Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp
Recht und Unrecht, Richtig oder Falsch?
Vanion:
Berengar hatte einen Nerv getroffen, und das war dem Schwanenritter anzusehen. Die wütenden Worte des großen Lichttalers trieben Vanion die Zornesröte ins Gesicht, aber er behielt sich unter Kontrolle. Seine Hand, die immer noch auf Ariennes Schulter ruhte, verkrampfte sich, und er sog die kalte Luft tief in seine Lungen.
"Ich habe getötet, Berengar." Seine Stimme war erstaunlich leise. "Ja, ich habe getötet. Ich habe mich zum Richter aufgeschwungen und zum Henker, habe über Leben und Tod entschieden. Doch immer ging es darum, zu schützen, was mir lieb und teuer ist! Ich habe um die Toten geweint, habe um Abbitte gefleht und lebe mit den Taten, die ich vollbracht habe." Und Lavinia wird mich strafen für den Mord an meinem Onkel.
Er sah Berengar direkt ins Gesicht. Vanion hatte ihn als beherrschten Mann kennengelernt, aber was dort zu lesen war, ging über jede Beherrschung hinaus. Was bringt ihn dazu, sich so zu vergessen?!
"In Caldrien herrscht Recht und Gesetz. Vielleicht täte es dem, der seine Freunde Mörder schimpft, gut, das eigene Schwert ruhen zu lassen. Wer sind wir denn, wenn wir einen jeden abschlachten, der sich ergeben hat? Dieser Streit wird nicht durch Waffen gelöst, Mann! Er wird getanzt, auf politischem Parkett. Irmgard ist ein Faustpfand der Inquisition, dazu gedacht, Voranenburg zu schwächen. Der Graf wünscht, seine Tochter in Sicherheit zu wissen, und wer nicht hören will, wird eben spüren. Welche Gerichtsbarkeit willst du anrufen, Berengar? Hanekamp hat seinen Lehnseid gegenüber der Imperatorin nicht erneuert, genausowenig wie der Fürst von Middenfelz. Sollen sie uns doch jagen, sollen sie uns verfluchen. Sie sind es doch, die Irmgard entführt haben, sie sind es doch, die Voranenburg mit Schimpf und Schande überziehen! Was will ich mich da verstecken, was will ich da vortäuschen, und wie kann ich da zum Mörder werden?!"
Berengar von Thurstein:
"Du hast mir vorgeworfen zum Mord aufzurufen. Ich habe es gerade gerückt. Mehr nicht." Berengar hielt dem Blick des anderen stand und hatte sich nun wieder beinahe vollständig im Griff. "Ich will mich nicht mit dir streiten, Vanion. Mein Hass gilt der Inquisition, nicht dir." Kurz hielt er inne, sah auf seine Schwerthand und dann wieder zu dem Anderen auf. "Mit dem Blut an meinen Händen und der Schuld die darin liegt, könnte ich drei Leben füllen." Es war ihm als ob der Wind die Worte des Sommers in Waldenthal an sein Ohr tragen würde... ´Wir können keine Gefangenen beherbergen oder verpflegen... also, keine Gefangenen. Macht sie nieder...´
"Welche Gerichtsbarkeit will ich anrufen? Jene vor der sich Kelos bereits einmal verantworten musste. Sollte dies hier nicht mehr möglich sein, weil sich die Lage verändert hat, so ist es immer noch ein Verbrechen gegen die Tochter des Grafen von Voranenburg, oder die Ordensritterin der Tiorskirche. Sowohl der Graf als auch die Tiorskirche kann man anrufen. Und über allem anderen steht am Ende noch das hohe Gericht der Götter selbst." Sein Blick suchte Anders, und in seinen Augen stand der Schmerz und auch Angst.
"Ich hoffe dass die Vernunft uns einen Weg erkennen lässt, der uns ein Blutbad erspart. Aber ich kenne die Inquisition, so wie sie sich zeigte, als sie sich siegesgewiss wähnte. Sollten sie glauben gewinnen zu können wird es Tote geben. Und deswegen sehe ich keinen Ausweg..."
