Es war Nacht. Eine zum Glück nicht allzu kalte Nacht für diese Jahreszeit. Und der Regen hatte aufgehört. In eine Decke gehüllt saß Balerian vor dem schwarz-weißen Zelt und wünschte sich seine Pfeife herbei. Wie hatte er sie nur vergessen können? Man reiste nicht ohne seine Pfeife. Er stellte sich vor wie er an dem langen Stil seiner Lesepfeife zog, wie die Glut im Tabak aufleuchtete, wie er den aromatischen Rauch im Mund halten und dann langsam entweichen lassen würde. Der Magier musste seufzen. Was nicht war, das war nicht.
Sein Blick richtete sich zum Himmel hinauf, zu der dunklen Wolkendecke, die den Großteil der Sterne bedeckte und nur hier und da ein Stück vom gerade abnehmenden Mond preis gab. Balerian fand sich mit seinem Schicksal ab und sinnierte auch ohne Rauchwerk weiter über das Runenkreuz, das er sich selbst am Abend gelegt hatte. Er versank tiefer in seine Gedanken. Er hatte die Runen zum Kampf gegen Atos befragt, zur Reise zu jenem Wald, an dessen Rändern er einst von seinem alten Meister zum Adepten erklärt worden war, an dessen Rand sie schon mal gegen einen Lich kämpften. Die Runen zeigten ein bemerkenswertes Bild, nicht eindeutig und schwer zu interpretieren. Es schien der richtige Weg zu sein, die Reise anzutreten, aktiv zu werden und Anderen Unterstützung teil werden zu lassen. Aber der direkte Weg, die direkte Auseinandersetzung mit dem Kontrahenten, schien nicht der richtige zu sein. Zumindest nicht für ihn persönlich. Es schien als wollten die Runen ihm sagen, dass er dazu bestimmt sei, den Schaden zu lindern, den Atos angerichtet hat. Sicher, es gab am Rand vom Arden mehrere Dörfer, wer weiß in wie vielen der Zauberer schon eingekehrt ist? Es könnte kaum unwahrscheinlich sein, dass dort Menschen wohnen, die dringende Unterstützung brauchen können. Wenn es nicht schon zu spät zu für etwas war. Aber wenn die Runen ihn schon darauf stießen, zumindest interpretierte Balerian das so, konnte er das nicht ignorieren. Ein wenig schämte er sich, dass er nicht selbst darauf gekommen war. Wo Atos wandelte, hinterließ er Leid und Chaos. War es nicht wichtiger den Opfern zu helfen, oder potenzielle Opfer zu bewahren, als verbissen gegen den Lich in den Kampf zu ziehen, ohne sich um die Menschen in seinem Wirkungskreis zu scheren? Es war beides wichtig. Es musste die Einen geben, die ihn selbst stoppten, und die Anderen, die versuchten das Leid zu Lindern und seine möglichen Schergen an anderer Stätt zu bekämpfen.
Wieder seufzte der Magier. Er hatte noch viel über die lebendige, empathische Macht dieser Welt zu lernen. Über die größeren Zusammenhänge, das Verständnis dafür, ein Ziel vor Augen zu haben, ohne dabei den Weg zu verlieren. Er sollte versuchen seinen Geist weiter zu öffnen, um eines Tages zu einem weitsichtigen, weisen Mann zu werden.
Nun würde er meditieren. Und dann sollte er sich überlegen, wer ihn auf dieser Reise begleiten könnte. Wer sich von der Gruppe spalten würde, um mit ihm diesen Umweg zu machen, oder wer extra die Reise antreten würde, um sich um die Dörfer am Waldrand zu kümmern. Wenn er früh genug aufbrach, wäre vielleicht sogar noch eine Vereinigung mit der Gruppe am Treffpunkt möglich.
Während seiner Meditation erschien ihm Anders Gesicht. Und da waren noch mehr.