Autor Thema: "Jakopp - Eine Entscheidung der Götter" (kurz nach dem Inquisition 3)  (Gelesen 7785 mal)

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Offline Akela

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Sie hatten die einfachsten und kürzeste Route ins ewige Eis gewählt und Sasha hatte den ein oder anderen Gefallen eingefordert.
Trotzdem war der Weg noch lang, beschwerlich...und verdammt kalt.

Den Göttern sei Dank war die kleine Reisegruppe, die kurz nach den Bestattungsritualen für Gerrit von der Löwenburg aufgebrochen war, auf keine größeren Probleme gestoßen, der Tempel war nur noch wenige Stunden entfernt und sie alle freuten sich auf ein warmes Feuer und die Möglichkeit, endlich die Beine hochlegen zu können.

Sasha musterte Havald von der Seite.
Die Laune des Bronnaq-Priesters stieg mit jedem Schritt, den sie sich dem Tempel näherten. Er freute sich sichtlich über die so unverhofft frühe Möglichkeit, der alten Heimat einen Besuch abzustatten, selbst wenn dies in der kältesten und somit schwierigsten Zeit des Jahres geschah.
Auch Sasha freute sich natürlich, das ein oder andere Gesicht wiederzusehen, auch wenn sie ihre Heimat längst im Totenpfad in Engonien sah, doch im gleichen Maße wie die Laune des Bärenpriesters stieg, stieg auch die Unruhe der Wolfselfe.
Die Gespräche, die sie würde führen müssen, konnten verdammt unangenehm werden.
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Auch wenn es nicht nötig war, die Tempelgebäude zu verlassen, da alle Gebäude miteinander verbunden waren um den Temperaturen im tiefsten Winter zu trotzen, die einen Menschen ohne die passende Kleidung innerhalb weniger Minuten zu einer Statue erfrieren ließen, so wählte Sasha doch den Weg durch den Innenhof.
Sie hatte das Bedürfnis nach frischer Luft und hoffte, dass der schneidende Wind ihr den Kopf ein bisschen durchpusten würde.
Der Schnee lag im Innenhof noch nicht so hoch, dass man die Türen verriegeln musste, doch die Schneedecke sah nahezu unberührt aus. Nur vor dem Langhaus der Askarier, wo Sasha gerade das Freie betrat, sah man eine größere aufgewühlte Stelle, wo die Ordensmitglieder mit ziemlicher Sicherheit das etwas überschäumende Gemüt eines der Ihren im Schnee abgekühlt hatten.

Sasha überquerte den Hof mit gemächlichen Schritten und lauschte dem knirschenden Geräusch, das ihre Stiefel im Schnee verursachten.
Dann betrat sie das Innere des Haupttempels und genoss für einen kurzen Augenblick die Wärme, die sie direkt umfing.
Anwesend waren die Mutter und die Großmutter, die sich direkt zu ihr umdrehten, als sie den weitläufigen Raum betrat und noch etwas Schnee von ihrer Kleidung klopfte, was ihr einen missbilligenden Blick der Mutter einbrachte.
Sasha grüßte die beiden Tempeloberhäupter mit einer leichten Verbeugung.

Die Großmutter empfing sie wie immer mit einem herzlichen Lächeln...das allerdings einen Augenblick später gefror und zu einem bekümmerten Gesichtsausdruck wechselte.
Dabei schaute sie Sasha nicht direkt an, sondern an ihr vorbei.

“Ohje ohje…..das ist aber nicht gut. Nicht gut, und nicht normal. Das sollte doch so nicht sein.”

Die Großmutter schien eher mit sich selbst zu reden, während sie auf ihren Stock gestützt langsam auf die Wolfselfe zu ging und immer noch einen Punkt neben ihr fixierte.
Sasha klappte den Mund wieder zu, egal was sie sagen wollte, es war wohl nicht nötig. Dann beobachtete sie wie die Großmutter vor ihr stehen blieb und nun doch den Blick ihrer kristallklaren Augen auf sie richtete.

“Kindchen, was ist passiert? Warum ist er noch da? Warum ist er SO noch da?”

Sasha öffnete wieder den Mund, wurde diesmal aber von der Mutter unterbrochen, die ebenfalls herangekommen war und das Gebaren der Großmutter scheinbar als interessanter als die kleinen Schneepfützen auf dem Tempelboden einstufte, die die Wolfselfe hinterlassen hatte.

