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Ninim

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Ballessan:
Der Weg hin zu Adors Zelt verlief den Umständen entsprechen entspannt. Ador schien sich gerade hingesetzt zu haben, erhob sich aber, als sie auf ihn zu kamen. Francois hatte sich bereits zurückgezogen. Irgendwie bewunderte Balerian diesen Mann. Der Weibel verstand es Situation zu erkennen und eine Form von unaufdringlicher und angenehmer Hilfe zu leisten. Auch für die Münzen auf Maugrimms Totenfeier war er dem Goldbacher dankbar. Der Magier suchte den Blick des Soldaten und deutete eine Verbeugung an.
Auch die Begrüßung Adors erwiderte mit einer höflichen Geste. Balerian dachte nach. Er würde in dieser Runde frei sprechen. Ador kannte sein Handwerk ohnehin, Ninim ging als Betroffene die ganze Wahrheit etwas an und Algonkin schien hier mit mehr Sachverstand und Vernunft heranzugehen als manch anderer.
Nach dem Ninim ihre Bitte formuliert und Algonkin seine Bedenken geäußert hatte, sprach Balerian in leisem und ruhigem Ton zu Ador.
"Ador, Du weißt, dass Du noch Spuren von ihm finden wirst." Aus den Augenwinkeln versuchte er Ninims Gesicht zu sehen und hoffte, seine Worte würden sie nicht zu sehr erschrecken. Er richtete seinen Blick aber weiter auf Ador und versuchte die eigenen Worte mit Bedacht zu wählen.
"Bei starker Magie bleibt immer eine Spur zurück", fuhr Balerian fort. "Eine solche Beherrschung lässt sich nicht einfach spurlos abschütteln, Du weißt das. Ihr Wille wurde gebrochen, ihre Mauern eingerissen. Aber ein magischer Abdruck, ein Zeichen oder eine Restspur, machen Ninim nicht zu einer Gefahr. Ich fühle, dass sie nicht mehr unter seiner Kontrolle steht." Der Magister machte eine kurze Pause, eher er, Ador fest fixierend, weiter sprach.
"Worum ich Dich bitten möchte ist, dass Du damit vertraulich umgehst, oder zumindest sehr darauf achtest, wie Du Deine Erkenntnisse vor anderen formulierst. Nicht jeder hat unseren Sachverstand und die Gemüter sind aufgebracht." Er nickte noch einmal, wie um seine eigenen Worte zu bestätigen.
Zum möglichen Schaden in Ninims Geist wollte er sich jetzt nicht auslassen. Dieses Ausmaß würde Ninim noch in gänze begreifen müssen. Er dachte an seine eigene Folter, von der er noch vor niemandem in Gänze gesprochen hatte. Daran, was es aus ihm gemacht hatte. In seiner eigenen Globule, in der er ohne Zeit und Raum eine Ewigkeit von seinem dunklen Selbst gemartert wurde. Bis er schließlich brach und...
Nein, unterbrach er sich selbst. Seine Gedanken gehörten ins Hier und Jetzt.
Was würde Ador sagen?

