Langsam erhoben sich die beiden Kämpfer. Beide hatte sie ihre Gebete gesprochen und Tior darum gebeten, ihrem Kampf beizuwohnen.
Sie Blickte einander fest in die Augen und kein Hass war in ihren Blicken zu sehen, nicht einmal Groll, nur aufrichtiger Respekt. Die beiden Priester schritten erneut aufeinander zu und als die Flammen um sie herum aufloderten und die Feuer in den Körben, die rings um den Platz standen einen Flammenstoß in den Himmel schickten, wussten sie, dass Tior gekommen war um sie zu sehen. Der Kampf hatte begonnen.
Argos ging als erster zum Angriff über. Er stürmte auf Kassos zu und holte zu einem Schlag nach dessen Gesicht aus. Doch Kassos, der seinen ehemaligen Schüler gut kannte, hatte damit gerechnet. Doch statt sich mit wildem Gebrüll auf seinen Gegner zu stürzen, wich er einen Schritt zur Seite, lenkte den Schlag mit seinem Unterarm ab und hieb nach der Seite seines Gegners. Argos seinerseits, war schnell genug um auszuweichen und einen Schritt zurück zu treten.
Auf seinen Zügen zeigte sich erkennen, als er die Kampfhaltung, die Kassos eingenommen hatte betrachtete und auch er nahm eine Kampfhaltung des Ketan ein. Kassos hatte diese Kunst in einem fernen Land studiert und die Techniken an seinen Schüler weitergegeben.
Sie umrundeten einander stumm und maßen sich mit Blicken. Wiederum war es Argos, der zuerst zum Angriff überging. Er drehte seinen Körper seitlich, streckte einen Arm, die Hand offen und seine Finger zeigten nach oben, zum Schlag gegen Kassos´ Brust. Diesen Angriff nannte man wirbelnder Ast und er diente dazu, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Kassos konterte mit einem mit einer Speerstoß genannten bewegung und rammte die Fingerknöchel seiner Gekrümmten Zeige- und Mittelfinger gegen den Unterarm seines Gegners.
Einige Zeit umrundeten sie sich in diesem seltsamen Tanz und Schlag folgte auf Schlag, und Konter auf Konter.
Als Argos einen Angriff namens Korndrescher ausführte, war Kassos für einen Moment unaufmerksam und die Beine wurden ihm unter dem Körper weggezogen. Er landete im Sand und bekam einen schmerzhaften Schlag auf den Kopf, als Argos nachsetzte. Kassos parierte einen weiteren Schlag, der nach seinem Gesicht gezielt hatte und sprang auf die Beine. Als sein Gegner, der sich für einen kurzen Moment seiner Sache zu sicher gewesen war, erneut auf ihn eindrängen wollte, trat Kassos einen Schritt zu seite, lenkte den Schlag ab und umrundete Argos. Mit Wucht ließ er einen Boxhieb auf den Hinterkopf des anderen Priesters los. Schwer getroffen taumelte dieser und machte einen Schritt nach vorne, um sein Gleichgewicht zu halten. Kassos nutzte diese kurze Schwäche und trat ihm mit ausgestrecktem Bein zwischen die Schulterblätter, um ihn zu Fall zu bringen. Argos schlug schwer auf den Boden auf, der Sand verhinderte aber eine schwere Verletzung.
Der ältere Priester trat einen Schritt zurück und gab seinem Gegner damit die Zeit sich zu erheben.
Wieder ging Argos zum Angriff über und für eine sehr lange Zeit ging dieser Schlagabtausch so weiter. Beide Männer schienen sich in nichts nach zustehen. Nach einer Weile wurden die Attacken härter und das erste Blut floss. Kassos blutete aus einer Wunde über dem Auge und Argos lief ein Rinnsal Blut aus der Nase.
Als Kassos auf seinen Gegner eindrängen wollte, um ihn mit einer Reihe schneller Schläge in die Defensive zu bringen, packte Argos ihn bei seinem Unterarm und der Schulter und schleuderte ihn über seine eigene Schulter. Der Nordcaldrier landete hart im Sand, rollte sich ab und sprang wieder auf die Füße. Doch da war Argos schon heran und rammte ihm, beide Beine ausgestreckt in der Luft, die Fußsohlen gegen die Brust. Kassos flog aus dem Kampfring, versuchte sich mit einer Drehung seines Körpers abzufangen und prallte schließlich hart gegen einen der Waffenständer, die um den Platz verteilt waren. Er spürte einen kurzen Ruck und ein heißer Schmerz fuhr durch seine Schulter. Die Spitze eines Dolches war ihm in die Schulter gefahren und eine zugespitzte Parierstange an einer anderen Stelle. Die dünne Klinge war auf der Rückseite wieder ausgetreten und ragte aus seinem Fleisch.
