"Das ist 'exe. Und mein Namö ist Julienne.", sagte die Gardistin zu Anders.
"Isch würde Eusch die 'and reischen, aber meinö Armö sind nischt lang genug...", sagte sie und deutete lachend auf den Sicherheitsabstand zwischen ihrem Pferd und Springer.
Als der Weibel nach ihr rief, nickte sie Anders noch einmal freundlich zu und ließ Hexe antraben, bis sie zu Francois und Edouard aufgeschlossen hatte.
Julienne nahm die Befehle mit einer zustimmenden Geste und einem "Oui, mon Sergeant!" entgegen und gab Hexe dann erneut das Kommando zum antraben. Schließlich ließ sie die Stute in einen kraftsparenden Kanter wechseln, der sie rasch vorwärts brachte.
Nach einigen Wegbiegungen erreichte sie eine große Kreuzung, um die sich einige Gebäude scharten. Das größte davon war ganz eindeutig ein Gasthaus - gut erkennbar an dem Schild, das über der Eingangstüre hing. Es zeigte einen fröhlichen Wandersgesellen mit Kiepe, Umhang und Stock, der einen Humpen schäumenden Bieres hochhielt.
Das Gebäude war bis zu den Fenstersimsen im Erdgeschoss aus Stein gebaut, darüber erstreckte sich die typische Fachwerkbauweise. Entlang der Querbalken waren fromme Sprüche und Segenswünsche auf das schwarze Holz gemalt worden.
Julienne stieg von Hexe und band die Stute am Brunnen vor einem Stall- oder Scheunengebäude an.
Sie beschwor das Pferd, sich zu benehmen und wandte sich dann zum Eingang des Gasthauses.
Die Türe öffnete sich in einen großen Schankraum - rechter Hand standen Tische und Stühle und Bänke und im hinteren Bereich war ein Kamin zu sehen. Linker Hand befand sich ein vergleichsweise niedriger Tresen, dahinter Fässer mit Zapfhähnen, Regale voller Krüge und Schalen und nicht zuletzt die Wirtin. Die Frau war sehr klein und kräftig gebaut und hatte zwei lange, geflochtene Zöpfe, die ihr rundes Gesicht umrahmten. Julienne war sich sicher, einer Zwergin oder zumindest einer Frau mit zwergischen Wurzeln gegenüber zu stehen.
"Bon jour!...", begann die Gardistin und die Augen der Frau verengten sich.
"Caldrier, eh?!?", sagte sie argwöhnisch.
"Abär von der nettön Sortö!", beeilte sich Julienne zu versichern.
"So, so!", war die kurze Entgegnung.
Die Goldbacherin beschloss, die brummelige Art der Frau zu ignorieren und erzählte, warum sie gekommen war und was in Bälde auf die Wirtin zukäme.
Diese bekam große Augen und brüllte in Richtung einer Tür, die hinter der Theke in einen weiteren, von außen nicht einsehbaren Raum führte.
Ein Mann (menschlich), ein Mädchen (größer als die Zwergin, aber mit ihren Gesichtszügen) und ein Bursche kamen herbeigeeilt.
Mit knappen Worten gab die Wirtin Anweisungen, dass Zimmer hergerichtet, der Stall vorbereitet und ein Bad eingelassen würde.
Die drei eilten - ganz offensichtlich ein eingespieltes Team - in unterschiedliche Richtungen davon.
"Und holt noch mindestens ein Fässchen Wein herauf!", brüllte die Wirtin hinterher.
Kurz darauf war alles geklärt. Julienne bekam ein Pintchen Schnaps vorgesetzt ("Da trink! Du siehst ziemlich durchnässt aus!") und machte sich dann wieder nach draußen, um den eintreffenden Reisenden entgegenzureiten.
Nur ein paar Wegbiegungen weiter traf sie auf die Gruppe.
"Sergeant, es ist allös vorbereitöt! Einzöl- und Gruppönzimmär gibt es für die 'o'e Gesellschaft zur genügä und der Rest kommt im Schuppön untär. Die 'abön leidär nur ein Bad, es wärdön sisch also einigö geduldän müssön. Aber der Schankraum ist groß, wenn wir zusammenrückön, sollten wir allö reinpassön.", gab sie ihren Bericht ab.