Lorainne:
Lorainne hatte sich vor Simons Zelt, in welchem sie untergekommen war, auf den Boden plumpsen.lassen, so als hätte man sie plötzlich all ihrer Kraft beraubt.
Sie nahm den Becher von Enig entgegen und lächelte dankbar.
Als Vanion und Anders zu ihnen stießen, genügte ein Blick in Anders Gesucht, dass sie besorgt die Stirn runzelte.
Nichts von der Unbeschwertheit von einst war zu spüren. Das helle Leuchten, das Anders ausstrahlen konnte war nur noch ein trotziges Glimmen.
Sie hatte es immer gewusst, und jetzt war es geschehen: sie hatte Anders mit in die Dunkelheit gerissen.
Nicht persönlich, aber indem sie ihr ihre Welt gezeigt hatte, ihr Leben und die Menschen, denen sie verbunden war.
Anders hatte Freundschaften geschlossen und war dann ihrer Freunde beraubt worden.
Ein wenig hilflos schaute sie Vanion an. Lange erwiederte sie seinen Blick,  dann schien sie seinen Gedanken erraten zu haben.
Langsam schüttelte sie den Kopf.
Nein, sie gab Ninim keine Schuld an Maugrims Tod, nichtmal an dem, was Sasha widerfahren war.
Sie wusste, dass Ninim nur ein Lockvogel war, um Sasha heraus zu locken, um einen Riß in das Rudel, in die gesamte Gemeinschaft zu reißen.
Letztlich war Sasha verantwortlich, denn es war IHRE Entscheidung gewesen, Ninim zu folgen und gar zu befreien. Eine Entscheidung, die dazu führte, dass Maugrim seine traf.
Und jeder hatte seines dazu getan. Jeder trug seinen Teil der Schuld, Ninim war nur ein Symbol dafür.
Und doch- es war die Hand der Eiselfe, die die grausigen Taten verübte.
Lorainne senkte den Blick. Wie war es ihr ergangen, unter dem Einfluss der schwarzen Hexe, ihres Willens und ihrer Seele beraubt, hilflos ausgeliefert.
Hätte man es gewollt, so wäre sie ebenso Dienerin dunkler Mächte geworden. Doch sie hatte man beschützt, Ninim nicht.
Ihr, Lorainne, war das verschwinden Ninims nicht aufgefallen, sie hatte sie nicht einmal in ihren Reihen vermisst.
Ja, sie würden alle mit ihrer Schuld leben müssen, manche würde es vielleicht zerbrechen, andere würden lernen damit zu leben. U d sie, sie würde Buße vor Lavinia tun, wie es sich gehörte.

Sie ließ sich von Anders abtasten, ihr rechtes Bein war wieder Blutig, das Knie verletzt, jede Bewegung schmerzte. Die Schulter, in die die Hexe ihr Messer gerammt hatte, spürte sie kaum, ihr Arm war kraftlos, slihr Schwert nutzlos.
Als Vanion sichvetbit, das Schwert an sich zu nehmen, reichte sie es ihm, wie in alten Zeiten.
Und es war ein Hoffnungsschimmer, alte Vertraute und eine neue Freundin um sich zu haben.
Alte Bande würde gefestigt und neue geschlossen.

Riane:
Riane war wie viele andere durch die Schreie geweckt worden und hatte im Nachtgewand einen Blick auf die Lage geworfen. Die Erkenntnis, dass sie nicht angegriffen wurden und sich bereits ausreichend um das Problem gekümmert wurde, gab ihr Zeit sich zu bekleiden, auch wenn es gar nicht so leicht war, etwas in ihren Taschen zu finden, was nicht zerrissen und Blutverschmiert war. Als sie dann aus dem Zelt trat, sah sie Enid, Anders und Vanion, die sich um Lorainne kümmerten. Sie sah Stella im Gespräch mit Jelena und den Waibel, der gerade höflichen Abstand von Ardor nahm. Und sie sah Balerian, Ninim und Algonkin bei Ardor stehen.
Sie ging langsam zu der kleinen Gruppe vor Ardors Zelt hinüber und aus den wenigen Worten, die sie von Balerian noch hören konnte, konnte sie ihre Schlüsse darauf ziehen, worum es ging. Sie verstand Balerians Bedenken und hoffte, er würde sich an ihre Worte und Gesten für Ninim am Freuer am Abend zuvor erinnern und sie nicht wegschicken. Sie versuchte Blickkontakt zu Balerian und Ninim aufzunehmen, um den beiden eine Chance zu geben ihr zu signalisieren, ob mit ihrer Anwesenheit bei der Untersuchung einverstanden wären. In ihrem Blick lagen neben der stummen Frage auch Sorge um Ninim und die Hoffnung helfen zu können.