Zum schluss fanden seine augen erneut den blick des Mannes, den er selbst gegürtet hatte. "Ich werde mein Schwert nicht ruhen lassen, so lange ich lebe, damit kein anderer an meiner Stelle tun muss, was ich mir selbst auferlege. Eine Seele weniger, die beschmutzt werden muss..."
Vanion:
"Ein Kampf ist etwas anderes als ein Schlachten."
Endlich löste der Ritter seine Hand von Ariennes Schulter.
"Es ist unsere Aufgabe, die Kämpfe unserer Lehnsherren zu führen, so wie es Aufgabe unserer Herren ist, uns Schutz zu gewähren. Aber verlieren wir uns in blindem Hass, verlieren wir unsere Menschlichkeit. Ich habe mich vor langen Jahren für meinen Weg entschieden, und die Götter wissen, wie sehr ich geschwankt habe. Nun jedoch weiß ich, was ich zu tun habe. Für Zagen und Zaudern ist es zu spät. Die Inquisition hat ihr wahres Gesicht gezeigt, und diesem Gesicht begegnen wir mit Speer und Schwert. Tior wird unsere Klingen führen, Alamar wird uns vor Unrecht bewahren, und die Dame Lavinia wird unsere Sünden vergeben. Es gilt, eine Grafentochter zu befreien! Eine wackere Tat, die Mut und Geschick verlangt."
Vanion zögerte, dann fuhr er fort:
"Seit diese Stadt fiel und ich mit einem Schlachtruf auf den Lippen in die Bresche gestürmt bin, hat sich vieles verändert, und das Meiste zum Guten. Es ist nun an uns, dafür zu sorgen, dass die Feuer der Inquisition nicht um sich greifen. Noch ist es nur Hanekamper Boden, auf dem geblutet wird. Lasst uns dafür streiten, dass es dabei bleibt. Denn die Zeit, in der Freund gegen Freund und Bruder gegen Bruder gezogen ist, wünscht sich niemand zurück - nicht einmal Kelos."
Anders:
Die Kenderin hatte den Schlagabtausch still verfolgt. Was ihr schwer genug gefallen war. Was brachte es schließlich wenn sich ihre Freunde zerstritten wenn sie wenn sie etwas gemeinsam unternehmen wollten. Aber genau so schnell wie die Stimmung hoch gekocht war, war sie wieder herunter gekühlt und jetzt war es einen Moment still zwischen ihnen. Sie hatte versucht Berengar mit einem Lächeln aufzumuntern, aber wahrscheinlich war es schwerer hier im halb Dunkeln sich aufmuntern zu lassen. Der immer feuchte Nieselregen tropfte auf sie hinab und aus dem Stall nebenan erklang ein Wiehern. Irgendwie musste man doch diese dunkle Wolke vertreiben können die gerade mal wieder über allem hing. "Naja, wenn wir länger hier draußen stehen braucht ihr euch keine Sorgen mehr über die Inquisition zu machen dann sind wir nämlich alle krank. Deshalb würde ich vorschlagen dass wir wieder nach drinnen gehen wo es wärmer und freundlicher ist."
Svenja:
Svenja straffte ihre Schultern und hob das Kinn: "Meine Herren, es reicht. Anders hat vollkommen Recht. Wenn wir hier all zulange verweilen holen wir uns den Tod. Ich denke es steht außer Frage, dass wir nicht vorhaben irgendwelche MENSCHEN zu töten, nur weil sie an etwas anderes glauben als wir. Wir werden unser Möglichstes tun, um Irmgard zu befreien, aber das im Einklang mit unserem Glauben und den Göttern. Ich weiß selbst nur zu gut, dass die Gerichtsbarkeit manchmal nicht besonders gerecht urteilt, aber dennoch habe ich mich nicht von meinem Hass leiten lassen. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und dies bitte im Warmen!"
Dabei sah sie mit strengem Blick zuerst zu Vanion und dann zu Berengar und legte der jungen Arienne kurz eine Hand auf die Schulter. "Geht bitte kurz vor, ich wollte im Stall noch einmal kurz nach meinem Jungspund sehen, dann sollten wir gemeinsam ein Bier trinken und darauf anstoßen, dass wir gute Freunde haben." Ermutigend zeigte sie mit der Hand in Richtung Tür und bog dann mit schnellen Schritten in Richtung Pferdestall ab.
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