Es schneite in Fanada. Zugegeben, das tat es jeden Winter, aber diesesn Winter hatte es ein wenig mehr geschneit als sonst. Selbst jetzt, so nah am Frühling, fielen noch dicke Flocken vom Himmel. Rikhard raffte seine dunkle Robe enger um sich. Der dicke Stoff war völlig glatt gebügelt, und irgendwie hatte Rikhard es geschafft, dass der Saum fast unberührt vom kalten Weiß geblieben war. Dabei war er bereits eine gute Zeit unterwegs. Er hatte, nachdem sein Tagewerk vollbracht war, die Räumlichkeiten der Akademie verlassen und hatte sich auf den Weg zu Adara gemacht.
Die beiden waren bereits seit einiger Zeit miteinander verabredet gewesen, aber Rikhard hatte die junge Frau ein ums andere Mal versetzt, weil natürlich seine Arbeit als Assistenz der Akademieleitung deutlich wichtiger gewesen war. Nun jedoch hatte er endlich die Zeit gefunden, um sich noch bei Tageslicht zu ihrem Treffpunkt aufzumachen.
Außerhalb der Stadtmauern Fanadas lagen die Felder und Wiesen unter einer weißen Schneedecke. Umsichtig ging Rikhard ein wenig abseits der großen Straße, die zu den Toren führte - schließlich war dort der Schnee längst zertrampelt, und einzelne Pflastersteine lugten unter dem braunen Schneematsch hervor. Nein, lieber hatte er einen etwas beschwerlicheren Weg, als diesen Dreck an seiner schönen Robe.
Es dauerte gar nicht mehr lange, da kam das Gasthaus in Sicht. Der Wirt verdiente gutes Geld damit, Reisende zu beherbergen, die des Nachts in Fanada ankamen und vor verschlossenen Toren standen. Sein Sohn, ein eher tumber Bursche, wie Rikhard fand, lernte an der Ayd'Owl, und seit Rikhard diesem Sohnemann mit seinen Aufgaben geholfen hatte, war er in dem Gasthaus gar nicht so ungern gesehen.
Er betrat also den Schankraum und begab sich in eine ruhige Ecke. Keine fünf Minuten hatte er gewartet, als der Vorhang, der den Raum vor der Zugluft der Türe schützte, zurückgeschlagen wurde, und eine in dicke Wolle gekleidete Person eintrat.
Adaras Haut war immer noch schneeweiß. Aber sie war nicht mehr so ausgemergelt, wie Rikhard sie kennengelernt hatte. Im Gegenteil. Sie war nicht fett, gewiss nicht, aber selbst unter ihrer warmen, aber unförmigen Kleidung konnte Rikhard einige gewiss schöne Kurven erahnen. Sie begrüßte ihn freundlich, dann sah sie ihn erwartungsvoll an.
"Rikhard! Seid ich auf diesem Hof arbeite, haben wir uns nicht mehr gesehen, und du hast kaum von dir hören lassen. Wie ist das Leben an der Akademie? Was treibt dich überhaupt her?"