Kassos erhob sich und legte die rechte Hand an den Griff der Waffe. Mit einem Ruck zog er sie heraus, warf sie achtlos zur Seite und presste die Hand auf die Wunden, als er wieder in den Ring trat. Die Blutung würde von alleine nachlassen, ehe sie für ihn eine Gefahr bedeuten konnte. Er stapfte mit grimmigem Blick auf seinen Gegner zu. Zwei Schritte vor ihm blieb er stehen und hob seine Hände, die zu Fäusten geballt waren, vor sein Gesicht. Argos stellte sich darauf ein und tat es ihm nach. Wieder umrundeten sie sich langsam, doch diesmal war Kassos es, der zuerst angriff. Er dekte Argos mit einer Serie von Fausthieben ein und drängte ihn so Schritt um Schritt zurück.
Eine Lücke im Angriff seines Gegners nutzend, Konterte Argos mit einem wütenden Aufwärtshaken. Kassos, der darauf gehofft hatte, legte die Fäuste an seinen eigenen Kopf und ließ den Schlag von seinen Unterarmen abgleiten. Er drehte seinen Oberkörper aus dem Angriff, duckte sich und ließ beide Fäuste nach oben schnellen. Mit Wucht traf er Argos unter dem Kinn und dieser wurde zurück geschleudert und landete im Sand. Er schüttelte den Kopf, wie um seinen Geist zu klären und kam taumelnd auf die Beine. Wieder schüttelte er seinen Kopf und Blut spritzte aus einer Platzwunde an seinem Kinn.
Argos und Kassos starrten sich herausfordernd in die Augen. Beide wussten, dass der Kampf unweigerlich an Intensität zunehmen würde, bis einer von beiden besiegt war. Sie nickten sich zu und beide fassten mit zwei Fingern nach einer blutenden Wunde.
Sie begannen Runen auf ihre Brust zu malen und leises Gemurmel machte die Runde. Die Beiden Großmeister, die bis eben noch ruhig auf ihren sitzen dem Kampf zugesehen hatten, erhoben sich und starrten auf die beiden Kämpfer.
Allen umstehenden war klar, was Kassos und Argos vor hatten. Sie würden dem Kampfrausch freien Lauf lassen, um ein schnelles Ende des Kampfes herbei zu führen.
Die beiden Kämpfer hatten alle Runen gezeichnet und stießen nun ein kurzes Kampfgebet aus. Dann, mit lautem Gebrüll und unnatürlich schnell, gingen sie aufeinander los. Sie deckten einander mit wütenden Schlägen ein, schenken sich nach wie vor nichts und man konnte nicht sagen, wer sich am Ende behaupte würde. Kassos bekam Argos Arm zu packen und riss ihn brutal rum. Drehte ihn beinahe aus dem Gelenk, als er seinen Gegner schwer zu Boden warf. Die Lippen bewegten sich, als der Nordcaldrier den wahren Namen seiner Seelenschwester so leise aussprach, dass niemand außer ihm ihn hören konnte. Er konnte ihre Anwesenheit spüren und sie sollte sehen was jetzt folgte. Kassos sah zu, wie Argos wieder auf die Beine kam und ansatzlos zum Angriff überging. Mit einem lauten Schrei stürmte Kassos seinem ehemaligen Schüler entgegen und sprang ihn an. In einem Knäuel aus Gliedmaßen gingen sie gemeinsam zu Boden. Sie wälzten sich durch den Sand und beide versuchten die Oberhand zu gewinnen. Immer animalischer gebärdeten sie sich und fast schien es, als würden sie bald nach der Kehle des anderen schnappen.
Sie wälzten sich voneinander weg und kamen wieder auf die Beine, nur um im selben Augenblick wieder aufeinander los zu stürmen. Abrupt blieb Kassos stehen, stieß ein grimmiges Knurren aus und stellte einen Fuß nach hinten um einen sicheren Stand zu haben. Mit voller Wucht stieß er mit der offenen Hand nach vorne und traf seinen Gegner gegen die Brust. Argos wurde nach hinten geschleudert und im nächsten Moment war Kassos über ihm. Er riss den Mann auf die Beine, drehte ihm einen Arm auf den Rücken und packte ihn in mit beiden Armen von hinten um die Brust. Langsam und unerbittlich drückte er zu. Argos gebärdete sich wie toll und versuchte sich aus dem Griff zu lösen, doch mit der Kraft des Nordcaldriers konnte er sich nicht messen. Schon gar nicht, in dieser Lage.
Immer stärker drückte Kassos zu und spürte, wie die Rippen des Mannes in seinem Griff begannen sich zu biegen.
Mit lautem Gebrüll hob er Argos an und drosch seinen Körper auf den Boden. Sein Gegner prallte mit einer Wucht auf den Sand, die ihm die Luft aus den Lungen presste und er blieb reglos liegen. Kassos ging auf ein Knie und umschloss mit seiner rechten Hand die Kehle des jüngeren Mannes.
Er stieß einen Schrei aus und blickte auf den Mann am Boden. Er regte sich nicht mehr.
Der Kampf war vorbei, Kassos war als Sieger daraus hervor gegangen.