Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Burg Goldbach und Umgebung (Frühling 267 n.J.)

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Berengar von Thurstein:
Nach einer kleinen Weile kam Berengar an dem Garten im Inneren der Anlage vorüber. Zunächst sah er die Ritterin und ihre kleine Tochter nicht, sondern lediglich die schönen Beete und Bäume. Köhlersruh war umgeben von einem finsteren, urtümlichen Wald, dem die Bauern und Köhler mühsam ihr Tagewerk abtrotzen mussten, auf Quellengrund war er nur zur Hoffahrt und zu den Gerichtstagen, und die großen Städte des Ostens sowie die Hauptstadt Lichttals waren in Stein gemeißelte Monumente der Glorie des Reiches. Eine so friedvolle, schöne Verbindung von Architektur und Natur hatte er schon lange nicht mehr durchwandelt.

Schließlich wurde er der Anwesenheit der Frau und des Kindes gewahr und hielt inne. Eine kleine Weile lang beobachtete er die liebevolle Vereinigung von Lorraine und der Kleinen, von der er nur vermuten konnte, das sie das winzige Wesen sein musste, welches er auf Klaras Verlobungsfeier im kleinen Kreise im Arm der Ritterin gesehen hatte vor über einem Jahr. Unwillkürlich dachte er an Katharina, seine Adoptivtochter, deren gesamte Kindheit sie bei Eltern hatte verbringen müssen, welche sie weder liebten noch wollten. Doch etwas schien dieses Bild zu trügen. Wo war der Vater des Kindes? Ein Opfer des Bruderkrieges konnte er bei dem Alter der Kleinen nicht sein. Und Goldbach schien so friedvoll...

Ein weiterer düsterer Schatten auf dem Herzen eines guten Wesens. Diese Welt konnte so grausam sein. Schließlich riss er sich von dem Anblick los und betrat den Garten. Mit einem leise gepfiffenen Lied auf den Lippen näherte er sich den Beiden und lächelte Lorraine sacht zu, sobald diese ihn bemerken würde. "Guten Abend, ich hoffe ich störe nicht."

Lorainne:
Peinlich berührt zuckte Lorainne zusammen und erhob sich schnell.
"Berengar, werter Freund. Wie ich sehe,seid ihr dem Beispiel Eurer Herrin gefolgt, und habt Euch dem Schmutz der Reise entledigt."
Verlegen grinste sie.
Es störte sie nicht, wenn man sie mit ihrer Tochter sah, auch wenn oft die wildesten Vermutungen über ihren Vater angestellt wurden und es ein offenes Geheimnis war, dass Judith ein Bastard sein musste, doch Berengar war ihr noch recht unbekannt, was sie gedachte bald zu ändern, denn mit seinem Kalkül in der Schlacht und mit dem ein oder anderem kurzem Gespräch hatte er sie beeindruckt.

"Meine Tochter kennt ihr noch? Auch wenn sie nicht mehr sehr an den Fleischklops vom letzten Jahr erinnert. Judith de La Follye."

Berengar von Thurstein:
Kurz musterte Berengar die inzwischen blutunterlaufenen Stellen in Lorraines Gesicht und am Hals, wo sie von den stumpfen Hieben ihrer Widersacher verletzt worden war, und ein hintersinniges, feines Lächeln umspielte seine Züge. "Ihr seid nicht so leicht zu töten, wie sie gehofft hatten, nicht wahr?" sagte er leise, auf die Anwesenheit des Kindes bedacht. Dann wandte er Judith seine Aufmerksamkeit zu, kniete sich zu dem kleinen Wesen hinunter und sah das Mädchen zunächst nur an. Er wusste wie er selbst aus ausgewachsene Männer und Frauen wirken konnte und wollte, dass das Kind sich erst einmal darüber klar wurde, ob es den Fremden genauer in Augenschein nehmen, oder sich lieber bei der Mutter verstecken wollte.

"Hallo Judith, es ist schön dich wieder zu sehen, junge Dame de la Follye." Ein offenes Lächeln zierte nun sein von vielen Schlachten und Sorgen gezeichneten Gesicht.

Lorainne:
"Ich gebe mir Mühe", lächelte sie und beobachtete ihre Tochter,  die den großen Ritter skeptisch musterte, bevor sie dich einfach umdrehte und kichern weglief.
"Immerhin weint sie nicht. Sie scheint Euch zu mögen."

"Mamamam.. Da!" Das Kind kam angelaufen und deutete aufgeregt auf eine Butterblume, die ihren Kopf in die Höhe reckte.
"Oui, Chemie,  une belle fleur", lächelte Lorainne und wandte sich an Berengar.
"Wie gefällt Euch Goldbach? Ist es nicht wunderbar?"

Berengar von Thurstein:
"Ja, das ist es." Er sah Judith nach, erhob sich schließlich und wandte sich Lorainne zu. "Für jemanden, der aus Lichttal zwar nicht stammt, aber dort nun seine Heimat weiß, ist es beinahe unwirklich. Ich versündige mich mit jedem Gedanken daran, was hinter der nächsten Ecke lauern könnte um mich zu zerreißen..." Er schauderte als sich ihm eine Erinnerung aufdrängte und kurz seinen Geist erfüllte. Doch er schüttelte es ab. "Verzeiht mir, ich wollte keinen Unfrieden ins unser kleines Zusammenkommen tragen." Als das kleine Mädchen glockenhell auflachte, weil es ein neues Wunder erspäht hatte, wandte Berengar kurz den Blick zu dem Kind.

"Lorainne, ich weis, es lag nicht in meinem Zutun, und niemand hätte ahnen können, was auf dieser Reise in das Otterbachtal auf uns warten würde doch... es tut mir von Herzen aufrichtig leid, Euch dort im Stich gelassen zu haben." Bat er sie allen Ernstes um ihre Absolution für etwas, dass er nicht in der Hand gehabt hatte?

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