“Lasst und nach hinten gehen... Großmutter, Paladin,” sie schaute von einem zum anderen: “es scheint mir dass es einiges zu berichten gibt.”
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Mit einem Ächzen ließ sich die Wolfselfe auf die Bank im Langhaus der Askarier fallen und seufzte übertrieben, bevor sie ihren Kopf auf die auf dem Tisch verschränkten Arme fallen ließ.

Die Großmutter hatte sich ins Gebet zurückgezogen und Sasha dabei die Aufgabe gegeben, ihr Anliegen den einzelnen Orden zu unterbreiten.
 
“Ich glaube ich werde einige der Hohepriester hier nie so wirklich verstehen Shaz.” jammerte sie und ihre Stimme klang dumpf durch den Stoff ihrer Ärmel.

Shaz'Shovah, der Hohepriester Askars und der aktuelle Leiter des Askartempels hier lachte.

“Ach komm, stell dich mal nicht so an, so schlimm sind die doch gar nicht.”

Sasha hob mit einer Leidensmiene den Kopf, die den Hohepriester abermals auflachen lies.

“Oh doch...sind sie. Ich wusste ja, dass das Gespräch mit Mrenva schwierig wird, aber die Priester von Argyle sind...wie soll ich es ausdrücken...nicht von dieser Welt?”

Sie richtete sich wieder auf und warf dem immer noch grinsenden Halbzwerg, der vor ihr stand, einen leicht verzweifelten Blick zu.

“Uuuund zu allem Überfluss soll ich jetzt auch noch eine der Priesterinnen mitnehmen, die den Argyle-Teil der Nordwacht übernehmen kann.
Ich meine, natürlich war es klar, dass das irgendwann wichtig wird, aber gerade jetzt? Das Leben und Reisen in Engonien ist zur Zeit nicht gerade ungefährlich.
Mrenva sagte, dass die Priesterin außerdem, falls ich das Ritual durchziehe…wie nannte sie es? Sicher stellen kann, dass alles mit richtigen Dingen zugeht.”


Sasha lehnte sich mit leicht verkniffenem Gesichtsausdruck in ihrem Stuhl zurück.

“Immerhin ist sie tatsächlich aus Andarra...die kennt das Land und ich denke, sie weiß sich auch zu behaupten.
Stell dir das vor….da sitze ich im ewigen Eis gefühlt am anderen Ende der bekannten Welt und finde eine Andarranerin im eigenen Tempel.”


Sasha war immer noch erstaunt wenn sie an das Gespräch mit der Hohepriesterin Argyles dachte. Mrenva hatte ihr ohne Umschweife ziemlich eindrücklich klar gemacht, dass die Wolfselfe in ihren Augen kein Recht hätte, sich in die Angelenheiten des Rabenordens einzumischen. Die Arbeit mit dem Tod, Seelen und alles was damit zusammen hing war Sache der Argyle-Priester.
Erst als Sasha ihr glaubhaft versichern konnte, dass sie natürlich erst mit den oberen Priestern der Luna reden würde und absolut nichts wegen Jakopp unternehmen würde, wenn diese auch nur den Hauch eines Zweifels äußern würden, hatte Mrenva zufrieden genickt.
Die Hohepriesterin musste Sasha nicht erst erklären, dass sie Mittel und Wege hatte, um Jakopps Seele zu seiner Gottheit zu bringen, notfalls mit Gewalt.
Eigentlich war es tröstlich zu wissen, dass der Nordhund nicht ewig in diesem Zustand würde bleiben müssen, aber diese Methode wollte Sasha nun wirklich nur als allerletzte Option einsetzen.

Und dann hatte Mrenva ihr in einem so plötzlichen Themenwechsel, dass die Wolfselfe die ersten Augenblicke ernsthafte Probleme hatte, zu folgen, eröffnet, dass sie eine der Argyle-Priesterinnen nach Engonien begleiten würde.
Und als sie dann auch noch beiläufig erwähnt hatte, dass diese ursprünglich aus Engonien, also genauer aus Andarra stammte, hatte sie Sasha vollends überrollt.

“Wenn du dieses Vorhaben in die Tat umsetzen willst, wirst du sie eh brauchen. Eigentlich hätte ich sie erst im Sommer zu dir geschickt, wenn das Reisen einfacher wird, aber ich gehe davon aus, dass du als Askarier Jakopp noch im Winter helfen willst.
Falls! Luna zustimmt.”


Der letzte Zusatz wurde von einem scharfen Blick begleitet, dann war die Hohepriesterin mit wehendem schneeweißen Gewand davon gerauscht und hatte Sasha sitzen lassen.



“Sag mal, ist das nicht langsam etwas lästig?”

Shaz deutete auf die Hände von Sasha, die nach wie vor die Gestalt von weiß bepelzten Klauen hatten und riss sie mit der Frage aus ihren Gedanken.

“Willst du nicht langsam mal was dagegen tun?”

Sasha wollte schon ganz automatisch erwidern, dass sie das ja gar nicht kontrollieren könnte, doch sie stockte.
Shaz hatte natürlich Recht. Die Wolfselfe wusste schon seit längerem, dass sie die Verwandlung auslöste und sie somit auch kontrollieren konnte.
In der Theorie zumindest.
Sie war seit Maugrims Tod nicht mehr in der Lage gewesen, ihren Geist so weit zu beruhigen, dass sie auch nur daran hätte denken können, die Verwandlung rückgängig zu machen.
Mehr als ein langgezogenes und wenig intelligent klingendes “Jaaaa…” bekam sie daher nicht heraus.
Der Halbzwerg nickte und grinste dann.

“Alles klar...wir sehen uns wenn der Mond am höchsten steht auf der oberen Mauer. Wäre doch gelacht wenn wir das nicht hinbekommen würden.”

Sie wusste dass er keinen Widerspruch dulden würde.
« Letzte Änderung: 18. Jan 19, 07:46 von Akela »
Sasha Timberlore Schattenwolf
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“Du mutest dir zuviel zu Wölfin.”

Das scharf geschnittene Gesicht der Gwynnodal-Hohepriesterin zeigte eine Mischung aus Strenge und Besorgnis. Sasha seufzte und setzte dazu an, etwas zu erwidern, doch Dalarr wischte ihren Einwand mit einer energischen Handbewegung beiseite.

“Schon gut, schon gut. Ich weiß.”

Ihr Blick wurde sanfter, während sie die mehr schlecht als Recht verheilten Wunden und die neuen blauen Flecke und Prellungen der Wolfselfe abtastete.

Shaz kannte Sasha schon seit sie als Welpe vom Tempel aufgenommen worden war und er hatte seine eigenen Methoden, der Wolfselfe im Gebet an den Winterwolf zu helfen, aber es hatte ziemlich lange gedauert, bis diese erschöpft genug war, um ihren Geist beruhigen zu können. Immerhin hatte die vertraute Umgebung ihr übriges getan und Sashas Hände sahen wieder normal aus.

Die Wolfselfe saß auf einem der Tische im Langhaus des Gwynnodal-Ordens und ließ die Beine baumeln, während sie versuchte still zu halten.
Einer der Aspekte von Gwynnodal war das Leben...und Dalarr hatte eine Menge Erfahrung in der Erhaltung desselben. Die Hohepriesterin mit den hüftlangen schlohweißen Haaren und dem drahtigen Körperbau glich mehr einer anmutig lauernden Raubkatze als einer älteren Frau, doch sie konnte erstaunlich sanft sein.
Sie war es auch gewesen, die der Wolfselfe erklärt hatte, warum ihr Körper momentan nicht so funktionierte wie er es mal getan hatte, und die versuchte herauszufinden wie man diesen Umstand wieder ändern konnte.
Bisher leider erfolglos.

“Versuch einfach dich aus dem allergrößten Schlamassel herauszuhalten. Ich habe leider nicht das Gefühl, dass deine Wunden wieder besser verheilen Wölfin, irgendwann wird es daher vielleicht eine zu viel sein.”

Bei dem Namen, den Dalarr immer für sie benutzte, musste Sasha lächeln. Für die Gwynnodal-Hohepriesterin war es wichtiger, was man war und was einen aus machte, als der Name, der einem irgendwann einmal gegen worden war.
Daher war auch ihr Name “Dalarr” eigentlich ein Titel, der von Hohepriesterin zu Hohepriesterin weitergegeben wurde. Die Namen, die sie bei ihrer Geburt erhalten hatten, wurden bei der Weihe abgelegt.

Die Wolfselfe nickte kurz, auch wenn sie sich sicher war, dass das schwierig werden könnte.
Während Dalarr an einen sehr vollgestellten aber auch erstaunlich aufgeräumt und sortierten Tisch mit allerlei Mixturen und Kräutern trat, um noch etwas für sie anzurühren, glitt Sashas Blick zu dem Heiligtum des Gwynnodal-Tempels, einer mächtigen Birke, die mitten im Langhaus aus dem Boden sproß und mit ihren Ästen fast das hohe Dach erreichte.
Der Baum verlor seine Blätter nie...Legenden zufolge war einem kleinen und schon fast erfrorenen Setzling von Luna selbst Leben eingehaucht worden.
Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit war das die einzige existierende Birke in sehr weitem Umkreis.

Dann wurde ihr Blick von etwas angezogen, was bei ihrem letzten Besuch noch nicht da gewesen war. Etwas das aussah wie eine winzige Version des heiligen Baumes. Ein Setzling, der direkt neben dem mächtigen Stamm der Birke aus dem Boden wuchs, nur etwa zwei Ellen hoch.
Dalarr war ihrem Blick mit den Augen gefolgt und schmunzelte, dabei betrachtete sie das kleine Bäumchen liebevoll.

“Ich dachte eigentlich dass du uns erst wieder Im Sommer besuchen würdest. Aber da du jetzt hier bist, wird es Zeit, dass du jemanden mitnimmst, der den Ausbau des Gwynnodal-Tempels in der Nordwacht vorantreiben kann.
Dieser Setzling wird das neue Zentrum des Tempels.”


Sasha nickte nur verstehend, wirklich überrascht war sie nicht. Die Reisegruppe wurde immer größer, ebenso wie die Ansammlung der verschiedenen Priester in der Nordwacht in Engonien….das versprach langsam wirklich interessant zu werden.
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Als Sasha das Langhaus von Bronnaq betrat stand Valadur einige Meter vom Eingang entfernt und hatte sie scheinbar schon erwartet.
Havald hatte ihm wohl schon berichtet was sie vor hatte.
Der Hohepriester hatte die Arme vor der breiten Brust verschränkt und eine Augenbraue hochgezogen, dabei blickte er Sasha in die Augen.
Die Wolfselfe konnte Valadurs Blick nur ein paar Sekunden standhalten, dann wich sie ihm aus und angelte sich einen Humpen aus dem Regal an der Wand, um irgendetwas zu tun zu haben.

Verdammt…können eigentlich alle Bronnaq-Priester so gucken…?


Mit leicht geduckter Körperhaltung setze sie sich an den Tisch und stellte den noch leeren Humpen vor sich ab. Dann schaute sie auf.
Valadurs Blick war weicher geworden, Sasha entspannte sich etwas und der Hohepriester seufzte tief.

“Ist das wirklich dein Ernst? Du willst versuchen ihn zurückzuholen?”

Er nahm sich auch einen Humpen und stellte ihn und eine volle Flasche Met auf dem Tisch ab.

“Ja...das ist mein Ernst.”

Sasha wartete ab was ihr Gegenüber sagen würde. Stattdessen öffnete der Hohepriester die verkorkte Flasche mit einem lauten “Plop” und schenkte erst der Wolfselfe und dann sich selbst ein.
Dann nahm er Platz, trank aber nicht und schaute Sasha prüfend an.

“Du weißt dass du damit an einem gefährlichen Grat wanderst, den zu übertreten bedeuten würde, sich gegen den Kreislauf zu stellen?”

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

“Warum denkst du wird Luna dir deinen Wunsch gewähren? Ohne ihre absolute Zustimmung wird das alles zum Scheitern verurteilt sein.”

Wieder eine Feststellung.
Sasha dachte kurz nach.

“Ich weiß. Und genau das ist ja auch mein Problem und der Grund warum ich nicht weiß ob das Ganze eine dumme oder eine ganz dumme Idee ist. Aber Jakopps Seele ist so anders wie die anderen, die uns begleiten. Ich bin es ja gewohnt dass die verstorbenen Askarier hier sind, aber er ist….verzweifelt. Er will so nicht sein und das macht mich fertig.
Vielleicht….vielleicht ist er ja auch schon gar nicht mehr im Kreislauf. Oder der Kreislauf hat sich geirrt...oder er…”


Sie kam nicht weiter, denn Valadurs Aura veränderte sich von einem Augenblick zum anderen schlagartig. Seine Stimme wurde nicht wirklich lauter, doch sie trug nun durch das komplette Langhaus und ging der Wolfselfe durch Mark und Bein.

“Der Kreislauf irrt sich nicht Paladin! Es gibt nur immer wieder Geschöpfe, die ihn nicht ehren und denken sie wüssten es besser!”

Sasha fuhr so heftig zusammen dass sie fast ihren Humpen vom Tisch gefegt hätte und zog den Kopf zwischen die Schultern. Sie war heilfroh, dass sich der Tisch zwischen ihr und dem Hünen befand.
Sie versuchte auch erst gar nicht, dem Hohepriester in die Augen zu schauen, sie spürte förmlich wie sein stechender Blick aus zusammengekniffenen Augen auf ihr ruhte und hörte leise wie seine Kiefer mahlten vor unterdrückter Wut.
Rechtfertigungen würden jetzt nichts bringen, aber nichts zu sagen war wahrscheinlich genauso eine schlechte Idee.

“Ich maße mir nicht an über den Kreislauf zu urteilen, ich diene ihm nur. Und ich werde mich natürlich jedem Urteil beugen, dass die große Mutter fällt, ohne zu zögern.
Aber....“
*sie schaute nun doch auf* „Aber warum auch immer er in diesem Zustand ist, es muss irgendetwas geben was ihm helfen kann. Er ist so voller Schmerz und orientierungslos und ich fühle mich momentan völlig hilflos. Wenn die Entscheidung fällt, ihn zu Askar zu schicken, wenn es eine Möglichkeit dazu gibt, dann soll es so sein.
Hauptsache er muss nicht so bleiben.“


Die Worte waren scheinbar die richtigen. Valadurs Aura normalisierte sich wieder genauso schnell wie sie sich gewandelt hatte.
Sasha ließ geräuschvoll die Luft aus ihren Lungen, erst jetzt merkte sie, wie angespannt sie gewesen war.
Der Bronnaq-Hohepriester blickte sie noch ein paar Augenblicke nachdenklich an, dann nickte er entschieden.

„Gut. Wir werden sehen was die Großmutter sagt wenn sie aus dem Gebet zurückkehrt. Und dann werden wir einen Weg finden ihm zu helfen.“
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Sasha fühlte sich ein bisschen wie früher als kleiner Welpe, wenn sie etwas ausgefressen hatte, als sie schließlich vor der Großmutter stand, die sie zu sich gerufen hatte.
Den ebenfalls versammelten Rat, die führenden Hohepriester der einzelnen Orden, bemerkte die Wolfselfe kaum.

Die Großmutter schaute Sasha so lange mit ihren klaren Augen an, dass die Wolfselfe schon unruhig wurde. Dann endlich begann die Hohepriesterin zu sprechen.

“Ich habe so lange Zeit im Gebet verbracht, dass ich die Zeit schon vergessen hatte...und ich habe einige interessante und auch beunruhigende Erkenntnisse gewonnen.”

Wieder schwieg sie und schien über ihre nächsten Worte nachzudenken.

“Zuerst einmal gibt es die Möglichkeit, Jakopp zurück zu holen.”

Die Wolfselfe sank vor Erleichterung ein bisschen in sich zusammen.

Eine Möglichkeit ihn zurück zu holen. Keine Vorwürfe, kein absolutes Nein. Immerhin.

“Luna hat mir gezeigt was genau passiert ist, und ich sehe jetzt einiges klarer. Dass Jakopp so ruhelos ist und ganz anders wie die restlichen Seelen der gegangenen Askarier unglücklich mit seiner Situation hat etwas damit zu tun, dass er...nunja...nicht so richtig natürlich tot ist.
Also tot schon, aber...mhmm…”


Verärgert runzelte die Großmutter die Stirn während Sasha sie verwirrt anblickte.

“Lass es mich so ausdrücken: Nicht das Blutritual und der damit verbundene Blutverlust hat Jakopp getötet. Er wurde dadurch getötet, dass das Ritual die Seele aus seinem Körper riss um sie für die dunklen Machenschaften des Dämons...Gottes...was auch immer nutzen zu können.
Das ging durch die Bindung der Seelen von euch Askariern gehörig schief. Die Seele nutzte Haradmalus absolut nichts. Und blieb so in einer Art Zwischenform hängen.”


Nun schwieg die Großmutter und lies Sasha Zeit das gehörte zu verarbeiten. Und das hatte die Wolfselfe auch nötig. Sprachlos saß sie der Hohepriesterin gegenüber und guckte blöd aus der Wäsche.
Nach ein paar Augenblicken sprach die Großmutter weiter.

“Es gibt Rituale und Gebete um eine solche ruhelose Seele zu erlösen. Um sie weiter zu schicken und sie auf Argyles Schwingen zu unserer großen Mutter zu tragen. Doch er ist immer noch Askarier. Und zwar scheinbar einer der hartnäckigen Sorte.”


Die Großmutter seufzte tief und lächelte Sasha sachte zu.

“Und es gibt Gebete, die der Seele helfen, den Weg in den Körper wiederzufinden, dem sie so gewaltvoll entrissen wurde.
Ich habe mich mit dem Rat über diesen etwas ungewöhnlichen Fall unterhalten. Und habe ihnen Lunas Willen mitgeteilt. Sie sind...nun...sie sind wie immer ziemlich unterschiedlicher Meinung, doch schlussendlich stimmen sie natürlich dem Willen der großen Mutter zu.
Außerdem sind sie sich alle darin einig, dass der Seele dringend geholfen werden muss.”


Sasha wagte ihrerseits ein leichtes Lächeln.

“Dann...dann ist Luna damit einverstanden, dass ich versuche ihn zurückzuholen? Dass ich seine Seele wieder in seinem Körper verankere…wenn sie das denn möchte?”


Sie wagte nicht zu Atmen, doch die Großmutter setzte ihr kindlich spitzbübisches Lächeln auf.

“Das ist sie meine Kind...das ist sie.”
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Nach den ereignisreichen Tagen in der kleinen Weghütte (denn natürlich waren sie von einem Schneesturm eingeschlossen worden...) war eine gar nicht so kleine Reisegruppe auch schon wieder auf dem Weg zur Löwenburg.
Die Temperaturen waren etwas milder geworden, und auch wenn das bedeutete, dass das Wetter nasser wurde, so konnten sie recht problemlos in der ersten Nacht im Wald lagern.
Das Frühstück war fast vorbei, die ersten Reisenden begannen Pferde und Wagen zu beladen, alles war in Aufbruchsstimmung.

Als Sasha von ihrer Kiste aufstand und sich ausgiebig streckte ertönte aus ihrem Rücken ein so lautes Knacken, dass Havald überrascht aufschaute.

“Na? Alt geworden?”

Der spöttische Kommentar wurde von einem kurzen Aufblitzen der Besorgnis in den Augen des Bronnaq-Priesters begleitet...und diese Sorge war leider nicht ganz unbegründet.
Sasha hatte, wie vor dem Ritual angekündigt, mit ihrer eigenen Lebensenergie dafür gesorgt, dass die Kraft reichte, um Jakopps Seele aus ihrem Zustand zu befreien, auch wenn sie das alleine nie hätte bewerkstelligen können.
… der Preis war höher gewesen als erwartet…
Wahrscheinlich würde sie die wahren Ausmaße erst in einigen Tagen bemerken...wenn nicht sogar erst in ein paar Monaten oder noch später.
Momentan fühlte sie sich einfach nur müde und erschöpft, was aber genauso gut an der Art des Rituals und seinen Anstrengungen liegen konnte.
Und natürlich an dem selbst für Askarier sehr ausufernden Alkoholgenuss.

Sasha grinste den Priester schief an.
“Dich stecke ich immer noch in die Tasche wenn es drauf ankommt!”, was ihr ein amüsiertes Auflachen ihres Gegenüber einbrachte.

Der Blick der Wolfselfe fiel auf Jakopp und Skadi, die ein bisschen entfernt auf einem umgestürzten Baumstamm saßen und in ein angeregtes Gespräch über irgendwelche belanglosen Themen verstrickt waren, wobei beide mit ausschweifenden Armbewegungen nicht sparten.
Sasha wusste, dass das Gespräch nicht so belanglos war wie es nach außen hin wirkte. Die Argyle-Priesterin hatte Jakopps Seele zurück in den Körper geleitet und sie achtete jetzt auch weiterhin darauf, dass alles mit rechten Dingen zuging.
Und dass Jakopp auch wirklich Jakopp war.
...aber die beiden schienen sich gut zu verstehen.

Eine Zeit lang beobachtete sie das Geplänkel schmunzelnd.
Sie war wirklich mehr als froh, Jakopp wieder zu haben, es war ihr, als wäre ein Stück ihrer kaputten und vernarbten Seele geheilt worden.

Havald gab ihr einen leichten Faustschlag auf den Oberarm.

“Nicht träumen, wir müssen zusammenpacken und weiter, da wartet das nächste Problem auf uns.”
Sasha Timberlore Schattenwolf
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