Hier und dort: In Engonien und außerhalb des Kaiserreiches > Gruppen auf Reisen im In- und Ausland
Klaras Reise nach Goldbach
Isabeau Lioncoeur:
Der Ritt war herrlich um den Kopf frei zu bekommen. Es dauerte nicht lange und Isabeau drosselte die Gangart ihres Pferdes zu einem gemütlichen Schritt. Der Weg verengte sich zunehmend, so dass die Pferde von Isabeau und Berengar nebeneinander schritten und die Blätter einiger tiefhängender Äste über ihre Köpfe und Schultern strichen.
"Ich bringe euch zu einem ganz speziellen Ort, Chevalier. Die Legende besagt, das Lavinia selbst einst diesen Ort gesegnet hat. Vielleicht wird euch die Ruhe und Aura dieses Ortes da helfen, wo ich es nicht konnte."
Nach weniger als 100 Schritt endete der Weg und mündete in einer großen Lichtung. Isabeau lenkte ihr Pferd zur Seite und ließ Berengar an sich vorbei reiten um ihm einen ungehinderten Blick auf die Landschaft vor sich zu ermöglichen:
Vor ihnen öffnete sich der Wald für einen nahezu kreisrunden See. Es war als ob Naduria selbst diesen Ort auserkoren hatte um ein Idyll zu schaffen welches die Seele laben konnte. Der Wald umschloss den See und sein Ufer in einem Ring aus feuerfarbenen Ahornbäumen. Das Ufer war teils sanft abfallend und von grünem Gras umgeben und teils von stufenartigen Findlingen und Felsen die es erlaubten oberhalb des Sees Platz zu nehmen um dort zu ruhen. Der See wurde durch eine eigene Quelle gespeist, die am nördlichen Ende aus den Felsen sprudelte und das Wasser glasklar sein ließ. Es schien auch einen Abfluß zu geben, aber dieser war von seinem Standpunkt aus nicht sichtbar.
Während Berengar den Anblick auf sich wirken ließ, ertönte Isabeaus Stimme wie eine Untermalung hinter ihm:
"Es war eine dieser lauen Sommernächte deren Luft wie Balsam ist und einen trunken vor Süße macht. Es war die Nacht der Sommersonnenwende und der Mond stand im vollen Glanz am Firmament. Der Mond stand hoch und als er über dem See stand, da spiegelte er sich wie in einem vollkommenem Spiegel darin. Es war als ob er selbst auf die Erde herabgestiegen wäre um dort zu verweilen. Lavinia selbst erblickte dieses Bild und stieg vom Himmel herab um zu sehen was geschehen sei. Sie entdeckte diesen See und fand so sehr Gefallen daran, dass sie zu lachen und zu tanzen begann. Das Lachen perlte wie goldenes Licht durch die Süße des Nacht und weckte die Menschen in den Weilern rundherum. Sie kamen verwundert und rieben sich den Schlaf aus den Augen und als sie Lavinia sahen fielen sie auf die Knie um sie zu lobpreisen. Die lichte Göttin tanzte über den Wassern und segnete die Menschen die zu ihr gekommen waren. Und so kam es, dass 9 Monate später wunderschöne Kinder geboren waren. Und im kommenden Jahr kamen die Menschen wieder zusammen um Lavinia zu lobpreisen. Und so ist es bis zum heutigen Tag."
Berengar von Thurstein:
Er ließ Bandobras halten und sah ruhig über die Wasser hinweg. Der Ort war friedlich und wirkte so, als könne niemand hier etwas her bringen, was diesen Frieden würde stören können. Nach einer Weile löste er sein Wehrgehänge und hängte es über den Sattelknauf, bevor er absaß und das Kaltblut seiner eigenen neugier überließ. Mit einem Blick zu Isabeau, der Schmerz aber auch Zuversicht in sich trug, ging er zum Ufer hinunter und sah sich sein Bild auf dem Wasser an, als sähe er sich seit langer Zeit zum ersten mal. "Könnte ich begreifen, wieso all das geschah, was mich zu diesem Tag und an dieses Ufer geführt hat, seit ich zum ersten Mal meiner erschöpften Mutter in die Arme gelegt wurde..."
Er hockte sich hin und ließ die raue Hand über das Gras streichen. "Ob er diesen Ort verschonen würde, wenn wir ihn nicht besiegen können? Ich denke, es wäre verblendet ihm solche Zurückhaltung zuzumuten. Aber wenn wir ihn nicht stoppen, dann wird er sich alles holen. Caldrien, Firngard, Goldbach... dieses Heiligtum..." Er beugte sich vor und schöpfte etwas von dem kristallklaren Wasser mit den Händen, und wusch sich die Hände und das Gesicht damit. "Manchmal liegt die Zukunft vieler in den Händen Einzelner. Möge meine Kraft nicht versiegen."
Mit diesen Worten erhob er sich und sah Isabeau an. "Wir werden jede Hilfe brauchen die wir bekommen können." In seinen Augen lag nun ein fester Entschluss...
Isabeau Lioncoeur:
Isabeau ließ Berengar die Zeit die er brauchte und hielt sich im Hintergrund. Sie lenkte ihr Pferd in die Nähe des Ablaufs und lies es trinken während sie die Umgebung um sich herum musterte. Sie hatte selten Zeit dazu außerhalb der Feiertage hierher zu kommen und die anstehenden Reisen würden ihre Zeit noch weiter beschneiden.
Als Berengar sich erhob und zu ihr trat, nickte sie:
"Und ihr sollt sie bekommen, sofern es in meiner Macht steht."
Berengar von Thurstein:
"Vom Standpunkt des erfahrenen Soldaten würde ich ja um eine Abteilung Soldaten bitten, aber Stahl allein wird nicht viel ausrichten, wenn wir uns dieser Bestie nah genug nähern können... Ich bin immer noch ratlos, aber immerhin nicht mehr verzagt. Irgend etwas wird uns einfallen." Er pfiff leise und Bandobras hob den Kopf. Nach kurzem schnauben trabte der große Hengst dann gemächlich zu Berengar hinüber. "Ich danke Euch für diesen Ausritt. Ich kann mir vorstellen, dass ihr sicherlich anderes zu tun gehabt hättet, wäre ich nicht so niedergeschlagen gewesen. Danke."
Isabeau Lioncoeur:
"Dank ist unnötig, Chevalier, die Frau Minne gebietet es."
antwortete Isabeau lächelnd.
"Möchtet ihr noch etwas verweilen?"
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln