Die Feier war vorbei. Die meisten der hochgestellten Gäste waren abgereist, und die letzten Girlanden, Fahnen und Banner wurden abgehängt. Die Stadt kehrte zu ihrem Alltag zurück, die Straßen wurden ein wenig schmuckloser und das Leben wieder ein wenig ruhiger.
Die letzte Woche war anstrengend gewesen. Die drei Tage, die die Hochzeit angedauert hatte, waren voll mit Förmlichkeiten, aber auch mit Herzlichkeiten gewesen. Besonders hatte Vanion sich darüber gefreut, die Lavinia-Geweihte aus Ahrnburg wieder zu sehen. Ihr Anblick hatte Erinnerungen wach gerufen, Erinnerungen an Zeiten, die längst vergangen waren.
Vanions Sporen klackerten leicht auf dem harten Boden, während er durch die Gänge der Voranenburg schritt. Sein Ziel war der Stall; und als er dort angekommen war, bat er einen der Burschen dort, sein Pferd zu bringen.
Wenig später ritt Vanion aus dem Burgtor heraus. Er hatte noch einige Vorbereitungen zu treffen und einige Besorgungen zu tätigen, und eine davon war besonders wichtig. Vor einem der vielen Gasthäuser Voranenburgs saß er ab, und er musste gar nicht hineingehen: die Gestalt, nach der Vanion Ausschau gehalten hatte, erwartete ihn bereits.
Freudig umarmte Vanion den in einfachen Brauntönen gekleideten Mann. Es war schließlich einer seiner Schwäger, namentlich Gilbert, der ihm einige Habseligkeiten vom Hof seiner Eltern, wo Vanion früher gewohnt hatte, nach Voranenburg gebracht hatte. Die beiden verstanden sich gut; und wie so oft, tauschten sie auch dieses Mal ein, zwei Anekdoten aus, bevor Vanion auf das zu sprechen kam, was ihn eigentlich hierher geführt hatte.
"Gilbert, sei so gut, und erledige einen Botengang für mich."
Auf Gilberts neugierigen Blick hin zog Vanion einen Lederbeutel hervor.
"Hier drin sind drei gute Silberstücke. Bring sie zum Lavinia-Orden in Caldrien und spende sie dort in meinem Namen. Und hier", Vanion zog ein paar fein gefaltete Papiere, die mit einem blauen Schwanensiegel verschlossen waren, hervor, "sind noch einige Briefe - an deine Frau und auch ihre Schwestern."
Nun waren die langweiligen Dinge erledigt, und nachdem Gilbert noch um einige Münzen gebeten hatte, um seine Auslagen für die Reise zu decken, nahm Vanion sein Pferd beim Zügel und die beiden schritten munter drein. Der Hof in Fanada schien prächtig zu gedeihen, so schien es - am Tage, als Vanion zum Ritter geschlagen worden war, war seine älteste Schwester zum dritten Male Mutter geworden, und die freudige Neuigkeit schlug sich in einem warmen Lächeln nieder.
Doch irgendwann ging auch dieser schöne Nachmittag vorbei, und Gilbert verabschiedete sich. Das trieb Vanions Gedanken zurück an die Probleme, die auf Voranenburg lagen und auch auf Feuerklinge: der unselige Brief des Herzogs, der die Ehe für null und nichtig erklärte und Gorix als Verbrecher beleidigte. Niemand hatte besonders besorgt gewirkt bei der Feier am dritten Tage, aber vielleicht hatte auch einfach niemand die gute Stimmung stören wollen.
Ein wenig wirkte der Tag wie einer dieser Sommertage, an deren Ende ein Gewitter losbrach.