Fleur nickte und bat Sayo um einen Augenblick Geduld. Sie huschte aus dem Zimmer und kam wenige Augenblicke später zurück.
Doch dieses Mal war sie nicht allein.
Ein kleines Mädchen, schlank und zart, mit goldenen langen Haaren und Meer-blauen Augen begleitete sie. Die Ähnlichkeit der Beiden war unverkennbar. Das Kind blickte Sayo mit der typischen Neugierde des hiesigen Nachwuchses an. Es trug ein rotes, mit einem Frühlingsmotiv besticktes, ärmelloses Kleid, ein graues Untergewand, einen Kranz mit Stoffblüten und Schleier aus hellblauem, feinen Stoff auf dem Kopf und warme Lederschuhe, die aus einem Schafsfell gemacht waren.
"C'est ma fille, Amelíe. Wenn Ihr erlaubt, wird sie mir helfen.", sagte Fleur zu der Nihonnerin.
Als diese ihre Zustimmung signalisiert hatte, ließ die Wäschemagd die Kleine knicksen.
Das Kind lächelte und zeigte dabei mehr Zahnlücken als Zähne. Es trug einen kleinen Korb, in dem sich allerlei Dinge befanden.
Fleur ließ sich von Amelíe zuerst ein Trockentuch, dann Haarbürste und Kamm und schließlich ein Haarband angeben, während sie Sayos Haupt frisierte.
"Fertig!", verkündete die Wäschemagd schließlich und Amelíe zauberte aus dem Korb einen kleinen, schlichten Handspiegel, in dem sich Sayo betrachten konnte.
"Isch 'abe doch noch einön Gürtäl für Eusch gefundön. Amelíe!"
Fleur winkte die Kleine heran, die auch artig mit dem Korb näher kam.
Die Wäschemagd zog einen sehr langen, etwa Finger-breiten, braunen Ledergürtel mit schlichten, runden Messingnieten, die über die gesamte Länge angebracht waren, aus dem Behältnis.
Sie half Sayo zunächst, den Gürtel richtig anzulegen und kniete sich dann vor die Fremde, um ihr die Schuhe anzuziehen.
All dies schien Fleur schon oft getan zu haben. Sie ging ruhig und sanft, aber effizient vor. Sie war zurückhaltend, wenn es um die Privatsphäre desjenigen ging, dem sie diente, hatte aber auch ein Gespür dafür, wo sie vielleicht von Nutzen sein konnte. Sie bot sich an, ohne sich aufzudrängen. Ließ Platz, ohne im Stich zu lassen.