Anders:
Die Kenderin schüttelte den Kopf. "Du kannst mir ruhig helfen. Wir werden ein paar Wunden waschen müssen. Sofern es nicht zu tief ist können sie so heilen, sonst müssen wir vielleicht nähen. Ich habe leider nicht viele Kräuter dabei, aber eine Wundsalbe die wird zumindest etwas gegen die Schmerzen helfen. Enid weißt du wo wir hier firsches Wasser herbekommen?"
Nachdem die junge Frau mit einer Schüssel voll warmen Wasser zurück gekommen war machte sich die Kenderin an mit ihr an die Arbeit. Sie wuschen das Bein, richteten das Knie und sorgten mit ein paar Verbänden dafür das es sich hoffentlich nicht mehr verdrehte. Die Schulter war kniffliger, der Arm kam in eine Schlinge, aber die Messerwunde sah hässlich aus und roch nicht gut. "Du musst besser auf dich aufpassen." Vorsichtig bestatete Anders das rohe Fleisch. "In letzter Zeit habe ich das Gefühl das du zu viel riskierst. Deine alten Wunden sind kaum verheilt und schon hast du dir neue zugezogen. Was suchst du so weit vorne in der Schlacht? Was willst du erreichen Lorainne? Denkst du ab und zu auch mal an die die du zurück lässt wenn du so rücksichtslos mit deinem Körper umgehst? Deine Tochter zum Beispiel? Die Wunde sieht nicht gut aus, oberflächlich mag sie harmlos wirken aber die Haut ist geschwollen, rot und heiß. Und ich hab nicht genug dabei um das zu behandeln..." Sie seufzte leise und schaute der Ritterin ins Gesicht. "Du brauchst Ruhe! Hörst du mich? Keine Kämpfe, keine wochenlangen Reisen sondern Ruhe! Und jemanden der nicht wie ich mit leichtem Gepäck gereist ist. Ich hab noch Weidenrinde, daraus kannst du dir Tee machen für die Schmerzen. Aber diese Wunde muss sich noch jemand anders ansehen. Und vorallem musst du sie ruhig halten."

Vanni:
Bei Algonkins Worten sah Ninim hoch zu ihm und ein kleines, echtes Lächeln schlich sich in ihren Mundwinkel.
Sie und er waren einander schon lange bekannt, ja.. da lagen viele Erinnerungen wirr auf einem Haufen.. unsortiert und durchwühlt. Für sie strahlte alles an ihm in diesem Moment eine tröstliche Gewissheit aus. Er würde schützen, wenn Schutz gebraucht wurde und er würde sie ebenso ohne zu zögern unschädlich machen, falls es nötig werden würde.

Sie wusste, dass Balerian versuchte sie zu schonen. Behutsam zu sein. Und sie war ihm dankbar dafür. Gestern Abend hatte sie das gebraucht, war froh über den Aufschub. Doch ihr war klar, welches Risiko es für alle hier bedeutete sie in ihrer Mitte zu haben. Ihr war klar, dass sich irgendwo in ihr etwas versteckt haben könnte und sie selber wäre nicht in der Lage es zu finden.
Zum Einen hatte sie nicht viele Lehrstunden im Bereich von Geistesmagie und ihren Spielarten gehabt, zum Anderen hatte sie bereits bemerkt, was für eine Verwüstung in ihrem Geist herrschte.
Es war ihr schwer gefallen, klar strukturierte Erinnerungen zu den Leuten die sie seit gestern Abend wieder umgaben, zu finden. So war ihr erst als Balerian ihr nach ihrer Flucht vor Svenja nachgelaufen war, aufgefallen, dass Eolan nicht hier war. Sie hatte sich sogar erst in dem Moment wieder an diese ganze Misere erinnert.

Sie hatte den Blick wieder von Algonkin wegschweifen lassen und bemerkte Riane, die sich zögerlich näherte. Auch ihr lächelte sie zu.

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