Schon vor dem Morgengrauen war sie aufgewacht und hätte ihr erstes Gebet gehalten.
Der Rhythmus des Klosters ließ sich nicht in wenigen Tagen abstreifen, dich die Nacht war trotz der Ereignisse ruhiger als die letzten gewesen. Unter freiem Himmel zu schlafen, behagte ihr noch nicht, so war sie froh, das die Anordnung aus Goldbach dafür gesorgt hatte, dass sie ein richtiges Nachtquartier hatte.
Ein festes Dach über dem Kopf. Denn die Weite des Horizonts machte sie unruhig, zu lange hatte sie nur wenige Schritt Bewegungsfreiheit gehabt.
Zu wenig, um sich am Schwert zu üben, zu viel um die Zeit mit Nichtstun zu vergeuden.
Ihr Arm war immer noch stark, ihr Schritt fest. Doch die Schwertbewegungen weniger flüssig, als sie mit ihrem imaginären Gegner kämpfte.
Sie hatte es gestern schon bemerkt, wie sehr sie Vanion unterlegen war. Seine Treffer hätte sie leicht abwehren können, doch ihr waren Anfängerfehler unterlaufen.
Doch mit jedem Hieb kam die Sicherheit zurück. Mit jedem Hieb kämpfte sie gegen die Erinnerung an.
Sie würde tun, was die Ordensgemeinschaft ihr abverlangte, doch auch wenn sie noch so innig betete, dass sie eines Tages vergeben könnte, sie war Kriegerin des Ordens. Und die Krieger vergaben nicht. Sie rächten den Frevel an Lavinia.
Sie sah ihren imaginären Feind klar vor sich, ein Auge dunkel, wie Atos Reich, ein Auge hell und kalt wie Eis.