Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

Recht und Unrecht, Richtig oder Falsch?

<< < (15/18) > >>

Berengar von Thurstein:
Berengar begegnete Svenjas Augen standhaft und schweigend. Er schien etwas in seinem Geist zu bewegen und sich zu einer Entscheidung durch zu ringen. Dann nickte er in Richtung der Tür und ging hinaus. Draußen wartete er eine Steinwurf weit vom Gebäude entfernt darauf, dass sich Svenja, Vanion, Anders und Arienne hinzu gesellen würden. Das was er zu sagen hatte, ging weder die Wirtsleute noch die Soldaten etwas an. Er verschränkte die Arme und sah in die Runde. Als er sprach, war seine Stimme ruhig, doch seine Augen hatten einen seltsamen Glanz angenommen.

"So wie ich die Sache sehe, haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder lauern wir der Inquisition auf und töten jeden einzelnen von ihnen, die die Ordensritterin eskortieren, verbrennen ihre Überreste und hinterlassen keine Spuren." Die Ruhe und Klarheit, mit der er diese brutale Vision des Zusammentreffens aussprach, war selbst für ihn ungewöhnlich. Natürlich zürnte er von Zeit zu Zeit, prahlte vielleicht mit dem was er meinte zu Wege bringen zu können. Aber vom kaltblütigen Mord so abgeklärt zu sprechen, war so gar nicht er.

"Oder, wir beobachten und warten ab, biss sie sich auf Grund und Boden befinden, der ihnen weder Privilegien noch Autorität gewährt, und bringen sie in eine Situation, in der sie zur Waffe greifen müssen, wenn sie an uns vorbei wollen. In diesem Moment ist das Recht auf unserer Seite und wir können so viele von ihnen leben lassen, wie es geht, ohne die Unseren in Gefahr zu bringen. Unter diesen Umständen müssten sie allerdings in Gefangenschaft geraten, und es vielleicht viele Jahre bleiben, ohne das ihre Familien oder Freunde wüssten, was aus ihnen geworden ist." Hier bekam seine Stimme etwas schmerzvolles. So als würde er dies für grausamer halten, als den Tod.

"So sehe ich das. Es kommt auf diese beiden Möglichkeiten aus, soweit es mich betrifft. Und nun, nur zu. Versucht es mir auszureden... Ich hoffe" und hier brach seine Stimme für einen kurzen Moment, "ihr habt einen besseren Plan... bitte..."

Arienne:
Arienne hatte das Geschehen weiter aufmerksam verfolgt. Als Berengar dann den Schankraum verließ legte sie den Löffel nieder, sah die anderen an und folgte ihren Umhang umlegend Berengar hinaus.

Die Worte des Ritters waren hart. Ihre Augen weiteten sich angstvoll und skeptisch. Unweigerlich wich sie etwas vor Berengar zurück. Betroffen senkte die junge Frau für einen Seufzer den Kopf, dann sah sie in die Runde. Ihr Blick wanderte von einem zum anderen in der Hoffnung jemand würde etwas sagen und die schwere Stille brechen.
Sie selbst wusste nichts was sie dem Ritter antworten sollte und so kaute sie nur verlegen auf ihrer Lippe.

Vanion:
Vanion blieb zunächst still, als er Berengar nach draußen folgte. Solcherlei konspirativen Gespräche blieben selten wirklich verschwiegen, und es widersprach seinem Empfinden als Ritter, überhaupt solche Geheimniskrämerei an den Tag zu legen. Er legte Arienne eine Hand auf die Schulter und bedachte Berengar mit einem grimmigen Blick. Sie hat noch keinen Kampf gesehen und er wirft ihr so etwas an den Kopf. Ein gewisses Schuldbewusstsein ergriff ihn, aber er schüttelte es ab. Sie würde rasch reifen müssen.

"Die Inquisition war es, die die Tochter meines Lehnsherren ergriffen hat, Berengar. Es ist Kelos, nach dessen Weisung Hanekamp handelt, und es sind Verblendete, die den Willen des Großinquisitors in die Welt tragen. In Engonia herrschen die Jeldriken, und sie werden keine Seite bevorzugen. Das nutzt Kelos aus, es ist der sicherste Weg, den er hat. Gorix ist allerdings ein Magier, und zufälligerweise hörte ich, dass der Gute sich auf den Weg machen wird, die magischen Verteidigungsanlagen der Stadt zu inspizieren ... oder so ähnlich, ich verstehe von diesen Dingen nicht viel. Es wäre eine Schande, wenn es zufällig zu einer Begegnung mit den Inquisitionstruppen kommen sollte. Schließlich sind diese Fanatiker nicht gerade dafür bekannt, Worten den Vortritt zu lassen. Wenn es also zu einer solchen Zusammenkunft kommt, werden wir die Herren in Weiß gewiss über die Grenzsteine Engonias geleiten können, friedlich und ohne Blutvergießen. Aber wenn sie die Waffe erheben, dann werden wir uns gemäß Recht und Gesetz zu Wehr setzen."

