eingang zum Schankraum.