Autor Thema: Donnerheim-das Stadthaus der Baronin von Goldbach, Winter 268 n.J.  (Gelesen 4314 mal)

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Offline Isabeau Lioncoeur

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Sie betraten die Stadt dieses Mal von Süden aus, aber das änderte mal so gar nichts an dem Stau an den Stadttoren und dem Gewusel der Straßen.
Die Menschen, die in die Stadt strömten, waren vornehmlich Händler und Bauern, es trafen sich wenige Adlige. Durch das unerwartet milde Wetter blieben viele so lange sie konnten auf ihren Gütern und versuchten sich für den kommenden Winter gut aufzustellen, ohne sich und ihre Nachkommen bis ins dritte Glied für den Kauf von Viehfutter zu verschulden.
Da die wenigsten eigene Häuser in der imperialen Stadt besaßen, versuchten die meisten die Kosten für gemietete Häuser und Wohnungen bzw. Gasthöfe zu senken, indem sie so nahe vor Midwinter wie möglich anreisten.

Isabeau war es nur Recht, so konnte sie zumindest die erste Woche relativ frei von sozialen Verpflichtungen verbringen und sich einrichten, bevor der tägliche Ritt zum Hof und ihre dortigen Aufgaben sie völlig in Beschlag nahmen.

Auch der schlimmste Stau nahm irgendwann ein Ende und so quälten sie sich durch die immer vollen Straßen bis zum Tempelbezirk und dem Stadthaus, wo sie von einem aufgeheizten Badehaus und einem guten Essen empfangen wurden.
Fortiter in re, suariter in modo!
"Das ist mein voller Ernst! Um Euch zu zeigen wie ernst ich es meine würde ich es mit meinem eigenen Blut auf meine Fahne schreiben!"

Offline Francois

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Die Gardisten und das Gesinde richteten sich im Haus ein, nachdem für die Damen alles hergerichtet war.
Der Maître zog sich umgehend in die Küche zurück und begann sein Werk.
Es waren zwar nicht wirklich die eigenen Räume und Betten, aber annähernd.
Dann betrat einer der Knechte den Hauptraum, ein viereckiges Bündel in den Händen, mit dem angebundenen Zettel „Depeschen“. Beim öffnen kam eine ganze Anzahl Briefe heraus. Madame, Edouard, Francois...
Die Papiere waren schnell verteilt, und die Empfänger vertieften sich in die Zeilen.
Zeilen, welche einiges in ihrem Leben ändern würden...
„Foi jusqu´au dernier“

Edouard

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Verblüfft las Edouard die Depesche die er bekommen hatte.....   

"Inquisition.... Ketzer, Paktierer, Verräter.....Szivar..... Blutvergiessen.... Dämon.... verlassen.... Tod..... Lorraine.... Fanatiker...."

Völlig fassungslos las er erneut das Geschriebene... ´Lavinia stehe uns bei !!´ dachte er.... ´Ich muss das Madame bringen....´

Rasch stand er auf, und begab sich zur Madames Gemächer...

Offline Francois

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Francois las die Zeilen, die Berengar ihm geschrieben hatte. Offenbar hatte Edouard einen ähnlichen Brief bekommen,wenn man seine Reaktion betrachtete...
 Dass ein Brief von Vanion an Madame in dem Päckchen war, soweit kam er nicht, da war Edouard bereits zur Tür heraus. ‚Sie wird es bereits wissen...‘ dachte er bei sich...

Dann legte er sich auf sein Bett und schloss die Augen... Leere...eine unbeschreibliche Leere machte sich in ihm breit...
„Foi jusqu´au dernier“

Offline Isabeau Lioncoeur

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Isabeau hatte sich nach dem Bad in bequeme Gewänder gehüllt und ließ sich von Fleur die langen Haare bürsten als Eponine  ihr einen Brief in die Hand drückte.
Es war ein Schreiben, welches mit einem Schwan gesiegelt war.
"Ah! Chevalier de Roquefort, was für Neuigkeiten mag er uns wohl bringen? Ob er sich dieses Midwinter..."
Während sie sprach öffnete sie das Schreiben und begann es zu überfliegen.

Als Eduard vor der Tür des Schlafgemachs ankam, hörte er einen gequälten Schrei, gefolgt von einem bitterlichen:
"Noooooooooooon! Pourquoi? POURQUOI!"
Durch die dicke Tür erklangen die schockierten Stimmen der Femmes des chambres, die offenbar nicht verstanden was geschehen war.
Schließlich hörte Eduard nur noch ein herzzerreißendes Schluchzen, welches ihn bis ins Mark traf. So hatte er seine Herrin noch nie weinen gehört.
Die Tür öffnete sich einen Spalt und eine sichtlich betretene Fleur trat hervor. Sie hatte auch Tränen in den Augen und sah Eduard ein wenig hilflos an. Schließlich räusperte sie sich und flüsterte:
"Ich glaube... ich glaube der Maître sollte Bescheid wissen, dass heute Abend kein gemeinsames Mahl stattfinden wird. Und... Trauer wird ausgerufen werden. Lass uns das Haus so gut es geht vorbereiten, damit Madame sich nicht darum kümmern muss, oui?"
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Edouard

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"Bon. Ich verstehe...." antwortete er, und versuchte dabei so gelassen wie möglich auszusehen.

"Ich werde Maitre Gustav und die anderen informieren, und dafür sorgen das alles erledigt wird."

"Du bleibst in Madames Nähe, n´est ce pas ?" fragend sah er Fleur an... "Sie wird dich sicherlich brauchen...."

"Wir werden uns schon um den Rest kümmern, keine Sorge."

Offline Francois

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Im ganzen Haus kam bedächtige Betriebsamkeit auf.
Blaue Stoffe und weisse Tücher bestimmten nach kurzer Zeit das Farbenbild. Francois wies die Gardisten an, dass bei Fragen von ausserhalb der Trauergrund, aber sonst keine Informationen herausgegeben wurden.
Den Posten vor der Tür,der sonst das Zeichen war, dass Madame in der Stadt weilte, zog er nach innen.

Der Waibel blieb dieser Tage viel für sich, und die Leute liessen ihn auch in Ruhe, soweit es ging. War es wirklich nötig, ihn zu konsultieren,dann hätte man meinen können, die Männer ziehen vorher Bregahölzer und schicken den Verlierer.

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Offline Isabeau Lioncoeur

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Wie in allen zivilisierten Gegenden, so war es auch in Caldrien: wenn ein Haus in Trauer war, dann herrschten eine Reihe von inoffiziellen aber strikt zu beachtenden Regeln. Wehe dem, der gegen sie verstieß!
Nichts verbreitete sich so schnell wie süffisanter Tratsch und dem bedauernswerten Trottel würde solch ein Fauxpas wahrscheinlich für die nächsten 20 Jahre anhängen.
In diesem Fall bedeutete dies, dass in den darauf folgenden Tagen lediglich die engsten Freunde und offizielle Gesandte des imperialen Hofes an die Tür klopfen würden. Erst wenn die Herrin des Hauses sich wieder in der Öffentlichkeit zeigte würden alle anderen sich zu Kondolenzbesuchen einfinden und dabei natürlich ihre eigene Agenda verfolgen wollen.
Mit den Feiertagen, die sich mit großen Schritten näherten, und den damit verbundenen Pflichten Isabeaus waren diese Tage der relativen Ruhe schnell verflogen.
Isabeau nutzte die Zeit und verfasste Briefe an Simon und den Baron von Blanchfleur, ihren Kastellan und den Lilienorden. Sie ließ ihren Advokaten kommen und machte sich unverzüglich daran den rechtlichen Status von Judith de la Follye des Joux zu klären und sich als offiziellen Vormund eintragen zu lassen.
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Offline Francois

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Die Wochen um das Midwinterfest waren voll Trubel, wenn auch in reduziertem Ausmass aufgrund der Umstände. Die meisten Angehörigen des Hauses verbrachten die Zeit zwischen den offiziellen Terminen im Stadthaus oder versuchten, das miese Gefühl, dass sie alle mit sich trugen, in einer der Tavernen herunter zu spülen.
Madame trug seit dem Empfang der Depeschen Trauer, der restliche Haushalt trug Trauerflor in Form von hellblauen Armbinden.
Die Feierlichkeiten am Hofe nahmen selbstverständlich keinerlei Rücksicht, jedoch hatte zumindest jeder Verständnis, dass das Haus Goldbach nicht so ausgelassen teilnahm wie gewohnt.
Zu Beginn des neuen Jahres machte sich ein kleiner Trupp Goldbacher auf den Weg Richtung Fanada um jemanden in Empfang zu nehmen, der schon lange erwartet wurde.
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