Vanions Stimme war kalt, als er fortfuhr: "Weder vor Mensch noch Gott begehe ich einen Mord, Berengar."

Anders:
Die Kenderin hatte gegen die Kälte die Arme verschrenkt und schwieg. Berengars erster Vorgschlag war grausam und entsprang wahrscheinlich der unbändigen Wut die er gegenüber der Inquisition empfand. Er wollte sie vernichten, mit Mann und Maus und allem. Sein zweiter Vorschlag und die Bitte dannach zeigte allerdings, dass er die Hoffnung auf eine andere Lösung noch nicht verloren hatte. Am liebsten hätte sie gar nicht weiter zugehört. Diese Dunkelheit die manchmal über den Menschen schwebte schmeckte bitter und machte Bauchschmerzen. Ihre Freunde würden wieder gehen und es würde wahrscheinlich wieder gekämpft werden. Das mit Damians Schwester war schlimm keine Frage... Aber...
Bei Vanions letzten Worten hob sie leicht den Kopf und war ihm einen kurzen intensiven Blick zu. Dann schaute sie weg und schwieg weiter. Arienne tat ihr Leid. Sie schien noch keinen Kampf erlebt zu haben, dass hieß es stand ihr der Schrecken den so etwas auslöste noch bevor. Und sowas war nie schön. Nie...

Berengar von Thurstein:
"Ich habe nicht von heimtückischen Mord gesprochen, sondern von einem Agriff. Dies würde aber bedeuten, dass wir keinen entkommen lassen dürften, da sonst eine weitere Konfrontation unausweichlich wird. Jeder, der uns durch die Finger geht, egal ob wir es friedlich lösen oder blutig, wird unsere Gesichter kennen, vielleicht unsere Namen aufschnappen. Und man wird uns jagen und versuchen uns zur Strecke zu bringen." Er verlagerte das Gewicht vom einen Fuß auf den anderen und sah sich in der Runde um, die seine Worte wie einen Schlag ins Gesicht aufgefasst hatten...

"Ich habe am Spital der Gnadenvollen Mutter Lavinia gegen die Inquisitionstruppen unter Feuerschlag gekämpft, und diese Leute haben sich, nach Feuerschlags Tod von Kelos´Hand, diesem angeschlossen. Von Moral, Anstand, Gnade oder Vernunft keine Spur. Diese Leute wollten die Bewohner des Spitals, Kranke, Versehrte und die Laviniagläubigen Spitalsmitglieder selbst, Ordensleute aus der Glaubensgemeinschaft der Lavinia, ermorden für ihre Sache. Und sie sind alle nie belangt worden dafür. Sie haben sich davon gemacht obwohl bekannt war, dass in der Gegend finstere Umtriebe vor sich gingen, und kurz darauf hatten wir Atos und seine Armee der wandelnden Alpträume am Hals. Robert Mc Manahugh ist nie von dort zurück gekehrt. Atos machte Kydora zur Witwe..."

Bei der Kälte bekam sein Gesicht einen ungesunden Farbton bei der Erinnerung an diese schweren Stunden. "Diese Feiglinge vergreifen sich in Übermacht an wehrlosen Leuten, foltern, brantmarken und ermorden sie, und wenn es etwas gäbe, wo ihre Schwerter nützen könnten, ziehen sie den Schwanz ein." Er hatte ganz ruhig und nicht übermäßig laut gesprochen, aber man konnte spüren wie es in ihm kochte.

"Du kannst dein Schwert darauf verwetten Vanion, dass ich dieses Geschmeiß so sehr hasse wie den großen Feind, der in Lichttal sein Unwesen treibt. So sehr wie ich Atos hasse." Er spuckte aus und trat einen herumliegenden Stein ins Unterholz des Weges.

Dann fasste er Vanion erneut ins Auge. "Eine Frage hätte ich aber... hast du noch niemals getötet? Jeder gewaltsame Tod ist ein Mord, je nachdem wen man fragt. Wenn du keinen Mord begehen willst, dann häng dein Schwert an den Nagel und werde Handwerker oder Bauer... Ob unsere Taten vertretbar und zu entschuldigen waren, werden wir erst erfahren, wenn wir vor unseren Schöpfern stehen. In meinen Augen ist es kein Mord, eine Bande von Wegelagerern und Mördern zu bekämpfen. Und wenn ich es vermeiden kann, werde ich niemanden von ihnen töten. Vor Gericht, vor aller Augen zur Rächenschaft gezogen und dann bestraft, sind sie für mich viel mehr wert. Ihr Tod würde nur diejenigen vor Verfolgung schützen, die den Willen des Grafen erfüllen..."

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln