"Uff!" Ein seufzen entkam Widukind, als er die Lage lange genug beobachtet hatte. An der Waldkante befand er sich neben Keldoras in Stellung, Sein Haupt in trockenem Laub begraben.Es dauerte etwas, bis er den groben Aufbau des Lagers verstand. Das Schwache natürliche Licht ließ ihn alles was er sah an Fackeln allein erahnen. Fackeln, deren Licht die Schatten verzerrten und die ganze Tempelanlage inklusive Wächter größer und mächtiger erscheinen ließen, als es bei Tage wohl der Fall wäre. Der Geruch von Ruß stieg ihm in die Nase. Gut so, das hieß seine Gesichtstarnung war noch intakt. Er hatte beobachtet wie 2 Gestalten unweit von ihm Wachen niederstachen und verscharrten. Das mussten die Anwärter sein, zumindest hatte er die Statur keinem seiner Kameraden zuschreiben können. Der sanfte Wind pfiff durchs Unterholz und ließ die Fackeln nur noch weiter aufflackern und eine ziemlich zerfallene Anlage erahnen. Eine Lampe schlug im Takt gegen den Stein der Wand neben einer kleinen Versorgungstür und ein kleiner Stein traf Keldoras am Kopf, als Widukind zu ihm rutschte. "Die Flanke ist gerade frei, dank der Zwo. Zumindest scheint sonst gerade keiner zu schauen.Wir nutzen die Lücke im Südosten." Er biss sich auf die Lippe. Die folgende Taktik war überlebenswichtig. " Siehst du den Mauervorsprung dort? Von da ist die eigentliche Mauer kaum mehr als 4 Doppelschritt hoch. Mit Schwung ist man in einem Bruchteil eines Augenblicks darüber. Wir laufen abwechselnd...pass auf." Widukind fuhr mit seinen Ausführungen weiter fort, die Keldoras immer wieder bestaätigend abnickte. "Los!" Die Streitaxt rannte schnurgerade auf bessagte Mauer zu, während Keldoras einen kleinen Schwenker einlegte und sich der Versorgungstür näherte, die unbewacht in der Nacht erstrahlte. Wie ihm gehießen senkte er die dort für Licht sorgende Lampe auf Höhe der Tür und eilte dann seinem Kameraden hinterher, dem er nur wenige Sekunden später über die Mauer folgte. Widukind stiß ihm die Hand auf die Brust, signalisierend, dass er in dem Schatten der Zinne verbleiben sollten. "Klonk! Klonk! KLIRR! Klonk!" Das Grinsen der beiden wurde breiter, als sie sahen, wie sich einige Wachen, die es sich innerhalb der Mauern gemütlich gemacht hatten erschrocken erhoben und von ihnen abwandten. Einen haben sie wohl geweckt, das ließ sich kaum verhindern. Es war die Lampe, die nun durch den Wind wieder und wieder gegen die Tür geschleudert wurde. Irritiert, wie der Feind war, hatten sie nun bestimmt 2 Momente der unbemerkten Fortbewegung in diesem Bereich. Der Blick der beiden fiel über das Lager. "Was glaubst du, in welchem Zelt sich unser Ziel befindet?" Keldoras zuckte mit den Schultern. "In keinem natürlich." Widukind grinste. "Ich mag mich irren, aber ich habe noch keinen Offizier erlebt, der lieber in einem windigen Zelt schläft, als mit einem vernünftigen Dach über dem Kopf. " Er zeigte auf einen heruntergekommenen Steinhaufen im Schatten der Zelte. Das Untergeschoss eines alten Gebäudes schien noch intakt. Eine steile Treppe führte aus dem tief liegenden Bau auf die Oberfläche und wurde von einem zu den Zelten gehörenden Lagerfeuer angestrahlt. Stein wird kalt, dass wussten sie. Wenn seine Theorie stimmt, musste es eine weitere Feuerstelle in diesem Keller geben.
Langsam glitten die zwo hinter einer allein stehenden Säule hervor. Die vielen Trümemr gaben ihnen Deckung, bis sie ein leichtes Schimmern am Südende der Steinfläche ausmachen konnten. Es knisterte. Schon bald zeigte sich das Glück der beiden, denn tatsächlich handelte es sich bei dem kleinen quadratischen Steintrog am Boden vor ihnen um einen provisorischen Rauchabzug aus dem das Flackern eines Feuers wahrzunehmen war. Die Sie nickten sich zu, als Widukind seinen schweren Umhang von seinem Gepäck löste und die Öffnung damit abdeckte. Als er sich sicher war, dass dieser nicht weg flöge, gab er das Zeichen sich zurück zu ziehen.
In der Stube unter ihnen würde es bald unangenehm werden und wenn nicht alle irritiert auf den beleuchteten Hof traten, so würde doch jemand auf der Suche nach der Ursache genau in ihre Richtung spazieren. Vielleicht waren bis dahin die Assassinen bei ihnen, da sie sich im selben Bereich aufzuhalten schienen. Zumindest war dies das Maximum, was Widukind an Risiko einzugehen gedacht. Immer einen Fluchtweg im Rücken haben.